Aus, vorbei: Mit einem 2:1 (0:0) gegen Meister SpVgg Unterhaching hat der FC 05 Schweinfurt die Saison 2022/23 in der Fußball-Regionalliga Bayern beendet. Unter dem Strich hat die über zwei Saison-Drittel furchtbare Gesamtleistung ein Happy End gefunden. Zuletzt acht Siege in neun niederlagefreien Spielen haben annähernd gereicht, um die vorsichtigste der vor Rundenbeginn geäußerten Zielvorstellungen zu realisieren: Vergleichbar zum Vorjahr abzuschließen, als man mit 31 Punkten Rückstand auf Meister Bayreuth Fünfter geworden war. Jetzt sind's halt 27 auf Haching.
Ein Höhepunkt der finalen Partie am Freitagabend: Die Verabschiedung der Spieler, die den Verein verlassen. Es war ein breites Gruppenfoto: 15 Spieler, darunter mit Nicolas Pfarr ein Eigengewächs zum FC Hopferstadt, dem Meister der Kreisklasse Würzburg 2, gehen bis dato sicher. Der Verbleib von Lukas Aigner, Dominic Schmidt und Malik McLemore ist noch offen. Das anschließende Spielchen war beidseitig so flott wie bedeutungslos. So dass sich statt des Blicks aufs Spiel ein bilanzierender auf die vier entscheidenden Saison-Etappen des FC 05 anbietet - und ein jeweiliges Fazit.
1. Etappe: Ein Neuanfang, die Sommervorbereitung und das 3:0 in Rain
Als Geschäftsführer Markus Wolf angekündigt hatte, sein finanzielles Engagement für die Saison 2022/23 zu reduzieren, war klar: Das Ziel "Meisterschaft", wie eine Spielzeit zuvor, würde es nicht geben - zumal mit Kickers und Unterhaching Top-Teams am Start waren. Es wurden primär Talente aus Nachwuchsleistungszentren verpflichtet und von "vorne mitspielen, wenn alles gut geht" gesprochen. Dann führte der von der Ulmer U19 gekommene Trainer Christian Gmünder die umgekrempelte Mannschaft durch eine starke Vorbereitung und zum 3:0-Auftakt in Rain. Fazit: Es wäre wohl was möglich gewesen Richtung Platz 3 bis 5.
2. Etappe: Zwei Derby-Pleiten und eine nie dagewesene Verletztenmisere
Anfang August war vom schönen Schein nichts über. Weil sich die Nullfünfer peinliche Auswärtsniederlagen bei Absteiger Heimstetten (2:3) und nach 3:1-Führung in Illertissen (3:4) fingen. Wegen desolaten Abwehrverhaltens, für das Gmünder nie eine Lösung fand. Daran änderte auch das 2:0 gegen Bayern II nichts. Im Gegenteil: Dieser Erfolg täuschte nur über die Heterogenität der Mannschaft weg. Eine exorbitant wachsende Verletztenmisere führte in die Derby-Pleiten gegen Aubstadt (0:1) und die Kickers (2:5). Fazit: Gmünder entfernte sich mit harsch werdendem Ton vom Team.
3. Etappe: 1:7 gegen Hoffenheim, ein verkorkster Restart und der Trainerwechsel
Abermals sorgte ein Sieg für falsche Signale: Das 2:0 gegen Heimstetten im Dezember war die Legitimation für Gmünder, weitermachen zu dürfen. Der 43-Jährige hatte fachlich kaum messbare Fehler gemacht, dann aber das Team ultraoffensiv in ein Testspiel-1:7 gegen Hoffenheim II getrieben - und sich weiter im Kommunikations-Strudel verloren. Zwei Punktspiel-Niederlagen gegen Illertissen (1:2) und Burghausen (0:3) später war Schluss: Gmünder und Sportleiter Robert Hettich mussten gehen, mit Coach Marc Reitmaier und Kaderplaner Andreas Brendler kamen regionale Kräfte. Fazit: Dem Profi-Tam-Tam wurde erstmals ein sichtbares Ende gesetzt.
4. Etappe: Eine aufschlussreiche Derby-Pleite, das 4:3 in Nürnberg und eine famose Serie
Bis die Spieler begriffen, dass es nicht um sie, sondern um das sportliche Überleben des Vereins gehe, dauerte es. Aber: Reitmaier traf den Nerv, die Mannschaft wirkte trotz zunächst unsteter Resultate selbstbewusster. Ein Segen: das 1:3 gegen die Kickers. Es zeigte Reitmaier, dass über Defensive nichts zu gewinnen ist. Mit Offensive und Dusel gelang mit dem 4:3 in Nürnberg die Wende - mit weiteren fünf Siegen in Serie. Fazit: Dieses Team war doch konkurrenzfähig, offenbar zuvor nur schlicht verängstigt.
Und jetzt wieder ein Neuanfang - so vielversprechend wie demütig
Auch wenn es schade ist, diesen Kader nun nicht mehr in eingespieltem Zustand zu sehen: Genauso wertvoll wie der Klassenerhalt ist das, was Brendler in zehn Wochen auf die Beine gestellt hat. 15 bis 18 Abgängen stehen bis dato 8 Neue, 4 Jugendliche und 7 Bleibende gegenüber. Dass die meisten Neuen aus der Bayern- und Landesliga gekommen sind, schreckt Brendler nicht: "Es geht nur um den Klassenerhalt." Fazit: Ein interessanter Mix aus Qualität, regionalem Spirit und Demut - repräsentiert auch durch die Vertragsverlängerung des Trainerteams um Reitmaier.
Derweil steht auch das Testspiel-Programm: 25. Juni beim FC Gerolzhofen, 1. Juli (14 Uhr) gegen die SG Barockstadt Fulda, 2. Juli (14 Uhr) gegen den FV 04 Würzburg, 8. Juli (17 Uhr) beim FC Fuchsstadt, 9. Juli bei Rot-Weiß Erfurt, 15. Juli (14 Uhr) beim TSV Abtswind. Am Wochenende 21./22. Juli beginnt die Regionalliga-Saison.
Man hätte die Saison jedoch viel erfolgreicher gestalten können. Respekt, was Marc Reitmaier aus der Truppe geholt hat.
Was mehr als deutlich geworden ist:
Verein hätte sich viel eher von Gmünder und Hettich trennen müssen.
Die Mainpost um Michi Bauer hätte die Zusammenhänge zwischen den vielen Verletzungen und der Trainingsarbeit von Gmünder mehr beleuchten müssen. Hier wäre es wünschenswert, wenn zukünftig mehr hinterfragt, recherchiert und dann auch kritischer berichtet wird.
Dem FC05 kann man zum eingeschlagenen Weg nur gratulieren und hoffen, dass er den Schwung mit in die neue Saison nimmt!
Die Methodik und der Umgangston von Gmünder waren katastrophal, da sind wir uns einig.