Da konnten Spieler und Trainer durch die Gegend analysieren wie sie wollten – auf den Punkt gebracht hat's kaum ein am Dallenberg Anwesender so trefflich wie Markus Wolf quasi im Vorbeistapfen. "Es nutzt nichts, dass die Kickers schlecht sind, wenn wir noch schlechter sind", sagte der Geschäftsführer und Hauptsponsor des FC 05 Schweinfurt nach der 1:3-(1:1)-Niederlage "seiner" Mannschaft beim FC Würzburger Kickers. Damit stecken die Nullfünfer nach ihrem Vier-Punkte-Zwischenhoch der vorangegangenen zwei Wochen wieder ganz tief drin im Abstiegskampf der Fußball-Regionalliga Bayern.
Der "Lucky Punch" habe gefehlt, fand 05-Coach Marc Reitmaier. Nun, ein wenig mehr war's schon. Man habe sich "teuer verkauft" – mehr war's nicht. Unterm Strich waren die Schweinfurter bei einem von vier sieglosen Spielen in Serie verunsicherten Gegner zu brav, zu sehr aufs Unheilabwenden bedacht, um selbst die entscheidenden Akzente zu setzen. Wie leicht das gehen hätte können, hatte vor allem die Schlussphase der ersten Halbzeit gezeigt – die wenigen wirklich packenden Minuten vor knapp 5000 Zuschauenden, die (abgesehen von einer kürzen Pyro-Zündelei im Gästeblock) für eine beidseitig tolle Atmosphäre und den eigentlichen Derby-Höhepunkt gesorgt hatten.
Schweinfurt kurz vor der Pause sogar kurz vor dem Führungstreffer
Während der Tabellenzweite kaum mehr als gefühlte 99 Prozent Ballbesitz und ein von Peter Kurzweg formidabel herausgespieltes und durch Dardan Karimani lässig vollendetes 1:0 (19.) auf der Pfanne hatte, sorgten die Schweinfurter mit drei Blitzaktionen für drei Hundertprozenter, somit für ein klares Chancenplus und das 1:1: Benjamin Hadzic setzte FWK-Keeper Eric Verstappen unter Druck, der spielte Pascal Moll den Ball in die Füße, doch der Jabiri-Vertreter schoss wiederum Verstappen an (39.). Nach einem Freistoß von Kristian Böhnlein köpfte 05-Innenverteidiger Lucas Zeller ans Außennetz (40.). Doch dann der Treffer, der so gar nicht mehr aus dem Nichts kam: Böhnlein-Ecke, Zeller-Kopfball – 1:1 (43.).
"Wir waren anfangs zu passiv, haben es nicht geschafft, wie geplant im Mittelfeld zuzustechen", so 05-Sechser Böhnlein – am Ende klar bester Schweinfurter. "Dann haben wir gemerkt, dass die auch zittern." Nur: Auch der FC 05 stand nicht stabil, war bei den Schnittstellenpässen nicht präzise genug. Was den fehlenden Mumm nach der Pause, als es bei null losgehen hätte können für die Gäste, erklärte. "Wir hätten da mutiger sein müssen", so der 32-jährige Kronacher. "Aber wir hatten Angst vor Kontern." Ähnlich klang die Rechtfertigung der anhaltenden Zurückhaltung bei Reitmaier: "Wir sind nicht voll drauf, weil wir Räume für den Gegner verhindern wollten. Wir wollten uns nicht auseinanderfächern lassen."
Torjäger Adam Jabiri ist beim FC 05 in der Sturmspitze nicht zu ersetzen
Zwei Tore gelangen den Kickers, denen sonst nicht viel gelang, dennoch: Nach einer scharfen Diagonal-Hereingabe von links stand am zweiten Pfosten Benyas Junge-Abiol richtig (57.), einen befürchteten Turbo-Konter, anfangs der Saison noch ein verlässliches Pfund der Kickers, vollendete Saliou Sané in der Nachspielzeit, um den Korken in eine Flasche Derby-Discounter-Fusel zu pfropfen. "Zu leicht", ärgerte sich Böhnlein.
Dass die Gäste selbst genau genommen gar nichts mehr Zwingendes ablieferten, lag an mangelnder Leidenschaft. So bremsten Moll, Hadzic oder am Ende der aufgerückte Zeller immer wieder ein, zwei Meter vorher ab, statt den Unsicherheitsfaktor Verstappen im Kickers-Tor auch mal physisch im Luftkampf zu attackieren. "Wir haben einige Halbaktionen nicht ausreichend zu Ende gespielt", fand Reitmaier smarte Worte. Und wusste, mit wem es etwas anders hätte aussehen können: Adam Jabiri. Doch der Oberschenkel des 38-jährigen Torjägers wäre noch ein unkalkulierbarer Unsicherheitsfaktor gewesen. Ein Risiko, das angesichts der anstehenden Kellerduelle vermieden werden sollte. "Einen vergleichbaren Center-Spieler haben wir eben nicht."
Nur zwei Punkte Vorsprung – und die Tabelle liefert ein trügerisches Bild
Und so kassierte der FC 05, dem auch auf beiden Außenbahnen kompakte Abläufe in der Rückwärtsbewegung abgingen, eben nach dem 2:5 im Hinspiel abermals eine Niederlage gegen den unterfränkischen Rivalen, musste aber ungeachtet der gesehenen Tagesqualität ja auch nicht gegen diesen seine Punkte im Abstiegskampf holen. "Die direkten Duelle sind viel wichtiger", blickte Böhnlein bereits auf den kommenden Samstag, wenn die SpVgg Hankofen-Hailing ins Sachs-Stadion kommt – zu einem, ja, wieder einmal, Sechs-Punkte-Spiel. Die Niederbayern liegen auf dem ersten direkten Abstiegsplatz, vier Punkte hinter den Schweinfurtern – aber mit drei Partien weniger.
Da unmittelbar vor den Nullfünfern mit Vilzing und Ansbach zwei Konkurrenten ebenso gewonnen haben wie unmittelbar hinter ihnen Buchbach und Fürth, sorgt die Situation für maximalen Druck. Zwei Punkte sind's mal wieder nur noch auf die Relegationsplätze. Angesichts einiger ausstehender Nachholspiele der Mitstreiter um den Ligaverbleib mahnte Sportleiter Andreas Brendler deswegen zu Wachsamkeit: "Wir dürfen uns von Platz zwölf nicht blenden lassen. Die Tabelle lügt."