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Fußball: Regionalliga Bayern
Ein defensiv stabiles Kollektiv: Der FC 05 Schweinfurt will sich oben einreihen
23 Akteure, davon 14 unter 23 Jahre, elf Neuzugänge: Die um eine Achse aus vier Routiniers neuformierte Mannschaft hat in der kommenden Saison vor allem ein Ziel – die alte ganz schnell vergessen zu machen.
Mit diesem Kader geht der FC 05 Schweinfurt in der Fußball-Regionalliga Bayern in die Saison 2022/23 - hinten von links: Nicolas Pfarr, Lukas Aigner, Fabian Cavadias, Pascal Moll, Lucas Zeller, Lukas Billick, Vitus Scheithauer, Georgios Spanoudakis, Dominic Schmidt, Amar Suljic; mittlere Reihe: Sportdirektor Robert Hettich, Geschäftsführer Markus Wolf, Trainer Christian Gmünder, Athletiktrainer Nils Brendel, Torwart-Trainer Norbert Kleider, Adam Jabiri, Kristian Böhnlein, Teamarzt Dr. Matthias Blanke, Teamarzt Dr. Simon Herwerth, Physiotherapeut Noah Wagner, Betreuer Dominik Sperath, Betreuerin Sandra Kühlinger; vorne: Julius Landeck, Marco Zietsch, Tim Kraus, Kevin Fery, Bennet Schmidt, Nico Stephan, Malik McLemore, Severo Sturm, Jacob Engel und Alexander Bazdrigiannis. Es fehlen: Felix Schwarzholz und Physiotherapeut Fabian Illig.
Foto: FC 05 Schweinfurt | Mit diesem Kader geht der FC 05 Schweinfurt in der Fußball-Regionalliga Bayern in die Saison 2022/23 - hinten von links: Nicolas Pfarr, Lukas Aigner, Fabian Cavadias, Pascal Moll, Lucas Zeller, Lukas Billick, Vitus ...
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 23:51 Uhr

So schnell können sich Voraussetzungen verändern: War der FC 05 Schweinfurt im Juli 2021 noch beinahe gezwungen, als amtierender Meister der Fußball-Regionalliga Bayern und nach verpasstem Aufstieg in die Dritte Liga Platz eins zum Ziel zu erklären, klingt 2022 einiges deutlich unaufgeregter. Oben mitspielen, die Fans zurückgewinnen – das hört sich nicht unambitioniert an, lässt den selbstgewählten ganz großen Druck aber außen vor. Ein Neuanfang. Und ja, auch Aufbruchstimmung. 

Geerdet hat den Verein und seine Verantwortlichen eine von sportlichen Tiefschlägen gepflasterte Saison, an deren Ende Platz fünf stand – mit 31 Punkten Rückstand auf Meister Bayreuth. Es wurde zwischenzeitlich sogar darüber nachgedacht, das Projekt Profifußball zu den Akten zu legen. Doch letztlich schüttelte Geschäftsführer und Hauptsponsor Markus Wolf seine Enttäuschung ab und nimmt zusammen mit Sportdirektor Robert Hettich, dem neuen Trainer Christian Gmünder und einer runderneuerten Mannschaft noch einmal einen Anlauf unter professionellen Bedingungen.

Die Vorbereitung

Es war ein gewaltiger Umbruch: 13 Abgänge, elf Zugänge – geschuldet letztlich auch dem Umstand, dass es intern nicht mehr gepasst hatte. "Dass noch ein Gerüst aus dem vergangenen Jahr geblieben ist, macht es für mich einfacher", spielt Gmünder auf die Feldspieler-Achse von Verteidiger Lukas Billick, über die Mittelfeldakteure Kristian Böhnlein und Kevin Fery bis Torjäger Adam Jabiri an – gleichzeitig die Ältesten im Team und auch in der Vorbereitung Stammspieler. Die lief für die Schweinfurter sportlich hervorragend: Sechs Spiele, fünf Siege und eine starke Vorstellung bei der einzigen Niederlage, dem 1:2 bei Zweitligist 1. FC Nürnberg. Zudem kehrte mit Defensivspieler Vitus Scheithauer ein Langzeitverletzter zurück auf den Platz, 13 Monate nach seinem Kreuzbandriss aus dem Pokalspiel in Eichstätt.

Die Mannschaft

Es ist eine sehr junge Mannschaft mit 14 U-23-Spielern. Das war in der Zusammenstellung des mit 23 Mann recht schmalen Kaders die Philosophie von Hettich und Wolf – und danach haben sie den Trainer ausgesucht: "Ich kann ganz gut mit jungen Spielern" - sagt Gmünder über Gmünder. Und über die elf Neuzugänge: "Wir haben ein wirklich gutes Gefühl nach all den Gesprächen. Ich habe das Gefühl: Da kann etwas Großes entstehen." Im Vergleich zur Vorsaison wirkt der Kader homogener, robuster und verantwortungsbewusster – als Kollektiv. Ein gutes Beispiel dafür war das schwächste der sechs Testspiele: Gegen Bayernligist FV 04 Würzburg hatten die Schweinfurter eine hohe Fehlerquote und lagen 1:2 zurück – sie spielten die letzte halbe Stunde nicht besser, erzwangen aber einen "dreckigen" 3:2-Sieg

Das System

In den sechs Testspielen waren neben einem 4-1-4-1 , Gmünders favorisiertem System, auch die Varianten 4-2-2-2 und 4-2-3-1 zu sehen. Fix war stets die Viererkette. "Wir können auch im Spiel zwischen zwei, drei Systemen variieren. Wenn wir anlaufen und keinen Zugriff kriegen, muss ich aus der Grundordnung von 4-1-4-1 verschieben. Es bringt ja nichts, stur zu bleiben", ist Gmünder mit der Umsetzung taktischer Variabilität bis dato zufrieden.

Die Torhüter

Der FC 05 geht mit zwei Torhütern in die Saison – gewagt. 2021 musste Bennet Schmidt die damalige Nummer eins, Luis Zwick, bereits am fünften Spieltag vertreten und das mit Anlaufschwierigkeiten. Jetzt ist Schmidt die Nummer eins, mit einem Spiel in der Regionalliga Südwest für Freiburg II und dann 16 in der Bayern-Staffel für Schweinfurt nicht gerade hochgradig erfahren. Zuletzt überzeugte der 22-Jährige freilich mit guter Ballbehandlung am Fuß und beeindruckendem Eins-gegen-Eins-Verhalten: "Er hat eine enorme Spannweite", beeindrucken Gmünder auch die 1,94 Meter Körpergröße ("ein Leuchtturm").  Stellvertreter ist mit dem 21-Jährigen Nico Stephan (2 Regionalliga-Einsätze) ein unerfahrener Keeper, Springer ist im Notfall einer der A-Jugend-Torhüter.

Die Abwehr

56 Gegentore in der vergangenen Saison – dieser Baustelle galt die größte Aufmerksamkeit: Es wurden sechs potenzielle Verteidiger verpflichtet. Drei davon stehen nun in der Viererkette, die bis auf weiteres erste Wahl sein dürfte: links der vom SC Freiburg II gekommene Jacob Engel ("kann laufen wie ein Pferd und hat eine gute Flanke"), rechts Lukas Aigner (Chemnitzer FC; "ein Beißer, der dem Spiel mit seiner Emotionalität Impulse gibt") und neben Routinier Billick in der Innenverteidigung  Lucas Zeller (TSG Hoffenheim II) – mit 1,94 Metern ein Hüne, der bei Offensiv-Standards mit seiner Kopfballstärke auch für Tore sorgen soll. "Diese Vier haben sich eingespielt", so Gmünder. "Zu Stabilität gehört, dass wir nicht jede Woche durchwechseln."

Die Reihe der Kandidaten, die bei Bedarf in die Kette rutschen könnten, ist zunächst um einen Schlüsselspieler kleiner geworden: Bei Fabian Cavadias, der 21/22 sechs Zweitliga-Spiele für den FC Ingolstadt 04 absolviert hatte und in Schweinfurt neben der Position des Rechtsverteidigers auch für die Sechs vorgesehen war, ist beim Spiel in Nürnberg die alte Sehnenverletzung im linken Oberschenkel wieder aufgebrochen – er wird mehrere Monate ausfallen. Eine personelle Nachjustierung scheint nicht ausgeschlossen.

Das Mittelfeld

Der Mannschaftsteil mit der höchsten Durchlässigkeit – das Zauberwort heißt, dank einer Vielzahl unterschiedlicher Spieltypen, Variabilität. Was schon vor der Abwehr beginnt: Einzel-Sechs oder Doppel-Sechs – beides denkbar. Die beiden Top-Kandidaten: Tim Kraus und Dominic Schmidt. Kraus ist der Mann für die Spieleröffnung, "marschiert", wie Gmünder das ausdrückt. Schmidt, vom FC Augsburg II gekommen, ist klassischer Abräumer, der auch Innenverteidiger spielen kann. Eine der positiven Überraschungen in der Vorbereitung war der aus der Bayernliga vom TSV Abtswind gekommene Severo Sturm. "Eine Rakete", sagt Gmünder und meint die enorme Grundschnelligkeit des 22-Jährigen. Er ist, wenn es gegen mitspielende Mannschaften auf Tempo ankommen wird, auf dem rechten Flügel das Pendant zu Malik McLemore (links), dem vielleicht schnellsten Spieler der Liga – gleichwohl sich links Böhnlein mit seiner Routine festgespielt zu haben scheint.

Immer noch voller Elan: FC-05-Torjäger Adam Jabiri (Mitte). Im Hintergrund: Kristian Böhnlein, ein weiterer Schweinfurter Routinier, der für Stabilität sorgen soll.
Foto: foto2press | Immer noch voller Elan: FC-05-Torjäger Adam Jabiri (Mitte). Im Hintergrund: Kristian Böhnlein, ein weiterer Schweinfurter Routinier, der für Stabilität sorgen soll.

In Geduldspielen sollen Kreativ-Köpfe wie Kevin Fery oder der aus Burghausen gewechselte Georgios Spanoudakis "für fußballerische Lösungen sorgen, aus der zweiten Reihe die Fäden ziehen". Und dann sind da noch zwei verkappte Stürmer, die in der Vorbereitung aber überwiegend auf der Zehn zum Einsatz gekommen sind: Pascal Moll (vom 1. FC Nürnberg II) und Amar Suljic, die klassischen Eins-gegen-Eins-Spieler, "die, wenn wir es nicht mit Pass-Pass-Pass lösen können, etwas machen, womit keiner rechnet".  

Der Angriff

Der FC 05 verfügt mit Adam Jabiri über einen Mittelstürmer, der Lebensversicherung und Achillesverse gleichzeitig sein kann. 104 Regionalliga-Tore hat der 38-Jährige geschossen, mit 28 Treffern war er 2017/18 Regionalliga-Torschützenkönig, vergangene Saison waren es 25 Tore. Heißt aber: Passieren sollte ihm tunlichst nichts, denn ein zweiter verlässlicher Torschütze vom Dienst, wie 21/22 Meris Skenderovic mit 18 Treffern einer war, existiert auf dem Papier nicht. Gleichwohl nennt Gmünder mit Suljic, Moll und Sturm drei potenzielle Vertreter. "Unser Spiel würde sich verändern", sagt Gmünder und tendiert für diesen Fall zu einer Doppelspitze um Suljic. Dem attestiert der Trainer "ein hohes Tempo", er könne "dribbeln und Tore schießen"; in der Vorbereitung waren es fünf Treffer sowie vier Vorlagen. Und wenn alle Stricke reißen: Zeller hat schon Sturmspitze gespielt. Gmünder: "Unsere Devise muss heißen, nicht jeden Ball auf Jabiri zu spielen, sondern auch in der Spitze variabler zu werden."

Das Ziel

Das Wort Meisterschaft nimmt in Schweinfurt niemand in den Mund. "Aber es wäre auch vermessen zu sagen, wir wollen einen einstelligen Tabellenplatz erreichen", weiß Gmünder um die Erwartungen, denen sich der FC 05 als Profi-Klub stellen muss. "Oben mit einreihen", lautet seine Vorgabe. "Das Maximale herausholen." Den Rest müsse die Dynamik der Liga regulieren. "Ich wünsche mir eine Entwicklung wie in Ulm: Da waren Anfang letzter Saison 1000 Fans da, am Ende waren es über 3000. Ein Ziel für uns wäre zu erleben, dass Mannschaft, Stadt und Fans so eng zusammenrücken, dass kein Blatt Papier dazwischen passt."

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    Der gute Adam mit der Achillesverse (!).
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