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Fußball: Regionalliga Bayern
Die etwas andere Bilanz einer verkorksten Regionalliga-Saison: Die vielen Fehler des FC 05 Schweinfurt
Nach der 2:3-Niederlage bei Viktoria Aschaffenburg ist die Regionalliga-Saison für die als Titelfavorit gestarteten Nullfünfer beendet. Warum sie zum Ende hin zum Alptraum geworden ist.
So sieht Enttäuschung aus: Die ratlosen Schweinfurter Spieler (von links) Marco Zietsch, Kristian Böhnlein und Nicolas Pfarr (nach der Niederlage beim FC Bayern München II).
Foto: Frank Scheuring, foto2press | So sieht Enttäuschung aus: Die ratlosen Schweinfurter Spieler (von links) Marco Zietsch, Kristian Böhnlein und Nicolas Pfarr (nach der Niederlage beim FC Bayern München II).
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:46 Uhr

Da stand der Schweinfurter Trainer Jan Gernlein im VIP-Zelt der Aschaffenburger Viktoria und konnte einem leidtun: Zahlreiche Spieler, Mitarbeiter, Gönner sowie Fans des Vereins feierten rund um den schmuck eingerichteten Zeltbau, als wären sie gerade Meister geworden und hätten nicht nur mit Platz neun ihr Minimalziel erreicht. Der FC 05 hatte gerade mit einer 2:3-Niederlage seines, Rang drei, vergeigt und die Saison in der Fußball-Regionalliga Bayern als Fünfter beendet. Nach einer katastrophalen Restrunde 2022 mit nur noch 19 von 48 möglichen Punkten und zuletzt sechs sieglosen Partien in Folge. "Die letzten Wochen haben dazu beigetragen, dass ich dem Verein keine Träne nachweine" – Frust pur bei Gernlein.

Er hatte als bisheriger Co am 1. April übernommen für den zu diesem Zeitpunkt überraschend geschassten Trainer Tobias Strobl. Zu dem er immer noch ein "tolles Verhältnis" hat. "Wir bleiben Freunde, die sich nicht nur über Fußball definieren." Gernlein fühlt sich ein bisschen als Bauernopfer, als einer, der den zu diesem Zeitpunkt sportlich bedeutungslosen Job halt zu Ende gebracht hat, ohne auf eine zerfallende Mannschaft noch Einfluss zu haben.

"Hätte Tobi das Team bis zum Saisonende betreuen dürfen, hätten da am Ende wohl noch 17 oder 18 Spieler zur Verfügung gestanden" – in Aschaffenburg waren es noch 14 plus zwei Ersatztorhüter, von denen einer Mannschaftsbetreuer Andreas Binner war, der dann auch in den Schlussminuten in den Kasten durfte. "Weil er das Schnüdelherz am rechten Fleck hat, so viel Leidenschaft und Energie investiert hat." Gernlein deutete nicht nur damit an, dass es einigen anderen Akteuren daran gefehlt habe, um ab Februar bei "nur" 13 Punkten Rückstand (und einem Spiel Rückstand) eine Aufholjagd zu starten – am Ende sind es jetzt 31 Zähler weniger als Meister Bayreuth, der aber noch einmal spielt. Selbst auf die zweitplatzierten kleinen Bayern sind es aktuell 23 Miese.

Auffallend viele kranke und verletzte Schweinfurter Spieler im Frühjahr

Es fehlten jedenfalls im Frühjahr, zu der Jahreszeit, in der es gemeinhin die wenigsten Verletzten und Kranken gibt, auffallend viele Gesichter im Training und bei den Spielen ("die Gründe lagen beim Verein und auch den Spielern"). Was sich in den Leistungen niederschlug: "Wir konnten nicht in Aschaffenburg, nicht in den letzten Wochen und eigentlich auch nicht in der ganzen Saison Spiele bis zum Ende mit letzter Konsequenz verteidigen", so Gernlein. Wo Bayreuth reihenweise spät noch den Siegtreffer setzte, kassierte der FC 05 noch Ausgleich oder Niederlage. Darüber konnten die zwischendurch immer wieder aufploppenden hohen Heimsiege nicht hinwegtäuschen. "Das 2:3 ist in letzter Instanz also ein Spiegel der Saison."

"Die letzten Wochen haben dazu beigetragen, dass ich dem Verein keine Träne nachweine."
Trainer Jan Gernlein über die Auflösungserscheinungen beim FC 05 Schweinfurt im Frühjahr

Fürwahr: Statt die 2:1-Pausenführung nach Treffern von Meris Skenderovic (32., tolle Einzelleistung) und Kristian Böhnlein (44., Foulelfmeter) nach ordentlichem Start in die zweite Halbzeit geduldig herunter zu spielen, luden die vogelwild werdenden Schweinfurter ("den übrig gebliebenen Jungs gingen verständlicherweise die Körner aus") keineswegs starke Aschaffenburger ein, das Spiel noch in den letzten zehn Minuten zu drehen. Dass daran mit Benedict Laverty ausgerechnet ein Ex-05er mit zwei Treffern und einem Assist den größten Anteil hatte, machte die finale Demütigung nach einer ohnehin demütigenden Runde perfekt. Am Ende war der Meister von 2021 und selbsternannte Titelfavorit demontiert.

Ob der physische Zustand der Mannschaft bereits vor dem desaströsen Frühjahr nicht der beste war, ob Strobl und Gernlein zu sehr auf individuelle Qualität gebaut haben, statt echtes Wir-Gefühl zu erzeugen, lauf- und kampfstarke Konditions- und Mentalitätsmonster auf den Platz zu bringen – Spekulation. Fakt indes ist, dass das Team 2021/22 mit dem auf Aschaffenburger Wunsch hin von Samstag auf Dienstagabend vorverlegten Schlussakt endgültig Geschichte ist. "Wir fahren jetzt mit dem Bus heim und gehen auseinander", so der 29 Jahre alte Coach. Es gebe keinen letzten gemeinsamen Mannschaftsabend, keine interne Verabschiedung.

Zehn Spieler, ein Trainer und ein Betreuer verlassen den FC 05

Die am vergangenen Samstag vor dem Spiel gegen Illertissen (1:2) sei, so der ebenfalls scheidende Trainer, der sich ein Engagement "in der Nachwuchsabteilung eines Zweit- oder Drittligisten" vorstellen kann, ohnehin nicht die herzlichste gewesen. Zehn Spieler laufen künftig nicht mehr für den FC 05 auf: Florian Pieper (Viktoria Aschaffenburg/Regionalliga), Meris Skenderovic (TSV 1860 München/3. Liga), Thomas Haas (FC Würzburger Kickers/Regionalliga), Nico Rinderknecht (SV Donaustauf/Zweiter der Bayernliga Süd) haben bereits einen neuen Vertrag, Emir Bas fängt eine Ausbildung an, das Ziel von Luis Zwick, David Grözinger, Martin Thomann, Amar Cekic und Edin Hyseni ist noch unbekannt.

Die zwei in der Ersten eingesetzten U-19-Spieler, Elias Reiher und Robin Zeitler, wechseln beide zum TSV Großbardorf in die Bayernliga, um Spielpraxis zu sammeln. Im Gegenzug haben die Schweinfurter mit Severo Sturm (TSV Abtswind/Bayernliga), Julius Landeck (TSV Großbardorf/Bayernliga), Georgios Spanoudakis (Wacker Burghausen/Regionalliga), Lukas Aigner (Chemnitzer FC/Regionalliga) und Alexander Bazdrigiannis (SC Freiburg II/3. Liga) bis dato fünf neue Akteure verpflichtet. Und in Christian Gmünder (SSV Ulm/U-19-Bundesliga) einen neuen Trainer – dessen primäre Aufgabe es in der am 13. Juni beginnenden Vorbereitung sein dürfte, der Mannschaft wieder Teamgeist zu vermitteln und ein Herz einzusetzen.

Die sportliche Ausrichtung wird bescheidener angelegt sein, Sportdirektor Robert Hettich sprach von "einer guten Mannschaft", deren oberste Priorität jedoch "nicht auf dem Aufstieg" liegt. Erste Testspiele stehen auch fest: am 17. Juni beim SV Hüttenheim (B-Klasse), am 21. Juni gegen den Würzburger FV (aktuell Bayernliga) und am 25. Juni gegen den TSV Abtswind (Bayernliga). Zudem soll am 5. Juli anlässlich der 120-Jahr-Feier der FT Schweinfurt (Landesliga) ein Stadtderby stattfinden.

 
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