Felix Schwarzholz war der Held des Nachmittags: In der 89. Minute versenkte der Schweinfurter Mittelfeldmann den Ball im Tor – kurz nachdem der Nürnberger Can Yilmaz Uzun das 3:3 (88.) erzielt hatte; dabei blieb's, der FC 05 Schweinfurt hatte so das Fußball-Regionalliga-Match beim 1. FC Nürnberg II mit 4:3 (1:1) für sich entschieden, das schon wild begann: Kaum vier Minuten waren auf dem Nürnberger Max-Morlock-Platz am Valznerweiher gespielt, da versprang Niklas Jahn die Kugel, der Ex-Clubberer Pascal Moll zog aus 20 Metern ab und überwand den verdutzten Torwart Nikolai Kemlein – 0:1. Doch dieser Blitzstart war wenig später nur noch Makulatur. Grund: Ein einfacher langer Ball, der den Ausgleich und ein weiteres Kapitel der wilden Berg- und Talfahrt einleitete.
Lucas Zeller war's, der sich nach einem flachen Pass von Jermain Mischalke überlaufen ließ, der dann keine Mühe hatte, den herauslaufenden FC-05-Keeper Bennet Schmidt zu bezwingen (10.). Wie so oft ein vermeidbarer Gegentreffer, der Coach Marc Reitmaier, seines Zeichens früherer Verteidiger, auch wurmte – was in den kommenden Tagen wohl auch Teil der Aufarbeitung dieses Lichtblicks ohne große tabellarische Auswirkung sein wird: "Riesenkompliment an meine Mannschaft, wie sie das Spiel nach den Nackenschlägen angenommen hat, aber wir haben auch nur eine Partie gewonnen."
Nach einem Versuch von Schwarzholz, der Kemlein prüfte (19.), fing sich das Nürnberger Perspektivteam nämlich und suchte, oft um schöne spielerische Lösungen bemüht, regelmäßig Yunsang Hong, mit Torschütze Nischalke und 20-Treffer-Mann Leonardo Vonic Teil der Drei-Mann-Spitze. Spätestens bei Fabian Menigs Kopfball nach einer Lukas-Schleimer-Ecke (41.) musste die grün-weiße Hintermannschaft kräftig durchatmen.
Marco Zietsch und ein Elfmeter stellen den Spielverlauf auf den Kopf
Kurz nach Beginn der zweiten Hälfte kam es in der Morlock-Platz-Achterbahn allerdings wieder anders: Marco Zietsch traf mit einem Kullerball zum umjubelten 2:1 der Schweinfurter (49.), als sich die Club-Hintermannschaft in einem verheerenden Sekundenschlaf befand – somit vollendete neben Moll, der kurz vor dem Pausenpfiff angeschlagen vom Platz musste, der zweite Ex-Nürnberger in Reihen der Schweinfurter. Und Zietsch, der aus Respekt auf das Feiern seines Treffers verzichtete, leitete mit einer passgenauen Ecke auch die nächste 05-Chance ein – Lukas Aigner köpfte allerdings drüber (53.). Doch das hätte den Spielverlauf doch ein bisschen zu sehr auf den Kopf gestellt.
Das passierte, als Schlussmann Kemlein Mittelfeldmann Schwarzholz abräumte, den Ball wegschlug und der frühere Club-Jugendakteur Benjamin Hadzic den aus Nürnberger Sicht strittigen Strafstoß verwandelte (63.). Als Schleimer zwei Minuten darauf den Anschluss markierte, wurde den Gästen vor Augen geführt, dass die chronisch auftauchenden Löcher in der Hintermannschaft doch nicht so leicht zu kitten sind. Nach dem Tor von Uzun eigentlich auch gar keine Randnotiz – doch Schwarzholz legte einfach fix den Schalter um.
"Aktuell kann ich das noch gar nicht so richtig glauben. Wir haben die letzten Wochen so viel aufs Maul bekommen, nach dem 3:3 dachte man auch, dass alles wieder scheiße ist – doch jetzt ist es eine geile Sache. So machen wir am Samstag gegen Pipinsried weiter", sagte der Siegtorschütze gelöst, ehe er sich mit den spontanen Feierlichkeiten beschäftigen konnte. "Geplant ist da jetzt noch nichts."
Schwarzholz strahlte in diesen Momenten mit seinem Coach um die Wette, der seinem Team neuen Glauben an sich verpasst hat: "Wir sind fleißig, haben hier um jeden Meter gekämpft – die Moral ist nun eine andere. Ich hatte natürlich nicht mit einem 4:3 gerechnet, eher einem 1:0 für uns. Doch auch so war der Sieg richtig wichtig", erklärte Reitmaier. Doch nun muss er sich schnell auf das Heimspiel gegen Pipinsried fokussieren, denn: Der FC 05 bleibt auf Rang 16 – auf dem Abstiegs-Relegationsplatz kann ein Sieg eben auch sehr fix wieder wertlos sein.