Zehn kleine Schweinfurter... Irgendwie fällt einem, wenn man sich die Verletztenliste des Fußball-Regionalligisten FC 05 Schweinfurt anschaut, dieser kontroverse US-Zählreim ein. Der hierzulande und Gott sei Dank durch die Toten Hosen sowie einen schmackhaften Magenbitter ein freundlicheres Gewand bekommen hat. Anders als im Liedchen werden's bei den grün-weißen Kickern allerdings nicht weniger, sondern immer mehr. Zehn von 21 Feldspielern verletzt, bleibt ein Rumpfteam, das am Freitagabend beim TSV Aubstadt keine Antwort fand auf das aus der einzigen Chance resultierende 1:0 der Gastgeber. Der Aufwärtstrend nach zuletzt zwei Siegen wurde jäh gestoppt, der Rückstand auf Unterhaching beträgt bereits acht Punkte.
"Ein kleiner Qualitätsverlust ist ganz normal", bilanzierte 05-Trainer Christian Gmünder nach dem wenig intensiven Spiel, das mit etwas Phantasie auch 1:1 hätte ausgehen können. Ja, auch die Nullfünfer waren einmal im Strafraum gefährlich, doch Nicolas Pfarr scheiterte nach vorangegangenem Lupfer an TSV-Keeper Lukas Wenzel (33.) und daran, das Aubstadter 1:0 durch Joshua Endres (20.) zu egalisieren - bei dem der Schweinfurter Georgios Spanoudakis, der ansonsten auf der für ihn ungewohnten Sechs ein prima Spiel ablieferte, mit einem Ausrutscher mitgeholfen hatte.
FC 05 hofft auf drei bis vier Rückkehrer vor dem Derby gegen die Kickers
Spanoudakis war anschließend nicht nur "sehr enttäuscht" sondern auch einsichtig: "Da haben wir gepennt." Streiche "wir", ersetze "ich", dann passt's. Dass diese Szene die "ganze Mannschaft gepusht hat" stimmte jedenfalls - nur brachte das mitunter schicke Anlaufen der Gäste nichts, weil in schöner Regelmäßigkeit am Strafraum Schluss war. "Wir können jetzt eine Woche regenerieren, zum Derby wollen wir alle fit sein."
Das mit dem "fit sein" dürfte eine Woche vor dem nächsten Derby am Freitag gegen die ihrerseits gegen Unterhaching ebenfalls mit 0:1 unterlegenen Würzburger Kickers ein Wunschgedanke sein. Hoffnung existiert bei Lukas Billick und Lukas Zeller, womit wenigstens wieder Innenverteidiger dabei wären, sowie bei Mittelfeld-Allrounder Fabian Schwarzholz und bei Torjäger Adam Jabiri ("eine enge Kiste"), dem Gmünder angesichts der vielen in die Leere des Strafraums rauschenden Halbfeld-Flanken zugetraut hätte, der Partie eine Wende zu geben: "Er wäre derjenige gewesen, der den Gegner wegdrückt und den Kopf hin bekommt." Aber er war nicht da - wie Pascal Moll, der zwar im Sturmzentrum anwesend war, jedoch keinen Ball verarbeiten konnte und den Beweis an Konstanz noch schuldig bleibt.
Von der Schweinfurter Auswechselbank kommen aktuell überwiegend A-Jugendliche
Ein bisschen Routine täte dem Schweinfurter "Kindergarten" mit seinen sieben U-23-Spielern in der Anfangsformation ganz gut. Zumal für prekäre Momente keine Regionalliga-erfahrene Kräfte in der Hinterhand waren. Drei A-Jugendliche und der 21-jährige Julius Landeck waren neben Keeper Bennet Schmidt die Bankbesetzung. Entsprechend sei's für die Stammkräfte im achten Spiel binnen 25 Tagen "ein Abnutzungskampf" gewesen, so Gmünder. Der vor dem Kickers-Spiel Zweck-Optimismus verbreitet und Zusammenhalt als wichtigste Tugend predigt: "Mund abputzen und zusammenrücken. Auch im nächsten Derby wollen wir über unsere Grenzen gehen."
Auch? In Aubstadt warfen sich die Schweinfurter in Lauf- und Ballwege - aber war das wirklich Endspiel-Mentalität wie drei Tage zuvor gegen Fürth? "Die Spieler sind rauf und runter marschiert", umschreibt es Gmünder. "Weswegen ich an jeden einzelnen meiner Spieler glaube." Auch an Debütant Lorenz Bäuerlein, an den erneut kurz zum Einsatz gekommenen Maurice Volz, an den erstmals von Beginn an auflaufenden Alexander Bazdrigiannis ("verständlich, dass er nicht auf Anhieb alle weg dribbelt") - wohl wissend, dass das Spieler sind, die sich schwer tun werden mit spielentscheidenden Impulsen gegen qualitativ wertiger besetzte Kickers.
Trainer sieht keinen Zusammenhang zwischen Trainingsintensität und Verletzungen
"Ob wir reif genug für dieses Spiel sein werden, kann nur das Spiel zeigen" - wenn ein Trainer mit dem Brustton der Überzeugung schwadroniert, klingt das anders. "Hilfestellungen werden wir den Jungs schon geben müssen", sagt Gmünder, der "eine Verletzungsmisere dieses Ausmaßes bisher noch nirgends erlebt" habe. Woher kommt's? Zu viel und intensiv trainiert? Der 42-jährige schüttelt den Kopf, erklärt: "Natürlich haben wir uns knallhart hinterfragt und das Ganze zusammen mit der Physioabteilung analysiert. Aber fast alle Verletzungen sind aus dem Spiel heraus passiert."
Und wenn dann eine Schraube aus dem Knie springe, wie bei Vitus Scheithauer, dann seien das nicht zu verhindernde Rückschläge. Denen so schnell keine sportlichen mehr folgen sollten, will der FC 05 sich nicht bereits Anfang September aus der Spitzengruppe verabschieden.