
Die Wasserversorgung in Bayern steht im Klimawandel vor großen Herausforderungen, erst recht im trockenen Unterfranken. Die Stadt Würzburg bezieht ihr Trinkwasser seit 125 Jahren aus den Zeller Quellen und versorgt damit mengenmäßig die Hälfte ihrer Bevölkerung. Um diese Versorgung auch in Zukunft sicherzustellen, will die Trinkwasserversorgung Würzburg GmbH (TWV) das Wassereinzugsgebiet der Zeller Quellen besser schützen.
Das Problem: Auf dem gleichen Gebiet, in der Altertheimer Mulde, gibt es große Pläne von zwei Unternehmen aus dem Landkreis Kitzingen. Der Gips-Weltmarktführer Knauf aus Iphofen will dort ein großes Bergwerk bauen, die Recyclingfirma Beuerlein aus Volkach eine Deponie für toxisch belastete Bauabfälle errichten. Das sorgt für Interessenskonflikte.
In diesen Grafiken und Fotos ist zu erkennen, was unterirdisch im Westen von Würzburg passiert und oberirdisch das Leben von mehr als 80.000 Menschen in der Stadt und im Landkreis nachhaltig beeinflussen kann.
1. Wasserschutzgebiet für die Zeller Quellen: Warum die Erweiterung so groß sein soll

Von acht auf 66 Quadratkilometer will die Trinkwasserversorgung Würzburg (TWV) das Wasserschutzgebiet für die Zeller Quellen erweitern, um 65.000 Menschen in der Stadt auch künftig sauberes Trinkwasser zu garantieren. Von möglichen Auflagen betroffen wären knapp ein Dutzend Landkreisgemeinden mit etwa 18.000 Bewohnerinnen und Bewohnern.
Der Grund für die geplante Erweiterung: Im unterirdischen Wassereinzugsgebiet der Zeller Quellen bieten nur etwa zehn Prozent aller Bodenüberdeckungen (dunkelgrüne Einfärbung) dem Grundwasser ausreichend Schutz. 35 Prozent der Deckschichten haben laut TWV eine sehr geringe bis geringe Schutzfunktion. Den Kluft- und Karstgrundwasserleiter könne man sich wie einen Emmentaler Käse vorstellen: mit Trennfugen im Gestein. Dadurch könnten Schadstoffe leicht ins Grundwasser gelangen und würden schnell weitertransportiert.
2. Einzugsgebiet: Wie das Grundwasser unterirdisch von Altertheim bis nach Würzburg fließt

Die Schüttung der Zeller Quellen ist mit 190 Liter pro Sekunde enorm. Die Brunnen der meisten Gemeinden liefern 5 bis 10 Liter Wasser pro Sekunde. Das bedeutet: Das Wassereinzugsgebiet ist groß.
Unterirdisch nutzen Stadt und einzelne Landkreisgemeinden verschiedene Wasservorkommen im gleichen Gebiet: Greußenheim nutzt Wasser aus dem unteren Muschelkalk, die Zeller Stollen aus dem mittleren Muschelkalk. Die unterirdische Wasserscheide ist die Grenze zwischen den Einzugsgebieten Altertheim und den Zeller Stollen.
3. Bergwerk: Wie Knauf Gips aus der Erde holen will ohne Einfluss auf das Grundwasser

2027 könnte es bereits existieren: Bayerns größtes Bergwerk, ein Labyrinth unterirdischer Tunnel für den Gipsabbau – mitten im künftigen Trinkwasserschutzgebiet im Landkreis Würzburg. Das Bergwerk werde stabil gebaut, sagt die Firma Knauf, als Kammer-Pfeiler-Bau. Mehr als 50 Prozent der Gips-Lagerstätte (Pfeiler) sollen stehen bleiben, Chemikalien oder Wasser nicht zum Einsatz kommen.
Knauf will den Gips mit mindestens neun Metern Abstand unter dem größten Grundwasserleiter, der "mittleren Dolomite" abbauen. Die Stollen sollen in einer Tiefe zwischen 70 und 130 Meter liegen und sich auf 7,1 Quadratkilometer erstrecken. Gipsvorkommen und Grundwasser seien durch "undurchlässige Gesteinsschichten" getrennt, sagt Knauf – die Rampe als Zufahrt ins Innere sowie der Wetterschacht zur Belüftung würden komplett abgedichtet.
4. Bauschutt-Deponie: Warum der Standort der geplanten Nutzung umstritten ist

In Helmstadt will die Volkacher Recyclingfirma Beuerlein ihre Tongrube zu Unterfrankens einziger Deponie der Klasse 1 (DK1) umwidmen lassen. Am Rand des geplanten Wasserschutzgebiets soll leicht toxischer Bauschutt gelagert werden, der nicht mehr recycelbar ist.
Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof in Ansbach rügte den Standort, der laut Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg noch im Einzugsgebiet der Zeller Quellen liegt. Die Befürchtung: Giftstoffe könnten ins Grundwasser gelangen und so zur Gefahr für die Gesundheit der Menschen werden, die aus diesem Gebiet ihr Trinkwasser beziehen.
Die Klage der Stadt Würzburg, der Stadtwerke Würzburg und der Trinkwasserversorgung Würzburg GmbH gegen den Beschluss des Bergamtes Nordbayern, die geplante DK1-Deponie zu erlauben, ruht. Im Hintergrund laufen Mediationsgespräche zwischen den Beteiligten.
Hinweis der Redaktion: In einer ersten Version des Artikels hieß es "Im unterirdischen Wassereinzugsgebiet der Zeller Quellen bieten nur etwa zehn Prozent aller Bodenüberdeckungen (rote Einfärbung) dem Grundwasser ausreichend Schutz." Richtig ist: Auf der Karte haben diese gut schützenden Bodenschichten eine dunkelgrüne Einfärbung. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.
Aha! In England recycelte man 2015 schon 42%.
Recyceln wird natürlich nur ein Baustei sein, den REA-Gips zu ersetzen. Aber Knauf hat es versäumt, sich rechtzeitig um einen Ersatz des billigen REAgipses zu kümmern. Man hat darauf gesetzt weiterhin, oft auch eine Schädigung der Natur in Kauf nehmend, Naturgips abbauen zu können. In vielen Ländern ohne natürliche Gipsvorkommen sind Alternativen schon lange üblich. Siehe auch: https://www.wasser-in-gefahr.de/ . Knauf ist sicher findig genug, sich den Markt auch mit Ersatzprodukten zu erschließen.
Die Sorge um unsere unverzichtbaren Wasservorkommen ist kein parteipolitisches Geplänkel, Herr Spiegel.
Einer der Milliarden auf sein Konto hat kann sich alles erlauben- dann zahlt er halt die Strafe- wenn er statt 50 % doch 95% abgebaut hat. Trinkwasser, Naturschutz und Klimaschutz ... darüber wird nur gesprochen und zerredet und trotzdem wird zum beispiel ein gesunder Wald lieber abgeholzt und versiegelt für ein neues Industriegebiet... der Spruch " AUS FEHLERN LERNEN" muss man ändern in "DER MENSCH LERNT NICHT AUS SEINEN FEHLERN " traurig aber war 😢
A. Pattaro
In Unterfranken gibt es mindestens bereits 30er 4 Deponien der Klasse 1 und 6 der Klasse 2!
Die angedachte Deponie Deponieklasse I (DK I) ist eine Deponie für mäßig belastete (nicht gefährliche) Abfälle. Dies ist die Regeldeponie für mäßig belasteten Erdaushub und Bauschutt und vergleichbare mineralische gewerbliche Abfälle.
Sehr geehrte Redakteurin en! Diese Art der Aufarbeitung ist keine Glanzleistung und auch keine Meinung sondern soll offensichtlich politisch Einfluss nehmen!
Das Thema Knauf sollte daher auch genauer untersucht werden!
Siehe auch: https://www.la-by.bayern.de/media/themenbereiche/fachplanung/2024-01-31_abfallrecht.pdf
Siehe auch: https://www.lfu.bayern.de/_data_extern/abfall/alle_deponien/deponieliste_bild.pdf
Aber hier, wo es tatsächlich um reale Risiken und konkrete Gefahren geht, wird aus wirtschaftlichen und sachfremden Gründen ernsthaft erwogen, massive Risiken einzugehen, lässt man sich einlullen.