Es brodelt im westlichen Landkreis Würzburg. Grund der Aufregung: die mögliche Neuausweisung eines 66 Quadratkilometer großen Wasserschutzgebietes "Zeller Quellen". Es soll langfristig die Trinkwasserversorgung der 130 000-Einwohner-Stadt Würzburg sichern. Doch dem Vorhaben, das sich seit fast 30 Jahren hinzieht, steht jetzt offenbar die in Helmstadt geplante Mülldeponie entgegen.
Die Akteure: Auf der einen Seite das Umweltamt des Landratsamtes Würzburg, das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg (WWA) und die Trinkwasserversorgung Würzburg (TWV), die um den Schutz des Grundwassers fürchten. Auf der anderen Seite die Firma Beuerlein in Helmstadt, die ihre Tongrube zu einer Mülldeponie der Klasse 1 umwidmen lassen möchte, sowie das Bergamt Nordbayern in Oberfranken, das der Deponie noch zustimmen muss. Mittendrin: Die verunsicherten Bürgermeister der Landkreisgemeinden Helmstadt, Altertheim, Waldbrunn, Eisingen, Waldbüttelbrunn, Höchberg, Hettstadt, Greußenheim und Zell am Main sowie der Gemeinde Großrinderfeld im Main-Tauber-Kreis.
Anfang 2021 hatte die Gemeinden ein Schreiben des Landratsamtes Würzburg erreicht mit der Aufforderung, innerhalb von vier Wochen Stellung zu nehmen zu einer angedachten Veränderungssperre für das neu festzusetzende Wasserschutzgebiet "Zeller Quellen". Einzige Information: eine Karte des Gebietes, dessen genauer Verlauf nach 30 Jahren hydrogeologischer Untersuchungen und Gutachten nun feststeht.
Wird eine Veränderungssperre erlassen, wäre dort für mindestens drei Jahre alles verboten, was der Ausweisung des Schutzgebietes entgegen steht. Eingriffe in den Untergrund, Kläranlagen, Straßen, Industriegebiete, Erdwärme, Windkraft oder Landwirtschaft wären, wenn sie die Trinkwassergewinnung gefährden, je nach Lage nicht oder nur unter Auflagen möglich. Für ein normales Einfamilienhaus bräuchte es keine Ausnahmegenehmigung. Aber beispielsweise für die geplante Trasse der B26n zwischen Hettstadt und Greußenheim, den Gipsabbau der Firma Knauf bei Altertheim oder eben die Mülldeponie Beuerlein.
Was die Sperre im Detail für jede einzelne Gemeinde bedeuten würde, ist unklar. Helmstadts Bürgermeister Tobias Klembt (CSU) zeigt sich irritiert: "Selbstverständlich ist uns der Trinkwasserschutz wichtig, aber meine Aufgabe ist es, die Planungshoheit des Marktes Helmstadt zu sichern. Da würde ich mir doch wünschen, mehr als diesen einen Zettel zu bekommen." Die meisten Gemeinden haben sich nun einen Rechtsbeistand besorgt.
Landratsamt und Wasserversorger versuchen, die Wogen zu glätten. Die Frist für die Gemeinden wurde bis 14. März verlängert. Geologin Cornelia Wolfram vom Wasserwirtschaftsamt appelliert an die Bürgermeister: "Die Wasserversorgung der Stadt Würzburg ist nicht ersetzbar. Wir haben keine Alternative. Wir brauchen dieses Schutzgebiet". Durch den Klimawandel werde die Grundwassersituation immer angespannter.
Doch warum handelt man erst nach 30 Jahren Planung? Und warum nun so schnell? Das künftige Wasserschutzgebiet sei erst jetzt "hinreichend konkretisiert", so das Landratsamt. Zudem habe man erst Ende Oktober von "Bedenken des Wasserwirtschaftsamtes gegen ein geplantes Vorhaben im künftigen Wasserschutzgebiet" erfahren, "weshalb es besonders dringend wurde, den Erlass einer Veränderungssperre zu prüfen".
Steffen Beuerlein, Geschäftsführer der Firma Beuerlein, sagt, es habe ein "konstruktives Gespräch" mit TWV, WWA und Landratsamt gegeben. Für die geplante Mülldeponie, die am Rand des erweiterten Wasserschutzgebiets liegen würde, sieht er "auf jeden Fall die Möglichkeit eines gemeinsamen Kompromisses".
Die Stadt Würzburg liegt nicht im Wasserschutzgebiet“
Das stimmt doch nicht!
Guckst Du Planung-Karte bitte
und
Lesen nacht frei😃
Übrigens, die B26n braucht niemand. Der Straßenverkehr, sei’s jetzt MIV oder Strassengüterverkehr muss eh eingeschränkt bzw. auf umweltverträglichere Verkehrsmittel verlagert werden.
Die betroffenen Gemeindehäuptlinge und ihre aufgeregt gackernden Räte, sollten in ihre Überlegungen mit einbeziehen, dass es die Stadt Würzburg mit ihren Bildungseinrichtungen, Arbeitsplätzen, Kulturangeboten, etc. ist, die den Gemeinden überhaupt die Wertigkeit gibt, die sie heute haben.
BTW: ich bin ein Landei.
Augenscheinlich haben wir nicht nur ein Grundwasserverteilproblem, das macht Sorgen!
Das frische Spessartwasser kommt für Sie mithin erst dann in Betracht, wenn das dörfliche Umland völlig leergepumpt ist?
...Ach ja, Ihre Lebensmittel wachsen ohnedies in den Discounterregalen, ich vergaß. - Mithin eine nicht hinnehmbare Zumutung, dass die edle Blechkarosse in der Garage auf ihre regelmäßige befreiende Dusche verzichten sollte...
Nur randständig angemerkt: Das Menschlein benötigt etwa 3-4 Liter Trinkwasser am Tag, ein täglicher Prokopfverbrauch ist derzeit bei etwa 150 Litern anzusiedeln (Prädikat unverzichtbar: WaschMasch, Spülmasch, Toilettenspülung, Dusche/Bad, Autowaschanlage, Bewässerung des Vorgärtchens etc.pp.) Brauchen Städter noch mehr!? Muss jeder Wasserverbrauch mithin auch Trinkwasserqualität haben!? - Ist das nachhaltig!?
dass das für Aufregung sorgt.
Allerdings zeigt die Auflistung der Akteure, dass da offensichtlich nicht nur die Stadt WÜ "Begehrlichkeiten" anmeldet, sondern auch der Landkreis.
Aus gutem Grund, will mir scheinen.
Mainfranken wird trockener, war/ ist immer wieder in verschiedenen Berichten zu lesen. Wasser und insbesondere sauberes Trinkwasser sind aber unabdingbare Voraussetzungen für Lebensraum und Menschen (und "die Wirtschaft"!!). Es wird schon lange Zeit, sich diesem Thema hinreichend zu widmen. Dazu werden sich alle Beteiligten (Stadt, Landkreis, Gemeinden) an einen Tisch setzen und gemeinsam(!) beschließen müssen, was gemacht wird (und wer sich wie bzw. in welcher Höhe zu beteiligen hat). Sich hinstellen und sagen: ohne mich/ uns, kann definitiv keine Lösung sein.
Interessant ist, wie diese äußerst befähigten Hydrogeologen die Gipsvorkommen in der „Altertheimer Mulde“ beurteilen: Fahrt nach Staufen im Breisgau / Baden-Württemberg und nehmt geflissentlich zur Kenntnis, wie sehr man in der jeweiligen fachlichen Beurteilung voll, aber wirklich voll daneben liegen kann!
Die dortigen Einwohner jedenfalls werden mit ihrem Schicksal alleingelassen...
Die Gemeinden leisten Ausgleichszahlungen an die Landwirtschaft zum Schutz des Trinkwassers und die Stadt bedienst sich einfach.
Reicht es nicht schon, dass die Gemeinden im Speckgürtel für die Städter kostenfrei Parkraum schaffen zur Naherholung auf dem Land?
Die einen zahlen, die anderen nutzen.
Miteinander geht anders!!!
Für wie einfältig haltet ihr Wasserwirtschaftler uns "Dörfler"!?
Macht Stadtluft mithin frei/er!? Schreitet der Klimawandel forthin derart rasant voran und damit einhergehend die unverkennbare Wasserknappheit, worauf man sich in obigen Einlassungen ja sogar sprichwörtlich beruft, darf man dann die Bauern im ländlichen Umfeld quasi rechtlich legitimiert vollends "verdursten lassen". Sollen wir dann in die Stadt reisen und uns dort unser Wasser einkaufen. Frisches Nass nur noch gegen Bezahlung, ehrlicherweise muss man attestieren: GEGEN DOPPELBEZAHLUNG!
Nun ja, mit uns Bauern/Dörflern kann man ja alles anstellen...
Das Land soll der Stadt Würzburg kostenlos den Wasserschutz gewähren.