
Die juristische Auseinandersetzung mit ehemaligen hohen Mitarbeitern der Diözese Würzburg macht seit knapp sechs Jahren immer wieder Schlagzeilen. Zuletzt mit einer Verleumdungsklage gegen Bischof Franz Jung. Jetzt meldet die Pressestelle des Bistums: Der Bischof und einer der ehemaligen Führungskräfte, Otmar Finger, haben sich "versöhnt". Details dieser Versöhnung nennt das Bistum in der Meldung nicht.
"Bischof Dr. Franz Jung und Herr Otmar Finger, früherer Leiter der Liegenschaftsabteilung des Bischöflichen Ordinariats Würzburg und ehemaliger Geschäftsführer der SBW-Bauträger- und Verwaltungs-GmbH, haben sich jüngst in der zwischen ihnen schwebenden Auseinandersetzung angenähert und eine Versöhnung erreicht", heißt es in der Mitteilung. Beide Seiten seien übereingekommen, auf weitere rechtliche Schritte zu verzichten.
Finger war 2018 freigestellt, der Aufsichtsrat der kirchlichen St. Bruno-Werk Bauträger- und Verwaltungs-Gesellschaft (SBW) wegen "Compliance-Problemen" aufgelöst worden. Das Bistum Würzburg stellte bei der Staatsanwaltschaft Anzeige wegen Veruntreuung von Kirchengeldern und verklagte die führenden Mitarbeiter zivilrechtlich. Der damalige Domkapitular und Kunst- und Baureferenten Jürgen Lenssen wurde beschuldigt, zu teure Kunstwerke angeschafft zu haben.
Bischof "bedauert Belastungen" durch öffentliche und juristische Auseinandersetzung
Die folgenden Prozesse verloren das Bistum beziehungsweise seine Immobiliengesellschaft SBW allesamt. Im Strafverfahren vor dem Landgericht Würzburg wegen des Verkaufs des kirchlichen Erbachshofs bei Eisingen (Lkr. Würzburg) wurde Ex-Geschäftsführer Finger weder Fehlverhalten nachgewiesen, noch ein Schaden für die Kirche.
"Bischof Jung bedauerte die Belastungen, die Herrn Otmar Finger und seiner Frau durch die nahezu sechsjährigen öffentlich, auch gerichtlich ausgetragenen Differenzen entstanden sind", heißt es jetzt in der Mitteilung.
Wie viel Geld bekommt der frühere Geschäftsführer als "Versöhnung"?
Räumt der Bischof damit auch ein, Finger und die anderen Beteiligten zu Unrecht beschuldigt und aus ihren Ämtern entfernt zu haben? Nachfragen beantworten sowohl Jung als auch Finger gegenüber dieser Redaktion nicht. So bleibt auch offen, wie viel Geld der 67-Jährige als "Versöhnung" bekommt. Zuletzt hatte Finger eine Entschädigung sowie die Übernahme seiner Rechtsanwaltskosten in Höhe von rund 40.000 Euro gefordert. Unbeantwortet lässt der ehemalige Geschäftsführer auch, ob er eine Schweigeverpflichtung eingegangen ist und warum er sich im Alleingang auf Einigung mit dem Bischof eingelassen hat.
Denn auch das Künstlerehepaar, das den Erbachshof 2016 gekauft hatte, sowie Domkapitular Lenssen sehen sich durch das Vorgehen des Bistums geschädigt. Im August 2023 zeigten sie - gemeinsam mit Finger - den Bischof wegen falscher Verdächtigung, übler Nachrede und Verleumdung an. Gegen die Einstellung der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Würzburg wegen Verjährung legten sie Beschwerde ein.
Mit seinem Mandanten wolle der Bischof demnächst "Friedensgespräche" führen, sagt Jürgen Lenssens Anwalt Norman Jacob sen. Dass die Kirche in der Vereinbarung mit Finger erklärt, auf weitere rechtliche Schritte zu verzichten, sei angesichts der Prozesse, die das Bistum im bisherigen Rechtsstreit verlorenen hat, keine Überraschung.
SBW-Affäre des Bistums Würzburg noch nicht beendet
Dem Künstlerehepaar Sonja Edle von Hoeßle und Herbert Mehler wurde ihrem Anwalt zufolge noch kein Gespräch angeboten. Sie fordern eine Entschuldigung und Wiedergutmachung für erlittene Rufschädigung. Und ein weiterer Beteiligter der SBW-Affäre, der vom Bistum verklagt wurde, bereitet nach eigenen Angaben derzeit "rechtliche, auch strafrechtliche, Schritte gegen die Verantwortlichen der Diözese und der SBW vor".
Beendet ist die SBW-Affäre also noch nicht. Wie viel Geld das Bistum bislang für die zahlreichen Gerichtsverfahren in mehreren Instanzen sowie für Entschädigungen und Anwälte bezahlt hat, beantwortet die Pressestelle nicht.
War es jetzt die nüchterne betriebswirtschaftliche Betrachtung?
War es der Beginn der Aufgabe betonbischöflicher Positionen von H. Jung und seinem Generalvikar H. Vorndran? Wird man sehen, z. B. wie es in den anderen Fällen der SBW-Affäre des Bistums Würzburg oder in der Causa „Diakon Reinhold Glaser“ weitergeht.
Oder ist es wieder einmal nur ein Beispiel gelebter Symbiose von Ethik und Monetik, ersteres nicht allgemeingültig definiert, zweites in Euros zählbar? Typisch Amtskirche halt?