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WÜRZBURG
Verkauf des Erbachshofs: Diözese fühlt sich geprellt
2016 wurde ein Teil des Anwesens in Eisingen (Lkr. Würzburg) verkauft. Dazu gehören der Erbachshof und ein Park.
Foto: Patty Varasano | 2016 wurde ein Teil des Anwesens in Eisingen (Lkr. Würzburg) verkauft. Dazu gehören der Erbachshof und ein Park.
Gisela Schmidt
Gisela Schmidt
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:53 Uhr

Das Kommissariat 3 der Kriminalpolizei Würzburg, zuständig für Wirtschaftsstrafsachen, ermittelt gegen den gekündigten Geschäftsführer der SBW-Bauträger- und Verwaltungs-GmbH, Otmar F., wegen des Verdachts der Untreue. Im Detail geht es um den Verkauf des Erbachshofs in Eisingen (Lkr. Würzburg) im Jahre 2016 – und um viele Fragen: Weshalb hat die SBW dem Käufer 400 000 Euro bis Ende 2021 gestundet? Wer legte den Kaufpreis fest? Was wusste der Aufsichtsrat?

Werden die Aufsichtsräte als Zeugen oder Beschuldigte geladen?

„Ich hoffe, dass die zahlreichen offenen Fragen bald geklärt werden“, sagt Strafrechtsspezialist Hanjo Schrepfer, einer der externen Anwälte der Diözese, auf Anfrage. Schrepfer geht davon aus, dass sowohl Otmar F., als auch die ehemaligen SBW-Aufsichtsräte Albrecht Siedler, Adolf Bauer, Jürgen Lenssen und Bruno Greier in den nächsten Tagen von der Kripo geladen werden – und zwar „entweder als Zeugen oder als Beschuldigte“. Die Strafanzeige, die die Diözese am 12. Juli erstattet hat, richtet sich nach Informationen der Redaktion nicht nur gegen Otmar F., sondern auch gegen „gegebenenfalls weitere Verantwortliche“.

War das Kontrollgremium in den Verkauf komplett eingeweiht?

Die Diözese fühlt sich beim Verkauf des Erbachshofs in Eisingen geprellt. Die SBW hatte am 4. Oktober 2016 einen Teil des großen Anwesens – das aus dem Erbachshof selbst und einem Park bestehende „Filetstück“ – an ein Künstlerehepaar verkauft. Für das Geschäft hätte Otmar F. nach den damals geltenden SBW-Regeln die Zustimmung des inzwischen aufgelösten Aufsichtsrats der Gesellschaft gebraucht.

Ob das Geschäft ordnungsgemäß von dem Kontrollgremium genehmigt wurde, ist wohl umstritten. Wie die Redaktion aus sicherer Quelle erfahren hat, sei im Aufsichtsrat zwar Ende Juli 2016 über den Verkauf gesprochen worden. Ein konkreter Kaufpreis soll aber nicht protokolliert worden sein.

Kaufpreis betrug 1,365 Millionen Euro, 400 000 Euro wurden gestundet

Im Ordinariat, so war zu erfahren, habe man festgelegt, dass das Anwesen, für das es offenbar kein aktuelles Wertgutachten gab, für 1,4 Millionen Euro den Besitzer wechseln soll. Im notariellen Kaufvertrag wurde aber nur ein Kaufpreis von 1,365 Millionen Euro vereinbart. Wie es zu dieser Differenz von 35 000 Euro kam, ist noch fraglich.

Aber auch die 1,365 Millionen Euro sollen nicht vollständig geflossen sein. Recherchen der Redaktion haben ergeben, dass das Künstlerehepaar, das schon vor dem Kauf einen Teil des Erbachshofs angemietet hatte, zunächst nur 955 000 Euro bezahlt haben soll. 10 000 Euro sollen mit angeblichen aus dem Mietverhältnis bestehenden Ansprüchen „verrechnet“ worden sein. Und 400 000 Euro soll die SBW den Käufern fünf Jahre lang, bis Ende 2021 gestundet haben – und zwar zinslos.

Diözese erfuhr wohl erst nach der Beurkundung von dem Geschäft

Außerdem sei vereinbart worden, dass die SBW auf eigene Kosten Veränderungen an dem Grundstück vornehmen muss. Von all dem soll die Diözese erst nach der notariellen Beurkundung des Geschäfts erfahren haben. In den Protokollen des Aufsichtsrats sei davon keine Rede gewesen, heißt es.

Wurden im Gegenzug Kunstwerke angekauft?

Was die gestundeten 400 000 Euro angeht, so gibt es offenbar Hinweise darauf, dass Otmar F., der gleichzeitig von seinen Aufgaben als Leiter der Liegenschaftsabteilung des bischöflichen Ordinariats freigestellt wurde, sich in dieser Eigenschaft für das Künstlerehepaar stark gemacht haben soll: Die Diözese hat offenbar Anhaltspunkte dafür, dass er sich für den Ankauf von Werken des Paares durch kirchliche Einrichtungen eingesetzt hat. Ob die mit Mitteln aus der Kirchensteuer angeschafften Skulpturen und Bilder möglicherweise zu überhöhten Preisen gekauft wurden, um dem Ehepaar die Anschaffung des Erbachshofs zu „erleichtern“, müssen nun die Ermittlungsbehörden prüfen.

Die Anfrage der Redaktion, in welchem Umfang die Diözese und kirchliche Einrichtungen des Bistums seit Mitte 2016 Werke dieser Künstler angeschafft haben, beantwortet die Pressestelle des Ordinariats nicht. Pressesprecher Bernhard Schweßinger: „Die Diözese nimmt hierzu im Hinblick auf die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen keine Stellung.“

 
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Bei solchen Sachen

    stellt sich mMn aber nicht nur die Frage, wer da evtl. wem einen "Gefallen" getan hat, sondern ob dadurch wirklich Schaden angerichtet wurde. Es könnte ja z. B. durchaus sein, dass ohne dieses "Entgegenkommen" die betreffende Immobilie bis heute nicht verkauft wäre und die Diözese gar nichts bekommen hätte - im Gegenteil.

    Diese Hintergründe wären sicherlich auch zu klären, bevor gleich alle anfangen, "Skandal!" zu schreien.
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  • Arcus
    Prinzipiell haben Sie natürlich recht. Eine weitergehende Aufklärung täte gut. (Ich erwarte mir da von der MP, dass sie ihrer Aufgabe gerecht wird) .
    Andererseits kann ich mir nicht vorstellen, dass ein neuer Bischof ein solches Fass aufmacht, ohne sich ausreichend gut im Vorfeld zu informieren. Abgesehen davon, ob die Entscheidung richtig oder falsch war, der AR hat keine glückliche Figur gemacht. ( friendly spoken)
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Sehen Sie - @ Arcus -

    genau die Sache mit dem "neuen Bischof" gibt mir auch zu denken.

    Wäre es nicht ideal, um selber vorwärtszukommen, beim neuen obersten Chef, der noch gar nicht richtig weiß was vorgeht, die (bisherigen) Vorgesetzten mal so richtig anzuschwärzen? Egal was rauskommt - man kann eigentlich nur gewinnen und ist selber nicht wirklich in der Schusslinie. Wenn die Aktion gut läuft, fliegt das bisherige Management im hohen Bogen raus und man wird (zumindest mit einiger Wahrscheinlichkeit) in das entstandene Vakuum hinein befördert; wenn die Sache nur einigermaßen justiziabel ist, wird wahrscheinlich ein Aufhebungsvertrag gemacht und die Diözese braucht immer noch (einen) Nachfolger; und wenn es ganz schlecht läuft (womit wohl aber eher nicht zu rechnen ist, so wie es zzt. aussieht), hat der vorschnelle neue oberste Boss den Schwarzen Peter.

    Ich bin wirklich gespannt, wie es weitergeht. Hach, das ist ja fast wie Dallas in Mainfranken grinsen
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  • doc80
    Die Kirche kriegt den Hals nicht voll ! Die Schäfchen laufen zu 100 Tausenden weg.
    Doch weiterhin wird der ganze Hofschranzenapparat von staates Steuergeldern extra bezahlt. (Gehälter, Autos, usw.) Weg damit !
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  • 2ostsee
    Das war nicht "die Kirche" sondern einige Bevollmächtigte der Diözese!
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  • Castellon
    Die Alternative .. das Anwesen weitere Jahre still stehen und vermodern zu lassen wäre also besser? Wieso nicht gleich einen Großinvestor alles abreißen lassen.
    So kam endlich Leben in das schon lange so runtergekommene Anwesen!
    Dankbar müssen wir sein.. nicht kritisierend.
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  • 2ostsee
    Dankbar für was? Dass die Verantwortlichen Herren meinten so was fliegt nicht auf?
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  • al-holler@t-online.de
    Wenn sich rausstellen sollte, dass zur Finanzierung mit Kirchensteuergeld Kunstwerke überteuert gekauft wurde, wäre das ein triftiger Grund, aus der Kirche auszutreten - nicht wegen des verlorenen Glaubens an sich (den hat man, oder nicht), sondern wegen des geschwundenen Vertrauens in die Amtskirche.
    Dieses Vertrauen kann nur durch ein starkes Zeichen der Diözese wiederhergestellt werden; diese Zeichen wäre m.E., dass alle involvierten Personen ohne Rücksicht auch auf evtl. Meriten der Vergangenheit in Zukunft zuverlässig von Entscheidungen mit finanziellem Belang ferngehalten werden - und das für alle Zeiten.
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  • al-holler@t-online.de
    Eine leere Ausrede ist das: Zu diesen Konditionen hätten bestimmt auch andere angebissen - allein schon wegen der ZINSLOSEN STUNDUNG für 5 Jahre.
    Sie sollte nicht versuchen, mutmaßliches Unrecht auch noch zu rechtfertigen.
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  • rid.cully
    Ist schon sehr "kulant" gedacht. Geht ja auch nicht darum, ein Objekt einer guten Verwendung zugeführt wird, sondern um das wie. Und das stinkt mehr als gewaltig. Glaubt man dem Artikel, wurde getrickst und verschleiert. Alles sehr seltsam oder vielleicht einfach nur das ja eh nicht unumstrittene System "L". Sollte da jetzt mal wirklich jemand nachgraben, dürfte noch einiges an Fragwürdigem auftauchen. Achja, wer war denn im AR das in der kirchlichen Hierarchie höchste Mitglied? Ahaaa. Das Paar Mehler/von Hoesle ist bisher auch nicht besonders durch sakrale Kunst aufgefallen. Und wenn man sich die Videos des Erbachhof Art Projects ansieht, naja, dann stellt sich schon die Frage, wieso eigentlich wir Katholen die Selbstverwirklichung der Künstler teilfinanzieren müssen ... ich hätte auch gern sowas, gehöre aber auf die Zahlerseite. Mal sehen, vielleicht nicht mehr lange.
    Bischof Franz kann einem nur leid tun für einen solchen Einstieg in sein neues Amt hier.
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  • Braun_Matthias@hotmail.com
    Wie immer geht es bei der katholischen Kirche nur ums liebe Geld. War halt ein schlechtes Geschäft, nicht mehr und nicht weniger.
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  • Es wird spannend bleiben ! Und wer da noch glaubt, der AR wusste von alle dem nichts, der ist noch Gläubiger als alle Bischöfe zusammen!
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Jetzt wird´s interessant zwinkern
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  • Arcus
    Selbst wenn man beide Augen und die möglicherweise vorhandenen Hühneraugen fest zudrückt, der AR ist da seiner Aufsicjtspflicht nicht nachgekommen.
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