Dass ein Bistum seinen Kunstreferenten wegen der Anschaffung eines Kunstwerks verklagt, ist sehr ungewöhnlich. In bayerischen Diözesen wie München-Freising, Augsburg oder Regensburg gab es das bislang jedenfalls nicht. Der Sprecher der Erzdiözese Bamberg sagt, er habe von solch einem Vorgehen "noch nie gehört". Doch die Diözese Würzburg tat genau das: Sie forderte auf gerichtlichem Weg Geld von ihrem ehemaligen Kunstreferenten Jürgen Lenssen. Er soll die Kirche durch den Ankauf einer Skulptur geschädigt haben.
Termin vor Gericht war für Mitte Oktober angesetzt
Wie das Landgericht Würzburg dieser Redaktion bestätigt, sollte die Zivilklage der Diözese gegen Lenssen am 13. Oktober verhandelt werden. Am Dienstag erklärte Bistumssprecher Bernhard Schweßinger überraschend, dass die Diözese die Klage zurück ziehen wird.
In der Auseinandersetzung geht es um die Skulptur "Große Knospe" von Herbert Mehler, die seit 2016 vor der Würzburger Aldalberokirche steht. Kunstsinnige sind vom Licht-Schatten-Spiel der modernen Kunst vor der neuromanischen Kirche begeistert. Andere sehen in dem Objekt eher teuren, rostigen Stahl. Doch im Streit zwischen Diözese und Lenssen geht es nicht um Kunstgeschmack - sondern um Geld und um Macht beziehungsweise möglichen Machtmissbrauch.
In der Ära von Kunstreferent Lenssen hat die katholische Kirche einige Werke Mehlers angeschafft. Alleine die Diözese Würzburg besitzt laut Pressestelle fünf Werke des international bekannten Künstlers aus Eisingen (Lkr. Würzburg): eine über drei Meter hohe Skulptur auf dem Kiliansplatz hinter dem Dom und vier weitere im Inneren des Gotteshauses. Weitere Kunstwerke gehören einzelnen Kirchengemeinden.
Zwei Mehler-Skulpturen für Kirchengemeinden im Fokus
Bei der juristischen Auseinandersetzung geht es um zwei Skulpturen Mehlers, die Kirchengemeinden in Würzburg und Eisingen 2016 bekommen haben. Diese Anschaffungen sollen mit dem Finanzskandal zu tun haben, der das Bistum 2018 erschütterte: Die Bistumsleitung entmachtete damals überraschend die Führungsriege ihrer Immobilien-Gesellschaft SBW (St. Bruno-Werk Bauträger- und Verwaltungs-Gesellschaft) und zeigte Aufsichtsräte und Geschäftsführer an.
Der Vorwurf damals: Beim Verkauf des kirchlichen Erbachhofs für rund 1,4 Millionen Euro an just Herbert Mehler und seine Frau sei die Diözese im Jahr 2016 geschädigt worden. Wäre der Aussiedlerhof bei Eisingen nicht an das Künstlerpaar, sondern anderweitig verkauft worden, hätte man 300 000 Euro mehr dafür erhalten, hieß es. Das strafrechtliche Verfahren gegen den Geschäftsführer wegen des Verdachts der Untreue läuft noch, die Ermittlungen gegen andere wurden eingestellt.
Auf zivilrechtlichem Weg forderte die Diözese in verschiedenen, zum Teil noch nicht abgeschlossenen Verfahren Schadensersatz. Unter anderem verlangte sie vom SBW-Geschäftsführer und ehemaligen SBW-Aufsichtsratsmitgliedern wie dem damaligen Finanzdirektor und dem Kunstreferenten Geld zurück, das die Diözese für zwei Werke Mehlers bezahlt hat.
Der Kauf der Skulpturen fand im ähnlichen Zeitraum statt wie die Veräußerung des Erbachshof an Mehler. Der Geschäftsführer, der Finanzdirektor und Kunstreferent Lenssen spielten offenbar bei beiden Geschäften eine Rolle. So beriet Lenssen die Kirchengemeinde St. Adalbero nach deren Information bei der Anschaffung der "Großen Knospe".
Kirche sah Zusammenhang zwischen Kunst-Kauf und Finanzskandal
Diesen Zusammenhang wertete die Bistumsleitung offensichtlich als Machtmissbrauch: Aufsichtsräte und Geschäftsführer der SBW hätten die Anschaffung von Kunstwerken eingefädelt, um dem Künstlerpaar den Kauf des Hofes zu ermöglichen. Mittel der Kirche seien so verschwendet worden. Es geht um insgesamt etwa 150 000 Euro.
Die Diözese verklagte zunächst den SBW-Geschäftsführer. Doch die Klagen wegen des Ankaufs der Mehler-Skulptur in Würzburg wurden in erster und in zweiter Instanz abgewiesen, die Gerichte sahen keine Pflichten verletzt. Auch die Verhandlung um Schadensersatz für eine Skulptur in der Kirchengemeinde St. Nikolas in Eisingen hat die Diözese in der vergangenen Woche verloren.
Daraufhin änderte die Kirche ihren Kurs. Wie Sprecher Schweßinger am Dienstag der Redaktion mitteilte, habe man entschieden, "die gerichtliche Geltendmachung der entsprechenden Ansprüche auch gegen weitere handelnde Personen, darunter ein emeritierter Domkapitular, nicht weiterzuverfolgen".
Lenssen: "Freue mich über die Einsicht"
Lenssen, der von 1974 bis 2017 im Dienst der Diözese stand, hat das Vorgehen der Bistumsleitung offensichtlich sehr mitgenommen. Mit ihm habe niemand aus der Bistumsleitung über die Vorwürfe gesprochen. Von dieser Redaktion am Dienstag über den Klagerückzug informiert, erklärte der 74-Jährige: "Um so mehr freue ich mich jetzt über die Einsicht der Diözese."
Liebe Kirchensteuerzahler lasst euch von der Kirche doch nicht weiterhin für dumm verkufen und euch mit der kirchensteuer abzocken lassen. Die ganzen Kinderschänderskandale wo es ja in der Kirche auch noch gab und wohl auch noch weiterhin geben wird. Glauben braucht keine Kirche. Glauben braucht Glauben, Gott, die Bibel und Gebete. Tretet aus der Kirche aus. Nutzt das gesparte Geld für nichtkirchliche Kinderschutzprojekte oder die SOS Kinderdörfer oder unterstützt andere soziale oder umweltorientierte Projekte.