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Würzburg
Drei Strafanzeigen gegen den Würzburger Bischof: Frühere Führungskräfte werfen Franz Jung Verleumdung vor
Ehemalige kirchliche Führungskräfte erheben harte Anschuldigungen gegen Bischof Jung: Weshalb sie und zwei Künstler ihn angezeigt haben - und was das Bistum Würzburg sagt.   
Dem Würzburger Bischof Franz Jung werfen frühere Führungskräften des Bistums Verleumdung vor. Jetzt haben sie Anzeige erstattet.
Foto: Thomas Obermeier | Dem Würzburger Bischof Franz Jung werfen frühere Führungskräften des Bistums Verleumdung vor. Jetzt haben sie Anzeige erstattet.
Manfred Schweidler
 und  Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 12.08.2023 03:16 Uhr

Seit fünf Jahren verfolgt das Bistum Würzburg die ehemalige Führungsriege seiner Immobilientochter SBW mit juristischen Mitteln wegen des Verdachts der Untreue. Vor Gericht hatte das Bistum damit keinen Erfolg. Jetzt ist Bischof Franz Jung selbst ein Fall für die Staatsanwaltschaft: Zwei frühere Führungskräfte und das betroffene Künstlerpaar haben gegen den Würzburger Bischof Strafanzeige wegen Verleumdung erstattet. 

Den früheren Domkapitular und Kunstreferenten Jürgen Lenssen, der 2018 zu Unrecht unter Verdacht geraten war, vertritt der renommierte Würzburger Strafrechtler Norman Jacob sen.. Die Leitung des Bistums Würzburg habe "staatliche Behörden vorsätzlich für Zwecke missbraucht, willkürliche Strafverfolgungsmaßnahmen gegen Unschuldige zu inszenieren", heißt es in seiner Strafanzeige.

Jürgen Lenssen ist Priester, Domkapitular und ehemaliger Kunstreferent der Diözese Würzburg. 
Foto: Thomas Obermeier | Jürgen Lenssen ist Priester, Domkapitular und ehemaliger Kunstreferent der Diözese Würzburg. 

Auch der frühere Geschäftsführer der SBW GmbH (Sankt Brunowerk - Bauträger und Verwaltungs-GmbH) verklagt Bischof Jung sowie den damaligen Generalvikar. "Für mich ist die Anzeige der Versuch, nach fünf Jahren Terror durch die Kirche, einen Abschluss zu beginnen", sagt der 67-Jährige, der anonym bleiben will. Er hoffe, doch noch eine Wiedergutmachung zu erhalten.  

Der langjährige Immobilienmanager des Bistums war 2018 fristlos entlassen und angezeigt worden. "Ohne Durchführung der kirchenrechtlich obligatorischen Schlichtungsverfahren und ohne, dass er seine Sicht darstellen konnte, wurde mein Mandant eines massiven Betruges beschuldigt", schreibt sein Anwalt Ulrich Bildl in seiner Strafanzeige.

Niederlagen vor Gericht: Würzburger Bistum verlor die Prozesse wegen angeblicher Veruntreuung von Kirchenvermögen 

Vorgeworfen hatte die Bistumsleitung damals dem Geschäftsführer und Mitgliedern des SBW- Aufsichtsrats, darunter Lenssen, die Veruntreuung von Kirchenvermögen - unter anderem durch den angeblich zu billigen Verkauf des kirchlichen Erbachshofs in Eisingen (Lkr. Würzburg). Der Presse teilte das Bistum 2018 mit, es gehe um fehlende Transparenz und Kontrolle.

Die Prozesse gegen die Beteiligten hat die Diözese verloren. Zuletzt wies das Landgericht Würzburg in diesem März den strafrechtlichen Vorwurf zurück, der ehemalige Geschäftsführer habe durch Fehlverhalten die Diözese beim Verkauf des Erbachshofs geschädigt.

Das Künstlerehepaar Herbert Mehler und Sonja Edle von Hoeßle, das den Erbachshof 2016 gekauft hatte, klagt jetzt ebenfalls - unter anderem wegen falscher Verdächtigung, übler Nachrede und Verleumdung. 

Betroffene klagen an: Ruf geschädigt, übler Nachrede ausgesetzt

"Bischof Jung und der damalige Generalvikar kannten die Akten genau und wussten deshalb, dass der Verkauf des Hofs rechtmäßig war", sagt Anwalt Hans-Joachim Diener. "Trotzdem haben sie das Gegenteil behauptet und dadurch Strafverfolgungsmaßnahmen gegen Unschuldige ausgelöst." Obwohl die beiden Künstler nicht direkt juristisch verfolgt wurden, hätten ihr Ruf sowie ihre Kunstverkäufe unter den Anschuldigungen gelitten, argumentiert Diener.     

Die Malerin und Bildhauerin Sonja Edle von Hoeßle und der Bildhauer Herbert Mehler auf einem Archivbild in ihrem Atelier auf dem Erbachshof in Eisingen.
Foto: Patty Varasano | Die Malerin und Bildhauerin Sonja Edle von Hoeßle und der Bildhauer Herbert Mehler auf einem Archivbild in ihrem Atelier auf dem Erbachshof in Eisingen.

Auch der frühere Kunstreferent Jürgen Lenssen spricht von öffentlicher Rufschädigung durch die Anschuldigungen der Bistumsleitung. "Herr Dr. Lenssen fühlt sich zu Unrecht verdächtigt, als Unschuldiger verfolgt, der üblen Nachrede ausgesetzt und verleumdet", heißt es in der Strafanzeige.

Lenssens Wohnung war 2018 in seiner Abwesenheit von der Polizei aufgebrochen und durchsucht worden – ergebnislos, wie Anwalt Jacob anmerkt.  Auch durch die damalige "aufwendige mediale Aufarbeitung" des Falls sei "die Honorigkeit und Ehrenhaftigkeit meines Mandanten bis heute massiv geschädigt".

Jacob beantragt jetzt im Gegenzug sogar eine Durchsuchung des Bischöflichen Ordinariats. Um, wie er sagt, Verdunklungsversuche wie "im Aussageprozess des Erzbischofs von Köln, Herrn Dr. Woelki zu vermeiden, der sich in brisanten Fällen offensichtlich auf sein 'Nichtwissen' beruft".

Sie hätten versucht, mit der Bistumsleitung eine außergerichtliche Lösung zu finden, sagen die Betroffenen und ihre Rechtsbeistände. Doch das Bistum sei auf kein Gesprächsangebot eingegangen. "Die Differenz zwischen Sonntagsreden im Dom und dem hier gezeigten Handeln der Bistumsleitung ist äußerst befremdlich", meint Rechtsanwalt Diener. 

Bildhauer Herbert Mehler: "Wir wollen keine persönliche Rache"

"Wir wollen keine persönliche Rache, sondern anständig behandelt werden", erklärt Künstler Herbert Mehler. Und der frühere SBW-Geschäftsführer sagt: "Wir haben sehr lange mit der Anzeige gewartet, weil wir hofften, dass der Bischof doch noch zu einer Versöhnung bereit ist". Seit dem Prozess im März seien jetzt fast vier Monate vergangen. 

Anfang dieser Woche haben die drei Rechtsanwälte die Strafanzeigen bei der Staatsanwaltschaft Würzburg abgegeben. Dies bestätigt Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach auf Anfrage, die Anzeigen würden nun geprüft. Drei weitere ursprünglich unter Verdacht geratene Aufsichtsräte erstatteten nicht Strafanzeige.

Bistum Würzburg: Keine Anzeigen gegen Bischof bekannt 

Eine Anfrage dieser Redaktion und die Bitte um eine Stellungnahme beantwortete die Pressestelle der Diözese Würzburg zwei Tage nach Eingang der Schreiben bei der Staatsanwaltschaft so: "Dem Bischof ist nicht bekannt, ob Anzeigen gegen ihn vorliegen." Zum Vorwurf, der Bischof habe im Vorfeld Gesprächsangebote nicht angenommen, äußert sich die Pressestelle nicht.      

 
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  • Thomas Friedrich
    Nur vorab, ich bin vor ca. 10 Jahren ausgetreten...ich glaube weiter an Gott und bezeichne mich von daher nicht als Ungläubig und Gott hat nichts dagegen..Scheinheilig ist jemand der Freundlichkeit, Nichtwissen u. Ehrlichkeit nur vortäuscht...Allein das Wort setzt sich zusammen aus "scheinen" und "heilig"...wer scheinheilig ist, tut so, als ob er sich wie ein Heiliger, ein sehr frommer, tugendhafter Mensch verhält....auf wen scheinheilig zutrifft, lass ich jetzt einfach so stehen...die Gedanken sind frei....
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  • Alfred Holler
    Ohne auf den Fall, dessen wahre Hintergründe ich auch zu wenig kenne , näher eingehen zu wollen, halte es für sehr bedenklich, wenn zwei hochrangige Geistliche (Hirten!) - immerhin ein Bischof und ein Domkapitular - in dieser Weise "miteinander" " umgehen". Barmherzigkeit, Verzeihung und cieles andere, was von den Gläubigen gefordert wird, bleibt da wohl auf der Strecke; von dem Beispiel, das da gegen wird gar nicht zu reden. Es fällt schwer und schwerer.....
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  • Steffen Cyran
    Ich habe meine persönliche Konsequenzen bereits gezogen. Nur bereue ich, es nicht schon viel früher getan zu haben.
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  • Reinhard Simon
    Gehen Sie dann an den kirchlichen Feiertagen unter der Woche auch arbeiten? Oder nehmen Sie die freien Tage gerne mit.
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  • Steffen Cyran
    Dieses plumpe Argument wird durch die ständige Wiederholung nicht richtiger. Oder erkauft man sich durch die Kirchensteuer freie Tage?

    Im übrigen habe ich nicht gesagt, daß ich nicht gläubig bin.
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  • Reinhard Simon
    Zu letzterem: Hätten sie sagen können.
    Zu freien Tagen erkaufen. Natürlich nicht. Aber Christen gingen da in die Kirche und feierten Christi Geburt usw. Diese Grundlage würde bei ihnen dann wegfallen.
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  • Elisabeth Hofmann
    an Reinhard Simon,

    darf man wenn man keine Kirchensteuer mehr zahlt dann nicht mehr in die Kirche gehen, weil dann ist die Grundlage entfallen ??

    wenn das so ist wie Sie schreiben, dann müssten die Kirchen an den konfessionsverschiedenen Feiertagen so voll sein wie Fußgängerzonen ?

    darf man trotzdem gläubig sein ??
    darf man trotzdem für christliche Projekte spenden
    darf man trotzdem eine christliche Wertvorstellung besitzen, obwohl man mit dem Bodenpersonal nicht einverstanden ist ?
    darf man weiterhin gläubig sein und trotzdem aus dem Verein austreten, weil man durch persönliche Schicksalsschläge jeden einzelnen Cent umdrehen muss?
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  • Reinhard Simon
    Von mir aus dürfen sie alles das tun. Die Leute, die ich kenne die ausgetreten sind, haben mit dem Glauben an Gott nichts mehr am Hut. Und diese brauchen dann auch keine christlichen Feiertage mehr. Und ich habe trotz aller Skandale des "Bodenpersonals" wie sie es despektierlich nennen noch keine schlechten Erfahrungen mit Ihnen gemacht. Auch die Bezeichnung der Kirche als "Verein" sagt schon einiges aus.
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  • Steffen Cyran
    "Die Leute, die ich kenne die ausgetreten sind, haben mit dem Glauben an Gott nichts mehr am Hut."

    Dummfug, solche Leue gibt es zuhauf.

    " Und ich habe trotz aller Skandale des "Bodenpersonals" wie sie es despektierlich nennen noch keine schlechten Erfahrungen mit Ihnen gemacht. "

    Über das Verhalten des "Bodenpersonals" können Sie nahezu täglich in der Zeitung lesen, von ständigen Mißbrauchsskandalen, deren Vertuschung, vom Umgang mit den Mönchen in St. Alfons, vom Umgang mit Pfarer Theiler, vom Umgang mit Frauen allgemein, von der Diskriminierung von Wiederverheirateten.....

    Die Liste wäre schier unendlich.
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  • Heinz-Josef Tully
    Lieber Steffen
    Reinhard spricht von SEINER Erfahrung.
    Er benutzt in beiden Sätzen die Sie zitieren das Wort "ich".
    In sofern ist es nicht "Dummfug".
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  • Jochen Freihold
    Wie stets im Leben sollte man nicht alles über einen Kamm scheren. Gutes, aufrichtiges "Bodenpersonal" gab und gibt es weitaus mehr als fragwürdiges. Wertvoll und unverzichtbar für jede Gesellschaft in jedem Land unserer Welt.
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  • Bernd Dörfner
    Na ja, Sie hätt ja Recht wenn die Kirche den Lohnausfall aus der eingenommen Kirchensteuer bezahlen würde. Aber so wird es von den Betrieben, und somit über die Preise bezahlt.
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  • Michael Fischer
    Am besten alle Katholiken austreten. Vorher ändert sich nichts.
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  • Klaus - Peter Eschenbach
    Wie war das doch gleich mit den Steinen im Glashaus? Ein weiterer Höhepunkt kirchlicher Arbeit. Ich dachte immer die Hauptaufgabe der Kirche sei die Seelsorge, muss allerdings feststellen das man mich da wohl als Kind und Jugendlichen dahingehend belogen hat, denn scheinbar sind Skandale und Etatkürzungen kirchliche Arbeit. Und das in einer Zeit in der die Kirche zeigen könnte dass sie sinnvoll ist.
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  • Jochen Freihold
    Es ist ein Teufelskreis, was so gar nicht zu einer verehrungswürdigen Kirche als Grundlage unserer schützenswerten westlichen Werte passt. So geht es mit absolutem Herrschaftsanspruch, vom Vatikan ausgehend, nun schon seit Jahrhunderten. Das lassen sich die Menschen in einer aufgeklärten Gesellschaft nicht mehr länger bieten. Reformen sind mehr als dringend. Doch massive Kirchenaustritte bieten auch keine Lösung für die Zukunft. Auch Ungläubige geben sich scheinheilig.
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  • Georg Metzger
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