zurück
Würzburg
Würzburger Bischof Jung: Wer die menschenfeindlichen Positionen der AfD vertritt, hat keinen Platz in der Kirche
Der Würzburger Bischof teilt die Warnungen ostdeutscher Kollegen. Offen ist, ob er wie der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz gegen Rechts auf die Straße geht.
Wendet sich klar gegen die AfD: der Würzburger Bischof Franz Jung bei der Pressekonferenz des Bistums an diesem Mittwoch. 
Foto: Markus Hauck | Wendet sich klar gegen die AfD: der Würzburger Bischof Franz Jung bei der Pressekonferenz des Bistums an diesem Mittwoch. 
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 15.07.2024 16:31 Uhr

Der Würzburger Bischof Franz Jung stellt sich klar gegen die AfD und andere rechtsextreme Parteien. Menschen, die deren Positionen vertreten, hätten "keinen Platz in der Kirche", sagte Jung am Mittwoch vor der Presse. Er solidarisierte sich damit mit seinen ostdeutschen Kollegen, die am Wochenende vor einer Wahl der AfD gewarnt hatten.

Für Christen sei es "inakzeptabel", Parteien des rechten Spektrums eine Stimme zu geben, so der Oberhirte der katholischen Kirche in Würzburg. "Berechtigte Sorgen" dürften nicht populistisch vereinnahmt und zur Grundlage menschenfeindlicher Politik gemacht werden, sagt Jung.  Die Kirche trete all jenen entschieden entgegen, "die offen oder verdeckt gegen unsere Verfassung agitieren und agieren".

Sind AfD-Sympathisanten im Bistum Würzburg bekannt?

Auf die Nachfrage, ob es im Bistum Würzburg aktuell Probleme mit haupt- oder ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gebe, die Sympathien für die AfD hegen, sagte der Bischof, ihm seien keine bekannt. Michael Wolf, der Diözesanratsvorsitzende, geht angesichts von knapp 15 Prozent Stimmenanteil für die AfD bei der in Bayern im Herbst 2023 gleichwohl davon aus, dass es auch "bei uns in der Kirche" Sympathisanten gebe.

Gefragt, ob er seine Haltung auch öffentlich durch die Teilnahme an einer der vielen Demonstrationen gegen Rechts zeigen wolle, antwortete der Würzburger Bischof, er habe "keine konkreten Pläne". Am Wochenende hatte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, in Limburg vor 3000 Menschen bei der Kundgebung "Alle zusammen für Demokratie" gesprochen. Es sei wichtig, jetzt Zeichen für Demokratie, für Vielfalt und Toleranz zu setzen, sagte der Limburger Bischof.

Diözesanrat im Bistum Würzburg sieht Fall Halemba als mahnendes Beispiel

Im Bistum Würzburg hatte der Diözesanrat, die Organisation der Laien im Bistum, kürzlich erklärt, man halte die Augen offen, um zu verhindern, dass Menschen, die rechtspopulistischen Parteien angehören oder deren fremdenfeindlichen und rassistischen Auffassungen vertreten, in Pfarrgemeinderäte gewählt werden.

Fälle wie in Wertheim (Main-Tauber-Kreis), das zur Erzdiözese Freiburg gehört, seien ein mahnendes Beispiel. Dort war 2020 der junge AfD-Funktionär Daniel Halemba zum Pfarrgemeinderat im Stadtteil Hofgarten gewählt worden. Gegen den heute 22-Jährigen, der inzwischen in den bayerischen Landtag gewählt wurde, ermittelt die Staatsanwaltschaft Würzburg aktuell unter anderem wegen Volksverhetzung. Nach Protesten in der Pfarrgemeinde hatte Halemba seinerzeit auf sein Mandat im Kirchenparlament verzichtet.

Laut dem Würzburger Diözesanrat erlaubt die "Satzung der Gemeinsamen Pfarrgemeinderäte im Bistum", ein Mitglied des Laiengremiums auszuschließen, "wenn es rassistische, fremdenfeindliche oder sonstige menschenrechtswidrige Auffassungen öffentlich kundtut oder vertritt oder Mitglied von Organisationen und Parteien ist oder die unterstützt, die diese Auffassungen vertreten".  Derzeit prüfe man, die Satzungen der Laiengremien im Bistum zu verschärfen, um "entsprechende Personen" bereits von der Wahl ausschließen zu können.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Michael Czygan
Alternative für Deutschland
Bayerischer Landtag
Bischöfe
Bistum Würzburg
Deutsche Bischofskonferenz
Franz Jung
Kabarett im Hofgarten
Kirchengemeinden
Michael Wolf
Staatsanwaltschaft Würzburg
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Erhard Scholl
    Es stimmt nicht, dass die Kirche dem sexuellen Mißbrauch nicht entgegentritt - allerdings sind hier noch Verbesserungen möglich. Und es sind zwei verschiedene Dinge. Die Konsequenz zu ziehen, dass die Kirche sich nicht gegen rechtsradikale Strömungen und Äußerungen wenden sollte, weil sie im Umgang mit Mißbrauch zu zögerlich ist, finde ich nicht logisch. Der Bibelspruch "wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein" ist immer noch aktuell. Mich erschreckt die Blindheit gegenüber der Gefahr, die unserer Demokratie droht. Stichwort: Remigration - Ehrlichkeit in der Sprache wäre wünschenswert: Wenn man Vertreibung meint, sollte man das auch so sagen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Barbara Fersch
    Interessant wäre doch, wie die Kirche herausfinden will, ob ein AfD ler in ihren Gottesdientsten sitzt. Das steht denen nicht auf die Stirn geschrieben ! Zum anderen kann ich mich dem Kommentar von Herrn Hemmerich nur anschliessen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Thomas Hemmerich
    Sehr interessant: Menschen, die die Positionen der AFD vertreten haben keinen Platz in der Kirche.
    Geistliche, die über Jahre von der Kirche gedeckt wurden und Kinder missbraucht haben aber schon?
    Sehr interessant.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Lutz Saubert
    Es geht sicher um Äußerungen von Menschen in der Öffentlichkeit. Die werden ja meist bekannt. Einem Herrn Halemba stand seine Gesinnung auch nicht auf der Stirn, trotzdem kennt sie jeder.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Roland Albert
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Martin Deeg
    ..."Die Kirche trete all jenen entschieden entgegen, "die offen oder verdeckt gegen unsere Verfassung agitieren und agieren"....

    Große Sprüche, dass sich einem die Nägel hochrollen....

    Die Kirche ist seit Jahrzehnten kaum in der Lage, Strukturen bei sexuellem Missbrauch und Machtmissbrauch entgegenzutreten!

    Aber wer nicht blind mitläuft, der wird ausgeschlossen und dem wird die Seelsorge "verboten"....
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Martin Deeg
    Die AfD und die katholische Kirche basieren beide auf autoritärem Denken, basieren beide auf Hierarchiedenken und "Kontrolle" von Menschen - sie sind beide rückwärtsgewandt, erwarten Unterwerfung und Konformität.

    Wie sich die Kirche zu Ausgrenzung und Stigmatisierung verhält und wie sie sich anpasst, wenn es darum geht, die eigenen Pfründe zu retten, ist zur Genüge bekannt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Lutz Saubert
    Was ist an Autorität und Hierarchie falsch. Offensichtlich haben Sie ein Problem mit Regeln und Unterordnung.
    Die Kirche und die AfD in einen Topf zu werfen ist eine Frechheit. Sie relativieren damit die Menschenverachtung im Denken der Radikalen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Martin Deeg
    Es ist ein Unterschied ob man Autorität - und die damit einhergehende Verantwortung, die mit Pflichten verbunden ist - tatsächlich besitzt - oder ob man diese nur behauptet.

    Die katholische Kirche ist keine moralische Instanz mehr.

    Sie inszeniert sich jedoch als solche, anmaßend und die eigene Rolle überschätzend und verkennend. Den Mechanismus kennen Sie ja offenkundig.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Klaus B. Fiederling
    Vielen Dank für den Hinweis. Wir werten das als Meinungsäußerung.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten