Schläuche im Weinberg, die das Wasser tröpfchenweise zum Rebstock bringen – noch ist das in Unterfranken ein seltener Anblick. Doch immer mehr Winzer wollen auf die begrenzte Ressource Wasser zurückgreifen. Vielerorts gründen Winzer deshalb Verbände, um Speicherbecken zu bauen und gemeinsam ihre Hänge zu bewässern. Wer die geplanten Millionen-Projekte finanziert, ist an vielen Standorten allerdings noch völlig offen. Und auch die Frage, woher das Wasser entnommen soll, bietet Konfliktpotenzial.
Zwölf Bewässerungskonzepte in Unterfranken sind aktuell angedacht. Wenn alle umgesetzt werden, dann wird zukünftig eine Weinbau-Fläche von mehr als 3000 Hektar zusätzlich mit Wasser versorgt - also mehr als jeder zweite Weinhang. Das geht aus den Anträgen und Konzepten hervor, die bei den beiden zuständigen Wasserwirtschaftsämtern in Aschaffenburg und Bad Kissingen eingereicht wurden.
Am Ende entscheiden die Landratsämter in Abstimmung mit den Wasserwirtschaftsämtern, ob und zu welchen Bedingungen Winzer Wasser entnehmen dürfen. Es geht bei den geplanten zwölf Projekten um Wassermengen von etwa 2,5 Millionen Kubikmetern pro Jahr.
Was planen die Winzer und was ist bislang bekannt? Antworten im Überblick.
Wo überall planen Winzer Bewässerungsprojekte in Unterfranken?
Am konkretesten sind die Planungen in Oberschwarzach (Lkr. Schweinfurt), Nordheim und Iphofen (beide Lkr. Kitzingen). Der Freistaat hat die drei Standorte 2021 als Pilotprojekte zur Weinbergsbewässerung auserkoren. Sie dürfen sich über eine Fördersumme von bis zu zehn Millionen Euro für die kommenden Jahre freuen.
Volkach, Mainstockheim und Sulzfeld am Main (alle Landkreis Kitzingen) haben bereits ausgearbeitete Konzepte beim Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg eingereicht. Die Stadt Volkach hat sogar drei Konzepte vorgelegt und plant unter anderen, das Bewässerungsprojekt "Vinaqua" zu erweitern. Seit 2010 wird hier eine Weinbergsfläche von etwa 35 Hektar bewässert.
Noch am Anfang stehen die Planungen in Würzburg, Ochsenfurt, Randersacker (beide Lkr. Würzburg), Retzstadt (Lkr. Main-Spessart), Klingenberg am Main (Lkr. Miltenberg) und Alzenau (Lkr. Aschaffenburg). Momentan beschäftigen sich Ingenieurbüros mit der Frage, wo und wie sich eine Bewässerung dort am besten realisieren lässt.
Die Größe der Projekte ist dabei höchst unterschiedlich. Während in Ochsenfurt darüber diskutiert wird, wie eine Weinbergsfläche von 11,9 Hektar bewässert werden kann, geht es in Nordheim und Sommerach darum, zwei Speicherseen zu bauen und Weinberge mit einer Gesamtfläche von 615 Hektar an ein Bewässerungssystem anzuschließen.
Und nicht nur der Weinbau möchte auf Wasser zugreifen. In Bergtheim (Lkr. Würzburg), Albertshofen (Lkr. Kitzingen), Dingolshausen und Schwebheim (Lkr. Schweinfurt) erarbeiten auch Landwirte Konzepte, um Gemüse, Kräuter oder Schnittblumen zusätzlich zu beregnen.
Wer finanziert die Konzepte?
Bei der Ausarbeitung aller aufgeführten Konzepte trägt der Freistaat 75 Prozent der Kosten (bis zu 200.000 Euro). Mit dem Fördergeld werden nicht die Projekte realisiert, sondern nur die Kosten anteilig übernommen, die im Vorfeld entstehen. Dazu gehören Planungsschritte wie eine Machbarkeitsstudie, Bodenproben, Vermessungen oder Auswertung von Wetterdaten.
Die Kosten für die Umsetzung tragen die Antragssteller in voller Höhe. Einzig bei den drei Pilotprojekten (Oberschwarzach, Iphofen und Nordheim am Main) übernimmt das Umweltministerium die Hälfte der Investitionssumme (maximal zehn Millionen Euro pro Projekt). Viele unterfränkische Winzer hoffen, dass aus der Pilotförderung zukünftig eine Regelförderung wird und mehr als die drei Pilotprojekte finanzielle Unterstützung bekommen. Doch selbst mit dieser Unterstützung aus dem Umweltministerium kommen auf die Städte, Gemeinden und Winzer immense Kosten zu.
Beispiel Oberschwarzach: Insgesamt soll eine Fläche von 110 Hektar mit gespeichertem Flusswasser beregnet werden. Die kalkulierten Kosten lagen anfangs bei 23 Millionen Euro, mit jeder Planungsrunde haben die beteiligten Ämter und Winzer Summen gekürzt, damit das Wasserprojekt für die einzelnen Entnehmer finanziell realisierbar ist. Aktuell rechnet Bürgermeister Manfred Schötz mit Kosten von etwa zwölf Millionen Euro. Auch wenn der Freistaat die Hälfte übernimmt, ist das immer noch viel Geld für die Marktgemeinde mit 1400 Einwohnern und die 154 beteiligten Winzer.
Zu viel Geld, meint Bürgermeister Schötz: "Die Winzer müssen auch ihren finanziellen Beitrag leisten, aber in der angedachten Umsetzung ist es für sie schlicht nicht möglich." Trotz der Fördersumme kämen auf die Winzer in Oberschwarzach Kosten von bis zu 100.000 Euro pro Hektar zu, so die aktuelle Kalkulation der Marktgemeinde.
Das Konzept ist ausgearbeitet, der Freistaat unterstützt bei der Umsetzung mit zehn Millionen Euro, alle beteiligten Winzer wollen lieber heute als morgen den ersten Speichersee ausheben - und trotzdem stockt das Projekt. Es fehlt das Wasser und das Geld, um das Wasserkonzept umzusetzen. In Oberschwarzach schwingt die Sorge mit, dass das Konzept aus finanziellen Gründen wieder in der Schublade verschwindet. Als Ausweg aus der Pattsituation schlägt Schötz vor, den Winzern ein zinsloses Darlehen über mehrere Jahrzehnte zu gewähren, um langfristig auf die Wasserarmut der nächsten Sommer vorbereitet zu sein.
Woher soll das Wasser kommen?
"Nachhaltig und umweltverträglich" - ein Begriffspaar, dass das Umweltministerium in diesem Zusammenhang gerne und häufig verwendet. Auf seinem dreiseitigen Informationsschreiben an die Antragssteller kommt es acht Mal vor. "Nachhaltig und umweltverträglich" heißt für das Ministerium, dass "die ausschließliche Betrachtung von Grundwasserentnahmen nicht zulässig ist". Da der Grundwasserspiegel in der Region seit Jahren sinkt, muss das Wasser woanders herkommen.
Die Konzepte setzen mehrheitlich darauf, dem Main in regenreichen Monaten Wasser zu entnehmen und es in großen Speicherbecken zu sammeln. In den meisten Fällen ist eine Kombination angedacht: Niederschlagswasser sammeln und Uferfiltrat über Brunnen entnehmen. Da mehrheitlich noch kein Konzept vorliegt, ist unklar, wo genau das Wasser herkommen soll. Nur so viel steht fest: Es treten zukünftig neue Großentnehmer auf den Plan.
Warum werden Weinhänge künstlich bewässert?
Mit zunehmender Trockenheit hilft der Rebe auch ihr Wurzelsytem von bis zu zwölf Metern nicht mehr, um ausreichend Wasser aus dem Boden zu ziehen. Hinzu kommt, dass viele Weinreben in der Vergangenheit durch niederschlagsreichere Jahrzehnte mit Wasser verwöhnt wurden und kein so tiefes Wurzelsystem ausgebildet haben. Im Hochsommer droht der Weinrebe dann Trockenstress. Besonders Jungreben sind hitzesensibel.
Mittlerweile sind die Sommer so trocken, dass viele Winzer die Frage nach zusätzlichem Wasser zur Existenzfrage erklären: "Entweder wir bewässern zukünftig oder die Kulturlandschaft verschwindet." Wenn es nach Artur Steinmann, Präsident des Fränkischen Weinbauverbands, geht, dann hat zukünftig jeder Rebstock Anschluss an eine Wasserinfrastruktur.
Auch weil in den vergangenen Jahren versäumt wurde, auf trockenrestistentere Rebsorten umzusteigen, herrscht Wasserknappheit am Weinberg, nicht nur in Steillagen. Ob Touristen wie Einheimische auch noch in 20 oder 30 Jahren auf Weinreben am Würzburger Stein blicken können, hänge vor allem von der Wasserversorgung ab, meint Agraringenieur Wolfgang Patzwahl.
Warum gründen sich vielerorts Bewässerungsverbände?
Einzelne Winzer können keine Förderung vom Freistaat beantragen, sondern nur Körperschaften des öffentlichen Rechts. Das ist der Grund, weshalb fast immer Städte und Gemeinden die Vorhabenträger der Bewässerungskonzepte sind. Politisch gewünscht ist, dass sich die Winzer und Landwirte mittel- und langfristig in Bewässerungsverbänden zusammenschließen, um dem Wassermangement vor Ort professionelle Strukturen zu geben. Diese Bewässerungsverbände beschäftigen dann oftmals Wasserwarte, die die Anlagen warten, neue Pumpen einbauen und die Wasserqualität überprüfen. Satzungsgemäß arbeiten diese Verbände nicht gewinnorientiert.
Wann werden aus den Konzeptideen realisierte Bewässerungsprojekte?
Am Ende geht es um Wasser, nicht um Papierskizzen. Doch der Weg dahin ist lang: zwei Jahre? Fünf Jahre? Zehn Jahre? Genau festlegen will sich kein Antragssteller. In Würzburg nimmt sich beispielsweise das Ingenieurbüro ARZ etwa ein Jahr Zeit, um eine Machbarkeitsstudie für die Steillage am Würzburger Stein zu erstellen. Dann prüft das Wasserwirtschaftsamt das Konzept, Winzer schließen sich zum Verband zusammen, diskutieren die Kostenfrage. Agraringenieur Wolfgang Patzwahl geht davon aus, dass manche Projekte bereits 2025 realisiert sind, andere auch 2030 noch auf die ersten Wassertropfen aus dem Schlauch warten.
(Halt aktuell versorgt mit Grundwasser oder Mainwasser ohne Speicherung, also Entnahme in den heißen trockenen Monaten.) Der teil der Investition ist bereits getätigt.
Der zweite Zeil, die Speicherung von großen Wassermengen (IM WINTER aus dem Main entnommen, wenn der ohnehin zu viel davon führt), kostet richtig Geld. Anlagen dieser Art (Becken, Verrohrung...) halten aber viele Jahrzehnte. Die Summen teilen sich also auf eine sehr lange Nutzungsdauer auf.
Absehbar ist nur so auf lange Sicht der Erhalt des Weinbaus zu erhalten. Mit allem was dran hängt. Zig Winzereibetriebe, die Weingastronomie, viele Arbeitsplätze, Tourismus und ein prägendes Stück der regionalen Kultur.
PS: Übrigens sind es solche Hänge, die aus der Produktion genommen in Italien, Spanien und Griechenland verbuschen und in der Saison oftmals brennen.
Ist das für Weinfranken ab etwa 2040 an-/erstrebenswert?
Wein ist keine.
Wein ist eine Dauerkultur.
Zwischen den Rebzeilen lässt man meist Gras oder Grashaltige Mischungen wachsen. Damit handelt es sich um eine Mischkultur.
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Wenn Sie echte Monokulturen (auch der Fläche wächst nichts als die eine Frucht und das immer wieder, also mindestens 3mal in Folge; Keine Zwischenfrucht, keine Untersaat, kein Fruchtwechsel) suchen, werden Sie am ehesten in Übersee fündig.
Wenn, wie in Unterfranken das Wasser knapp und knapper wird, dann müssen Prioritäten gesetzt werden. Die Luxusdroge Wein steht da ganz unten auf der Prioritätsliste. Deshalb schlage ich vor, Bewässerungskonzepte weder steuerlich zu unterstützen und noch von den Ämtern bearbeiten zu lassen. Wir wissen doch alle wie stark die Wasserwirtschaftsämter und Landratsämter belastet sind. Die sollen sich primär um die Überwachung der Wasserentnahmen und Wassereinsparmaßnahmen kümmern.
Die Winzer müssen sich, wie wir alle, dem Klimawandel anpassen. Statt auf Bewässerung - auf trockenresistentere Sorten setzen. Oder aber auf den Anbau des deutlich weniger gesundheitsschädlichen Rauschmittels Cannabis umsteigen.
Ganz so dramatisch ist es aber nicht. Zudem gibt es auch Ökologischen Weinanbau.
Aber vielleicht wird es ja dieses Jahr etwas mit dem Glyphosatverbot in der EU. Die GroKo hat da in den letzte Jahre große Vorarbeit geleistet.
Bewässert wird keine Droge. Sondern die Rebzeilen. Man könnte ja auch die Trauben unvergoren essen (statt Tafeltrauben aus Indien und Namibia zu importieren).
Aufgrund der hohen Nachfrage nach wein, werden die Trauben halt veredelt.
Deswegen wird ja jetzt in den Konzeptstudien ausgearbeitet, ob man von der bisherigen Bewässerung mittels Grundwasser oder Mainwasser während der trockenen Monate weg kommt. Hin zu Wasser aus Speicherbecken, die IM WINTER, während der Mein viel zu viel Wasser (ungenutzt in die Nordsee) führt, befüllt werden.
Dann bleibt für andere Nutzungszwecke (bzw. Verschwendung. Siehe Zierrasen, Autowäsche und Klospülung)bzw. schlicht für die Natur mehr Wasser übrig.