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Würzburg/Schweinfurt
Eilanträge vor Gericht, Krisengespräche mit Ämtern: Was während der Recherche zu Unterfrankens Wasserrechten geschah
Frage an die Behörden: Wer darf in Unterfranken Wasser entnehmen? Antwort der Behörden: kein Kommentar. Was das Recherche-Team in den vergangenen sechs Monaten erlebte.
Wer Wasser aus dem Main oder dem Grundwasser entnehmen will, braucht eine Genehmigung. Manche Landratsämter in Unterfranken haben ein Dutzend, andere bis zu 400 Wasserrechte genehmigt. Die Informationen liegen in den 'Wasserbüchern' - digitalisiert oder verstreut in einzelnen Leitz-Ordnern.
Foto: Thomas Obermeier | Wer Wasser aus dem Main oder dem Grundwasser entnehmen will, braucht eine Genehmigung. Manche Landratsämter in Unterfranken haben ein Dutzend, andere bis zu 400 Wasserrechte genehmigt.
Angelika Kleinhenz
 und  Jonas Keck
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:13 Uhr

Wasser aus der Natur gehört in Bayern der Allgemeinheit. Soll die Allgemeinheit in Bayern also nicht wissen, wer wo von Wasserrechten profitiert? Offenbar. Denn anders ist es nicht zu erklären, was sich seit Oktober 2022 während der gemeinsamen Recherche von Main-Post und Bayerischem Rundfunk abspielt.

Gefragt hatten die Redaktionen alle Landratsämter in Unterfranken: Wer darf wo kostenlos Wasser entnehmen? Aus dem Grundwasser, aus Bächen, Flüssen und Seen? Zu welchem Zweck? Seit wann und wie lange? Und wie viel Wasser haben die einzelnen Entnehmer von 2018 bis 2021 tatsächlich abgepumpt?

Hohe Gebühren für Umweltinformationen in Bayern

Es folgten: Krisengespräche mit Behörden. Der Verweis auf den Datenschutz, auf kritische Infrastruktur, auf Geschäftsgeheimnisse. Und immer wieder das Argument: Die Informationen seien nicht per Knopfdruck abrufbar. Der Aufwand sei zu hoch.

Etliche Landratsämter kündigten Gebühren im vierstelligen Bereich an. Sie wollten die geforderten Informationen nicht als "Presseanfrage", sondern als "Anfrage nach dem Umweltinformationsgesetz (UIG)" verstanden wissen. Das UIG hat das Ziel, dass alle an Umweltinformationen kommen können.

Der Haken: In Bayern können Behörden für Informationen nach dem UIG Gebühren verlangen - und damit unliebsame Anfragen zu einer kostspieligen Angelegenheit machen. Es folgte ein Hin und Her juristischer E-Mails zwischen den Redaktionen und den Ämtern. Fünf Monate später hatten alle Landratsämter fast alle Daten schließlich doch geliefert – kostenlos.

Darum zog die Main-Post vor Gericht

Elf Ämter verweigerten aber die Namen der Wassernutzer. Nur die Stadt Aschaffenburg geht transparent mit Wasserrechten um. So zog eine Redakteurin der Main-Post vor das Verwaltungsgericht Würzburg und beantragte im Eilverfahren Auskunft über die Besitzer der Wasserrechte. Und scheiterte. Die Begründung: Das öffentliche Interesse sei nicht ausreichend dargelegt.

Die Redakteurin legte Beschwerde beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof ein. Und scheiterte erneut. Die Begründung: Selbst wenn die Presse die Namen nicht veröffentlicht, sondern nur zum Zwecke weiterer Recherchen benötigt, "könnte eine Namensnennung der Entnehmenden bereits negative Auswirkungen auf deren Ruf und Wettbewerbsfähigkeit nach sich ziehen." Sie könnten gegenüber der Presse trotz legalen Handelns unter Rechtfertigungsdruck geraten.

Vorbild Niedersachsen: Öffentlich zugängliche Datenbank, viel Transparenz

Nicht weit entfernt sieht man das anders. In Niedersachsen gibt es seit 2010 eine für alle einsehbare Datenbank im Internet: eine Karte mit allen 70.000 Wasserrechten, inklusive der Namen aller Wassernutzer.

Die Begründung des Umweltministeriums in Hannover: "Wir schützen mit unserer Arbeit Menschen und natürliche Lebensgrundlagen." Und: Der Zugang zu Umweltinformationen sei eine "wirksame Sensibilisierung und Partizipation von Bürgerinnen und Bürgern". Kein Wassernutzer habe sich bisher beschwert.

In den nächsten Tagen und Wochen wird diese Redaktion weiter über die Ergebnisse der Recherche berichten und die Folgen der Wasserentnahmen einordnen. Unter anderem: Für welche Zwecke in Unterfranken Wasser entnommen wird und wo Konflikte drohen. Wer von alten Wasserrechten profitiert und warum die Situation im Klimawandel immer brisanter wird. Möchten Sie keinen der Artikel zum Thema verpassen, abonnieren Sie jetzt das Dossier.

 
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Kommentare
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  • P. B.
    Wo sind hier die Kommentare der CSU Wähler, Unterstützer oder auch Parteimitglieder???
    Fehlanzeige auf ganzer Front! Weil Ihnen jedes Argument fehlt, daraus noch positives für Ihre korrupte Partei zu Schreiben.
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  • G. H.
    Bayerischen Verwaltungsgerichtshof; Die Begründung: "könnte eine Namensnennung der Entnehmenden bereits negative Auswirkungen auf deren Ruf und Wettbewerbsfähigkeit nach sich ziehen."
    Liebes Gericht, stell Dir vor die Namensnennung hätte eine postive Auswirkung, z.B. wenn einer sparsam mit dem Wasser umgeht!!
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  • K. S.
    Großer Dank, großes Kompliment und Respekt an die Main Post Redaktion. Dafür hat sie sich -zusammen mit dem BR- eigentlich den Pulitzer Preis verdient . Auch dieser Artikel zeigt das Problem in unserem ach so schönem Freistaat. Nämlich das lobbydurchseuchte und bedingungslose Unterstützen der Landwirtschaft, bei der sich einige schwarze Schafe einfach alles herausnehmen , über Gesetze und Verordnungen hinwegsetzen und quasi durch Nichtstun von den Behörden auch noch gedeckt werden. Ich hoffe nur, dass die Main Post und der BR jetzt so lange dran bleiben bis Recht und Ordnung zu diesem Thema wieder hergestellt werden. In der Vorwahlkampf-Phase dürfte das besonders spannen und bisweilen vielversprechend werden.
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  • B. K.
    Zitat: "In Niedersachsen gibt es seit 2010 eine für alle einsehbare Datenbank im Internet: eine Karte mit allen 70.000 Wasserrechten, inklusive der Namen aller Wassernutzer." Warum ist das in BY nicht möglich? Wo sogar Wasseruhren rückwärts laufen und keiner was dagegen hat.
    Komisch.
    Ein Schelm, der böses denkt.
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  • L. W.
    @ BrK

    In Bayern Transparenz erwarten?

    Und dann noch via Internet?

    Das kann doch eine verfilzte Union mit solchen IT Experten wie die Doro Bär unmöglich innerhalb von Jahrzehnten schaffen!
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  • E. W.
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    CSU halt.
    Bestes Bayern.
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  • P. B.
    Unwählbar dieser schwarze Filz der bis in die kleinste Kommune hinein reicht. Deswegen nie wählbar für mich. So besser MP ??
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  • P. B.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln (Wortwahl) auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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    Vielen Dank an die Redaktion für diese Recherche, die zeigt, wie ungeheuer wichtig die Pressearbeit für unsere Gesellschaft und unser Gemeinwohl ist!
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  • T. F.
    "Das öffentliche Interesse, sei nicht ausreichend"...welche Ressource ist denn wichtiger, als Wasser...die Öffentlichkeit hat leider keiner gefragt...irgendwie hab ich das Gefühl, bei dem Thema Wasser macht in Bayern jeder was er will, die Ämter verweigern Auskünfte, jeder dem es möglich ist, pumpt Wasser wann, wieviel...völlig egal...Stände melden, nein mach ich nicht...Bürgermeister, Landräte, Umweltministerium, sogar die Gerichte schauen weg...das grenzt an Anarchie.
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  • D. E.
    Ganz normaler bayrischer Filz. Wird im Herbst wiedergewählt um sicherzustellen, dass allen Amigos die angestammten Annehmlichkeiten erhalten bleiben.
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  • A. P.
    Was sind wir für eine Bananenrepublik geworden! Mir fehlen die Worte, wenn ich sehe, wie wir einmal mehr von unseren Politikern hinters Licht geführt werden!
    Vielen Dank am die Mainpost. Das ist ja schon fast Investigativjournalismus!
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  • S. D.
    Solche Recherche verdient den Namen Presse ! 💗👍
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  • T. W.
    Wichtig ist das die Wasserechte gerecht verteilt werden und jeder die gleichen Kosten zahlt!
    Wasser muss sein, sonst haben wir kein Gemüse und müssen Fleisch essen:)
    Liebe Mainpost bleibt bei solchen Themen was zur Aufdeckung und Klarstellung beiträgt dran bis zum Schluss, dann geht auch euere Auflage wieder nach oben!
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  • N. W.
    Gutes Statement 😊 Ich bin Landwirt jedoch ohne Beregnung meiner Felder. Ich weiß allerdings das die Gemüsebauern die ich kenne in einem Beregnungsverein sind und hier müssen mittels Wasseruhren an den Brunnen der genaue Wasserverbrauch an das Wasserwirtschaftsamt gemeldet wird. Die Höchstentname,Beregnunszeiten sind natürlich auch festgelegt. Bammel haben sie immer in Heißen Trockenen Sommern da hier die Behörden den Wasserverbrauch reduzieren oder gar einstellen könnten.
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  • G. K.
    Dieses Verhalten stinkt zum Himmel! Nur wer etwas zu verbergen hat, und sei es nur die eigene Unfähigkeit, verhält sich so.

    Danke MP, und: Dranbleiben!
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  • K. B.
    Modell Niedersachsen scheint mir sehr vernünftig und nachahmenswert zu sein.
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  • P. B.
    Und wer regiert in Niedersachsen seid einigen Jahren, und welche Amigo Partei regiert seid Ewigkeiten Bayern????
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  • Veraltete Benutzerkennung
    #StockholmSyndrom
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