
Niemand in Unterfranken hat offenbar den Überblick darüber, wie viel Wasser jedes Jahr tatsächlich aus Flüssen, Seen und dem Grundwasser entnommen wird. Das hat eine gemeinsame Recherche der Main-Post und des Bayerischen Rundfunks ergeben. Den Behörden fehlt es an grundlegenden Daten, an Personal und digitaler Infrastruktur, um Wasserentnahmen flächendeckend zu kontrollieren. Und um die knapper werdende – in Bayern immer noch kostenlose – Ressource zu schützen.
Den Missständen bei der Wasserentnahme-Praxis in Bayern ist das Reporterteam in den vergangenen sechs Monaten am Beispiel der Region Unterfranken nachgegangen: Es hat Daten aus mehr als 2000 Wasserrechtsbescheiden der neun unterfränkischen Landratsämter und drei kreisfreien Städte ausgewertet.
Große Wissenslücken zu Wasserentnahmen in Unterfranken
Ein Ergebnis: Insgesamt durften in Unterfranken 36,5 Millionen Kubikmeter Grundwasser im Jahr 2022 entnommen werden. Bei mehr als der Hälfte der 1400 Entnahmerechte wussten die Kreisverwaltungsbehörden nicht, wie viel Wasser 2021 tatsächlich entnommen wurde. Ob sich beispielsweise Industrie, Landwirte und Winzer, Kommunen und Vereine an ihre erlaubten Wassermengen gehalten haben, weiß offenbar niemand.
Die Regierung von Unterfranken will dies weder "abschließend bestätigen" noch "in Frage stellen", weil die ausgewerteten Daten von den untergeordneten Ämtern stammen. Pressesprecher Johannes Hardenacke schreibt: "Die Meldungen über entnommene jährliche Wassermengen werden durchaus heterogen den Behörden vorgelegt, teils den Kreisverwaltungsbehörden, teils den Wasserwirtschaftsämtern, teilweise beiden. Die Erfassung bei den Kreisverwaltungsbehörden erfolgt gelegentlich auch zeitversetzt."
Wassermangel in Unterfranken: Funktioniert die Kontrolle?
Die Daten aber zeigen: Für die Jahre 2018 bis 2020 sind die Wissenslücken noch größer. Bezieht man in die Auswertung auch alle Flüsse, Bäche, Quellen und Seen in Unterfranken mit ein, wissen die Landratsämter bei fast 60 Prozent aller Entnahme-Genehmigungen in keinem der vier Jahre, wie viel Wasser tatsächlich aus der Natur entnommen wurde. Wie also wollen die Behörden Wasserklau im Wassermangelgebiet Unterfranken verhindern, wenn die Kontrolle der Wasserentnahmen nicht funktioniert?
Dass es Datenlücken gibt, räumt der Regierungssprecher ein: "Teilweise kommen Nutzer der im Bescheid ausgesprochenen Verpflichtung zur Vorlage der Entnahmemenge nicht oder nur schleppend nach." Die Behörden müssten nachfassen, was zu einem hohen Verwaltungsaufwand und zu Verzögerungen führe. Bei der Interpretation der Daten dürfe aber nicht der falsche Eindruck erweckt werden, Nutzer könnten unbeschränkt Wasser entnehmen und die Behörden würden wegsehen.
Der Münchner Wasser-Experte Prof. Theodor Strobl sieht in den Datenlücken ein Problem. Er hat 2021 im Auftrag der Staatsregierung an einem Gutachten mitgearbeitet, wie man Bayerns Wasserversorgung auch in Zukunft sichern kann. Die Entnahme-Praxis sei "nicht mehr zeitgemäß" und müsse "dringend verbessert" werden, sagt Strobl: "Wir müssen genau wissen, wie viel Wasser an welcher Stelle tatsächlich entnommen wird. Das Wasser, das uns zur Verfügung steht, wird weniger."
Grünen-Politiker aus Würzburg: Ämter sind "extrem unterbesetzt"
"Daten, die die Staatsregierung nicht hat, zwingen sie nicht zum Handeln", sagt der Würzburger Grünen-Landtagsabgeordnete Patrick Friedl. Wasserwirtschaftsämter und kommunale Umweltbehörden seien "personell extrem unterbesetzt" und deshalb "ohne Chance", ungenehmigte Wasserentnahmen in den Griff zu bekommen. Der Politiker fordert eine flächendeckende digitale Datenerfassung der Grundwasserentnahmen, eine Ausbildungsoffensive für die Wasserwirtschaftsverwaltung und ein eigenes Wasserwirtschaftsamt für Würzburg.
Handlungsbedarf hat offenbar auch Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) erkannt. "Ich erwarte von den zuständigen Behörden beim Thema Wasser einen besonders sensiblen Umgang und einen konsequenten und strengen Vollzug", schreibt er auf Anfrage. Sein Ministerium prüfe die Einführung digitaler Wasserzähler und die Erstellung digitaler Wasserbücher. Auch die Einführung eines Wassercents sei geplant – aber erst nach der Landtagswahl im Herbst.
Vorschau: Das lesen Sie über die Wasser-Recherche und ihre Ergebnisse
Über die Recherche und die Daten
Die Main-Post und der Bayerische Rundfunk haben Ende Oktober 2022 bei allen Landkreisen und kreisfreien Städten in Unterfranken eine systematische Auskunft über alle genehmigten Wasserentnahmen angefragt. Die Auswahl fiel auf Unterfranken, da dieser Regierungsbezirk in den vergangenen Jahren besonders von Trockenheit betroffen war. Dabei wurde eine Datenstruktur vorgegeben, die unter anderem folgende Informationen beinhaltete: Name des Entnehmers, Ort der Entnahme, genehmigte Menge für das Jahr 2022, tatsächlich entnommene Menge für die Jahre 2018 bis 2021, Entnahme aus Oberflächengewässer oder Grundwasser, Zweck der Entnahme, Laufzeit und Laufzeitende.
Nach mehreren Monaten lagen Daten aus den neun Landkreisen und drei kreisfreien Städten vor. Um eine Analyse möglich zu machen, wurden diese Daten entsprechend bereinigt. In den Fällen, in denen die Ämter die ihnen vorliegenden Informationen weitgehend in die bereitgestellte Datenstruktur eingetragen haben, wurde so wenig wie möglich eingegriffen. In anderen Fällen mussten die Datenjournalisten Informationen zum Teil selbst zuordnen – diese Entscheidungen wurden stets sorgfältig besprochen und sind einzeln dokumentiert.
In Summe handelte es sich um knapp 2.150 Wasserrechte. Von der Analyse ausgenommen wurden jedoch die Entnahmen, die zum Zweck der Trinkwasserversorgung erfolgen. Diese wurden nicht von allen Landkreisen zur Verfügung gestellt. Weiter sind sich mehrere Experten einig, dass die Kontrolle der Trinkwasserversorgung sehr genau ist.
Die oben vorgestellte Analyse beruht daher auf rund 1.900 genehmigten Wasserentnahmen für die Land- und Fischwirtschaft, den Weinbau, Industrie und Betrieb, öffentliche Zwecke, Vereine und weitere Zwecke.
Für die Karte werden die verschiedensten Informationen genutzt, die die Landratsämter und kreisfreien Städte für die Wasserrechte zur Verfügung stellten: Gemarkungsschlüssel, Gemarkungsnamen, Gemeindeschlüssel und Namen von Gemeinden und Gemeindeteilen. Die räumliche Zuordnung erfolgt auf Ebene der Gemeinden. Innerhalb der Gemeindegrenzen werden die Punkte zufällig gewählt. So ist eine räumliche Verortung möglich, ohne das aus der Position des Punktes auf den tatsächlichen Ort der Wasserentnahme geschlossen werden kann.
1.) Neuordnung und Neuberechnung der möglichen Wasserentnahme, z.B. erlaubte Wasserentnahme sollte sich an die örtlichen Gegebenheiten, d.h. Wasservorkommen inkl. Veränderung im Laufe der Zeit angepasst werden und regelmäßig nötigenfalls angepasst werden.
2.) Einhaltung der Mindeststandards für Brunnen (werden oftmals überhaupt nicht eingehalten) und Kontrolle auf ordnungsgemäße Ausführung.
3. Einbau von digitalen Wasserzählern und systematische Kontrolle durch Behördenmitarbeiter (statt Eigenmeldung durch die Landwirtschaft).
4. Bei Verstößen Reduzieren der erlaubten Wasserentnahme, bei wiederholten Verstößen oder Manipulationen Entzug der Wasserrechte.
In Anbetracht der Wasserknappheit sollte Wassercent und bereggnung die schon länger Dokumentiert werden muss, aber anscheinend keiner kontrolliert hochgepusht werden.
Die Gewerbegebiete, Baugebiete, leere Ortskerne, weil sich alles im "immer größer"nur rechnet und der kleine Mittelstand kaputt reguliert wird. Vollsortimenter,Discounter, Drogerie...alle betonieren fleißig zu. Aber Landwirtschaftliche Nutzfläche ist Wasserspeicher und Filter. Ohne den Erhalt unserer Ackerfläche gibt's Überschwemmungen und ab durch die Kanalisation, anstatt ins wertvolle Grundwasser!
Es wird so viel Wasser entnommen, wie gebraucht wird - Basta !!!!
Wem das zu viel ist, der sollte erst mal bei sich selbst anfangen, und auf rein vegetarische, wassersparende Ernährung umstellen ..
Die Großen werden erst herangezogen um dann festzustellen wie diese Schlupflöcher finden ausnutzen uns ausbeuten.
Zurück zum starken Mittelstand ist die verkannte Lösung.
Um sinngemäß mit den Worten unseres Märchenonkels abzuschließen. Das Wasser ist nicht weg es hat nur jemand anderes.
Eine immer größer werdende Wasserknappheit muss schnellstens dazu führen, diese Sorglosigkeit und Unkenntnis über den Verbrauch eines unserer kostbarsten Güter zu beseitigen. Unsere Landesregierung muss hier dringend Gesetzesänderungen auf den Weg bringen, die durch Landratsämter und Kommunen umzusetzen sind: Alle Besitzer von Grundwasserbrunnen sind zu verpflichten, digitale Wasserzähler auf eigene Kosten einbauen zu lassen. Landratsämter ermitteln in Zusammenarbeit mit den Kommunen den Wasserverbrauch der nach entsprechenden Richtlinien auch angemessen zu vergüten ist. Wer in der Lage ist, festzustellen, wieviele Minuten unserer Viertkläßler in der Woche lesen, für den sollte die Umsetzung einer solchen Maßnahme doch auch möglich sein.
Das stimmt nicht: Die größte Einsparung am Gas hat die Industrie geleistet, nicht die Bevölkerung.
Der kleine Bürger kann seine Zimmertemperatur 2 Grad zurückdrehen und Pullover anziehen,
aber Glas oder Eisen schmelzen geht so nicht.
Und die Menge reduzieren geht ja auch nicht?
Warum nicht?
Müssen wir aus importiertem Erz mit verbilligter Energie Stahl herstellen, der dann auf dem Weltmarkt subventioniert verkauft werden muß?
Von den klimaschädlichen Emissionen ganz zu schweigen.
Arbeitsplatzerhaltung kann es auch nicht sein, die Arbeitskräfte müssen wir ja auch bald importieren.
Es stimmt, dass z. B. ein Gusswerk in Kitzingen sein Jahren herum jammert, jetzt trotzdem Erdgas wirklich reduzierte. STIMMT alles!
Es stimmt auch, das dieses 2022 stattdessen auf Ersatzenergie (Flüssiggas, Öl etc.) in Teilbereichen umgestiegen ist und in den letzten Jahren bei sich oder in der näheren Umgebung nicht die Chancen genutzt hat, riesige PV-Flächen zu errichten. Lichtbogenöfen ist es egal wo der Strom herkommt, nur mit jammern geht so ein Ofen nicht.
Bananenstaat Bayern fest in der Hand der Amigos.