Ohne künstliche Bewässerung werden es fränkische Winzer in Zeiten fortschreitenden Klimawandels und trockener werdender Sommer schwer haben. Das ist unstrittig. Der Freistaat hat deshalb angekündigt, drei Pilotprojekte zur Bewässerung in der bayerischen Landwirtschaft zu fördern. Details sind noch nicht geklärt, doch dem Vernehmen nach soll eines der Pilotprojekte im Weinbau liegen. Am Montagabend hat der Volkacher Stadtrat einstimmig beschlossen, sich als Stadt mit zwei geplanten Bewässerungsprojekten hierfür zu bewerben.
Mit im Rennen um den Zuschlag für das Pilotprojekt sind im Landkreis Kitzingen bekanntlich Iphofen und Nordheim, wo Konzepte zur Bewässerung der Weinberge ebenfalls seit längerem zur Debatte stehen. Bis spätestens 14. Dezember müssen alle Bewerber ihre abgeschlossenen Machbarkeitsstudien vorlegen.
Der Volkacher Stadtrat hatte schon vor dreieinhalb Jahren die Weichen gestellt, um Machbarkeitsstudien für die Bewässerung von Sonderkulturen zu fördern, vorausgesetzt die Finanzierung sei gesichert und die Grundstückseigentümer beteiligen sich. Für die Bereiche Astheim/Escherndorf/Köhler sowie Volkach/Fahr ist dies gelungen, weshalb die Stadt sich nun mit diesen beiden Bereichen für das Pilotprojekt bewirbt. Für den dritten Bereich, Obervolkach/Gaibach, ist der Eigenanteil der Grundeigner noch nicht vollständig eingegangen, weshalb dort auch noch kein Auftrag für eine Machbarkeitsstudie erfolgt ist.
Eine Studie ist bereits weit gediehen
Der Stadtrat erfuhr am Montag nun, wie weit die Studien für Astheim/Escherndorf/Köhler und Volkach/Fahr, deren Ergebnisse planmäßig bis Ende 2021 vorliegen sollten, gediehen sind. Das Bild ist uneinheitlich. Kurz gesagt hat Volkach/Fahr zwei Nasenlängen Vorsprung, was die Machbarkeitsstudie angeht. Allerdings konnte man dort, wie Andrea Eick vom Büro Arz Ingenieure eingangs ihrer Präsentation einräumte, auf Erfahrungen und Ergebnisse der dort bereits vor Jahren verwirklichten Weinbergsbewässerung der Genossenschaft Vinaqua aufbauen.
Die Studie, die Eick vorstellte, setzt in erster Linie auf die Nutzung von Oberflächenwasser vor Ort, das etwa nach Starkregen (Zusatzeffekt: Hochwasserschutz) abgefangen und in Becken gespeichert werden soll. Dies soll 60 Prozent des für das Gießen der Reben benötigten Wassers bringen. 30 Prozent könnte aus Überschüssen gut schüttender Quellen stammen und zehn Prozent aus Uferfiltrat des Mains, also aus Flachbrunnen direkt am Fluss. Eicks Kostenprognose geht von 12,4 Millionen Euro für die Weinbergsbewässerung aus. Vorhandene Obstbäume ließen sich nicht wirtschaftlich bewässern, begründete sie, weshalb diese Flächen nicht Teil der Studie seien. Entsprechendes hatte Mathias Krönert (FDP) erfragt. Für Obstbäume bräuchte es womöglich ein eigenes Förderprogramm zur Rettung dieser vom Klimawandel ebenfalls bedrohten Kulturflächen, regte Eick an.
Was passiert mit dem Grundwasser?
Das Konzept sieht vor, die Weinberge so zu bewässern, dass nicht nur die Rebstöcke genügend Wasser erhalten, sondern auch die Flächen zwischen den Rebzeilen dauerhaft begrünt sind. Vorteil wäre der damit verbundene Schutz vor Erosion durch Regen und Wind. Das Grundwasser würde durch das Bewässerungskonzept nicht beeinträchtigt, erfuhr Jochen Flammersberger (Bürgerliste) von Eick.
Für die Weinbergsbewässerung im Bereich Astheim/Escherndorf/Köhler stellte Julia Stilkerich vom Planungsbüro Baurconsult gleich sieben mögliche Varianten vor, von denen bei näherer technischer und wirtschaftlicher Betrachtung lediglich drei realistisch erschienen und jetzt weiter geprüft werden: die Entnahme von Wasser aus dem Main im Winter und dessen Speicherung in großen Becken, das Nutzen eines Baggersees der Firma LZR, um von dort das Wasser zur Bewässerung zu entnehmen, oder der Gewinn von Wasser aus dem Uferfiltrat des Mains.
Baurconsult rechnet für die 216 Hektar Weinbergsfläche, die bewässert werden müssten, mit maximal 175 000 Kubikmeter Wasser pro Jahr, wenn achtmal gegossen wird. Mögliche Kosten wurden keine genannt. Die Machbarkeitsstudie ist noch nicht abgeschlossen – soll aber rechtzeitig bis zum Abgabetermin des Wettbewerbs fertig sein, versicherte Stilkerich.
Planungsbüro verspricht, den Turbo einzuschalten
Herbert Römmelt (Freie Wähler) kritisierte, dass er von Stilkerich "nichts Neues" erfahren habe. Die präsentierten Varianten seien alle bekannt. Die Referentin erklärte, der Zwischenbericht sei seit Ende Juli fertig, eine Abstimmung darüber mit den örtlichen Winzern jedoch auf deren Wunsch hin auf die Zeit nach der Weinlese geschoben worden. Zudem habe sich das Büro grundsätzlich an der eingeräumten Abgabefrist Ende 2021 orientiert, werde jetzt jedoch die offenen Fragen mit Nachdruck angehen.
Die Nutzung von Oberflächenwasser – wie für den Bereich Volkach/Fahr geplant – ist zwar kein Alleinstellungsmerkmal unter den Bewerbern, erklärte der der Stadtratssitzung beiwohnende Weinfachberater Wolfgang Patzwahl auf eine Frage von Peter Kornell (Freie Wähler); in der Gemeinde Oberschwarzach sei dies seines Wissens nach ebenfalls Bestandteil einer Studie. Doch als Wettbewerbsvorteil könnte sich die vorgesehene Änderung der Bewirtschaftung der Weinberge hin zur Dauerbegrünung als Erosionsschutz erweisen. Dies sei etwa in Konzepten aus Nordheim, Sommerach und Iphofen nicht vorgesehen.