
Um 2,5 Grad sei die Durchschnittstemperatur in den letzten 100 Jahren in Randersacker im Landkreis Würzburg gestiegen. "Wir Winzer spüren den Klimawandel in Unterfranken hautnah", sagte der Präsident des Fränkischen Weinbauverbands, Artur Steinmann. Anlässlich der Herbstklausur der Grünen-Landtagsfraktion in Würzburg machte er die Politkerinnen und Politiker, die aus ganz Bayern nach Würzburg angereist waren, auf die Nöte der unterfränkischen Winzer aufmerksam.
Sommer-Temperaturen bis zu 40 Grad im Raum Kitzingen, Trinkwasserknappheit rund um Bad Königshofen im Landkreis Rhön-Grabfeld, immer häufiger Extremwetter, Starkregen, aber auch Dürreperioden gefährdeten die Existenz vieler Landwirte und Winzer in Unterfranken, so Steinmann.

Gerade viele junge Leute würden es sich heute drei Mal überlegen, das über Generationen geführte Weingut ihrer Eltern zu übernehmen, wenn etwa neu gepflanzte junge Rebflächen "ohne Bewässerung kaum eine Chance haben, jemals hochzukommen", sagte die Fränkische Weinkönigin Lisa Lehritter. Die Weinbauern bräuchten die Unterstützung seitens der Politik, um sich den rasant verändernden Klima-Bedingungen anzupassen, so Steinmann.
Landtags-Grüne: "Von Unterfranken lernen"
Da rannten sie bei den Vertretern der bayerischen Landtags-Grünen offene Türen ein. Unterfrankens Praktiker seien die "Pioniere" der Klima-Anpassung in Bayern, sagte Mia Goller, Sprecherin für Landwirtschaft und Wald aus Niederbayern. Angefangen bei den 18 Prozent Ökolandbau in Unterfranken (in ganz Bayern sind es 13 Prozent), über das "Wasserschutzbrot", bis hin zum Pilotprojekt, die Wasserentnahmen der Landwirte in der Bergtheimer Mulde (Lkr. Würzburg) künftig mit Funkzählern zu überwachen - Unterfranken sei in Sachen klimaresiliente, ökologische Landwirtschaft Vorreiter in Bayern.
In ihrem Konzeptpapier in Würzburg beschlossen die Grünen gleich ein ganzes Bündel an Maßnahmen, um die Klimaanpassung in der Landwirtschaft nach unterfränkischem Vorbild zu fördern.
Bewässerung ja, aber ökologisch
So fordern sie unter anderem, die Forschungsprojekte der Landesanstalt für Landwirtschaft in Schwarzenau im Landkreis Kitzingen, die zum Jahresende auslaufen, müssten weitergehen. Der Weinbau in Franken müsse als Kulturgut und Wirtschaftsfaktor erhalten werden. Bewässerungsprojekte, etwa Vinaqua in Volkach, bei dem Regenwasser in großen Speichern für Trockenphasen gesammelt wird, sollten auch in anderen regenarmen Regionen wie Oberfranken oder der Oberpfalz etabliert werden.

Mehr Förderung für Bewässerungsprojekte, die ökologische Aspekte und gesellschaftliche Grundbedürfnisse wie den Trinkwasserschutz berücksichtigen, heißt es in dem Papier der Grünen. Und weiter: "Pipeline-Pläne zum Wassertransport über weite Strecken, wie zum Beispiel vom Bodensee nach Franken, verlagern nur die Probleme." Johannes Becher, der amtierende Fraktionsvorsitzende, sagte: "Bewässerung ja, aber sparsam. So viel Wasser wie nötig und so wenig Wasser wie nötig."
Öffentliche Kantinen: mindestens 50 Prozent bio und regional
Um heimische Landwirte und lebensmittelverarbeitende Betriebe zu stärken, fordern sie, dass der Freistaat für seine staatlichen und öffentlichen Kantinen mindestens 50 Prozent Bio-Lebensmittel und 50 Prozent regionale Produkte einkauft. Eine verlässliche Nachfrage solle über ein "kostenloses Schulessen mit fester Bio-Quote" sichergestellt werden.
Geht es nach den Grünen sollten Landwirte mehr Geld für Umweltleistungen erhalten, wenn diese dem Grund- und Trinkwasserschutz dienen. Und auch die EU-Agrarpolitik müsse reformiert werden, sagte Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Europaparlament, da aktuell vor allem große Betriebe und industrielle Tierhaltung von den Direktzahlungen profitierten. Ziel der Grünen sei, "kleinere und vielfältige Betriebe" statt "Fläche" zu fördern.
Ich hätte lieber von Humusaufbau, Agroforst, Niederschlag in der Fläche halten, Rückbau der wasserabführenden Bauwerke in den Weinbergen, Dry Farming, Umstieg auf Trockenheit angepasster Rebsorten u. Abaumethoden ... gelesen. Wo soll das Wasser für alle Winzer u. vor allem das Geld für die Bewässerungsmaßnahmen über die Pilotprojekte hinaus, her kommen.
Auf Steuergelder schielen, um dann den Liter Wein für 3,50 € im Supermarkt zu verramschen?Da hätte ich etwas dagegen.
Ich erwarte, dass die Winzer mit relativ leicht umsetzbaren Maßnahmen in Vorleistung gehen. Davon ist bisher wenig zu sehen. Die Erkenntnisse, um sich an den sich zuspitzenden Klimawandel anzupassen sind schon längst vorhanden.
Nein, Herr Steinmann, nicht "jeder Weinstock braucht seine Wasserinfrastruktur".
Auch wenn es vielleicht unpopulär sein mag, von den Grünen erwarte ich, dass bei solchen Terminen die dringend nötigen ökologischen Anpassungen thematisiert u. eingefordert werden.