zurück
Würzburg
Klausurtagung in Würzburg: Landtags-Grüne wollen Rechtsextremisten aus dem öffentlichen Dienst verbannen
Die Wahlergebnisse im Osten als Warnsignal für Bayern: Gleich mit einem ganzen Bündel an Maßnahmen wollen die Grünen die Demokratie schützen und stärken.
Pressekonferenz zum Auftakt der Herbstklausur der Grünen-Landtagsfraktion in Würzburg mit (von links) Katharina Dröge, Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Doreen Denstädt, Justizministerin in  Thüringen, und Johannes Becher, amtierender Fraktionschef im Landtag.
Foto: Daniel Peter | Pressekonferenz zum Auftakt der Herbstklausur der Grünen-Landtagsfraktion in Würzburg mit (von links) Katharina Dröge, Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Doreen Denstädt, Justizministerin in  Thüringen, und ...
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 23.09.2024 02:29 Uhr

Mit der AfD in Thüringen ist es erstmals einer in weiten Teilen rechtsextremen und demokratiefeindlichen Partei gelungen, bei einer Landtagswahl stärkste Kraft zu werden. Ein Warnsignal auch für Bayern, findet die grüne Landtagsfraktion. Bei ihrer Herbstklausurtagung in Würzburg verabschiedeten die Abgeordneten einen Acht-Punkte-Plan, der die Demokratie im Freistaat schützen und stärken soll.

Es war kein Zufall, dass beim Treffen im Hotel Melchior Park mit Doreen Denstädt die noch amtierende grüne Justizministerin Thüringens berichtete, wie weit "Hetze, Drohungen und Gewalt" die Zivilgesellschaft im Nachbarbundesland durchdrungen haben. Nach den Landtagswahlergebnissen vom 1. September dürfe man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Sie sei dankbar, so Denstädt, dass die bayerischen Grünen sich diesem Rechtsruck entgegenstemmen.

Berichtete in Würzburg von ihren Erfahrungen mit Rechtsextremen: Doreen Denstädt, die Justizministerin von Thüringen.
Foto: Daniel Peter | Berichtete in Würzburg von ihren Erfahrungen mit Rechtsextremen: Doreen Denstädt, die Justizministerin von Thüringen.

"Wir dürfen nicht warten, bis es zu spät ist", appellierte Johannes Becher, der amtierende Fraktionsvorsitzende, an die Kolleginnen und Kollegen der demokratischen Parteien, gemeinsam für Zuversicht und Aufbruch und damit für eine Stärkung der Demokratie in Bayern zu sorgen. Dazu gehöre, wieder mehr "draußen bei den Leuten" zu sein. Hier habe es auch bei den Grünen zuletzt Versäumnisse gegeben, räumte Becher vor der Presse ein.

Becher: "Extremisten haben beim Staat nichts verloren"

Um die Demokratie zu schützen, fordern die bayerischen Grünen ein "Verfassungstreuegesetz", wie es in Sachsen bereits beschlossen sei. "Extremisten haben beim Staat nichts verloren", so Becher. Wer in der Freizeit gegen die staatliche Ordnung agitiere, könne nicht anderntags für sie arbeiten. Nicht nur Beamtinnen und Beamte, sondern sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung sollen verpflichtet werden, sich zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung des Grundgesetzes und zur Bayerischen Verfassung zu bekennen.  Disziplinarrechtliche Regelungen bei Verstößen müssten gegebenenfalls verschärft werden.

Die Demokratie gegen ihre Feinde zu verteidigen, sei die eine Seite der Medaille, sagte Becher. Die andere Seite sei, sie stark zu halten und immer wieder zu erneuern: "Demokratie ist nie fertig." Um mehr Bürger zur Beteiligung an politischen Prozessen zu gewinnen, fordern die Grünen unter anderem eine Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre. Auch die Einrichtung von Bürgerräten und -foren zu einzelnen Themen sei wünschenswert.

Bei Bürgerentscheiden und Volksbegehren müssten "unnötige Hürden" abgebaut werden. Im 21. Jahrhundert sollten auch digitale Unterschriftensammlungen rechtssicher möglich sein.

Besonderes Augenmerk richtet die Grünen-Landtagsfraktion auf die kommunale Ebene. Seitens des Freistaats müsse man demokratiefördernden Vereinen und Bürgerinitiativen den Rücken stärken - auch finanziell. Persönliche Bedrohungen kommunaler Mandatsträger und -trägerinnen seien eine große Gefahr. Die Kriminalstatistik decke längst nicht alle Fälle ab, glaubt Becher. Er fordert deshalb eine "Dunkelfeldstudie", die das wahre Ausmaß an Hass, Hetze und Gewalt zeige. 

Zwei Stunden Politik statt "Verfassungsviertelstündchen"

In den Schulen soll es nach Ansicht der Grünen ab der fünften Klasse für alle Jugendlichen verpflichtend zwei Stunden Politik- und Gesellschaftsunterricht pro Woche geben. Es brauche mehr Raum für politische Bildung, sagte Becher: "Ein Feigenblatt wie das Verfassungsviertelstündchen der CSU reicht dafür nicht aus."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Michael Czygan
Alternative für Deutschland
Antidemokratie und Demokratiefeindlichkeit
Becher
Bürgerinitiativen
CSU Würzburg
Rechtsextremisten
Verfassung des Freistaates Bayern
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Hans-Martin Hoffmann
    Die Demokratie verteidigen

    gute Idee.

    Nur bitte auch gegen Feinde von innen, die zwar so tun, als repräsentierten sie das "Volk", aber in Wirklichkeit Politik für Besserverdienende (zu denen sie schließlich selber gehören...) machen.

    Ständig wird hier versucht, eine Bevölkerungsgruppe gegen die andere auszuspielen und gefragt, wieviel Sozialstaat wir uns überhaupt leisten können. Dabei gibt es längst immer mehr Wohlhabende (wie z. B. Marlene Engelhorn), die selber dafür eintreten, angemessen besteuert zu werden. Es gehört somit schon lange eingeführt, dass auf Einkommen aus Geldanlagen genauso hohe Steuern/ Abgaben entrichtet werden müssen wie auf Einkommen aus Erwerbsarbeit.

    Was ist das für ein Unding, dass Menschen, die Vollzeit arbeiten (oder ihr Leben lang gearbeitet bzw. Kinder großgezogen haben), zum Sozialamt müssen, weil das Geld sonst hinten und vorne nicht reicht, und die "Große Politik" will am liebsten noch die Mütterrente abschaffen?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Dominik Temming
    Ich kann Herrn Mayer, Frau Fersch und Frau Scherendorn nur zustimmen!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Helga Scherendorn
    ich kann Herrn Meyer und Frau Fersch nur zustimmen!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Rudolf Thomas
    Die Forderung der Landes-Grünen kommt einem Berufsverbot gleich. So lang die AfD nicht verboten ist, gibt es dafür keine Grundlage. Also ist die Forderung Effekthascherei. Wenn eine andere Partei fordert, wer keinen nachgewiesenen Berufsabschluss hat, darf für kein politisches Mandat kandidieren, dann heißt es, das ist billige Polemik. Und das, obwohl die gleichen Mandatsträger jeden Tag posten, "wir brauchen Fachkräfte".
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Barbara Fersch
    ich kann Herrn Meyer nur zustimmen!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Helga Scherendorn
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de (Behauptung ohne Beleg). Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Andreas GEIS
    Sie machen es sich auch ganz schön einfach . Wie wäre es damit als Regierungspartei seine Hausaufgaben zu machen ? Dann sieht das Wahlergebnis auch anders aus !
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Norbert Meyer
    Ich bin dafür zuerst die "Grünen" zu entfernen....
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Christoph Pfeuffer
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Fischer
    Man könnte ja das eine tun, ohne das andere zu lassen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten