zurück
Bergtheim
Brunnen der Bergtheimer Mulde bekommen als erste in Bayern digitale Zähler - aber nicht so schnell wie angekündigt
Das bayerische Umweltministerium startet in Unterfranken ein Pilotprojekt zum Grundwasserschutz. Was die 700.000-Euro-Investition bringen soll. 
Bewässerung von Blaukraut in der Bergtheimer Mulde im trockenen Sommer 2022.
Foto: Fabian Gebert (Archivfoto) | Bewässerung von Blaukraut in der Bergtheimer Mulde im trockenen Sommer 2022.
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 02.07.2024 02:43 Uhr

Rund 700.000 Euro investiert der Freistaat in Funkwasserzähler für die Brunnen in der Bergtheimer Mulde. Hier ist die Entnahme von Grundwasser zur Feldbewässerung besonders umstritten, weil das Grundwasser massiv abnimmt. Wie das bayerische Umweltministerium auf Anfrage mitteilt, geht es bei dem Pilotprojekt nicht nur um die Kontrolle der Grundwasserentnahme, sondern um die Entwicklung eines "neuartigen flächigen Erfassungssystems". Ein Sprecher sagt: "Die Umsetzung hat jetzt begonnen."

Das Pilotprojekt ist das erste in Bayern. Landwirte bekommen im Freistaat, im Gegensatz zu fast allen anderen Bundesländern, Grundwasser kostenlos. Allerdings ist die jährliche Entnahmemenge beschränkt. In der Bergtheimer Mulde erhalten die rund 70 Landwirte, mit Wasserrechten, mittlerweile nur noch die Hälfte von dem, was ihnen früher genehmigt wurde. 

In der Südpfalz werden seit 2022 digitale Wasserzähler eingesetzt, um Entnahmemenge und Grundwasserstände von Brunnen zur Beregnung von Feldern zu messen. Der Vorteil: Die Daten werden automatisch versendet und können von den Behörden einfach kontrolliert werden. 

Nach öffentlichem Druck mehr Kontrollen

Laut Umweltministerium geht das Pilotprojekt "auf eine Initiative der unterfränkischen Wasserwirtschaftsbehörden zurück". Ein Grund für diese Initiative dürfte der öffentliche Druck sein, der aufgrund der Berichterstattung über mangelnde Kontrollen bei der Entnahme von Grundwasser entstanden ist.

So deckte diese Redaktion 2022 auf, dass ein Landwirt der Bergtheimer Mulde seine Wasseruhr manipuliert hat - die Kontrollbehörden hatten das nicht gemerkt. Eine umfangreiche Recherche gemeinsam mit dem Bayerischen Rundfunk (BR) zeigte, dass die zuständigen Behörden bei über der Hälfte aller Grundwasserentnahmen in Unterfranken 2022 nicht wussten, wie viel Wasser tatsächlich entnommen wurde.

Als Reaktion hatte der Würzburger Landrat Thomas Eberth (CSU) im vergangenen Frühjahr eine verstärkte Kontrolle der Brunnen der Bergtheimer Mulde angekündigt. Die Landwirte des Bewässerungsvereins ließen freiwillig ihre Wasseruhren verplompen.

Digitale Zähler kommen später als angekündigt

Umweltschützer und Grünen-Politiker fordern schon länger die Umstellung auf digitale Messtechnik.  Ebenso Wissenschaftler, wie Prof. Harald Kunstmann, Lehrstuhlinhaber für regionales Klima und Hydrologie an der Universität Augsburg. Er hält Digitalisierung bei der Wasserentnahme in Bayern für dringend nötig

Der Start des Pilotprojekts bedeutet nicht, dass digitale Zähler schon in dieser Saison im Einsatz sind. Das hatte Eberth vergangenes Jahr angekündigt. Der Würzburger Landrat sagte damals, dass 2024 die ersten 40 Brunnen digitale Zähler bekommen und 2025 die restlichen. 

Die Regierung von Unterfranken erklärt jetzt, die ersten Funkzähler werden frühestens im Juni oder Juli 2025 installiert. Das Projekt sei erst vor wenigen Wochen angelaufen und derzeit würden noch Fragen "insbesondere zur technischen Umsetzung" geklärt, sagt Regierungssprecher Alexander Warkotsch. Außerdem sei "für die Beschaffung der Zähler noch eine öffentliche Ausschreibung notwendig." 

Nach Ausschreibung und Vergabe der technischen Ausstattung sollen im nächsten Sommer einige Funkzähler sowie die Übertragung der Daten ausprobiert werden. "Anschließend erfolgt die Ausstattung der rund 100 Entnahmestellen und 50 Grundwassermessstellen mit der Messtechnik", erklärt das Umweltministerium.

Das Pilotprojekt ist auf insgesamt fünf Jahre ausgelegt. Die Kosten von geschätzten 700.000 Euro – für technische Geräte, Personal und Sachausgaben – würden von Wasserwirtschafts- und Landwirtschaftsverwaltung getragen. Die Auswertung der Daten soll neben besserer Kontrolle auch Erkenntnisse über die Entwicklung des Grundwassers liefern.  

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bergtheim
Prosselsheim
Unterpleichfeld
Oberpleichfeld
Manuela Göbel
Bayerischer Rundfunk
Christlich Soziale Union Bayern Werneck
Grundwasser
Grundwasserschutz
Regierung von Unterfranken
Thomas Eberth
Universität Augsburg
Wasserentnahme in Unterfranken
Wasserrecht
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Sie schreiben: In der Südpfalz werden seit 2022 digitale Wasserzähler eingesetzt, um Entnahmemenge und Grundwasserstände von Brunnen zur Beregnung von Feldern zu messen. Der Vorteil: Die Daten werden automatisch versendet und können von den Behörden einfach kontrolliert werden. Warum also übernimmt man nicht Erfahrungswerte, wie das eigentlich der einfachste Weg ist? Man kann natürlich auch alles kompliziert und teuer machen. Oder geht es hier nur darum das Ganze zu verzögern?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Jürgen Seifert
    Warum wird dieses Projekt nur 5 Jahre durchgeführt. Bei digitalen Zählern wird ein gewisser Prozentsatz der Zähler eingeschickt und überprüft, sind die Messwerte in Ordnung wird die Eichzeit verlängert. Die Trockenperioden werden weiter zunehmen und es wird mehr Wasser gebraucht. Warum werden erst nur 40 Brunnen damit versehen und nicht alle 70 Entnahmestellen? Nach welchen Kriterium werden die Zähler bei wem angebracht. 70 Zähler sind schnell montiert. Da es in Bayern keinen Wassercent gibt sollte der Landwirt den Zähler selbst bezahlen. Auch die Leistungen zu den Flächen werden durch öffentliche teils Wasserführende Gräben bzw an der Pleichach verlegt. Hier bekommt die Kommune auch kein Nutzungsentgeld, da diese dem Wasserwirtschaftsamt unterliegen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Hermann Spitznagel
    Jahrelang führten dicke blaue Rohre über den Radweg in der Sanderau in den Main.
    Nicht nur ein paarmal, sondern Tag und Nacht wurde hier Wasser aus einer Baugrube entnommen und abgepumpt.
    Werden auch diese Grundwasserentnahmen erfasst?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Gerhard Zwierlein
    was kümmert mich im nächsten Jahr, mein Geschwätz von gestern (frei nach Adenauer)....ob und wie und für wen und im welchem Umfang der digitale Zähler installiert wird - lesen wir im nächsten Jahr - wenn sich da jemand dran erinnert.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Georg Ries
    Weshalb muss eigentlich die Allgemeinheit für die Zähler aufkommen? Bei allem Anderem zahlt der Verbraucher!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Georg Ruhsert
    Welche Frage !?! Bei diesem weg-weisenden Projekt geht es doch darum, endlich wissenschaftlich zu erforschen, ob Zähler die seit zwei Jahren im Nachbarländle fleißig schwäbisches Wasser zählen auch mit bayerischem Nass zurechtkommen. Dieses ist ja er-Wiesen-er-Maßen unvergleichlich weiß blau und so einzigartig, dass der 700.000 Euro Feldversuch doch ein Schnäppchen ist. 🤣
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten