
Rund 700.000 Euro investiert der Freistaat in Funkwasserzähler für die Brunnen in der Bergtheimer Mulde. Hier ist die Entnahme von Grundwasser zur Feldbewässerung besonders umstritten, weil das Grundwasser massiv abnimmt. Wie das bayerische Umweltministerium auf Anfrage mitteilt, geht es bei dem Pilotprojekt nicht nur um die Kontrolle der Grundwasserentnahme, sondern um die Entwicklung eines "neuartigen flächigen Erfassungssystems". Ein Sprecher sagt: "Die Umsetzung hat jetzt begonnen."
Das Pilotprojekt ist das erste in Bayern. Landwirte bekommen im Freistaat, im Gegensatz zu fast allen anderen Bundesländern, Grundwasser kostenlos. Allerdings ist die jährliche Entnahmemenge beschränkt. In der Bergtheimer Mulde erhalten die rund 70 Landwirte, mit Wasserrechten, mittlerweile nur noch die Hälfte von dem, was ihnen früher genehmigt wurde.
In der Südpfalz werden seit 2022 digitale Wasserzähler eingesetzt, um Entnahmemenge und Grundwasserstände von Brunnen zur Beregnung von Feldern zu messen. Der Vorteil: Die Daten werden automatisch versendet und können von den Behörden einfach kontrolliert werden.
Nach öffentlichem Druck mehr Kontrollen
Laut Umweltministerium geht das Pilotprojekt "auf eine Initiative der unterfränkischen Wasserwirtschaftsbehörden zurück". Ein Grund für diese Initiative dürfte der öffentliche Druck sein, der aufgrund der Berichterstattung über mangelnde Kontrollen bei der Entnahme von Grundwasser entstanden ist.
So deckte diese Redaktion 2022 auf, dass ein Landwirt der Bergtheimer Mulde seine Wasseruhr manipuliert hat - die Kontrollbehörden hatten das nicht gemerkt. Eine umfangreiche Recherche gemeinsam mit dem Bayerischen Rundfunk (BR) zeigte, dass die zuständigen Behörden bei über der Hälfte aller Grundwasserentnahmen in Unterfranken 2022 nicht wussten, wie viel Wasser tatsächlich entnommen wurde.
Als Reaktion hatte der Würzburger Landrat Thomas Eberth (CSU) im vergangenen Frühjahr eine verstärkte Kontrolle der Brunnen der Bergtheimer Mulde angekündigt. Die Landwirte des Bewässerungsvereins ließen freiwillig ihre Wasseruhren verplompen.
Digitale Zähler kommen später als angekündigt
Umweltschützer und Grünen-Politiker fordern schon länger die Umstellung auf digitale Messtechnik. Ebenso Wissenschaftler, wie Prof. Harald Kunstmann, Lehrstuhlinhaber für regionales Klima und Hydrologie an der Universität Augsburg. Er hält Digitalisierung bei der Wasserentnahme in Bayern für dringend nötig.
Der Start des Pilotprojekts bedeutet nicht, dass digitale Zähler schon in dieser Saison im Einsatz sind. Das hatte Eberth vergangenes Jahr angekündigt. Der Würzburger Landrat sagte damals, dass 2024 die ersten 40 Brunnen digitale Zähler bekommen und 2025 die restlichen.
Die Regierung von Unterfranken erklärt jetzt, die ersten Funkzähler werden frühestens im Juni oder Juli 2025 installiert. Das Projekt sei erst vor wenigen Wochen angelaufen und derzeit würden noch Fragen "insbesondere zur technischen Umsetzung" geklärt, sagt Regierungssprecher Alexander Warkotsch. Außerdem sei "für die Beschaffung der Zähler noch eine öffentliche Ausschreibung notwendig."
Nach Ausschreibung und Vergabe der technischen Ausstattung sollen im nächsten Sommer einige Funkzähler sowie die Übertragung der Daten ausprobiert werden. "Anschließend erfolgt die Ausstattung der rund 100 Entnahmestellen und 50 Grundwassermessstellen mit der Messtechnik", erklärt das Umweltministerium.
Das Pilotprojekt ist auf insgesamt fünf Jahre ausgelegt. Die Kosten von geschätzten 700.000 Euro – für technische Geräte, Personal und Sachausgaben – würden von Wasserwirtschafts- und Landwirtschaftsverwaltung getragen. Die Auswertung der Daten soll neben besserer Kontrolle auch Erkenntnisse über die Entwicklung des Grundwassers liefern.
Nicht nur ein paarmal, sondern Tag und Nacht wurde hier Wasser aus einer Baugrube entnommen und abgepumpt.
Werden auch diese Grundwasserentnahmen erfasst?