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Schweinfurt
Zehn Jahre Konversion in Schweinfurt: Die historische Chance für die Stadt
Anfang Februar 2012 wurde Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) der Rückzug der US-Armee aus Schweinfurt mitgeteilt. Was sich seither getan hat und was geplant ist.
Zeugnis des Konversions-Wandels: In der früheren Ledward Kaserne ist ein Großteil der Gebäude abgerissen. Im Vordergrund die Fläche, auf der bis 2026 die Landesgartenschau entsteht, im Hintergrund die Flächen für die weiteren FH-Bauten.
Foto: Anand Anders | Zeugnis des Konversions-Wandels: In der früheren Ledward Kaserne ist ein Großteil der Gebäude abgerissen. Im Vordergrund die Fläche, auf der bis 2026 die Landesgartenschau entsteht, im Hintergrund die Flächen für die ...
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:24 Uhr

Anfang Februar 2012 war die Überraschung und Sorge in Schweinfurt groß: Die US-Armee gab bekannt, dass die Standorte in der Stadt sowie in Geldersheim nach 70 Jahren aufgegeben werden. Zehn Jahre später zeigt sich, dass der Abzug eine echte Chance für die Stadtentwicklung war, die zu einer Erfolgsgeschichte wurde.

Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) sieht die Konversion zum einen als "größtes Klimaschutzprojekt in der Stadt seit dem Zweiten Weltkrieg". Und als eine ungeahnte Möglichkeit, mit 90 zusätzlichen Hektar Entwicklungsfläche "Zukunft zu gestalten und umzusetzen." Dies teilte er auf eine Anfrage dieser Redaktion mit.

Während der Landkreis Schweinfurt und die Gemeinden Geldersheim und Niederwerrn nach wie vor an der Entwicklung der Conn Barracks zu einem Gewerbepark arbeiten, rollten in Schweinfurt schon vor Jahren die ersten Bagger, staubte es mächtig beim Abriss der ersten Häuser und wuselten dutzendweise Bauarbeiter über die Baustellen, um neues Leben und Wohnraum vor allen in Yorktown und Bellevue zu ermöglichen sowie die Ledward Kaserne zu einem Mittelpunkt studentischen Lebens in der Stadt zu entwickeln.

Dazu kommen große Pläne: Der i-Campus der Fachhochschule in Ledward sowie die Landesgartenschau 2026, ein wegweisendes Klimadorf auf dem Kessler Field mit ersten Häusern Mitte des Jahrzehnts sowie die Fertigstellung von Bellevue als Wohnviertel für 1500 Menschen.

In Bellevue, früher Askren Manor, ist die Entwicklung zu einem neuen Stadtteil durch die Konversion in den vergangenen zehn Jahren am deutlichsten zu sehen. Im Bild die neue Straße von Norden kommend.
Foto: Anand Anders | In Bellevue, früher Askren Manor, ist die Entwicklung zu einem neuen Stadtteil durch die Konversion in den vergangenen zehn Jahren am deutlichsten zu sehen. Im Bild die neue Straße von Norden kommend.
"Die Konversion ist eine echte Erfolgsgeschichte und eine Chance für Schweinfurt, Zukunft zu gestalten und umzusetzen."
Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU).

Oberbürgermeister Remelé zieht zufrieden Bilanz über das vergangene Jahrzehnt, trotz aller kritischen Diskussionen, die über die Entwicklung geführt wurden, unter anderem die Frage, ob eine Landesgartenschau sinnvoll ist oder nicht. "Durch das Engagement vieler Unterstützer und Partner, allen voran aber durch den Einsatz der gesamten Stadtverwaltung, besonders des Liegenschafts- und Hochbauamts sowie des damaligen Konversionsbeauftragten Hans Schnabel konnte die Entwicklung aller freigewordenen Flächen zur gleichen Zeit und in einem enormen Tempo angegangen werden", erklärt der OB.

Schweinfurt habe deshalb verdient "viel Lob erhalten." Er sei sich sicher, "dass auch das Ergebnis, das wir schätzungsweise Ende dieses Jahrzehnts präsentieren können, für nicht weniger Anerkennung sorgt." Schweinfurt, so Remelé, "wird sich auch dank der Chancen, die uns die Konversion eröffnet hat, im Wettbewerb der Städte beweisen können und damit sowohl im Bereich Wirtschaft und Arbeitsplätze als auch Wohnen und Lebensqualität vorn dabei sein."

Ein Motor der schnellen Entwicklung der Konversionsgebiete in Schweinfurt: Der frühere Liegenschaftsamtsleiter und Konversionsbeauftragte der Stadt, Hans Schnabel.
Foto: Helferich | Ein Motor der schnellen Entwicklung der Konversionsgebiete in Schweinfurt: Der frühere Liegenschaftsamtsleiter und Konversionsbeauftragte der Stadt, Hans Schnabel.

Entscheidend im Rückblick war das schnelle Handeln der Stadt, um die einstmals militärisch genutzten Flächen von der Bundesimmobilienverwaltung zu kaufen und die Entwicklung insbesondere zu neuen Wohnvierteln voran zu treiben.

"Schweinfurt wird sich auch dank der Chancen, die uns die Konversion eröffnet hat, im Wettbewerb der Städte beweisen können."
Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU).

Im September 2014 war der letzte Fahnenappell der US-Armee, bereits in diesem Jahr wurde für Askren Manor, der heutige Stadtteil Bellevue, ein städtebaulicher Realisierungswettbewerb ausgelobt. Dem Konzept des damaligen ersten Preisträgers, Tobe Stadt aus Frankfurt/Main, folgt man bis heute mit einer Mischung aus Geschosswohnungsbau, Mehrfamilien- und Einfamilienhäusern, Schule mit Kindertagesstätte und einem Nahversorgungsstandort sowie einer größeren Parklandschaft.

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Ein besonderer Fokus lag und liegt auf der Entwicklung der früheren Ledward Kaserne an der  Niederwerrner Straße neben dem Sachs-Stadion. Ein Großteil der alten Hallen ist abgerissen, das Gelände für die Gestaltung als Bürgerpark und Landesgartenschau vorbereitet. Im Osten steht der erste Neubau der Fachhochschule, die hier weitere Gebäude bis Ende des Jahrzehnts plant.

Ein altes Luftbild von Askren Manor, das heute unter dem Namen Bellevue zu einem neuen Stadtteil für bis zu 1500 Menschen umgebaut wird.
Foto: Hajo Dietz | Ein altes Luftbild von Askren Manor, das heute unter dem Namen Bellevue zu einem neuen Stadtteil für bis zu 1500 Menschen umgebaut wird.

Rund zwölf Jahre nach dem letzten Fahnenappell in der Ledward Kaserne soll im Frühjahr 2026 die Landesgartenschau eröffnet werden, die schon 2015 als Antrag der CSU auf den Tisch kam. Erhalten wird auch der Ehrenhof als Reminiszenz an die frühere militärische Nutzung. Hier gibt es Pläne, gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut, der FH und der Industrie ein Start-Up-Center zu etablieren.

Ein Meilenstein in der Weiterentwicklung der Ledward Kaserne war die Fertigstellung der neuen grünen Ost-West-Achse namens Carus Allee im Winter 2020. Im vergangenen Frühjahr und Sommer konnte man bereits beobachten, wie das 600 Meter lange und 35 Meter breite grüne Band durch die Kaserne die Menschen aus den umliegenden Stadtteilen anzog. Als nationales Projekt des Städtebaus gab es auch millionenschwere Förderung des Bundes.

Die Landesgartenschau und die damit verbundenen Projekte des Grünen Bandes durch die Stadt bis zum Main sieht die Verwaltung als "erheblichen Beitrag zur Klimaresilienz des gesamten westlichen Stadtbereichs". Die Landesgartenschau ist für den OB dabei "in dieser Entwicklung der treibende Motor."

Das Thema Klimaschutz steht auch ganz oben auf der Agenda für das Kessler Field, das zuletzt als Open-Air-Standort im Sommer 2021 für die von Corona gebeutelte Schweinfurter Kulturlandschaft überregional von sich Reden machte. In Yorktown Village leben bereits neue Bürger, für den nördlichen Teil des Kessler Fields wird am Bebauungsplan gearbeitet, um dort Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäusern für Familien zu ermöglichen.

Schließung der US-Army Garnison Schweinfurt im Jahr 2014, Oberbürgermeister Sebastian Remelé (links) und Landrat Florian Töpper (Mitte) bekommen die Sternenbanner von Colonel Christopher M. Benson überreicht.
Foto: Anand Anders | Schließung der US-Army Garnison Schweinfurt im Jahr 2014, Oberbürgermeister Sebastian Remelé (links) und Landrat Florian Töpper (Mitte) bekommen die Sternenbanner von Colonel Christopher M. Benson überreicht.

Im südlichen Bereich des Kessler Fields entsteht bis Mitte des Jahrzehnts ein beispielhaftes Wohnquartier, das dem Aspekt Klimaanpassung im Wohnungsbau "in besonderem Maße Rechnung trägt", so der OB. Die Stadt wurde in das entsprechende Förderprogramm des Freistaates aufgenommen.

In diesem Jahr steht der Realisierungswettbewerb für einen Teilbereich des Wohngebietes mit konkreter Architektur auf zwei Baufeldern an. Im Idealfall stehen bis zur Landesgartenschau 2026 die ersten Gebäude. Zumindest in diesem Sommer ist darüber hinaus noch die Nutzung des Geländes als Open-Air-Bühne möglich.

Konversion in Schweinfurt

Am 2. Februar 2012 gab die US-amerikanische Armee bekannt, dass sie sich vom Standort Schweinfurt zurückzieht. Im September 2014 war die offizielle Übergabe der Ledward-Kasernen an den Bund. Seither laufen die Planungen für die Konversion der einstmals militärisch genutzten Flächen nicht nur auf Hochtouren, sondern sind größtenteils in der Umsetzung.
In Yorktown und Kesslerfield wohnen schon wieder Menschen, in Askren Manor, jetzt Bellevue genannt, nicht nur in den ehemaligen Offiziershäusern, sondern auch schon in fertigen Geschosswohnungen. Bundesweit für Aufsehen sorgte die Verlosung der Häuser in Yorktown 2016, da die Nachfrage so groß war.
Die International School Mainfranken übernahm die ehemalige High School, die frühere Elementary und Middle School ist abgerissen, an ihrer Stelle kommt der Neubau für die Körnerschule. Seit 1. Juli 2015 wurden mehrerer Gebäude der Ledward-Kaserne an der Niederwerrner Straße für die Erstaufnahmeeinrichtungen (EA) für Flüchtlinge genutzt, die nun als unterfränkisches Ankerzentrum in Geldersheim ist. Seit Sommer 2019 ist dieses nach Geldersheim in die ehemaligen Conn-Carracks verlegt.
Auf dem Ledward-Gelände eröffnete die FH das erste Gebäude des neuen i-Campus, die Carus-Allee, ein 600 Meter langer neuer Grünstreifen von Osten nach Westen durch die Kaserne, ist fertig. 2018 bekam die Stadt den Zuschlag für eine Landesgartenschau 2026, deren Entwurf fertig 2021 vorgestellt wurde. Dafür wird im Nord-Westen der ehemaligen Kaserne ein Bürgerpark gestaltet.
Quelle: SWT/Stadt Schweinfurt
 
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  • mail@marc-stuermer.de
    Konversion in Schweinfurt ist vor allem eines: schnarchlangsam. Und der neu entstandene Wohnraum in den alten Häusern sauteuer.
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  • Schmetterling
    ...und kein Wohnraum für die Studenten der FH! Die sollen dann in Landkreis ziehen.
    So gestaltet man die Innenstadt eher nicht, macht sie unattraktiv für die Jugend.
    Versteht er aber nicht unser BÜRGER-meister!
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  • schlumpf100100@aol.com
    wenn ich sehe, was in anderen Städten an ehem. US-Standorten schon gebaut wurde, sollte man in SW eher nicht zu laut sich loben. Mag sein, dass für SWer Verhältnisse es "schnell" geht, aber wenn man die Ledward-Bks anschaut, kann mir doch keiner erzählen, dass es da in den letzten Jahren sichtbar vorangegangen ist. Außer der Flaniermeile steht erst 1 Neubau. Was wurde damals Staub aufgewirbelt mit den Architektenwettbewerb... Und, was ist daraus geworden? Was wird daraus werden? Was da alles diskutiert und gewünscht/-plant wurde... Vieles kommt jetzt doch nicht. Das Geld für den Arch.-Wettbewerb hätte man sich sparen können. Als die Stadt danach dann noch den Aufruf an ihre Bürger machte, Vorschläge zu machen, wie man die Ledward gestalten könne, war mir klar, der gewonnene Arch.-Vorschlag kommt so doch nicht und die Stadt hat keinen wirklichen Plan was sie mit der Fläche sinnvolles anfangen soll. Nach dem Krieg zu Wirtschaftswunderzeiten wär diese Fläche schon längst bebaut....
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  • deweka
    „Zeugnis des Konversions-Wandels: In der früheren Ledward Kaserne ist ein Großteil der Gebäude abgerissen.“
    Man muss sich auch über die kleinen Dinge des Lebens freuen können.
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