Anfang Februar 2012 war die Überraschung und Sorge in Schweinfurt groß: Die US-Armee gab bekannt, dass die Standorte in der Stadt sowie in Geldersheim nach 70 Jahren aufgegeben werden. Zehn Jahre später zeigt sich, dass der Abzug eine echte Chance für die Stadtentwicklung war, die zu einer Erfolgsgeschichte wurde.
Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) sieht die Konversion zum einen als "größtes Klimaschutzprojekt in der Stadt seit dem Zweiten Weltkrieg". Und als eine ungeahnte Möglichkeit, mit 90 zusätzlichen Hektar Entwicklungsfläche "Zukunft zu gestalten und umzusetzen." Dies teilte er auf eine Anfrage dieser Redaktion mit.
Während der Landkreis Schweinfurt und die Gemeinden Geldersheim und Niederwerrn nach wie vor an der Entwicklung der Conn Barracks zu einem Gewerbepark arbeiten, rollten in Schweinfurt schon vor Jahren die ersten Bagger, staubte es mächtig beim Abriss der ersten Häuser und wuselten dutzendweise Bauarbeiter über die Baustellen, um neues Leben und Wohnraum vor allen in Yorktown und Bellevue zu ermöglichen sowie die Ledward Kaserne zu einem Mittelpunkt studentischen Lebens in der Stadt zu entwickeln.
Dazu kommen große Pläne: Der i-Campus der Fachhochschule in Ledward sowie die Landesgartenschau 2026, ein wegweisendes Klimadorf auf dem Kessler Field mit ersten Häusern Mitte des Jahrzehnts sowie die Fertigstellung von Bellevue als Wohnviertel für 1500 Menschen.
Oberbürgermeister Remelé zieht zufrieden Bilanz über das vergangene Jahrzehnt, trotz aller kritischen Diskussionen, die über die Entwicklung geführt wurden, unter anderem die Frage, ob eine Landesgartenschau sinnvoll ist oder nicht. "Durch das Engagement vieler Unterstützer und Partner, allen voran aber durch den Einsatz der gesamten Stadtverwaltung, besonders des Liegenschafts- und Hochbauamts sowie des damaligen Konversionsbeauftragten Hans Schnabel konnte die Entwicklung aller freigewordenen Flächen zur gleichen Zeit und in einem enormen Tempo angegangen werden", erklärt der OB.
Schweinfurt habe deshalb verdient "viel Lob erhalten." Er sei sich sicher, "dass auch das Ergebnis, das wir schätzungsweise Ende dieses Jahrzehnts präsentieren können, für nicht weniger Anerkennung sorgt." Schweinfurt, so Remelé, "wird sich auch dank der Chancen, die uns die Konversion eröffnet hat, im Wettbewerb der Städte beweisen können und damit sowohl im Bereich Wirtschaft und Arbeitsplätze als auch Wohnen und Lebensqualität vorn dabei sein."
Entscheidend im Rückblick war das schnelle Handeln der Stadt, um die einstmals militärisch genutzten Flächen von der Bundesimmobilienverwaltung zu kaufen und die Entwicklung insbesondere zu neuen Wohnvierteln voran zu treiben.
Im September 2014 war der letzte Fahnenappell der US-Armee, bereits in diesem Jahr wurde für Askren Manor, der heutige Stadtteil Bellevue, ein städtebaulicher Realisierungswettbewerb ausgelobt. Dem Konzept des damaligen ersten Preisträgers, Tobe Stadt aus Frankfurt/Main, folgt man bis heute mit einer Mischung aus Geschosswohnungsbau, Mehrfamilien- und Einfamilienhäusern, Schule mit Kindertagesstätte und einem Nahversorgungsstandort sowie einer größeren Parklandschaft.
Ein besonderer Fokus lag und liegt auf der Entwicklung der früheren Ledward Kaserne an der Niederwerrner Straße neben dem Sachs-Stadion. Ein Großteil der alten Hallen ist abgerissen, das Gelände für die Gestaltung als Bürgerpark und Landesgartenschau vorbereitet. Im Osten steht der erste Neubau der Fachhochschule, die hier weitere Gebäude bis Ende des Jahrzehnts plant.
Rund zwölf Jahre nach dem letzten Fahnenappell in der Ledward Kaserne soll im Frühjahr 2026 die Landesgartenschau eröffnet werden, die schon 2015 als Antrag der CSU auf den Tisch kam. Erhalten wird auch der Ehrenhof als Reminiszenz an die frühere militärische Nutzung. Hier gibt es Pläne, gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut, der FH und der Industrie ein Start-Up-Center zu etablieren.
Ein Meilenstein in der Weiterentwicklung der Ledward Kaserne war die Fertigstellung der neuen grünen Ost-West-Achse namens Carus Allee im Winter 2020. Im vergangenen Frühjahr und Sommer konnte man bereits beobachten, wie das 600 Meter lange und 35 Meter breite grüne Band durch die Kaserne die Menschen aus den umliegenden Stadtteilen anzog. Als nationales Projekt des Städtebaus gab es auch millionenschwere Förderung des Bundes.
Die Landesgartenschau und die damit verbundenen Projekte des Grünen Bandes durch die Stadt bis zum Main sieht die Verwaltung als "erheblichen Beitrag zur Klimaresilienz des gesamten westlichen Stadtbereichs". Die Landesgartenschau ist für den OB dabei "in dieser Entwicklung der treibende Motor."
Das Thema Klimaschutz steht auch ganz oben auf der Agenda für das Kessler Field, das zuletzt als Open-Air-Standort im Sommer 2021 für die von Corona gebeutelte Schweinfurter Kulturlandschaft überregional von sich Reden machte. In Yorktown Village leben bereits neue Bürger, für den nördlichen Teil des Kessler Fields wird am Bebauungsplan gearbeitet, um dort Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäusern für Familien zu ermöglichen.
Im südlichen Bereich des Kessler Fields entsteht bis Mitte des Jahrzehnts ein beispielhaftes Wohnquartier, das dem Aspekt Klimaanpassung im Wohnungsbau "in besonderem Maße Rechnung trägt", so der OB. Die Stadt wurde in das entsprechende Förderprogramm des Freistaates aufgenommen.
In diesem Jahr steht der Realisierungswettbewerb für einen Teilbereich des Wohngebietes mit konkreter Architektur auf zwei Baufeldern an. Im Idealfall stehen bis zur Landesgartenschau 2026 die ersten Gebäude. Zumindest in diesem Sommer ist darüber hinaus noch die Nutzung des Geländes als Open-Air-Bühne möglich.
So gestaltet man die Innenstadt eher nicht, macht sie unattraktiv für die Jugend.
Versteht er aber nicht unser BÜRGER-meister!
Man muss sich auch über die kleinen Dinge des Lebens freuen können.