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Schweinfurt
Kultursommer Schweinfurt: Michael Wollny als perfekter Auftakt
Der Schweinfurter Kultursommer auf der Open-Air-Bühne am Kessler Field ist eröffnet. Warum das Michael Wollny Trio begeisterte.
Der aus Schweinfurt stammende Jazz-Pianist Michael Wollny gastierte mit dem Bassisten Christian Weber und dem Schlagzeuger Eric Schaefer zum Auftakt des Kultursommers auf der Open-Air-Bühne am Kessler Field in Schweinfurt.
Foto: Josef Lamber | Der aus Schweinfurt stammende Jazz-Pianist Michael Wollny gastierte mit dem Bassisten Christian Weber und dem Schlagzeuger Eric Schaefer zum Auftakt des Kultursommers auf der Open-Air-Bühne am Kessler Field in ...
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:07 Uhr

Oberbürgermeister Sebastian Remelé war die Erleichterung anzumerken: Der Himmel blau, die Sonne schien, das Schlammloch am Eingang der Open-Air-Bühne am Kessler Field mit Rindenmulch abgedeckt, die ersten Besucher strömten – der Auftakt zum Kultursommer 2021, er war gesichert. Und er war mit dem Michael Wollny Trio mehr als vielversprechend.

Der Regen, er ist des Open-Air-Veranstalters größter Feind, gerade in diesen Sommertagen in Unterfranken, in denen die Region nicht wirklich mit Petrus im Bunde zu sein scheint: Es schüttete teilweise wie aus Eimern, für Konzerte im Freien ist das denkbar schlecht. Vielleicht lag es ja auch an Michael Wollny, dem aus Schweinfurt stammenden und in Europa gefeierten Jazz-Pianisten, dass am Ende alles gut wurde, denn Regen ist er gewohnt: Bei seinem vergangenen Auftritt in seiner Heimatstadt beim Nachsommer 2019 regnete es während eines Gewitters so stark, dass es durch die Fenster auf die Bühne tropfte.

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Der Jazz-Schlagzeuger Art Blakey hat einmal gesagt: "Musik wäscht den Staub des Alltags weg." Ein Satz, der wie die Faust aufs Auge den Kultursommer und vor allem die Stimmung in Schweinfurt nach langen, harten Monaten mit zeitweise der höchsten Inzidenz in Deutschland beschreibt. Der Kultursommer, er soll – und möglicherweise wird – Katalysator sein für die Stadt, wieder wie alle anderen in Deutschland und der Welt Hoffnung zu schöpfen, dass nach der Corona-Pandemie doch wieder eine Rückkehr in unser gewohntes, von Kultur, Musik, Gesang, Theater und Tanz geprägtes Leben möglich ist.

Die rund 300 Besucher am Kessler Field genossen den ersten Abend des Kultursommers Schweinfurt.
Foto: Josef Lamber | Die rund 300 Besucher am Kessler Field genossen den ersten Abend des Kultursommers Schweinfurt.

Die Stadt Schweinfurt jedenfalls hat mit einem Team um Kulturamtsleiterin Andrea Brandl in den vergangenen Wochen ihren Teil dazu beigetragen, dass der Kulturszene ein Neustart ermöglicht wird. "Mit heißer Nadel gestrickt", wie es der OB nannte, entstand auf einer Konversionsfläche, dem früher von der US-Armee genutzten Kessler Field oberhalb des Willy-Sachs-Stadions, eine Open-Air-Bühne mit Amphitheater-Charakter und nach Corona-Hygieneregeln bis zu 500 Plätzen.

In Unterfranken ist dieses Angebot einzigartig, denn die von der Stadt gestellte Bühne und Infrastruktur nutzen die einzelnen Veranstalter wie Disharmonie, KulturPackt, Dancefloor Destruction Company oder Agentur L19 für ein Konzert-, Tanz- und Comedy-Programm, das sich wahrlich sehen lassen kann.

Michael Wollnys überraschende musikalische Wendungen

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung nannte Michael Wollny einmal den „vollkommenen Klaviermeister“, ein Musiker immer auf der Suche nach dem Unberechenbaren, dem Neuen, dem Unvorhergesehenen.

Mit seinen kongenialen Partnern Christian Weber am Kontrabass und Eric Schaefer am Schlagzeug trat er in Schweinfurt zum ersten Mal seit zehn Monaten wieder auf. "Ich weiß nicht, was passiert", sagte er spitzbübisch lächelnd zu Beginn des Konzerts.

Es passierte das, was immer passiert, wenn man sich auf Wollnys musikalische Welt einlässt: Verzückung, Lächeln, ein Schmunzeln beim Zuhören ob überraschender Wendungen und Einfälle. Das Wollny-Trio als "Tonschmeichler", als Vollblutmusiker, die ihre Töne umhegen, pflegen, sie kitzeln und herausfordern, sie umschmeicheln und aus ihren Instrumenten Ungeahntes hervorbringen, weil sie auch Ungeahntes tun: In die Saiten des Klaviers greifen, den Kontrabass wie eine Gitarre spielen, die Drums mit Ketten bearbeiten, die Becken mit einem Bogen spielen.

Ein Musiker-Trio, das immer auf der Suche nach dem Neuen ist

Michael Wollny sitzt ohne vorgefertigten Plan am Flügel. Das Klavier sei sein Avatar, hat er mal gesagt. Seine Musik ist voller Ecken und Kanten, ist auf einer schwindelig machenden Suche. Aber wer sein Herz öffnet, dem wird es das Michael Wollny Trio mit purer Freude füllen. Und er wird verstehen, was Jazz wirklich bedeutet.

Am Sonntag ging der Kultursommer gleich mit Weltmusik von "Quadro Nuevo", veranstaltet vom KulturPackt, in die zweite Runde. Ein Wochenende, das auf jeden Fall Lust auf mehr Kultur im Freien machte.

Der Schweinfurter Kultursommer auf der Open Air Bühne am Kessler Field dauert bis 12. September. Alle Informationen zu den Veranstaltungen sowie Tickets unter www.kultursommer-sw.de. Die nächsten Veranstaltungen sind am 15. Juli das Jahreskonzert der Musikschule Schweinfurt, am 16. Juli der Auftritt des Comedian Bembers und am 17. Juli von Carolin No. Außerdem treten Sebastian Reich und Amanda,  die Dancefloor Destruction Company, Erwin Pelzig, Gerhard Polt und die Wellbrüder sowie Jan Josef Liefers mit seiner Band Radio Doria auf.

 
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