Das nennt man mal Symbolik: Bei eisigen Temperaturen und Schneetreiben standen Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) und Baureferent Ralf Brettin auf dem neuen Basketballplatz als Teil der Carus Allee. Als sie das provisorisch gespannte blaue Band zur Eröffnung durchschnitten, riss der Himmel auf und die Sonne schickte erste Strahlen.
Als Zeichen, dass die Stadt und der Stadtrat weiter an eine Zukunft nach der Corona-Pandemie glauben und diese auch entsprechend planen, will der OB zwei Termine in dieser Woche verstanden wissen: die Eröffnung der Carus Allee und die Unterschrift unter den Vertrag mit der Bayerischen Landesgartenschau GmbH über die Ausrichtung der Landesgartenschau 2026 in einem Teil der früheren Kaserne an der Niederwerrner Straße.
Die Carus Allee, jenes 600 Meter lange und 37 Meter breite grüne Band von Ost nach West durch die Kaserne, beginnend am Theodor-Fischer-Platz und endend am Willy-Sachs-Stadion, ist zwar nicht Teil des Landesgartenschau-Geländes, führt aber zu ihr hin und hat, so Baureferent Ralf Brettin, "die Gestaltungsqualität der Landesgartenschau."
Die besondere Gestaltungsqualität hat auch damit zu tun, dass die Carus Allee ein nationales Projekt des deutschen Städtebaus ist und die Stadt zu den sechs Millionen Euro Baukosten vier Millionen Zuschuss vom Bund bekam. Das Konzept ist ebenfalls neu, eine Art Hain statt einer klassischen Allee zu gestalten, der nicht nur mit klimaresistenten Pflanzen und Bäumen bestückt ist oder mit Rigolen ein modernes Versickerungssystem für starke Regenfälle hat, sondern vor allem einen hohen Freizeitwert mit zahlreichen sportlichen Anlagen wie Basketballfeld, Beach-Volleyball-Feld, Pump-Track oder im Boden eingelassenen Trampolinen.
Damit will man auch bewusst den militärischen Charakter der alten Kaserne, in der die Panzerhallen bis auf die für die Landesgartenschau vorgesehene Halle 237 alle abgerissen wurden, brechen – auch wenn die Mannschaftsgebäude entlang der Niederwerrner Straße neu genutzt werden, unter anderem vom Studentenwerk.
Die Kaserne, deren Zugang jahrzehntelang für die Schweinfurter aufgrund der Nutzung durch die US-Armee blockiert war, wieder für die Bevölkerung zu öffnen, ist ein wesentlicher Aspekt der Konversion, so Baureferent Ralf Brettin. Und natürlich ist das grüne Band Carus Allee auch der Beginn des versprochenen grünen Bands namens Korrespondenzprojekte im Rahmen der Landesgartenschau, bei denen der Schelmsrasen, der Spitalseeplatz und die Gutermann-Promenade umgestaltet werden.
Dass jetzt der Bereich wegen des Winters natürlich nur beschränkt nutzbar ist, ist der Stadt bewusst. Doch die Vorfreude auf das Frühjahr ist groß, verbunden auch mit der Aufforderung an die Bevölkerung, insbesondere aus dem angrenzenden Musikerviertel, die Anlage fleißig zu nutzen.
Für das Band durch den Ort des "Wissens und der Wirtschaft", so Sebastian Remelé im Hinblick auf den Neubau der Fachhochschule im Osten der alten Kaserne und die geplante Nutzung der alten Stabsgebäude durch Start-up-Unternehmen, Fraunhofer Institut und Wissenswerkstatt, wählte die Stadt im Grunde auch den passendsten Namen: Carl Gustav Carus (1789-1869), Präsident der Leopoldina-Akademie, war Arzt, Maler, Naturphilosoph. Die Leopoldina wurde 1652 in Schweinfurt gegründet, ist bis heute die älteste durchgehend bestehende wissenschaftliche Akademie der Welt. Sie hat ihren Sitz in Halle/Saale und ist ein wichtiger Ratgeber der Bundespolitik in der Corona-Pandemie.