Die Konversion in Schweinfurt gehört zu den Top-Fünf-Projekten der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) in Deutschland. Sie ist als bundeseigener Immobiliendienstleister seit dem Abzug der Amerikaner 2014 damit betraut, die ehemals militärisch genutzten Liegenschaften in Stadt und Landkreis Schweinfurt einer zivilen Nachnutzung zuzuführen. Das gesamte Areal umfasst 2900 Hektar und mehr als 450 unterschiedliche Gebäude.
Während die Konversion in der Stadt mit dem Umbau der Askren Manor zum neuen Stadtviertel Bellevue und der Entwicklung der Ledward Barracks zum internationalen Hochschulstandort deutlich sichtbare Fortschritte macht, scheint sie in den Conn Barracks, dem mit über 200 Hektar größten Kasernengelände des ehemaligen Militärstandorts Schweinfurt vor den Toren der Stadt, zu stagnieren. Und das hat auch etwas mit der Corona-Pandemie zu tun.
Schon 2013 haben sich die Gemeinden Geldersheim und Niederwerrn sowie Stadt und Landkreis Schweinfurt, auf deren Gemarkung das Areal liegt, zu einem Zweckverband zusammengeschlossen, um gemeinsam das Kasernengelände zu erwerben und zu einem Gewerbepark umzuwandeln. Rechtlich ist für den Erwerb des Areals, das sich im Besitz des Bundes befindet, alles geregelt. Die Beschlüsse für den kommunalen "Erstzugriff" wurden gefasst, und die nötige Satzungsänderung ist von der Regierung von Unterfranken genehmigt. Die Erschließungsplanung wurde entsprechend aktualisiert und die Projektfinanzierung erarbeitet. Warum geht es also nicht vorwärts?
Der Ball liegt aktuell bei den Behörden. Da ist einmal das Ankerzentrum der Regierung von Unterfranken, das mit seiner exponierten Lage direkt an der Hauptzufahrt zum künftigen Gewerbepark und seiner ungeklärten Betriebsdauer über das Jahr 2025 hinaus ein Hemmschuh ist. Und da ist die seit zwei Jahren andauernde Corona-Pandemie, die eben wegen dieses Ankerzentrums von den Behörden zu leistende Vorarbeiten bremst. Denn militärische Flächen müssen vor ihrer Verwertung stets erst auf Altlasten und Kampfmittel untersucht werden.
Gerade die Kampfmittelräumung ist auch Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkrieges eine Daueraufgabe. Und hier hakt es. Zwar hat die Bima schon Anfang 2020 beim Staatlichen Bauamt Schweinfurt die technische Erkundung des gesamten Geländes nach Kampfmitteln und Blindgängern in Auftrag gegeben, doch bis heute ist diese nicht erfolgt.
Höhere Sicherheitsanforderungen während der Corona-Pandemie
Das Staatliche Bauamt erklärt das auf Nachfrage mit der Corona-Pandemie. Diese fordere eine höhere Sicherheit im Bereich von öffentlichen Unterkunftsgebäuden mit hoher Belegung, um Evakuierungen zu vermeiden. Aufgrund der Nähe des Ankerzentrums zu den Conn Barracks seien deshalb bisher noch keine Bodensondierungen zur Kampfmitteluntersuchung beauftragt worden. Aktuell ist das Ankerzentrum voll belegt. Bei einer Evakuierung müssten kurzfristig Unterkünfte für rund 1200 Menschen bereitgestellt werden. Weil das schwer zu stemmen ist, wird die Kampfmitteluntersuchung derzeit von den Behörden "nicht prioritär" verfolgt.
Die Erkenntnisse aus der Kampfmittelsondierung aber sehen die Gemeinderäte und der Kreistag für die Risikoabwägung vor einer Kaufentscheidung als eine wichtige Grundlage an. "Wenn wir über den Kauf des Areals sprechen, müssen wir wissen, was sich im Boden befindet", sagt Frank Deubner, der Konversionsmanager am Landratsamt Schweinfurt. Die Gemeinden müssten schließlich Klarheit darüber haben, was noch an Kosten auf sie zukommen könne.
Bauherr ist zu Kampfmitteluntersuchungen verpflichtet
Das Staatliche Bauamt indes sieht kein Hindernis, den geplanten Gewerbepark auch ohne abgeschlossene Kampfmitteluntersuchung weiter voranzutreiben. Die aktuelle Situation erlaube zwar keine Eingriffe in den Baugrund, Planungen seien aber durchaus möglich. Behördenleiter Michael Fuchs weist zudem darauf hin, dass die Kampfmittelsondierungen der Behörde den späteren Nutzer sowieso nicht von seiner Verpflichtung entbinden, vor Eingriffen ins Gelände noch einmal eigene Kampfmitteluntersuchungen anzustellen. "Dazu ist der Bauherr grundsätzlich verpflichtet."
Bleibt noch die Altlastenuntersuchung, die bereits nach Abzug der Amerikaner angelaufen ist. Aufgrund der risikoreicheren Vornutzung im Vergleich zu anderen Konversionsflächen in der Region hatten die Fachleute in den Conn Barracks auch die Durchführung einer Detailuntersuchung von verschiedenen Kontaminationsflächen empfohlen. Dieses zuletzt beauftragte Altlastengutachten liegt laut Bima nun vor. Danach gebe es für die Gesamtfläche aktuell "keinen weiteren Handlungsbedarf".
Unterstützung der Behörden gefordert
Was sind nun die nächsten Schritte? "Erforderlich für die Entwicklung der Conn Barracks zu einem Gewerbepark ist jetzt die Unterstützung weiterer Behörden und Akteure", sagt das Konversionsmanagement am Landratsamt. So müsse die von der Bayerischen Staatsregierung zugesicherte Zufahrt ins Gelände von der B303 auch tatsächlich ermöglicht werden. Ohne eine solche Zufahrt sei eine gewerbliche Entwicklung vor dem Jahr 2026 nicht möglich.
Das Staatliche Bauamt Schweinfurt hat bereits eine Trassenplanung erstellt, die Finanzierung der Trasse ist jedoch noch nicht geklärt. Auch liegt bislang noch keine Freigabeerklärung des Freistaates Bayern für die Fläche vor, auf der die Trasse verlaufen soll. Ohne diese aber ist der Erwerb der Fläche für die Gemeinden oder den Zweckverband ausgeschlossen, sagt das Konversionsmanagement.
Die Bima arbeite "vertrauensvoll mit dem bayerische Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration und dem Zweckverband daran, diese Fragstellungen zu beantworten und zu einem für alle Seiten zufriedenstellenden Ergebnis zu kommen", heißt es dazu aus Bonn. Doch die Konversion der Conn Barracks sei schon mit Blick auf die Dimension des Geländes und die Anzahl der Beteiligten deutlich komplexer, als dies bei der Entwicklung des Ledward-Geländes der Fall gewesen sei. Wann deshalb das erste Unternehmen im Gewerbepark Conn Barracks einmal ansiedeln kann, bleibt also offen.
Z
Zusammen mit div. Gutachten und anderen Sachen wurden hier schon viele Steuergelder verbraten, ohne Ergebnisse.
Die Amerikaner haben 2012 ihren Rückzug bekannt gegeben.
Bis heute merkst man 10 Jahre erfolglos herum.