"Mehr geht nicht", das war das Credo der Stadt – und vor allem der Bauverwaltung bei den Haushaltsberatungen zum Thema Großprojekte in den nächsten Jahren. Das Beschlossene umzusetzen, bevor man Neues plant, ist derzeit am wichtigsten. Ein Überblick darüber, was Baureferent Ralf Brettin an Projekten vorstellte, die im kommenden Jahr auch schon begonnen oder geplant werden.
Anfang Februar beginnt der neue Theaterleiter Christoph Wahlefeld mit seiner Arbeit, er kommt aus Bielefeld an den Main. Ihn erwarten gleich zwei wichtige Aufgaben: Ein Ersatzprogramm für das derzeit wegen der anstehenden Sanierung geschlossene Theater und eben diese Sanierung, die laut Ralf Brettin im August nächsten Jahres beginnen soll.
Der Bauantrag für das 43-Millionen-Euro-Projekt ist genehmigt. Saniert werden muss das markante Kupferdach, die Gebäude- und Haustechnik des 1966 eröffneten Theaters sowie der Brandschutz in den Innenräumen. Außerdem die Bühnentechnik, daneben kommt ein kleiner unterirdischer Neubau für Funktionsräume hinter der Bühne. Das Theater eröffnete nach dem Ende des Lockdowns im Winter 2020/21 nicht, sondern blieb wegen Brandschutz-Themen geschlossen.
Die Stadt nutzte die Zeit, um den Bauantrag und die Planung voran zu treiben und das Gebäude im Inneren durch eigene Kräfte leer räumen zu lassen, so dass die Bauarbeiten ohne Verzögerung beginnen können. "Es ist das umfangreichste Projekt", betonte der Baureferent. Noch ausstehend sind die Förderbescheide von Freistaat und Bezirk sowie die Ausschreibungen. Die Stadt erwartet 32,6 Millionen Euro an Zuschüssen und einen Eigenanteil von 10,3 Millionen. Wiedereröffnung des Theaters ist für Herbst 2024 geplant.
Sanierung der Tiefgaragen ein Dauerthema
Ein Dauerbrenner ist das Thema Parken – in der Stadt und rund um das Leopoldina-Krankenhaus. In der Innenstadt verzögert sich die Sanierung der Tiefgarage am Graben, da es deutlich maroder ist als angenommen. Erst Ende Februar 2022 soll es wieder offen und mit 3,1 Millionen Euro gut 500 000 Euro teurer sein als geplant. Für übernächstes Jahr ist die Betonsanierung der Tiefgarage unter dem Georg-Wichtermann-Platz geplant. Derzeit ebenfalls nur eingeschränkt nutzbar ist die Tiefgarage bei der Kunsthalle. Gleich zwei Stockwerke wurden gesperrt, weil seit Wochen ein Wasserschaden repariert wird, so die Bauverwaltung.
Das Parkhaus an der Mainberger Straße mit 354 neuen Stellplätzen wurde vor wenigen Wochen eröffnet. Doch die schlechte Parksituation rund um das Leopoldina-Krankenhaus wird noch Jahre anhalten, denn der Abriss und Neubau des maroden Parkhauses direkt am Krankenhaus – mehrere Stockwerke sind dort gesperrt – ist Stand jetzt erst 2025 fertig. Die Verwaltung, so Brettin, arbeite an der Planung, die sich aber wegen eines Streits mit einem Anbieter vor der Vergabekammer verzögere. Baubeginn wäre frühestens 2023.
Wie geht es mit dem Kulturforum am Martin-Luther-Platz weiter?
Überraschenderweise tut sich in Sachen Neubau des Kulturforums am Martin-Luther-Platz weiter nichts. Ob ein Baubeginn für das 16-Millionen-Projekt, bei dem neben dem Neubau des Kulturforums auch die Alte Reichsvogtei, das Gymnasium und das Stadtschreiberhaus für das neue Stadtmuseum saniert werden sollen, im nächsten Jahr möglich ist, ist offenbar weiter offen.
Im Hintergrund wird das Konzept für das neue Stadtmuseum erarbeitet, allerdings ist laut Brettin der Baubeginn "unbestimmt", weil sich die Stadt mit einem Nachbar noch nicht geeinigt hat. Ebenso fehlt die Freigabe der drei Millionen Euro teuren Ausstellungsgestaltung. Nach derzeitigem Stand ist vor 2025 nicht mit einer Eröffnung zu rechnen – das wäre neun Jahre nach der ersten Präsentation der Idee durch Oberbürgermeister Sebastian Remelé im Sommer 2016.
Konzentration auf den Neubau der Körnerschule und die Konversion
Am meisten weiterentwickeln werden sich auch 2022 die Konversions-Gebiete, insbesondere Bellevue. Der Neubau der Körnerschule mit Kindertagesstätte und Turnhalle beginnt, fertig ist man laut Plan zum Schuljahr 2024/25. 28 Millionen Euro werden insgesamt investiert, für die es 15 Millionen Förderung geben soll.
In dem 27 Hektar große Wohngebiet schreitet der Hausbau der Bauträger und Privatleute voran, außerdem werden die Parkanlagen geplant. Große Themen, bei denen im Hintergrund die Planungen voran getrieben werden, aber noch keine Bagger in 2022 fahren, sind die Landesgartenschau 2026, die Korrespondenzprojekte Schelmsrasen, Spitalseeplatz und Gutermann-Promenade sowie das Klimadorf am Kessler Field.
Handlungsbedarf beim Servicebetrieb und am Kassengebäude
"Der Servicebetrieb ist wichtig für die Daseinsvorsorge", betont Ralf Brettin. Weshalb die Stadt spätestens ab Mitte 2023 in Abschnitten damit beginnen muss, die Infrastruktur der Gebäude am Sennfelder Bahnhof zu erneuern. Bis Ende 2027 will man mit dem 25-Millionen-Projekt fertig sein. Es helfe auch, dass der städtische Wertstoffhof und der Deklarationsplatz ins Maintal verlegt werden.
In der Planung ist die Sanierung des Kassengebäudes – Fassade, Dach und bessere Raumaufteilung im Inneren. Der ursprünglich geplante Abriss und Neubau an gleicher Stelle wurde schon 2021 aus Kostengründen verworfen. Die Verwaltung plant aber, schon nächstes Jahr mit der Sanierung zu beginnen.
Ein ebenso wichtiges Thema ist der Neubau der Maxbrücke. Hier soll Mitte 2022 das weitere Vorgehen durch den Stadtrat festgelegt werden. Wirklich los geht es mit der Sanierung aber frühestens 2027, denn klar ist, dass die Stadt keine gesperrte Brücke während der Landesgartenschau 2026 will.
"Wirklich los geht es mit der Sanierung aber frühestens 2027, denn klar ist, dass die Stadt keine gesperrte Brücke während der Landesgartenschau 2026 will."
Die überraschende Sperrung des Stegs am Hbf wegen Baufälligkeit sollte Warung genug sein!
Was ist, wenn dasselbe mit der Maxbrücke passiert? Dann muss vmtl. die Schifffahrt hier eingestellt werden: Tankschiffe, 125m lange Kreuzfahrtschiffe, 180m lange Containerschubverbände uvm. - Dann würde eine Armada von Fachjuristen, bis in die Niederlande, die Stadt ausquetschen, mit Entschädigungsforderungen, vielleicht für jeden Tag 1 Mio Euro. Zahlt das eine Versicherung? Auch dann, wenn der BEKANNTE Mangel nicht behoben wurde, sondern die nötige Sanierung wg. eines Prestigeprojektes verschoben wurde?
Es fehlen im Rathaus keine Fachanwälte, sondern der gesunde Menschenverstand!
"'Mehr geht nicht', das war das Credo der Stadt" ... weil man wg. der LGS keine Zeit & Geld für viel wichtigere Dinge hat!