Manchmal kann man nur staunen, wie schnell vor nicht mal einem Jahr noch als Tatsachen und festes Vorhaben verkaufte Ideen sich ins komplette Gegenteil kehren: Im Herbst 2019 gab es einen heftigen Streit im Stadtrat darüber, ob der Rückertbau abgerissen und an seiner Stelle das Friederike-Schäfer-Heim neu gebaut werden soll. Mit dieser Idee zog Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) in den Wahlkampf. Er selbst reüssierte und wurde klar wiedergewählt, seine Partei aber musste Federn lassen, verlor fünf Sitze.
Nun, ein gutes Jahr später, ist die Welt eine völlig andere. Das hat vor allem mit der Corona-Pandemie zu, aber in diesem Fall kann das Virus, das die Welt in Atem hält, nichts dafür, dass die Pläne rund um Rückertbau und Kulturforum völlig auf den Kopf gestellt werden. Der Rückertbau wird deshalb vorerst nicht abgerissen, weil klar geworden ist, dass sich die Hospitalstiftung einen Neubau des Friederike-Schäfer-Heimes schlicht nicht leisten kann.
Das Kulturforum soll nun eine Art Denkpause bekommen, denn natürlich geht es hier auch darum Geld zu sparen, was jetzt möglich wäre: Wie Baureferent Ralf Brettin bei den Haushaltsberatungen auch anhand neuer Pläne zeigte, stellt sich die Verwaltung vor, im Kulturforum gar keinen Veranstaltungssaal mehr zu bauen, sondern stattdessen den Leopoldina-Saal im Rückertbau zu ertüchtigen und zu nutzen.
Die Schweinfurter Sozialdemokraten dürften das sicher mit großem Wohlwollen zur Kenntnis genommen haben, denn genau das haben sie immer gefordert: Nutzung des Leopoldina-Saals, Sanierung des Rückertbaus und Erweiterung des Archivs in diesem. Was das kostet, ist völlig unklar, weil es dazu noch keine Planung gibt, so Ralf Brettin.
Wenn man den Saal nicht im Kulturforum baut, könnte man wohl bis zu einer Million Euro sparen und hätte auch architektonisch einen Gewinn, denn dann könnte man den Vorplatz des Kulturforums und den Martin-Luther-Platz ebenerdig verbinden, so Ralf Brettin. Die Verwaltung schätzt die Kosten für Neubau des Kulturforums und Sanierung der denkmalgeschützten Gebäude Alte Reichsvogtei, Altes Gymnasium und Stadtschreiberhaus auf 13 Millionen Euro. Dazu kommt die Ausstattung für das Stadtmuseum mit drei Millionen Euro. Nach Abzug der Förderungen kämen Kosten von 7,2 Millionen Euro auf den Stadtsäckel zu.
Eine bauliche Herausforderung muss das Architekturbüro in Sachen Nachbarhaus bewältigen. Denn dort gibt es eine gemeinsame Außenmauer zwischen dem von der Stadt gekauften Haus in der Oberen Straße neben der Alten Reichsvogtei und dem nächsten Gebäude.
Brettin machte klar, dass Kulturforum und Stadtmuseum freiwillige Projekte der Stadt seien, insofern natürlich bei sich verschlechternder Finanzlage auch ein Projektstopp im Raum stehen kann. Das wolle man unbedingt vermeiden, denn die städtebauliche Lücke an dieser markanten Stelle mitten in der Innenstadt wäre sicher nicht wünschenswert.
Kulturforums-Leiterin Katharina Christ und ihr Team arbeiten im Moment mit dem ausgewählten Büro an der Planung für das neue Stadtmuseum, das nicht nur die Aufgabe hat, die Stadtgeschichte bis ins 21. Jahrhundert darzustellen, sondern auch ein Museum entstehen zu lassen, das modernen museumspädagogischen Ansprüchen vollauf genügt.
Sie können sich nun etwas mehr Zeit lassen und auch den Fokus darauf richten, wie man gemeinsam mit der freien Kultur in der Stadt ein Konzept entwickelt, neues kulturelles Leben im Herzen der Stadt zu etablieren. Laut Ralf Brettin werden in einem nächsten Schritt die neuen Pläne entwickelt, nach deren Genehmigung soll die europaweite Ausschreibung folgen. Der Baureferent rechnet 2023 mit Beginn der Bauarbeiten und im Frühjahr 2025 mit der Einweihung.
Wenn man dann nicht mal einen Trikwasserspender vor dem Rathaus binnen zwei Jahre realisieren kann, stellt sich natürlich die Frage ob der OB mitsamt seiner Verwaltung bei einem Millionenprojekt wie der LGS nicht komplett überfordert ist.
Die Liste der gescheiterten Projekte in Schweinfurt ist lang. Zu lang!
Waste of time.
Frau Grieser, bitte übernehmen.
> Parkhaus am Leo
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> Landesgartenschau? Im besten Fall eine Umsetzung mit großer Pleite und danach verbrannte Erde infolge unterfränkischer Hitzesommer
OB Remele ist überfordert. Aber das ist keine Schande. Das Amt eines Oberbürgermeisters, insbesondere in einem Großindustriezentrum wie Schweinfurt, das strategische Stadtentwicklung im hohen Maße erfordert, können nur wenige. Wenn man es nicht kann sollte man zurücktreten, um weiteren Schaden von der Stadt abzuwenden.