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Schweinfurt
Kulturforum: Warum der Rückertbau nicht abgerissen wird
Die Eröffnung des Kulturforums mit neuem Stadtmuseum verschiebt sich. Bei den Haushaltsberatungen erläuterte Baureferent Ralf Brettin warum und was man nun plant.
Martin Luther wird sich freuen: Beim Kulturforum am Martin-Luther-Platz (in der Mitte das Alte Gymnasium, hinten links neben der Kirche die Alte Reichsvogtei) soll es keinen Saal geben, was bedeutet, dass der Platz vor der Kirche und vor dem Kulturforum ebenerdig genutzt werden könnte.
Foto: Oliver Schikora | Martin Luther wird sich freuen: Beim Kulturforum am Martin-Luther-Platz (in der Mitte das Alte Gymnasium, hinten links neben der Kirche die Alte Reichsvogtei) soll es keinen Saal geben, was bedeutet, dass der Platz ...
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:23 Uhr

Manchmal kann man nur staunen, wie schnell vor nicht mal einem Jahr noch als Tatsachen und festes Vorhaben verkaufte Ideen sich ins komplette Gegenteil kehren: Im Herbst 2019 gab es einen heftigen Streit im Stadtrat darüber, ob der Rückertbau abgerissen und an seiner Stelle das Friederike-Schäfer-Heim neu gebaut werden soll. Mit dieser Idee zog Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) in den Wahlkampf. Er selbst reüssierte und wurde klar wiedergewählt, seine Partei aber musste Federn lassen, verlor fünf Sitze.

Nun, ein gutes Jahr später, ist die Welt eine völlig andere. Das hat vor allem mit der Corona-Pandemie zu, aber in diesem Fall kann das Virus, das die Welt in Atem hält, nichts dafür, dass die Pläne rund um Rückertbau und Kulturforum völlig auf den Kopf gestellt werden. Der Rückertbau wird deshalb vorerst nicht abgerissen, weil klar geworden ist, dass sich die Hospitalstiftung einen Neubau des Friederike-Schäfer-Heimes schlicht nicht leisten kann.

Das Kulturforum soll nun eine Art Denkpause bekommen, denn natürlich geht es hier auch darum Geld zu sparen, was jetzt möglich wäre: Wie Baureferent Ralf Brettin bei den Haushaltsberatungen auch anhand neuer Pläne zeigte, stellt sich die Verwaltung vor, im Kulturforum gar keinen Veranstaltungssaal mehr zu bauen, sondern stattdessen den Leopoldina-Saal im Rückertbau zu ertüchtigen und zu nutzen.

Die Schweinfurter Sozialdemokraten dürften das sicher mit großem Wohlwollen zur Kenntnis genommen haben, denn genau das haben sie immer gefordert: Nutzung des Leopoldina-Saals, Sanierung des Rückertbaus und Erweiterung des Archivs in diesem. Was das kostet, ist völlig unklar, weil es dazu noch keine Planung gibt, so Ralf Brettin.

Blick aus dem Alten Gymnasium auf die Ausgrabungsstätte, wo später das neue Kulturforum entsteht. Links das Stadtschreiberhaus, im Hintergrund in der Mitte die Alte Reichsvogtei.
Foto: Oliver Schikora | Blick aus dem Alten Gymnasium auf die Ausgrabungsstätte, wo später das neue Kulturforum entsteht. Links das Stadtschreiberhaus, im Hintergrund in der Mitte die Alte Reichsvogtei.

Wenn man den Saal nicht im Kulturforum baut, könnte man wohl bis zu einer Million Euro sparen und hätte auch architektonisch einen Gewinn, denn dann könnte man den Vorplatz des Kulturforums und den Martin-Luther-Platz ebenerdig verbinden, so Ralf Brettin. Die Verwaltung schätzt die Kosten für Neubau des Kulturforums und Sanierung der denkmalgeschützten Gebäude Alte Reichsvogtei, Altes Gymnasium und Stadtschreiberhaus auf 13 Millionen Euro. Dazu kommt die Ausstattung für das Stadtmuseum mit drei Millionen Euro. Nach Abzug der Förderungen kämen Kosten von 7,2 Millionen Euro auf den Stadtsäckel zu.

Eine bauliche Herausforderung muss das Architekturbüro in Sachen Nachbarhaus bewältigen. Denn dort gibt es eine gemeinsame Außenmauer zwischen dem von der Stadt gekauften Haus in der Oberen Straße neben der Alten Reichsvogtei und dem nächsten Gebäude.

Das Stadtmuseum bleibt noch eine Weile geschlossen: Wegen der neuen Planungen in Sachen Kulturforum geht die Verwaltung erst für 2025 von einer Neueröffnung aus.
Foto: Oliver Schikora | Das Stadtmuseum bleibt noch eine Weile geschlossen: Wegen der neuen Planungen in Sachen Kulturforum geht die Verwaltung erst für 2025 von einer Neueröffnung aus.

Brettin machte klar, dass Kulturforum und Stadtmuseum freiwillige Projekte der Stadt seien, insofern natürlich bei sich verschlechternder Finanzlage auch ein Projektstopp im Raum stehen kann. Das wolle man unbedingt vermeiden, denn die städtebauliche Lücke an dieser markanten Stelle mitten in der Innenstadt wäre sicher nicht wünschenswert.

Kulturforums-Leiterin Katharina Christ und ihr Team arbeiten im Moment mit dem ausgewählten Büro an der Planung für das neue Stadtmuseum, das nicht nur die Aufgabe hat, die Stadtgeschichte bis ins 21. Jahrhundert darzustellen, sondern auch ein Museum entstehen zu lassen, das modernen museumspädagogischen Ansprüchen vollauf genügt.

Luftbild vom Martin-Luther-Platz in der Schweinfurter Innenstadt mit der Johannis-Kirche und dem markanten Kupferdach des Rückertbaus.
Foto: Hajo Dietz Nürnberg | Luftbild vom Martin-Luther-Platz in der Schweinfurter Innenstadt mit der Johannis-Kirche und dem markanten Kupferdach des Rückertbaus.

Sie können sich nun etwas mehr Zeit lassen und auch den Fokus darauf richten, wie man gemeinsam mit der freien Kultur in der Stadt ein Konzept entwickelt, neues kulturelles Leben im Herzen der Stadt zu etablieren. Laut Ralf Brettin werden in einem nächsten Schritt die neuen Pläne entwickelt, nach deren Genehmigung soll die europaweite Ausschreibung folgen. Der Baureferent rechnet 2023 mit Beginn der Bauarbeiten und im Frühjahr 2025 mit der Einweihung.

 
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Kommentare
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  • fuchsastefan@web.de
    Manchmal kann Unfähigkeit die zur Stagnation führt auch von Vorteil sein was das unnütze Projekt Frederike Schäfer Heim am Martin-Luther-Platz zeigte.
    Wenn man dann nicht mal einen Trikwasserspender vor dem Rathaus binnen zwei Jahre realisieren kann, stellt sich natürlich die Frage ob der OB mitsamt seiner Verwaltung bei einem Millionenprojekt wie der LGS nicht komplett überfordert ist.
    Die Liste der gescheiterten Projekte in Schweinfurt ist lang. Zu lang!
    Waste of time.
    Frau Grieser, bitte übernehmen.
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  • Reinshagen153@t-online.de
    OB Grieser löste Probleme mit Geniestreichen, während die Liste der Bauruinen von OB Remele immer länger wird:
    > Parkhaus am Leo
    > Kulturforum
    > Stadtkasse
    > Landesgartenschau? Im besten Fall eine Umsetzung mit großer Pleite und danach verbrannte Erde infolge unterfränkischer Hitzesommer

    OB Remele ist überfordert. Aber das ist keine Schande. Das Amt eines Oberbürgermeisters, insbesondere in einem Großindustriezentrum wie Schweinfurt, das strategische Stadtentwicklung im hohen Maße erfordert, können nur wenige. Wenn man es nicht kann sollte man zurücktreten, um weiteren Schaden von der Stadt abzuwenden.
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