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Schweinfurt bekommt neuen Baureferenten: Rüdiger Köhler gewinnt Wahl gegen Amtsinhaber Ralf Brettin
Die Wahl der Referenten war besonders beim Baureferat von Spannung geprägt. Warum sich Rüdiger Köhler einer intensiven Debatte stellen musste.
Schweinfurt (Blick von der Maininsel aus, im Vordergrund die Heilig-Geist-Kirche) hat derzeit eine Menge Bauprojekte laufen und plant weitere Großprojekte wie Abriss und Neubau der Maxbrücke. Ab Sommer 2025 gibt es dafür einen neuen Baureferenten: Rüdiger Köhler.
Foto: René Ruprecht | Schweinfurt (Blick von der Maininsel aus, im Vordergrund die Heilig-Geist-Kirche) hat derzeit eine Menge Bauprojekte laufen und plant weitere Großprojekte wie Abriss und Neubau der Maxbrücke.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 22.12.2024 02:27 Uhr

Die Bauprojekte in Schweinfurt stapeln sich: Das Theater wird derzeit saniert, in Bellevue eine neue Grundschule mit Kita und Turnhalle gebaut, die Planung für den Ersatz der Maxbrücke laufen auf Hochtouren. Der Posten des Baureferenten ist in der Schweinfurter Verwaltung also einer der wichtigsten. Der Stadtrat hat mit klarer Mehrheit entschieden, ab Sommer 2025 neue Wege zu gehen: Rüdiger Köhler ist ab 1. August neuer Baureferent. Er gewann die Wahl gegen Amtsinhaber Ralf Brettin.

Es war eine lange, ausführliche, mehrere Stunden dauernde Diskussion, bis in der jüngsten Stadtratssitzung alle vier Referentenposten für die Wahlperiode vom 1. August 2025 bis 31. Juli 2031 vergeben waren. Am Ende war das Ergebnis deutlich: 23 Stimmen für Rüdiger Köhler, 13 für Ralf Brettin, sieben ungültige Stimmen und eine für Stadträtin Ulrike Schneider, die allerdings nicht wählbar war.

Die Wahl war mit Spannung erwartet worden, weil im September der Stadtrat entschieden hatte, das Baureferat neu auszuschreiben und nicht wie bei den anderen drei Referenten Anna Barbara Keck, Jan von Lackum und Jürgen Montag diese wieder ohne Gegenkandidaten zur Wahl zu stellen. Das konnte getrost als Misstrauensvotum gegen den 63 Jahre alten Amtsinhaber Brettin gewertet werden, der seit zehn Jahren für das Schweinfurter Baureferat verantwortlich ist.

Vor allem Rüdiger Köhler musste sich kritischen Fragen stellen

Brettin, der vor seiner Zeit in Schweinfurt bereits 24 Jahre in drei anderen Städten für Stadtentwicklung verantwortlich war, bewarb sich allerdings dennoch für das Amt. Genauso wie Rüdiger Köhler, stellvertetrender Leiter des staatlichen Straßenbauamtes in Würzburg und seit 2002 auch als Stadtrat in Schweinfurt für die CSU tätig. Die Konstellation, dass Köhler auch Sprecher seiner Fraktion im Bauausschuss ist, war für einige seiner Kollegen auch Grund für kritische Nachfragen nach der Vorstellung der Kandidaten.

Ulrike Schneider (Zukunft./ödp) erklärte, aus ihrer Sicht fehle Köhler als studiertem Bauingenieur die für Stadtplanung nötigen Kenntnisse, die Ralf Brettin aufgrund seines Architektur-Studiums und seiner jahrzehntelangen Erfahrung habe. "Ihre Kernkompetenz ist nun mal der Straßenbau", so Schneider in Richtung Köhler. Es brauche einen "allumfassenden Blick auf die Stadt", so ihre Einschätzung. Kritisch sah sie die enge Verbindung zur CSU, die es in der Verwaltung noch mehrmals gebe.

Rüdiger Köhler ist derzeit stellvertretender Leiter des staatlichen Bauamts in Würzburg. Ab 1. August ist er Baureferent in Schweinfurt.
Foto: Hanns Strecker ( Archiv) | Rüdiger Köhler ist derzeit stellvertretender Leiter des staatlichen Bauamts in Würzburg. Ab 1. August ist er Baureferent in Schweinfurt.

Gibt es Befindlichkeiten gegenüber dem Stadtrat?

Ralf Hofmann (SPD) sprach auch mögliche "Befindlichkeiten" an, die sich in den vergangenen Jahren in der Zusammenarbeit mit Köhler im Stadtrat ergeben haben könnten. Für das Amt als Baureferent sei es wichtig, sich den Diskussionen bei Projekten neutral zu nähern, so Hofmann. Aus Köhlers Sicht gibt es die Befindlichkeiten nicht, er habe als Stadtrat einen Auftrag gegenüber der Verwaltung erfüllt und werde sich innerhalb der Verwaltung nun genauso für seine Mitarbeitenden einsetzen.

"Wir haben gut zusammengearbeitet und das will ich beibehalten", so Köhler, der in seiner kurzen Bewerbungsrede auf seine "enge Verbundenheit mit der Stadt" als gebürtiger Schweinfurter verwies, der sich seit Jahrzehnten auch im Stadtrat mit vielen Bauprojekten beschäftigt habe.

Ralf Brettin verwies auf seine Erfahrung, vor allem in Sachen Konversion. Derartige Liegenschaften wie in Schweinfurt habe er auch in den Kommunen vorher erfolgreich entwickelt. Seine Arbeit mache ihm Freude, es gebe "eine Menge Herausforderungen, die ich meistern möchte und kann", nahm er Bezug nicht nur auf das Thema Maxbrücke. Er kenne die Projekte und könne "auf ein eingespieltes Team vertrauen."

Ralf Brettin ist seit 2014 Baureferent in Schweinfurt. Seine Amtszeit endet nun am 31. Juli 2025, danach könnte der dann 64-Jährige in Pension gehen.
Foto: Julien Becker | Ralf Brettin ist seit 2014 Baureferent in Schweinfurt. Seine Amtszeit endet nun am 31. Juli 2025, danach könnte der dann 64-Jährige in Pension gehen.

Große Mehrheiten für Anna Barbara Keck, Jürgen Montag und Jan von Lackum

Unproblematisch waren die Wahlen für die anderen Referenten, die jeweils kurz Bilanz zogen und einen Blick auf die anstehenden Projekte und Vorhaben gaben. Eine der wichtigsten Positionen in der Verwaltung hat Anna Barbara Keck inne. Sie ist nicht nur Finanzreferentin, sondern auch Referentin für Wirtschaft, Liegenschaften sowie IT. Eine entscheidende Schaltstelle, deren Verantwortung sich die 48-Jährige, die seit Juli 2014 als Nachfolgerin des damals überraschend verstorbenen Martin Baldauf das Finanzreferat leitet, bewusst ist. Keck bekam 40 Stimmen, vier waren ungültig, eine Stimme gab es für Stadtrat Mathias Ritzmann (CSU).

Ebenfalls 40 Stimmen bekam Jürgen Montag, der weiterhin Referent für Soziales, Jugend, Sport und Schulen ist. Er leitet seit 2013 das mit 450 Mitarbeitenden größte Referat, ist seit dem Jahr 2000 bereits als Referent bei der Stadt. Seine Amtszeit wird auf Montags Wunsch auf drei Jahre verkürzt, der 63-Jährige wird im Sommer 2028 in Pension gehen.

Seit elf Jahren bereits ist Jan von Lackum Referent für öffentliche Ordnung, Baurecht und Umweltschutz. Eine Aufgabe, die ihm Freude bereitet. Er wolle "weiter daran arbeiten, ein bürgerfreundliches Schweinfurt zu sein." Wiedergewählt wurde der 49-Jährige mit 35:10 Stimmen.

 
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  • Marc Stürmer
    Fakt ist, dass sowohl der Beruf des Architekts als auch Bauingenieurs die Arbeit als Baureferent ermöglicht. Und es gibt es schon genügend Architekten, die mit ihren "Visionen" Städte für Generationen verschandelt haben.

    Bei der ganzen Vorgeschichte war doch klar, dass Rüdiger Köhler der Favorit ist. Zumal er sich der Stimmen von CSU und Grünen sicher sein konnte, und das ist nunmal schon die Mehrheit.

    Ralf Brettin hat einen aussichtslosen Kampf ausgefochten, und verloren. Er wollte es wohl einfach wirklich wissen, wer hinter ihm steht oder nicht. Das kann man natürlich machen.

    Einfacher wäre der Rückzug gewesen.
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  • Ronald Vinzenz Schreiber
    Es kann nur Besser werden
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  • Fred Reinshagen
    Ein stellvertretender Leiter eines Straßenbauamtes ist natürlich keine gute Besetzung.
    Unter OB Grieser war J. Müller Baureferent, er studierte an der TU München Architektur, machte danach ein städtebauliches Aufbaustudium und war künstlerisch begabt. Das Ergebnis des Duos Grieser/Müller sagt alles! Müller hat selbst entworfen, z. B. das Jugendgästehaus am Main.
    Was ein Tiefbauer nicht kann. Wie will er eigene Vorschläge machen & skizzieren und Entwürfe in Wettbewerben beurteilen? Architektur ist auch Kunst!

    Ein Baureferent ist heute mehr denn je neben dem OB die zweite Schlüsselposition! Eine Stadt steht & fällt mit der Stadtentwicklung - auch die Finanzen mit Entwicklung neuer Wohn- & Gewerbegebiete! Er kommt erst in 8 Monaten ins Amt und man weiß schon JETZT, dass das mit dieser Ausbildung nicht geht.

    Es ist nach Grieser einfach der Wurm drin in der Stadt - auf allen Gebieten! Wann hört das endlich auf? Jahr um Jahr wird verschenkt, andere Städte liefen uns den Rang ab.
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