
Seit rund einem Jahr ist das Schweinfurter Theater in der Roßbrunnstraße eine Baustelle. Das 1966 eröffnete Haus wird generalsaniert, vor allem eine Schadstoffsanierung wegen Asbests in den Wänden und Decken ist nötig.
Darüber hinaus wird unter anderem die komplette Haus- und Bühnentechnik erneuert. Die wichtigste Nachricht ist: Die jahrelange Planung der Sanierung im Vorfeld zahlt sich aus, ein Desaster wie in Würzburg ist nahezu ausgeschlossen.
Das Aufatmen im Stadtrat bei der jüngsten Sitzung, als Thomas Kößler von der verantwortlichen Skena Planungsgesellschaft den Stand der Bauarbeiten vorstellte, war deutlich zu hören. Denn natürlich war es eine immer wieder gestellte Frage mit Blick mainabwärts, ob diese in Würzburg zu beobachtende Kostenexplosion auf über 100 Millionen Euro und die massive Verzögerung der Wiedereröffnung auch in Schweinfurt drohen. Die Antwort darauf ist ein klares Nein.
Derzeit sind die Besucherinnen und Besucher des Theaters in Schweinfurt in der Ersatzspielstätte im Evangelischen Gemeindehaus, wo Theaterleiter Christof Wahlefeld mit seinem Team bereits die zweite komplette Spielzeit abgeschlossen hat und knapp 150 Vorstellungen pro Spielzeit zeigt. Nach derzeitigem Stand geht Kößler davon aus, dass die Sanierung Ende 2026 fertig ist. Um die Bühnentechnik wie Ton und Licht zu installieren und für die feuerpolizeiliche Abnahme, braucht es gut ein dreiviertel Jahr. Das heißt, ab Oktober 2027 wird wieder im altehrwürdigen Haus gespielt, bis dahin im Evangelischen Gemeindehaus.
Kostensteigerung bisher nur knapp drei Prozent
Bemerkenswert ist die Kostenentwicklung. Die Skena hat ein genaues Auge darauf, arbeitet in einem großen Team mit der Bauverwaltung, den Planern und Architekten und den Baufirmen. Ausgegangen war man zu Beginn von 53,7 Millionen Euro Kosten, derzeit geht man von 55,5 Millionen Euro aus. Das wäre eine Kostensteigerung von lediglich 2,9 Prozent, obwohl man gerade im Bereich der Asbest-Sanierung einiges mehr machen musste als angenommen. Vor allem da sind auch die Mehrkosten versteckt.

Da weit über 90 Prozent der Gewerke ausgeschrieben sind, erwartet Kößler keine größeren Probleme mehr. Die Stadt bekommt vom Freistaat Bayern 75 Prozent der förderfähigen Kosten erstattet, darüber hinaus gibt der Bezirk eine Million Euro für die Sanierung.
Ein Satz von ihm dürfte vielen Stadtratsmitgliedern besonders aufgefallen sein: "Wir haben hier Firmen, mit denen das Arbeiten Spaß macht." Das liege vor allem daran, dass es zum Großteil Firmen aus der Region sind, die Schweinfurt kennen. In den vergangenen Monaten ging es vor allem um Rückbau, unter anderem werden alle alten Leitungen ausgebaut, das Theater komplett entkernt. Jetzt, so Kößler, "gibt es für die Architekten einen schönen Schritt, denn wir bauen wieder auf."
Gelöst ist auch ein Rechtsstreit, der Anfang des Jahres für Verzögerung gesorgt hat. Es ging um die Ausschreibung für die Brandschutzanlagen. Es gab nur ein Anbieter ab, dessen Kostenberechnung dreimal so hoch war wie die Schätzung der Architekten. Die Entscheidung, neu auszuschreiben, hielt bei der Vergabekammer stand, die jetzigen Angebote entsprechen auch der Kostenschätzung.

Theater komplett eingerüstet, sieben Meter tiefe Baugrube hinter dem Gebäude
Am augenfälligsten von außen ist das Gerüst rund um das Theater. Die Arbeiten am markanten Kupferdach haben begonnen, in Richtung der Straße an den Schanzen sieht man auch den Fortschritt beim Bau der neuen Funktionsräume im Keller. In dieser Baugrube wurden 8500 Kubikmeter Erde ausgehoben und auch Teile der alten Stadtmauer gefunden, die dokumentiert und dann abgebaut wurde.
Erneuert wird auch die markante Glasfassade des Theaters im ersten Stock, im Inneren wird auf 6800 Quadratmetern Fläche an Wänden und Decken Brandschutzputz aufgetragen und mit der neuen Haustechnik, neuen Stromleitungen und dem Einbau der neuen, modernen Bühnentechnik begonnen.

Wiedereröffnung mit Festakt und großem Programm im Oktober 2027
Das Team des Theaters selbst ist natürlich über die Bauarbeiten informiert. Christof Wahlefeld ist aber auch froh, dass er sich voll auf den Spielbetrieb im Evangelischen Gemeindehaus konzentrieren kann. Für die Zeit des Übergangs, bis das alte Haus wieder in Betrieb geht, hat sich Wahlefeld schon einiges ausgedacht.
Die Spielzeit 2026/27 wird früher enden als üblich, nämlich spätestens im April. Im ersten Quartal 2027 wird der Spielbetrieb im Evangelischen Gemeindehaus langsam zurückgefahren, sodass sich das Team ab April 2027 darauf konzentrieren kann, das Theater in der Roßbrunnstraße spielfertig zu machen. Dabei ist es Wahlefeld wichtig, die Besucherinnen und Besucher mit einzubinden: Er plant im Frühsommer 2027 eine Welcome-Party im sanierten Theater oder auch ein Probesitzen für Abonnentinnen und Abonnenten.
Die Wiedereröffnung mit Festakt ist für Oktober 2027 geplant, die Verhandlungen mit hochkarätigen Ensembles aus Deutschland laufen schon. Wahlefeld hofft darauf, dass das Staatstheater München wie 1966 mit der Oper "Hochzeit des Figaro" gastiert. Auch diesen Tatendrang wusste der Stadtrat zu schätzen, CSU-Rat Oliver Schulte freute sich schon "auf einen fulminanten Start."