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Schweinfurt
Paukenschlag in Schweinfurts Verwaltung: Stadtrat verlängert Vertrag mit Baureferent Brettin nicht
Nach zwölf Jahren in Schweinfurt soll die Amtszeit von Baureferent Ralf Brettin im Juli 2025 enden. Warum die Stelle neu ausgeschrieben werden soll.
Der städtische Baureferent Ralf Brettin soll nach dem Willen des Stadtrates keine Verlängerung seines Ende Juli 2025 auslaufenden Vertrages bekommen. Im Bild ist er bei der Podiumsdiskussion von IHK und Handelsverband zum Thema Maxbrücke zu sehen, wo er die Position der Stadt erklärte.
Foto: René Ruprecht | Der städtische Baureferent Ralf Brettin soll nach dem Willen des Stadtrates keine Verlängerung seines Ende Juli 2025 auslaufenden Vertrages bekommen.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 30.09.2024 02:34 Uhr

In der Schweinfurter Stadtverwaltung gibt es im kommenden Sommer eine gravierende personelle Veränderung: Baureferent Ralf Brettin wird die Stadt Ende Juli verlassen. Ausdrücklich nicht auf eigenen Wunsch, sondern weil ihm offenbar die Fraktionen im Stadtrat das Vertrauen entzogen haben.

Für Außenstehende überraschend wurde in der Stadtratssitzung am Dienstag beschlossen, dass die Stelle eines neuen Baureferenten sofort ausgeschrieben wird und ein geeigneter Bewerber oder Bewerberin in der Sitzung am 17. Dezember gewählt werden soll. Dagegen stimmten lediglich fünf Stadträte.

Die Stadt hat derzeit eine ganze Reihe großer Bauprojekte wie die laufende Sanierung des Theaters, der Neubau der Körnerschule in Bellevue sowie die Planung für Abriss und Neubau der Maxbrücke. Dazu kommt die Weiterentwicklung der Konversionsgebiete, insbesondere der Ledward-Kaserne mit dem Bürgerpark. Insofern ist die Entscheidung, dass zu diesem Zeitpunkt ein neuer Baureferent kommen soll, überraschend.

Baureferent bekommt nur von zwei Stadträtinnen Unterstützung

In der Sitzung selbst wollte sich Ralf Brettin "zum jetzigen Zeitpunkt" nicht öffentlich äußern. Doch Kritik an seiner Arbeit und der aufgrund Personalmangels chronisch überlasteten Bauverwaltung insgesamt gibt es zumindest hinter den Kulissen in den vergangenen drei Jahren verstärkt – von kommunalpolitischer Seite genauso wie innerhalb der Verwaltung selbst.

Eines der Hauptprojekte von Ralf Brettin in Schweinfurt war die Konversion der früheren amerikanischen Liegenschaften auf insgesamt 80 Hektar, die im Vergleich zu anderen Kommunen in Bayern auch als 'Turbokonversion' bezeichnet wurde. Das Bild zeigt den Baureferenten im neuen Stadtteil Bellevue.
Foto: Thomas Obermeier | Eines der Hauptprojekte von Ralf Brettin in Schweinfurt war die Konversion der früheren amerikanischen Liegenschaften auf insgesamt 80 Hektar, die im Vergleich zu anderen Kommunen in Bayern auch als "Turbokonversion" ...

Oberbürgermeister Sebastian Remelé äußerte sich in der Stadtratssitzung bewusst nicht im Detail zu dem Thema, legte aber großen Wert auf die Feststellung, dass das Vorgehen kein Alleingang der Verwaltung gewesen und auch nicht von ihm persönlich initiiert worden sei, sondern ausdrücklich im Ältestenrat des Stadtrates sowie den Fraktionen von CSU, Grünen, SPD, Freien Wählern und Linken (die anderen im Stadtrat vertretenen Parteien haben keinen Fraktionsstatus) abgestimmt und genehmigt wurde. "Die Entscheidung war eindeutig", so Remelé. Sie sei schon vor der Sommerpause so gefällt worden.

Bemerkenswert in der Stadtratssitzung war das fast schon dröhnende Schweigen der Fraktionen, denn weder von der größten Fraktion, der CSU, noch von ihrem Koalitionspartner Bündnis 90/Die Grünen oder der SPD gab es Wortmeldungen. Linken-Fraktionssprecher Robert Striesow hatte lediglich dafür plädiert, aus Gründen der Transparenz und Chancengleichheit alle Referentenstellen auszuschreiben und nicht nur die des Baureferenten.

Ulrike Schneider und Christiane Michal-Zaiser loben die Arbeit von Ralf Brettin

Nur zwei Stadträtinnen verteidigten den Baureferenten und fragten intensiv nach, wie diese Entscheidung zustande gekommen war: Christiane Michal-Zaiser (proschweinfurt) und Ulrike Schneider (Zukunft./ödp). Michal-Zaiser konnte es nicht nachvollziehen, aus ihrer Sicht "gebührt dem Baureferenten großes Lob für die Konversion, die Theatersanierung und er war auch bei der Podiumsdiskussion zur Maxbrücke sehr souverän." Ihre mehrfache Nachfrage nach den konkreten Gründen wurde gleichwohl nicht ausführlich beantwortet.

Ulrike Schneider erklärte, aus ihrer Sicht arbeite Brettin "ausgezeichnet, sehr objektiv und professionell". Sie appellierte auch an Oberbürgermeister Remelé, seiner Verantwortung als Leiter der Verwaltung gerecht zu werden.

Dass Ralf Brettin keinen leichten Stand in der Schweinfurter Kommunalpolitik hatte, war bei der Referentenwahl im Dezember 2018 ersichtlich. Damals wurde zwar die jetzige Referenten-Riege mit Finanzreferentin Anna Barbara Keck, Ordnungs- und Umweltreferent Jan von Lackum, Jürgen Montag für Soziales, Sport und Schulen sowie Brettin im Amt bestätigt. Das mit Abstand schlechteste Wahlergebnis hatte damals aber Brettin, der mit 28:17 Stimmen gewählt wurde. Der heute 63-Jährige kam 2014 nach Schweinfurt, gewann damals im Stadtrat die Stichwahl um das Baureferat gegen Daniela Kirchner. Zuvor arbeitete er als Leiter der Stadtentwicklung für die Stadt Überlingen.

Anna Barbara Keck, Jan von Lackum und Jürgen Montag wird Vertrauen ausgesprochen

Der Schweinfurter Stadtrat beschloss darüber hinaus, dass die Referentenstellen von Anna Barbara Keck, Jürgen Montag und Jan von Lackum nicht neu ausgeschrieben werden sollen und sich diese drei auch im Dezember der Wiederwahl stellen. Die Amtszeit geht von 2025 bis 2031.

Lediglich Jürgen Montag bat darum, dass seine Amtszeit auf drei Jahre begrenzt wird, da er im kommenden Jahr 64 Jahre alt wird. Darüber hinaus wird im November ein Beschluss im Rahmen der Umstrukturierung des Amts für Wirtschaftsförderung wirksam. Dann ist Finanzreferentin Anna Barbara Keck auch Wirtschaftsreferentin, was bisher der OB war. Zusätzlich leitet sie bereits das Liegenschaftsreferat. Sebastian Remelé hat in seinem Referat weiterhin die Öffentlichkeitsarbeit und das Kulturreferat.

 
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  • Daniela Mahler
    Es wäre durchaus wünschenswert gewesen, wenn alle Stadträte die gleichen Informationen erhalten hätten und nicht nur die Fraktionsvorsitzenden im Ältestenausschuss. Wie soll man etwas beschließen, wenn man rein gar nichts über die Hintergründe weiß? Ich hatte mich im Stadtrat nicht zu Wort gemeldet und hole hiermit nach die Arbeit von Herrn Brettin zu loben und auch die offenen Worte von ihm zu seiner damaligen Zwangspause. Man hätte die Abstimmung locker vertagen können, aber die Mehrheit entscheidet nun mal. Hätte ich gewusst, dass man als normaler Stadtrat ohne Fraktionszugehörigkeit keine Informationen mehr bekommt, wäre ich in der AfD geblieben.
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  • Stefan Fuchs
    Vieleicht ist es jetzt an der Zeit ,für eine zweite Stadtgalerie, und einer vierten Mainbrücke?!
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  • Thomas Diener
    Paßt irgendwie in das Gesamtbild was Schweinfurt gerade in der Öffentlichkeit abgibt !
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  • juergen zaiser
    Die Äußerung "Baureferent Ralf Brettin wird die Stadt Ende Juli verlassen" ist etwas voreilig.
    Schließlich hat Herr Brettin das Recht sich ebenfalls wieder als Baureferent zu bewerben, was für die Fortführung der laufenden Großprojekte sicherlich auch sinnvoll wäre.

    Christiane Michal-Zaiser
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  • Marc Stürmer
    Diese Sicht der Dinge ist doch verdammt naiv - die Mehrheit des Stadtrats will ihn nicht mehr, so sieht es aus!

    Warum sollte dann ausgerechnet dieser Stadtrat ihn wieder einstellen wollen, sollte er sich überhaupt erneut bewerben?
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