
Die Stadt hat ein Haus, das den Ruf einer jeden deutschen Großstadt als Kunststadt und selbst den einer europäischen Metropole aufpolieren würde: das Museum Georg Schäfer.
Die Sammlung umfasst eine Spitzweg-Kollektion mit 160 Gemälden und 110 Zeichnungen, darüber hinaus Werke von Caspar David Friedrich, Ferdinand Georg Waldmüller, Carl Rottmann, Domenico Quaglio, Albrecht Adam, Wilhelm von Kobell, Fritz von Uhde, Wilhelm Leibl, Adolph Menzel, Franz von Lenbach, Hans Thoma, Heinrich von Zügel bis hin zu Lovis Corinth, Max Liebermann, Max Slevogt und Max Beckmann.
Der Schwerpunkt liegt auf der deutschen Malerei des 19. Jahrhunderts. Das Gebäude des Architekten Volker Staab – entstanden auf einer Tiefgarage, die ursprünglich das Fundament für ein Technisches Rathaus sein sollte – zählt zu den wichtigen Museumsneubauten der Gegenwart – nicht nur in Deutschland.
Geleitet wird das Museum von Wolf Eiermann, dessen Amtseinführung erst im September 2015 stattfand, weshalb der Kunsthistoriker beim Gespräch mit dieser Zeitung – im Rahmen der Serie über die Ämter und Einrichtungen der Stadt – um Nachsicht bei allgemein gehaltenen Antworten zur künftigen Konzeption des Hauses bat.
Der 1960 in Schwäbisch Hall geborene Eiermann, der zuletzt für die Staatsgalerie Stuttgart arbeitete, hat sehr konkrete Vorstellungen zur Führung des Museums und der Präsentation der Sammlung.
- Die Frauenbeauftragte
- Die Büchereileiterin
- Der Kulturamtsleiter
- Der Sozialreferent
- Der Referent für Sport und Schulen
- Die Finanzreferentin
- Der Ordnungsreferent
- Der Oberbürgermeister
- Der Baureferent
- Der Ordnungsreferent
- Amt für soziale Leistungen
- Das Bürgeramt
- Der Stadtarchivar
- Servicebetrieb Stadtgrün
- Der Chef der Stadtkasse
- Gern daheim
- Der Personalchef
Dazu gehört die Teamarbeit. 50 Beschäftigte (Aufsichten, Honorarkräfte und Verwaltungsangestellte) sind unter einen Hut zu bringen, sollen – egal ob wissenschaftlicher Mitarbeiter oder Aufsicht – für den Besucher da sein und diesen informieren können, sowohl über einzelne Werke, die Ausstellungen, wie auch über die Garderobe, Schließfächer oder etwa das Café.
Von den Aufsichtskräften (beschäftigt über die städtische Kulturservice GmbH) wird sicheres Auftreten, Kontaktfreudigkeit und Organisationstalent erwartet. Führungen, und nicht nur die mit Schulklassen, können zur Herausforderung werden. Aufgabe der Stammbelegschaft ist die Planung, während bei der Kunstvermittlung vielfach Honorarkräfte eingesetzt werden.
Ehrenamtliche Mitarbeiter werden noch gebraucht
Noch fehlen Wolf Eiermann ehrenamtliche Mitarbeiter, die außerhalb von Stadt für das Haus werben, die beispielsweise Broschüren verteilen. Bei diesem Punkt ist der Museumsleiter bei einer Neuausrichtung der Werbung für die städtische Einrichtung angelangt.
Was Eierman in siener Antrittsrede gesagt hat, lesen Sie hier
Bislang kommen die Gäste zu einem Drittel aus der Stadt, zu einem weiteren aus dem Umland (bis 30 Kilometer) und zu einem Drittel aus einem Bereich mit einem Radius bis zu 150 Kilometer – wobei Besucher aus Thüringen selten sind. In dem Besucher- und Adressbuch (3500 Adressen) des Museums tauchen Kontakte vom Altmühltal bis Hof und Frankfurt auf. Eiermann will die Stammkundschaft pflegen und neue Kreise hinzugewinnen.
Die Voraussetzungen hierfür seien bestens, meint der Kunsthistoriker, denn die Sammlung sei von „allerhöchstem“ und „nationalem“ Rang. Wer weit anreise, der brauche einen Langzeitplan, sagt der Museumsleiter, weshalb er mit der Stammbelegschaft gleich in den ersten Wochen in Schweinfurt ein Ausstellungsprogramm erarbeitet hat.
Bislang hatte sich die Museumsleitung auf eine halbjährige Vorausschau konzentriert, jetzt steht das Programm bis in das Jahr 2017, womit man vor allem Gruppen gewinnen will.
Ziel: Schulklassen an das Haus binden
Zum zu pflegenden Stammpublikum gehören die hiesigen Schulklassen, die das Museum unter anderem mit der „Lehrerakademie“ und dem Projekt „Kindermuseum“ an das Haus binden will. Für Eiermann bietet die Malerei des 19. Jahrhunderts die hervorragende Chance, die Informationen der Bilder zu hinterfragen, denn die Bilder würden die damalige Gesellschaft widerspiegeln, würden Informationen bieten, die vielfach aktuell seien.
Als Beispiel nennt Eiermann den Soldaten von Spitzweg, der strickend auf der Festungsmauer steht. Die „Festung Europa“ sei brisant aktuell, der Wunsch nach überflüssigen Soldaten zeitlos.
Kinderbilder dokumentieren, dass Themen wie die autoritäre Erziehung kein Relikt aus grauer Vorzeit sind. Im 19. Jahrhundert habe sich die Malerei mit volkstümlichen Themen und mit gesellschaftlichen Werten beschäftigt, weswegen die Werke Informationen böten, die bei zeitgenössischen Darstellungen weit weniger gewichtet würden.
Gestrichen: Die Standardführung
Erfahrungen sollen künftig im Mittelpunkt der Führungen stehen, die unter verschiedenen Themen stattfinden werden. Gestrichen ist die Standardführung, die sich auf die bekanntesten Werke der Sammlung konzentrierte. Weitere Führungen sollen Grundbegriffe der Malerei vermitteln, wobei die Zeit von 1780 bis 1920 etliche Kunstströmungen bietet.
„Ich freue mich, hier zu sein“, sagt Wolf Eiermann über Schweinfurt, die Schweinfurter und das Museum. Und trotzdem wird er viel unterwegs sein, etwa bei Kurierfahrten, wenn Gemälde an andere Einrichtungen verliehen werden. In der Szene unterwegs zu sein, zu wissen, was andere Häuser machen, sei eine Grundvoraussetzung für den Erfolg eines Museums, sagt Eiermann. Wichtige Kontakte gibt es als Zugabe.
Beim Gebäude kommt der Museumleiter ins Schwärmen
Bei der Beschreibung des Gebäudes von Volker Staab kommt der Museumsleiter ins Schwärmen. Für die Präsentation gibt es große und kleine Räume, es gibt Tageslicht, der Bau habe Ästhetik und sei gleichzeitig monumental. Ausstellung und Architektur würden das 19. mit dem 20. Jahrhundert verbinden und so beredtes Beispiel für die zeitlose Kunst sein.
Mit anderen Einrichtungen wie der Kunsthalle im Ernst-Sachs-Bad, dem Museum Otto Schäfer und den vielen unterschiedlichen kulturellen Angeboten in der Stadt will Eiermann das Museum Georg Schäfer vernetzen. Jedes Haus habe sein eigenes Profil und sei ein Teil der Stadt, die neben der Kultur mit dem Radtourismus, dem Wein oder etwa wegen der Landschaft ein Reiseziel sei.