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Der Kultur-Kubus - das Museum Georg Schäfer
Von Mathias wiedemann
 |  aktualisiert: 11.11.2021 14:02 Uhr
E
s hat Jahrzehnte gedauert, bis es kam, und noch kurz vor der Eröffnung am 23. September 2000 warnten die Skeptiker: Wenn jeder Schweinfurter einmal im Museum gewesen sei, werde der Besucherstrom jäh versiegen. Sie haben nicht recht behalten, auch wenn es oft ruhig ist im Museum Georg Schäfer. Aber das ist ja gerade das Schöne: Stünde das Museum in einer Metropole, würde hier permanentes Gedränge herrschen, denn die Gemälde-Sammlung des Industriellen Georg Schäfer (1896 - 1975) lässt an Vielfalt und Qualität nichts zu wünschen übrig.

 

Die größte Privatsammlung deutscher Malerei mit Schwerpunkt 19. Jahrhundert (mit der größten Spitzweg-Sammlung überhaupt) haben Georg Schäfers Kinder als Stiftung der Allgemeinheit geschenkt, die Stadt Schweinfurt hat dafür mit Privatisierungserlösen des Freistaats ein spektakuläres Haus gebaut. Der Berliner Architekt Volker Staab schuf einen scharfkantigen Kubus aus Naturstein, der dem südlichen Stadteingang etwas entschieden Urbanes verleiht und sich doch organisch an das kleinteilige mittelalterliche Viertel Zürch anfügt. Was futuristisch klingt, ist entstanden im Geiste der Museumsbauten des 19. Jahrhunderts: Eine repräsentative Schale umschließt den Schatz, die Sammlung.

Dabei bilden Architektur und Inhalt einen reizvollen Gegensatz: die geometrisch-sachliche Hülle und die oft in prunkvollem Gold gerahmten Gemälde aus Romantik, Biedermeier, Jugendstil oder Impressionismus.

Wer das Museum zum ersten Mal betritt, der wird überwältigt sein von der lichtdurchfluteten Eingangshalle, die das gesamte Gebäude durchschneidet. In allen Etagen trifft man immer wieder auf diesen von Treppen und Brücken gegliederten Raum aus hellem Holz und hellem Sichtbeton. Von hier aus taucht man ein in die Welt der Bilder. Neben den Wechselausstellungen, die von Barbizon bis zu den Malern der Künstlergruppe "Die Brücke" ein weites Spektrum anbieten, ist die ständige Sammlung sozusagen als ständiger Schatz zugänglich.

Man kann sie natürlich zügig durchschreiten - viel spannender aber ist es, sich in den 17 farbig gefassten Räumen einzulassen auf die Kunst einer vergleichsweise kurzen Zeitspanne, die doch von der Goethezeit bis in die frühe Moderne reicht.

Da ist die religiöse Naturverehrung eines Caspar David Friedrich oder der naiv anmutende Glaube der Nazarener. Da sind die pittoresk-komischen Genre-Bilder eines Carl Spitzweg oder die eigentümlich von innen heraus leuchtenden Figuren eines Ferdinand Georg Waldmüller. Und da sind der skeptische Blick eines Max Liebermann, die wütende Schaffenskraft eines Lovis Corinth oder der expressive Pessimismus eines Max Beckmann. Genug jedenfalls für weit mehr als einen Besuch.

 
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