Das Ende eines Jahres ist immer die Zeit, sich zurückzulehnen und Bilanz zu ziehen. Geprägt war das Jahr in der Wälzlagerstadt von zwei Trends: Der Neustart der Kulturveranstaltungen nach der Corona-Pandemie, vor allem im Sommer. Und von zahlreichen kommunalpolitischen Themen, die erneut für Streit und Aufregung sorgten.
Das Jahr begann mit einem kommunalpolitischen Paukenschlag. In der Januar-Sitzung des Stadtrates hatte der Personalratsvorsitzende Christof Klingler Oberbürgermeister und Personalamtsleiter wegen verschiedener Probleme innerhalb der Stadtverwaltung die Note sechs für Mitarbeiter-Führung gegeben. Es folgte eine wochenlange kontroverse Diskussion, aber auch das Zusammenraufen der beiden Parteien, um Verbesserungen für die 1100 Mitarbeitenden im Rathaus zu erreichen.
Ende Februar änderte sich für ganz Deutschland das Leben schlagartig: Russland überfiel die Ukraine. Der Angriffskrieg löste eine Fluchtwelle aus, aber auch eine Welle der Solidarität in Schweinfurt. SKF hat im west-ukrainischen Lutsk ein Werk, schon Anfang März gab es Solidaritäts-Bekundungen in Schweinfurt, die Belegschaft spendete 60.000 Euro für die Kollegen dort.
Oberbürgermeister fuhr persönlich in die ukrainische Partnerstadt
Mehrere hundert ukrainische Flüchtlinge wurden darüber hinaus in den vergangenen Monaten in der Stadt aufgenommen. Im Herbst fuhr Oberbürgermeister Sebastian Remelé persönlich nach Lutsk und brachte eine Solidaritätspartnerschaft auf den Weg.
Ende April gaben das Leopoldina-Krankenhaus und das Krankenhaus St. Josef bekannt, bis 2030 einen Verbund gründen zu wollen, bei dem das Leopoldina ein Zentralkrankenhaus werden soll und das Josefskrankenhaus ein Integriertes Gesundheits- und Bildungszentrum. In den vergangenen Monaten zeigte sich, dass das Projekt vor allem bei den Mitarbeitenden im Josefskrankenhaus Zukunftsängste erzeugte. Mittlerweile wurde ein Gutachter beauftragt, die Pläne zu überprüfen. Ergebnisse werden für Mitte 2023 erwartet.
Im Rahmen der Innovation-Week im Mai stellte die Firma ZF ihr autonomes, elektrisch betriebenes Fahrzeug "People Mover" vor – aus Sicht der CSU nicht nur für den Innenstadt-Verkehr in Schweinfurt geeignet, sondern auch für eine Nutzung auf der Trasse der Steigerwaldbahn anstatt einer Eisenbahn. Ein Thema, das seit Jahren für Diskussionen sorgt.
Von Ende Juni bis Mitte September war das Stadtleben geprägt von kulturellen Höhepunkten in Serie: Kultursommer auf Open-Air-Bühnen am Kessler Field, vor der Kunsthalle und im Rathaus-Innenhof.
Zehntausende Besucher bei Volksfest, Stadtfest und Pflasterklang in Schweinfurt
Wieder ein Volksfest mit tausenden Besuchern, wieder ein Stadtfest im August mit mehreren Zehntausend ausgelassen feiernden Gästen. Die städtische Musikschule feierte ihren 150. Geburtstag mit mehreren Konzerten. Und der Pflasterklang des KulturPackts Anfang August zog Tausende an.
Und natürlich war das Theater Thema: Nicht nur, weil die Sanierung bis Mitte 2025 nun begonnen hat. Sondern weil der neue Theaterleiter Christoph Wahlefeld mit einem Theater-Flohmarkt, einer Farewell-Party und vor allem der Ersatzspielstätte im Evangelischen Gemeindehaus ab Ende Oktober neue Wege ging, um das Theater zu neuem Leben zu erwecken.
Der Sommer war geprägt von zwei Aufreger-Themen: Der Streit darüber, ob es richtig ist, den brachliegenden ehemaligen Fußballplatz des SC 1900 am Gottesberg zu verkaufen und dort Mehrfamilienhäuser bauen zu lassen. Und das Thema Pflege, insbesondere wegen der Kündigung von 40 Verträgen durch die Diakonie.
Die Haushaltsberatungen im November waren von den Nachwirkungen eines Dauerthemas geprägt: der Ausstieg aus der Landesgartenschau-2026-Planung. Welche großen Projekte kann sich Schweinfurt noch leisten und welche Schwerpunkte setzt man angesichts finanzieller Unwägbarkeiten für die Zukunft? Die Antwort auf diese Frage wird auch 2023 prägen.