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SCHWEINFURT
Ämterserie: 220 Kilometer Straße in der Stadt
In Arbeitsmontur: Christof Klingler, Leiter des städtischen Tiefbauamts.
Foto: Anand Anders | In Arbeitsmontur: Christof Klingler, Leiter des städtischen Tiefbauamts.
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 10.08.2021 10:41 Uhr

„Wir wissen, dass die Autos zügiger rollen, wenn die Ampeln ausgefallen sind, doch dann haben die Schwächeren, – die Radler und die Fußgänger –, keine Chance im Straßenverkehr“, sagt Christof Klingler, der sich mehr Rücksicht nicht nur unter den Verkehrsteilnehmern wünscht.

Klingler ist seit 2006 Leiter eines Amtes mit nur sieben Mitarbeitern, deren Arbeit sich auf alle auswirkt, die in Schweinfurt unterwegs sind: das Tiefbauamt. Die Büros sind nicht im Rathaus, sondern bei den Stadtwerken an der Bodelschwingstraße untergebracht, was Sinn macht, denn auf dem gleichen Stockwerk ist die Stadtentwässerung zu finden.

Mit dieser und mit den Stadtwerken (RegioNet, Stadtbus, Gas, Wasser und Strom) hat das Tiefbauamt jede Menge Abstimmungsbedarf, weil die Stadtwerke und die Stadtentwässerung in den Straßen Leitungen und Kanäle verlegen. Auch betreiben die Stadtwerke im Auftrag des Amtes die Straßenbeleuchtung

Der Bauingenieur Klingler ist Mittelfranke und überzeugter „Wahlschweinfurter“, der ein „faszinierendes Schweinfurt“ kennen gelernt hat. Er mag die „weltoffenen und interessierten“ Schweinfurter und die „wahnsinnig tolle Historie der Stadt“.


Wenn Klingler von Schweinfurt schwärmt, dann geht es auch um das „Tempo“ bei der Stadtentwicklung, das die Arbeit „für die Leute von der Straße“ so anspruchsvoll und verantwortungsvoll mache.

Oberstes Ziel sei beim Vollzug der Straßengesetze stets die Verkehrssicherheit – noch vor dem reibungslosen Verkehr auf 220 Straßenkilometern, auf 73 Kreuzungen mit Lichtsignalanlagen und auf 83 Brücken unterschiedlicher Kategorien. Stets ein Auge hat das Amt auf die Funktionstüchtigkeit der über 7000 Straßenbeleuchtungen, die Zug um Zug auf LED-Technik umgestellt werden.

Die Brücken zählt der Amtsleiter heute zu den teuersten Bauwerken der Stadt, weil diese nach dem Weltkrieg entstanden und damit in die Jahre gekommen sind. Allenthalben bestünde Sanierungsbedarf, aktuell und insbesondere bei der Franz-Josef-Strauß-Brücke über die Gleise der Bahn. Die „50 Prozent kleineren und 50 Prozent größeren“ Brücken konzentrieren sich entlang von Main, Zeller- und Marienbach, der Wern und dem Höllenbach.

95 Millionen Euro sind Schweinfurts Straßen wert

Das Straßenvermögen der Stadt ist auf 95 Millionen Euro geschätzt. Dieses zu erhalten, ist die Aufgabe des Tiefbauamtes, das in drei Sachgebiete aufgeteilt ist: Planung von Straßen- und Brückenbauten, Lichtsignalanlagen und Straßenbeleuchtung, sowie die Bauausführung und die Bauleitung.

Geplant und saniert wird auch für den Bund. Die Arbeiten an diesen Straßen zahlt Berlin. An die „Quadratur des Kreises“ grenze bei vielen Projekten, die Anliegen von Fußgängern, Radfahrern, Busbetrieben und Autofahrern unter einen Hut zu bringen – und natürlich alles barrierefrei, so Klingler. Ohne Kompromisse seien auch die Ampeln nicht zu schalten, denn die Minute habe 60 Sekunden und keine mehr. Wer einem Verkehrsteilnehmer mehr Zeit gebe, der müsse sie einem anderen nehmen.

Für Klingler sind die Kompromisse bei den Schaltprogrammen „in Ordnung“. Selbst die Grünen Wellen würden funktionieren – bis die Vorberechtigung für den Stadtbus die auf viele Kreuzungen ausgelegten Berechnungen durchbrechen würden.

Mehr Fokus auf Fußgänger und Radfahrer

Dass sich die Zeiten ändern, gehe an den Leuten von der Straße nicht vorbei, sagt der Amtsleiter. Bei den Planungen vor drei Jahrzehnten sei allein der fließende und der ruhende Autoverkehr im Focus gestanden. Heute werde die Rolle der Fußgänger und Radfahrer immer kräftiger gewichtet.

Wichtig sei zudem der Lärmschutz, wobei Schweinfurt mit dem Einbau von Flüsterasphalt (Hennebergstraße, Westseite am Oberen Marienbach, Mainberger Straße, Landwehrstraße, Deutschhöfer Straße stadtauswärts ab Lindenbrunnenweg, und (teilweise) Niederwerrner Straße) bayernweit ein Vorreiter sei. Wie lange der neue Belag hält, muss sich noch zeigen. Der Lärm hat nachweislich abgenommen, aber nur bei höheren Geschwindigkeiten. Um den Lärm, den Anblick und die Fußfreundlichkeit geht es bei der Frage nach den Bodenbelägen. Pflaster, Platten oder Asphalt?

In die Diskussion gerät das Amt bei Straßensperrungen und vor allem bei Umbauten wie jüngst an dem ehemaligen Unfallschwerpunkt Rhönstraße/Deutschhöfer Straße, wo aus der Schützenstraße kommend nicht mehr nach links abgebogen werden darf. An dieser wie an den meistern Verkehrsführungen sind etliche Ämter zu beteiligen.

Die Standpunkte von Behörden und auch die der Bürger untereinander seien oft konträr, sagt am Schluss des Gespräch Christof Klingler, für den es ein Highlight im Tagesgeschäft ist, wenn ein Bürger anruft und sich für eine gute Arbeit bedankt.

 
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