In der Nacht zum 28. August ist in der Hohen Rhön mit einer Ausnahmegenehmigung der Regierung von Unterfranken ein Wolf getötet worden. Es war der erste behördlich erlaubte Abschuss in Bayern seit 142 Jahren.
Doch statt der sogenannten Rhöner Problemwölfin mit der genetischen Kennung GW3092f, die Ziel der Genehmigung war, wurde ein bislang völlig unauffälliges Tier getötet: Wölfin (GW4174f) aus dem Rudel Wildflecken. Dies hat zu zahlreichen Kommentaren und Diskussionen geführt. Antworten auf die häufigsten Fragen im Überblick:
Worum ging es in der Abschussgenehmigung?
Die Regierung von Unterfranken hatte mit dem Bescheid vom 1. August 2024 eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung zur "Entnahme" eines Wolfes aus dem Rudel "Hohe Rhön" erteilt.
Ziel war die Fähe GW3092f zu töten. Laut dem Senckenberg Zentrum für Wildgenetik in Gelnhausen, das alle Wolfsverdachtsfälle in Deutschland untersucht, gingen 2023 auf kein anderes Tier mehr eindeutig zugeordnete Risse zurück. Seit dem 25. Juli 2024 ist die Rhöner Problemwölfin allerdings nicht mehr aufgefallen.
Der Abschussbescheid war befristet und galt von 1. bis 31. August. Durch die Tötung eines Tieres hatte er sich laut Regierung bereits vor Ablauf "erledigt".
Wie hängen die Risse am 26. August in der Rhön und die Entnahmegenehmigung zusammen?
Den letzten bekannten Nutztierriss gab es laut Bayerischem Landesamt für Umwelt (LfU) am 26. August: Bei einem Angriff auf eine Herde in der Rhön waren sechs Schafe getötet und vier verletzt worden. Inzwischen haben die Genanalysen ergeben: Weder die Problemwölfin noch die getötete Fähe waren für den Riss verantwortlich. Verursacher war ein männlicher Wolf mit Kennung GW3519m. Er ist als Partner der Problemwölfin bekannt und wird dem Rudel "Hohe Rhön" zugeordnet.
Die Regierung von Unterfranken teilt auf Nachfrage mit, die Rechtmäßigkeit der am 1. August erteilten Genehmigung sei "unabhängig vom Rissereignis vom 26.08.2024 gegeben".
Fanden die Risse am 26. August innerhalb oder außerhalb des Herdenschutzzaunes statt?
Wird ein Riss gemeldet, nimmt das Landesamt für Umwelt laut Regierung Kontakt mit dem Nutztierhalter auf, "um sich über genauere Angaben und bestmöglich schon Bildmaterial einen Eindruck von der Situation zu verschaffen". Ein ehrenamtliches Mitglied des LfU-Netzwerks "Große Beutegreifer" dokumentiere dann vor Ort den Vorfall und sichere Proben.
Anfang September teilte die Regierung mit: Die "vertieften Untersuchungen" des Wolfsangriffs auf die Herde am 26. August hätten ergeben, dass die "350 Schafe und 20 Ziegen aufgrund ungeklärter Ursache (möglicherweise als Folge der Beunruhigung durch den Wolf) den Herdenschutzzaun durchbrochen haben und die Risse anschließend erfolgt sind".
"Es war niemand beim Angriff vor Ort dabei", sagt Rhön-Grabfelds Landrat Thomas Habermann. "Es ist möglich, dass der Wolf innerhalb des Zauns war und die Herde deshalb ausgebrochen ist." Alles andere sei Spekulation.
Wird es jetzt weitere Abschussgenehmigungen geben?
Für eine neue artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung zur Entnahme müssten "alle gesetzlichen Voraussetzungen vorliegen", teilt die Regierung mit. "Dazu gehört die Prognose eines ernsten wirtschaftlichen Schadens, das Fehlen zumutbarer Alternativen sowie die Feststellung, dass sich der Erhaltungszustand der Wolfspopulationen durch die Entnahme nicht verschlechtert."
Diese Rahmenbedingungen seien derzeit nicht gegeben. Jeder weitere Riss sowie neue Erkenntnisse würden "konsequent geprüft". Sollte es zu weiteren Rissen in der Rhön kommen, könnte wieder ein Bescheid erteilt werden.
Was wäre bei einem Abschuss der Eltern mit dem Nachwuchs des Rudels "Hohe Rhön" passiert?
Tierschützer hatten unmittelbar nach der Tötung die Sorge geäußert, die Welpen der Rhöner Problemwölfin könnten nun vom Verhungern bedroht sein. Die Regierung verwies auf die Einhaltung der rechtlichen Vorgaben. Die Jungen müssten nicht mehr gesäugt werden, ein Elternteil allein könne die Versorgung übernehmen.
Die Problemwölfin ist seit dem 25. Juli nicht mehr aufgefallen, ihr Verbleib ist ungeklärt. Wäre bei dem Abschuss das Vatertier getötet worden, wären die Welpen vielleicht unversorgt geblieben, sagen Kritiker. Auf Nachfrage, ob dies bedacht wurde, antwortet die Regierung von Unterfranken: "Die Frage ist hypothetisch, da weder die Fähe GW3092f noch der Rüde GW3519m entnommen wurde."
Was ist die Position des Bund Naturschutz?
Wolfsexperte Uwe Friedel vom Bund Naturschutz (BN) moniert, dass es vorab keine Informationen zum geplanten Abschuss gegeben hat: "Wir haben bisher ein sehr heimliches Vorgehen der Naturschutzbehörden erlebt." Gerade, weil der BN keine Einwände gegen eine Entnahme der Problemwölfin gehabt habe, verstehe er dies nicht.
Aus dem Abschuss des bislang unauffälligen Tieres lasse sich nun eine der wichtigsten Lehren für das Wolfsmanagement in Bayern ziehen: "Dass es eben nicht so einfach ist, Schadwölfe tatsächlich abzuschießen." Friedel plädiert deshalb für den Einsatz von Berufsjägern, die die Jäger vor Ort unterstützen könnten. Dieser Vorschlag habe in Bayern bislang jedoch keinen Anklang gefunden.
Sind mittlerweile Strafanzeigen gegen Verantwortliche eingegangen?
Die Organisation "Wolfsschutz Deutschland" hat nach dem Abschuss im Internet angekündigt, "Strafanzeige gegen den Regierungspräsidenten Dr. Eugen Ehmann sowie die ausführenden Personen" zu erstatten. Der Behörde selbst liegt nichts vor, auch im Landratsamt Rhön-Grabfeld ist dazu nichts bekannt.
An diesem Donnerstag teilte die Tierschutzorganisation Peta mit, dass sie am 9. September Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Aschaffenburg gegen die für die Tötung verantwortliche Person wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Tierschutzgesetz erstattet hat.
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Auf Vermutungen hin sollten Abschussgenehmigungen nicht erteilt werden. Annahmen "Nehmen wir mal an!" sind da keine "vernünftige" Grundlage.
--Die Problemwölfin ist seit 25.Juli nicht mehr in Aktion getreten. Vier Wochen später hätte es da keinen Abschuss gebraucht. Die Statistik spricht dafür, dass die Problemwölfin nicht mehr lebt. Das wird auch dadurch belegt, dass das Vatertier einen Tag vor dem Abschuss nun erstmal in Aktion getreten ist und die Ernährerfunktion übernommen hat. Dass nun ein unauffälliges Tier geschossen wurde, beweist die Sinnlosigkeit des Tuns.
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Das sind die eigentliche Schlußfolgerungen, die man aus den vorhandenen Fakten ziehen kann. Der Abschuss war überflüssig. Selbst der Vorredner spricht nur von Verlierern. Aber nicht weil man zu lange gewartet hat, sondern weil der Abschuss überflüssig war. Das ist ja nun FAKT.
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Die Fakten: in der Gegend hat es über Anderthalb Jahre viele Dutzend Nutztierrisse gegeben. Pausen Inklusive! Praktisch immer wenn ein Nachweis gelang (Proben zeitnah entnommen wurden...), wurde entweder die Wölfin GW3092f als Täterin festgestellt. Gelang es nicht, passte meist der seltene Haplotyp zu GW3092f.
Es war also berechtigt, mit ziemlicher Sicherheit davon auszugehen, dass erneut die Serientäterin zugeschlagen haben dürfte. Und demzufolge, dass jene Wölfin, die sich in den direkten Folgetagen ganz nahe am Tatort zeigt (Wolfsreviere überschneiden sich in aller Regel nicht), GW3092f sein wird und eine Entnahme erfolgen muss.
(Abhilfe schaffen würde eine GPS-Besenderung aller Wölfe.
Das lehnen Wolfsfreunde wohl ab)
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Zig Schafe, Ziegen und ein Pferd mussten also qualvoll ihr Leben lassen, weil ein falscher Wolf erlegt wurde ???
Erklären Sie das bitte.
Wie konnte das passieren?
Logischerweise, weil man die Wölfin zu lange gewähren - nämlich reihenweise wehrlose Nutztiere töten - lassen hat.
Und wieder gleich mehrere Tiere auf einmal.
Also hat auch dieser Wolf nicht - was noch eher nachvollziehbar/verzeihen gewesen wäre- nur aus Hunger getötet (dafür langt jeweils 1 Schaf), sondern offenbar aus anderen Beweggründen wie Lust am Töten.
Raten Sie doch mal, wie wohl die Welpen eines Tages "jagen" werden, wenn die das im Rufel von Kleinauf so beigebracht bekommen.
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Es werden sowieso weit mehr Wölfe, als bloß die ausgewiesenen Serientäter entnommen werden müssen, um zukünftig noch halbwegs mit den viel zu vielen Wölfen klar kommen zu können.
Die Entnahmeentscheidung zum Exemplar mit den allermeisten nachgewiesenen Rissen in Frage zu stellen, weil man vielleicht eventuell eine falsche Wölfin erlegen könnte, ist ziemlich absurd.
https://www.topagrar.com/panorama/news/wolf-schlagt-erneut-in-thuringer-schafherde-zu-20006726.html
Den "wolssicheren" Zaun gibt es nicht. Bzw nur auf dem Papier.
Würde man WIRKLICH wolfssicher bauen, stünden in der ganzen Rhön Zaunanlagen, die die Zäune von Gefängnissen übertreffen würden.
Mit allen Nachteilen:
- Kosten
- Verschandelung der Landschaft
- Ressourcenverbrauch
- Hindernis für Wildtiere
- Zinkkontamination der Böden
uvm
Ist es das alles wert ?
Wäre Herdenschutz nicht besser zu erreichen, indem man die Wolfspopulation gering hält ?
Auch so wäre der Arterhalt des europäischen Grauwolfs gesichert.
Tatsächlich sogar besser!
Denn die mit Abstand bedeutendste Gefahr für die Art ist was ?
Hybridisierung !
Also Verpaarungen mit Hunden. Also schleichende Auslöschung der original-Wolfs-DNA.
Je weniger Wölfe es gibt, desto eher reicht der Platz in abgeschiedenen Gebieten fernab von Menschlichen Siedlungen samt Hunden.
--> Wolfsmanagement JETZT !
Vielleicht hätte man besser mal die Problemwölfin schon entnommen, als sie schon Nutztiere riss, sich aber noch nicht verpaart hatte...
Aber nö,
Es wurde stattdessen zugeschaut, eine lange Liste mit Nachweisen gefüllt, abgewartet und immer wieder übel zugerichtete Kadaver weggeräumt.
Die Tierhaltern wurden dazu "bewegt", die aufwendig zu pflegenden und landschaftsverschandelnden hohen Zäune zu bauen. Es wurde so dargestellt, als löse sich das Problem so.
Was brachte es ?
Sieht man ja nun
Man darf gespannt sein, wie und wie lange die Geschichte noch weiter geht...
Wer profitiert am Ende von dem Debakel samt den Wendungen, Rückschlägen, der beidseitigen Empörung uvm ?
Der Artenschutz ?
Nein.
Die Weidewirtschaft ?
Nein.
Die Akzeptanz für den Wolf ?
Nein.
Der Weg zu einer Koexistenz ?
Nein.
Die Aussöhnung zwischen Vernünftigen und Wolfskuschlern ?
Nein.
Die öffentlichen Kassen ?
Glasklares Nein !
Auf den ersten Blick gibt es nur Verlierer.
Gräbt man tiefer, finden sich durchaus Profiteure:
- Das Labor des Senkenberg Instituts bekam zuverlässig Aufträge für DNA Analysen und Obduktionen.
- Zeitungsreporter bekamen ein Top Thema mit ständig neuen Superlativen, Wendungen, Rückschlägen und neuen Facetten
- "Wolfschützer"-Vereine bekamen ständig neue Anlässe an die Hand, um Spenden werben zu können. Mit wenig Aufwand. War bestimmt lukrativ.
Klarer Fall: Es wird weiter immer wieder Rissereignisse geben.
Oft wieder mit deutlich mehr als einem Opfer pro Ereignis.
Sprich: Wo der Wolf/die Wölfin eben nicht nur aus Hunger tötet, denn dafür würde jeweils ein Schaf mehr als ausreichen.
Auch weiterhin werden Tierhalter, nachdem sie bei ihren Tieren waren, nie wissen, ob am nächsten Tag noch alle Tiere da sind, oder in der Nacht die Herde umher gehetzt und mehrere Tiere totgebissen oder so schlimm verletzt werden, dass jemand die nach dem Auffinden Stunden später erlösen muss.
Angeblich "wolfssichere Zäune" hin oder her...
(siehe https://www.topagrar.com/panorama/news/wolf-schlagt-erneut-in-thuringer-schafherde-zu-20006726.html)
Was macht das mit den Menschen ?
Wie wahrscheinlich ist es, dass man sich das auf Dauer antut? Geschweige denn, ob sich Nachfolger finden, welche sich das antun ?
Wie viele wie hohe Zäune sollen helfen ?
Was wird der Wolf dann "erbeuten"....
Haben auch Schulwege Schutzzäune ?
"Es war niemand beim Angriff vor Ort dabei", sagt Rhön-Grabfelds Landrat Thomas Habermann. "Es ist möglich, dass der Wolf innerhalb des Zauns war und die Herde deshalb ausgebrochen ist." Alles andere sei Spekulation.
----> Die Main Post hat keine Spekulation, sondern über eine Feststellung berichtet "...wurde laut Regierung festgestellt".
-- Darf man als Landrat festgestellte Tatsachen der übergeordneten Genehmigungsbehörde als "Spekulation" bezeichnen?
---Die Genehmigung bezog sich - so meine Erinnerung- auf Wolfsrisse, die die Herdenschutzmaßnahmen überwinden. Das war hier nicht der Fall. Also demzufolge ein ungenehmigter Abschuss. ----> Diese Aussage eines Landrats, dem Chef der Unteren Naturschutzbehörde macht aber deutlich, dass die nach dem bayerischen Wolfsgesetz vorgesehene Zuständigkeitsverlagerung von der Regierung auf die Landratsämter dort nicht objektiv ausgeübt wird. "Spekulationen" würden dann die Basis für Abschüsse. Das sollte nicht sein!
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Nach der MP vom 06.09.24 "wurde laut Regierung festgestellt, dass die etwa 350 Schafe und 20 Ziegen "aufgrund ungeklärter Ursache (möglicherweise als Folge der Beunruhigung durch den Wolf)" den Herdenschutzzaun durchbrachen und die Risse anschließend erfolgt sind."
--Hier sollte die MP den Widerspruch zwischen eigener Berichterstattung, Regierung von Unterfranken und der Aussage von Herr Habermann aufklären.
--- Die Abschussgenehmigung ist nur erteilt worden, weil und wenn ein Wolf die Herdenschutzmaßnahme überwindet. Die Strafanzeige wird hoffentlich klären, von wem die Aussage kam, der Wolf hätte den Zaun überwunden, was dann zur Abschussgenehmigung führt.
----Erst diese Falschaussage führte zur Genehmigung. Das ist in jedem Fall aufzuklären. Die MP bringts ?
Was soll man dann machen ?
Den Wolf einfach ewig gewähren lassen, weil formal eine Voraussetzung nicht 1:1 erfüllt ist (wer sagt eigentlich, dass der Wolf nicht innerhalb des Zauns war?) ?
Nein !
Man muss stattdessen feststellen, dass dieses Verhalten im Resultat EBENSO SCHLECHT ist, als wäre der Wolf einfach reingehüpft und hätte drin gerissen.
Objektiv betrachtet ja sogar noch gefährlicher. Denn die hinaus gehetzten parallysierten Tiere landen ja womöglich plötzlich auf Straßen und Schienen, wo noch mehr Schafe sterben und sie sogar zur Gefahr für Leib und Leben von unbeteiligten Menschen werden können.
Die Abschussfreigabe machte also durchaus Sinn !