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Oberelsbach
Tierhalter hilflos und frustriert, Landrat ratlos: Was tun nach Serie neuer Wolfsattacken auf Rhöner Weidetiere?
Zahlreiche getötete Schafe und Ziegen und kaum Perspektiven, den Problemwolf abzuschießen. Der Landrat stellt fünf Forderungen auf, das Wolfsproblem anzugehen.
Fünf Schafe aus der Herde von Frank Hahl wurden bei einem Wolfsangriff am Mittwoch, 24. Juli, auf einer Weide bei Ginolfs getötet.
Foto: Frank Hahl | Fünf Schafe aus der Herde von Frank Hahl wurden bei einem Wolfsangriff am Mittwoch, 24. Juli, auf einer Weide bei Ginolfs getötet.
Thomas Pfeuffer
 |  aktualisiert: 01.08.2024 02:42 Uhr

Am Mittwoch eine vom Wolf gerissene Ziege bei Ginolfs, ebenfalls am Mittwoch fünf getötete Schafe, schon wieder bei Ginolfs, am Donnerstag eine getötete Ziege nahe Oberelsbach. Die Wolfsrisse in der oberen Rhön haben in diesen Tagen und Wochen wieder dramatisch zugenommen. Entsprechend angespannt ist die Stimmung bei vielen Tierhaltern. Gleichzeitig veröffentlicht das Landesamt für Umwelt beinahe täglich neue Ergebnisse der Gentests nach Rissen in der Rhön. Demnach ist fast ausschließlich die Problemwölfin mit dem Kürzel GW3092f die Angreiferin gewesen.  

Um über diese Situation zu sprechen, lud Landrat Thomas Habermann Presse und Tierhalter in das Landratsamt ein. Es wurde ein sehr ungewöhnlicher Termin. Der ansonsten so meinungs- und handlungsstarke Kreischef zeigte sich ratlos und konsterniert. Statt klare Ansagen zu machen, sprach er von Ohnmacht und Hilflosigkeit. "Wir sitzen gefesselt und gelähmt hier. Ich kann einfach nichts machen", beschrieb er seine Situation. Es sei derzeit nicht einmal möglich, zumindest die Problemwölfin entnehmen, also töten zu lassen – alleine schon, weil sie bis 1. August unter  Muttertierschutz steht.

Fotos von getöteten Tieren direkt von der Ziegen-Weide in der Rhön

Während der Kreischef die Lage beschreibt, zückt Sven Breunig betroffen sein Handy und zeigt es herum. Ihn erreichten gerade brutale Bilder. Geschickt hat sie sein Vater Günter – live von der Weide. Er dreht gerade die Morgenrunde bei der Ziegenherde, die oberhalb von Ginolfs steht. Zu sehen sind eine Ziege mit abgerissenem Kopf oder ein weiteres getötetes und angefressenes Tier: zwei von vier Opfern eines Wolfsangriffes auf seine Herde aus der vergangenen Nacht.

Solche schlimmen Bilder müssten veröffentlicht werden, poltert Schäfer Frank Scharbert in Richtung Presse, wohl wissend, dass das nicht möglich ist. Währenddessen rechnet Sven Breunig vor, dass zum Ende der Weidesaison von seinen bisher 150 Ziegen keine mehr übrig ist, sollten die Verluste durch Risse weitergehen wie in vergangenen Tagen. Und auch seine Frage lautet: "Was soll ich denn machen?"

Der Landrat ist aufgebracht, aber er hat beim Thema Wolf und Wolfsentnahme einfach keine Zuständigkeit, wie er betont. Die Situation werde für die Weidetierhalter immer verzweifelter und er könne einfach nichts machen. Das bringt ihn offensichtlich an seine Grenzen.

Forderungen an Umweltministerin, Justiz und Umweltverbände

Die Rechtssetzung, die Rechtsprechung und die Umweltverbände, einschließlich des Bund Naturschutz, ließen die Rhöner Weidetierhalter im Stich, benannte Habermann die für ihn Verantwortlichen. Und er stellte fünf Forderungen auf.

Der "entscheidende Flaschenhals", der die Bejagung des Wolfes verhindere, sei das Bundesumweltministerium. Deshalb forderte Habermann von Umweltministerin Steffi Lemke, endlich entsprechend tätig zu werden, damit der Schutzstatus des Wolfes auf europäischer Ebene gesenkt werde. Er werde der Umweltministerin ein Schreiben zukommen lassen und sie in die Rhön einladen, damit sie sich ein Bild vor Ort machen könne.

Die zweite Forderung des Landrats richtete sich an die Umweltverbände, endlich den Widerstand gegen eine Bestandsregulierung der Wölfe aufzugeben. Vom Freistaat Bayern forderte Habermann, nicht nachzulassen bei seinen Initiativen, den Schutzstatus der Wölfe zu reduzieren. Die Forderung des Landrats an die Rechtsprechung lautete, Ermessenspielräume bei Klagen gegen die Entnahme von Wölfen auszunutzen.

Forderung: Entnahmebescheide künftig vom Landratsamt

Vom bayerischen Umweltministerium und dem Landesamt für Umwelt schließlich forderte Habermann, die Kompetenz für die Entnahmebescheide von Wölfen an die Landratsämter abzugeben. Hier könne innerhalb von Stunden und nicht erst Tage nach Nutztierrissen entschieden werden. Bei Krisen werde im Landratsamt rund um die Uhr gearbeitet, so der Landrat und "der Wolf kennt auch keine Dienstzeit".

Die Lange Rhön sei schon jetzt nicht mehr die Lange Rhön, beschrieb Frank Scharbert die Situation. In der Nacht würden die Warnlichter an den Weidezäunen blinken, Herdenschutzhunde bellen und die Wachfeuer lodern. "Wir versuchen alles, aber es nützt alles nichts", beschrieb Scharbert seine Hilflosigkeit. Auf Dauer könne man die Verträge zur Landschaftspflege nicht mehr einhalten.

Für den Schutz der Weidetiere und eine andere Wolfspolitik demonstrierten jüngst zahlreiche Tierhalter auf dem Marktplatz von Bad Neustadt.
Foto: René Ruprecht | Für den Schutz der Weidetiere und eine andere Wolfspolitik demonstrierten jüngst zahlreiche Tierhalter auf dem Marktplatz von Bad Neustadt.

Wie Scharbert hob auch Sven Breunig die Bedeutung kleiner Betriebe und kleiner Herden hervor. Die würden die kleinen, aber feinen Flächen bearbeiten. Gerade steinige, schlecht erreichbare Randflächen seien durch die Beweidung zu Lebensräumen von Orchideen oder seltenen Vögeln wie dem Raubwürger geworden.

Europäischer Hotspot der Artenvielfalt in Gefahr

Der Landrat ist mit den Weidetierhaltern einer Meinung: Wenn sich am Umgang mit dem Wolf nichts ändert, ist die weitere Bewirtschaftung der Rhöner Wiesen mit Weidetieren in Gefahr. Die Kulturlandschaft der Rhön sei ein europaweiter Hotspot der Artenvielfalt, den die Rhöner Landwirte mit ihrer Hände Arbeit geschaffen hätten. Der sei bedroht, wenn nicht endlich die Reduzierung des Wolfsbestandes, das heißt seine Bejagung, möglich wird, so der übereinstimmende Tenor – auch wenn die Tierhalter deutlich drastischere Formulierungen gebrauchten.

Um diesen naturschutzfachlichen Wert der Rhön und die Weidewirtschaft zu erhalten, werde er als Landrat "bis zum letzten Blutstropfen kämpfen", erklärte Habermann. Und etwas weniger martialisch stellte er dazu fest, aktuell bliebe ihm nur, die Landwirte zu motivieren und an sie zu appellieren:"Bitte macht weiter!" 

 
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  • Jürgen Heurich
    Hatte mir diese Woche gedacht, zahlen die Bauern eigentlich dieses Jahr mal was zurück nachdem die Ernte so satt ausfällt?
    Naja anderes Thema, hier wird ja anders gejammert. Es gibt Subvention für Weidezäune und es gäbe die Möglichkeit von Herdenhunden. Aber was macht der Deutsche? Genau, jammer und abknallen. Sonst sind ja die armen Sportjäger ausm Dorf irgendwann auch noch arbeitslos.
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  • Hans Schlunk
    Da muss ich Ihnen recht geben Jürgen Heurich alle jammern aber dennoch muss auch ein wolfsfreund Opfer bringenauch wenn diese Wölfin entnommen wird ist der nächste wolf nicht weit darum muss die wolfszäune sein ich wNdere zwischen durch mal in der rhön und sehe denn Zustand der Zäune Pfosten und eins bis zwei stripper das ist zu wenig Da kommt jeder wolf durch. Auch der wo nicht auffällig ist.
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  • Helga Scherendorn
    @Heuring, die Erträge werden im 5 Jahresmittel gerechnet, da sieht es nicht so rosig aus und dennoch: harte Arbeit muss sich lohnen! Ihre Herdenhunde sind Unsinn, aber sie haben davon leider keine Ahnung, schade eigentlich.
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  • Thomas Voll
    Warum nicht über Nacht an den Weidenzäunen zusätzlich Wachpersonal rekrutieren. Personal dafür findet sich schnell. Agentur für Arbeit bitte übernehmen.
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  • Georg Ries
    Falls wirklich der Abschuss genehmigt würde, finden sich sehr schnell Leute, die vor Gericht ziehen und das stoppen. Es fehlt auch hier der Wille der Politik zu einer sachgerechten und dauerhaften Lösung.
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  • Hans Schlunk
    Auch die wolfsfreunde wollen fleischessen darum müssen die broblem wölfe weg da es zur Zeit nur eine Wölfin gibt wo brobleme macht sollte man die entnehmen auch das Gericht sollte das einsehen vielleicht ist dann ruhe. Auch wölfe haben recht zu leben so lange sie keine Probleme machen
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  • E. Böhrer
    Auch ich bin, nur als Leser, fassungslos und hoffe, dass doch bald der 1. August ist. Man kann es nicht glauben. Mein Dank an die Tierhalter und dem Landrat. Eine Wölfin entnehmen, vielleicht ist dann das Problem einigermaßen gelöst?
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  • Hans Schlunk
    Dann soll man jetzt ab 1 August die Wölfin töten allerdings erst als Ausnahme das dann endliche ruhe ist in der rhön ich bin wol wolfsfreund darum hoffe ich es als Ausnahme dann sollten die Tier Halter ruhe geben.
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  • Helga Scherendorn
    Was ist denn ein Wolfsfreund? Kuscheln Sie mit den Tieren, oder Was haben Sie für eine emotionale Bindung zu den liebenswerten Tieren, die hilflose, eingezäunte Weidetiere zerfetzen?
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  • Hans Schlunk
    Helga Scherendorn Wenn Sie den Artikel richtig gelesen haben dannwürden Sie gebieten das ich dafür bin das problem wölfe abgeschossen werden da es aber nur eine problemwölfin gibt ln der rhön versehentlich braucht man nicht um den heißen brei reden.
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  • Helga Scherendorn
    @Schlunk, ich tue mir bei ihren Kommentaren tatsächlich etwas schwer, evtl mal Autokorrektur nutzen?
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  • Hans Schlunk
    Helga Scherenborn ich weiß wohl das ich ein paar Schreibfehler drinnen habe aber die meisten Leser verstehen das wenn sie es mehrmals lesen ich verstehe auch nicht immer alles was die leute für Kommentare hinterlassen.
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  • Helga Scherendorn
    ein paar? :-)
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