Stark gestiegene Rohstoffpreise und immer höhere Kreditzinsen erschweren Bauwilligen den Traum vom Eigenheim. Die Suche nach einem bezahlbaren Bauplatz ist dann noch einmal eine andere Sache. Und obwohl sich viele Kommunen künftig vor allem auf die Innenentwicklung konzentrieren wollen, entstehen im Altlandkreis Karlstadt in den kommenden Jahren mehrere neue Wohngebiete. Diese Redaktion hat bei den Gemeinden angefragt, wie weit die Planungen gediehen sind. Doch gerade die so spannende Frage nach den Kosten der Grundstücke können viele noch nicht beantworten. Ein Überblick.
1. Karlstadt-Stetten: 25 bis 30 Bauplätze bis 2023/2024
In der Gemarkung Stetten entsteht aktuell das neue Baugebiet "Point 3 – 2. Abschnitt". Der notwendige Bebauungsplan wird gerade erstellt. "Die Planentwürfe sehen derzeit 25 bis 30 Bauplätze vor", teilt Uli Heck, Pressesprecher der Stadt Karlstadt, auf Anfrage mit. Man befinde sich noch am Anfang des Bauleitplanverfahrens. Keine genauen Angaben könne man zum Zeitpunkt der Erschließung machen. "Wir gehen derzeit von 2023/2024 aus." Auch zur Baureife könne die Stadt aktuell "seriös keine Jahreszahl nennen". Bauwillige könnten sich dann auf die Grundstücke bewerben. Maßgebend seien die Vergaberichtlinien der Stadt Karlstadt, so Heck.
Und was sollen die Grundstücke kosten? "Auch diesbezüglich kann aktuell keine seriöse Aussage getroffen werden", teilt Heck weiter mit. Vor allem in Hinblick auf die aktuelle wirtschaftliche Lage mit den Themen Energiekrise, Klimawandel, Pandemie sowie weiteren Entwicklungen aufgrund des Krieges in der Ukraine.
Weitere größere Ausweisungen von Baugebieten seien im Karlstadter Stadtgebiet derzeit nicht vorgesehen. "Der Stadtrat verfolgt den Grundsatz 'Innenverdichtung vor Außenverdichtung' und setzt daher verstärkt auf Abrundungen an den Ortsrändern und Nachverdichtung im Bestand", so Uli Heck. Hierzu liefen kleinere Bauleitplanverfahren, die über Bauverpflichtungen abgesichert seien – zum Beispiel in Karlburg und Wiesenfeld.
Daneben finde derzeit das Verfahren zur Neufassung des Flächennutzungsplanes statt. Für alle Stadtteile werden dabei künftige Wohnbauflächen – sogenanntes Bauerwartungsland – dargestellt. Bevor diese Flächen jedoch ausgewiesen werden könnten, müsse die Kommune zunächst den Grund erwerben. Denn der Stadtrat habe in einem Grundsatzbeschluss festgelegt, "dass erst dann ein Baugebiet ausgewiesen wird, wenn die Stadt 80 Prozent der Flächen im Eigentum hat beziehungsweise über Bauverpflichtungen die Bebauung gesichert ist", so Heck. "Viele Versuche scheitern leider an der Bereitschaft der Eigentümer, Flächen zu veräußern."
2. Retzbach: 40 neue Bauplätze werden gerade erschlossen
In Retzbach erschließt der Markt Zellingen gerade das Baugebiet "Klinge" mit 47 Bauplätzen. Das teilt die zweite Bürgermeisterin Andrea Heßdörfer mit. Voraussichtlich etwa ein Jahr später können die ersten Häuser gebaut werden. Um die Grundstücke mit einem Bauzwang belegen zu können, habe die Gemeinde zunächst alle erworben. "Durch die enormen Kostensteigerungen wissen wir aktuell noch nicht, wo der Quadratmeterpreis am Ende landen wird." Einige Einbringer der Grundstücke erhalten ein Vorkaufsrecht, die übrigen Bauplätze werden mit einem Bewerbungsverfahren wie im Gebiet "Kapelle" in Zellingen und in Duttenbrunn vergeben.
3. Duttenbrunn: Nur noch wenige Bauplätze vorhanden
In Duttenbrunn läuft derzeit die Vermarktung für das Baugebiet "Dürre Wiesen – Neubrunn II". Laut Kämmerin Ines Rössler sind noch drei Grundstücke verfügbar, vier wurden reserviert. Die Bauplätze sind zwischen 600 und 800 Quadratmeter groß und kosten 125 Euro pro Quadratmeter. Anfragen können an Rössler unter Tel.: (09364) 8072-48 gerichtet werden.
4. Retzstadt: 17 neue Eigentumswohnungen bis November
Zur Zeit entsteht im Ortskern von Retzstadt, der neuen Mitte, ein Komplex mit 17 barrierefreien Eigentumswohnungen mit zwei bis vier Zimmern. Dies entspricht laut Bürgermeister Karl Gerhard in etwa einem kleinen Baugebiet, weil Wohnungen oder ganze Häuser dadurch im Ort frei würden. Im November sollen die Wohnungen fertiggestellt sein. Jedoch seien bereits alle vergeben. Der Quadratmeterpreis liegt laut Gerhard bei 3600 Euro – "also gehobener Standard". Im Ensemble integriert ist auch der neue Dorfladen.
Daneben existiere das Bauerwartungsgebiet "Am Hönig" mit rund 30 Bauplätzen, so Gerhard. Allerdings gebe es hierfür noch keinen Bebauungsplan. Einen genauen Zeitplan könne er hier also nicht nennen: "Die Innenentwicklung hat Vorrang!"
Außerdem weist der Rathauschef darauf hin, dass es im Ort derzeit rund 60 bebaubare Grundstücke gebe – "aber diese sind alle in privater Hand". Die Gemeinde kaufe jedoch seit Jahren, je nach Angebot, frei werdende Grundstücke auf, belege sie mit Bauzwang und veräußere sie wieder.
5. Himmelstadt: 30 neue Bauplätze bis voraussichtlich 2023
Himmelstadt befindet sich laut Bürgermeister Herbert Hemmelmann gerade im Bebauungsplanverfahren für das Baugebiet "Mausberg IV". Der Plan gehe in die zweite Auslegungsphase. Je nach Zuschnitt beziehungsweise Größe der Bauplätze könnten hier etwa 30 Häuser entstehen.
Das neue Baugebiet soll bis 2023 erschlossen werden – "wenn nichts dazwischen kommt", so Hemmelmann. Einen genauen Termin, bis wann die Grundstücke baureif sein werden, gebe es noch nicht. Auch das Auswahlverfahren für Bewerberinnen und Bewerber sei noch nicht definiert worden. Und was soll das Bauland am Mausberg kosten? Auch hier will sich der Bürgermeister noch nicht festlegen: "Der Preis ist abhängig von den Erschließungskosten. Bei den Preisen auf dem Bausektor ist das im Moment noch schwierig vorauszusagen."
6. Arnstein: 91 Bauplätze für Ein- und Mehrfamilienhäuser bis 2024
Aktuell wird der Sichersdorfer Berg in Arnstein tiefbautechnisch geplant. Das teilt Fabian Helmerich mit, Geschäftsleiter der Stadt Arnstein. Dort sollen 91 Bauplätze entstehen, 84 davon sind für Ein- und sieben für Mehrfamilienhäuser vorgesehen. Der Bebauungsplan ist rechtswirksam. Der Tiefbau sowie weitere technische Erschließungen – die Kanal- und Wasserversorgung, ein autarkes Nahwärmenetz sowie Breitbandanschlüsse bis in die Wohnungen – werden durch das Ingenieurbüro Köhl aus Würzburg erstellt. Die Bauleistungen sollen im ersten Quartal 2023 vergeben werden. Die Erschließung ist für das zweite Quartal 2023 geplant. Die Grundstücke sollen dann im ersten oder zweiten Quartal 2024 baureif sein.
Die Vergabe der Bauplätze laufe via Bewerbung bei der Stadt Arnstein. Ansprechpartnerin ist Monika Zügner-Weißenseel von der Grundstück- und Liegenschaftsverwaltung (Tel.: (09363) 801 35; E-Mail: monika.zuegner-weissenseel@arnstein.bayern.de). Und die Kosten? Die Einfamilienhaus-Grundstücke sollen vollerschlossen 260 bis 285 Euro pro Quadratmeter kosten. Die mehrgeschossigen Wohnungen 295 Euro pro Quadratmeter. Endgültige Preise stehen allerdings erst dann fest, wenn die Kosten der Erschließung bekannt sind.
7. Arnstein-Altbessingen: Noch zwei baureife Grundstücke verfügbar
In Altbessingen gebe es derzeit noch zwei baureife Grundstücke im Baugebiet "An den Kappesgärten II" mit insgesamt zwölf neuen Bauplätzen auf über einem Hektar Fläche. Ansprechpartnerin ist laut Fabian Helmerich von der Arnsteiner Stadtverwaltung ebenfalls Monika Zügner-Weißenseel (Kontakt siehe oben).
8. Eußenheim: Letzter Bauplatz wird gerade verkauft
In der Gemeinde Eußenheim wird laut Bürgermeister Achim Höfling gerade das letzte von 23 Grundstücken im Baugebiet "Dohle" in Eußenheim veräußert. "Die Bauplätze wurden innerhalb von gut drei Jahren verkauft." Aktuell gebe es keine Grundstücke im Eigentum der Gemeinde mehr. "Der Gemeinderat überlegt bereits, ob und wenn ja, wo ein weiteres Baugebiet ausgewiesen werden soll. Entschieden ist hier aber noch nichts."
9. Thüngen: 16 Bauplätze bereits vergeben, 30 müssen noch erschlossen werden
Die 2019 erschlossenen 16 Bauplätze "Am Kies II" in Thüngen am Forstberg in Richtung Binsfeld sind bereits vergeben und bebaut worden. Dort gibt es jedoch laut Bürgermeister Lorenz Strifsky noch rund 30.000 Quadratmeter nicht erschlossene Fläche, die für Gewerbe (10.000 Quadratmeter) und Wohnbebauung (20.000 Quadratmeter beziehungsweise 30 Bauplätze) vorgesehen ist. Eine Bedingung für die Erschließung ist nach einem Grundsatzbeschluss des Marktgemeinderats jedoch eine konkrete Lösung für die notwendige Kindergartenerweiterung. "Wir haben jetzt schon Platzprobleme, wenn weitere Familien mit Kindern zuziehen, würde sich die Situation noch verschärfen", so Strifsky. Genaue Pläne gebe es hier jedoch noch nicht, deshalb könne er noch keinen Zeitplan für die Erschließung der Bauplätze nennen.