Leicht vergrößern will der Markt Zellingen das Sanitärgebäude auf seinem Campingplatz. Dadurch soll Platz für sechs Duschen und vier WC-Zellen gewonnen werden sowie durch einen Umbau die Haustechnik hochwassersicher untergebracht werden. Konkret geht es um einen kleinen Anbau von etwa zehn Quadratmetern sowie eine Änderung der Dachart von Sattel- auf Pultdach um eine Solar und Photovoltaik-Anlage installieren zu können. Während auf der Tagesordnung des Gemeinderates lediglich der Bauantrag stand, geht es indirekt dennoch um mehr – um die Zukunft des Zellinger Campingplatzes.
Anderenfalls wäre für einen Bauantrag wohl kaum eine Sondersitzung einberufen worden, diese Bezeichnung wählte die amtierende Bürgermeisterin Andrea Heßdörfer bei der Begrüßung. Eine Woche vorher hatte der erste Bürgermeister Stefan Wohlfart den Bauantrag als Erweiterung auf die Tagesordnung setzen wollen, doch dem hatte Gemeinderat Jürgen Keller wegen der Kurzfristigkeit der Information, er sprach damals von zwei Stunden vor Sitzungsbeginn, nicht zugestimmt.
Hoffen auf einen Pächter
Wenig verwunderlich fand er nun kritische Worte, auch wenn die Planung logisch und schlüssig klinge. Der Rat beschäftige sich nun schon seit fünf Jahren mit einer Erweiterung des Campingplatzes und hoffe auf einen Pächter, wisse aber längst, dass es ohne erhebliche Änderungen keine Genehmigung dafür geben werde. Inzwischen seien rund 300.000 Euro ausgegeben worden ohne dass sich sichtbar etwas geändert habe. Er befürchte nun weitere Ausgaben im Bereich 150.000 Euro.
Dazu sagte die amtierende Bürgermeisterin Andrea Heßdörfer, es gehe nicht um Auftragsvergaben, sondern nur um Planungsrecht. Eine Baugenehmigung könnte die Gemeinde auch auf einen Investor oder Pächter übertragen.
"Wir wissen noch nicht einmal, ob wir eine Baugenehmigung bekommen", merkte Gemeinderat Michael Heßdörfer an, der auch den Plan fertigte. Klar sei jedoch, dass ohne Baugenehmigung niemals ein neuer Betreiber gefunden werden kann. Die Chance für die Baugenehmigung liege darin, dass für das Bestandsgebäude im Jahr 1961 eine Baugenehmigung erteilt wurde, was eigens im Staatsarchiv recherchiert wurde.
Überschwemmungsbereich des Mains
Inzwischen liegt das Gebäude wie praktisch der gesamte Campingplatz im Überschwemmungsbereich des Maines. Beim "zehnjährigen Hochwasser" würden der Fußboden von Duschen und WC überschwemmt, beim hundertjährigen Hochwasser fast das ganze untere Stockwerk (etwa 2,6 Meter hoch). Deshalb soll die Gebäudetechnik auf den Dachboden verlagert werden.
Er teile die Einschätzung von Jürgen Keller, sagte Gemeinderat Alexander Hoffmann. Der Rat sei in den letzten Jahren Opfer eine gewissen Blauäugigkeit bei der Bauleitplanung geworden. Bisher bestehe das Landratsamt dabei auf Auflagen, die Investoren verschreckten. Beim kürzlichen Ortstermin sei ihm "wir brauchen für den Campingplatz eine Lösung" klar geworden. Persönlich sei er der Meinung, dass mit einer Baugenehmigung zumindest für bessere Sanitäre Anlagen zwecks Erhalt des Status Quo leichter ein Betreiber oder Investor gefunden werden könne.
Jetzt gar nichts zu tun sei auch nicht zielführend, fand Gemeinderat Stefan Hermann.
Sondergebiet Freizeitgelände
Das Zellinger Bauamt stellte zum Bauantrag fest, dass das Vorhaben in einem im Zusammenhang bebauten Ortsteil liegt und die nähere Umgebung einem Sondergebiet Freizeitgelände entspricht. Weiter liege es im Überschwemmungsbereich des Maines und füge sich in die nähere Umgebung ein.
Letztlich erteilte der Gemeinderat mit 14:2 Stimmen der Ertüchtigung der Sanitäranlagen auf dem Campingplatz des Marktes Zellingen des Einvernehmen, er wird nun wie üblich beim Landratsamt eingereicht. Die Gegenstimmen kamen von Jürgen Keller und Werner Küffner.
Bürgermeisterin Andrea Heßdörfer informierte das Gremium über den geplanten Straßenbau im Retzbacher Baugebiet Klinge. Die Jahnstraße und die Vinzenz-Schüpfer-Straße werden dafür verlängert. Die Erschließungsstraßen werden auf fünf Meter breiten Fahrbahnen plus zwei Meter breiten Mehrzweckstreifen sowie auf der anderen Seite 1,5 Meter breiten Gehwegen bestehen. Zudem solle am Ende der Straße "An der Hecke" ein Wendehammer gebaut werden.
Für ein neu gebautes Haus in der Bergstraße ging im Rathaus eine Anfrage zum Bau einer Dachsolar- und Photovoltaikanlage ein. Das schließt die Gestaltungssatzung derzeit aus, deshalb soll sie bald geändert werden, wozu auch der Altortsanierungsplaner Rainer Tropp riet.
Nach viel Lob in vorangegangenen Sitzungen für den Bautrupp der in Zellingen und Retzbach die Glasfaserleitungen verlegt, kam diesmal fachliche Kritik von Gemeinderat Werner Küffner zu den Asphaltierungsarbeiten. Die bituminöse Tragschicht sei teils sehr hoch eingebaut worden, bei ihm vor der Türe blieben stellenweise nur 0,8 Zentimeter für die abschließende Feinschicht. Der pensionierte Tiefbauingenieur warnte, dass das unter der Mindeststärke von 1,25 Zentimetern liege und deshalb kaum zwei Winter überstehen werde.