zurück
Knetzgau
Haßberge-Check: Knetzgauer wollen ihre Franz-Hofmann-Halle zurück
Die Lebensqualität in Knetzgau ist gut. Doch die Online-Umfrage der Redaktion wirft auch die Frage auf, ob der Titel "Familienfreundlichste Gemeinde" gerechtfertigt ist.
Seit Jahren dämmert sie ihrem Abriss entgegen: Noch immer schmerzt es viele Knetzgauer, dass sie die Franz-Hofmann-Halle nicht mehr nutzen können.
Foto: René Ruprecht | Seit Jahren dämmert sie ihrem Abriss entgegen: Noch immer schmerzt es viele Knetzgauer, dass sie die Franz-Hofmann-Halle nicht mehr nutzen können.
Martin Sage
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:09 Uhr

Knetzgau ist im Landkreis bekannt für ambitionierte Pläne. Die Gemeinde hat das Maininformationszentrum erfunden. Und wenn dieses "MIZ" mit landesweiter Bedeutung Wirklichkeit wird, dann will Knetzgau auch Standortkommune sein. Es war Knetzgau, das ein Netz von 845 Kilometern Jogging- und Walkingstrecken über den ganzen Landkreis gespannt hat, das Laufparadies Haßberge. Und Knetzgau wäre zum Beispiel auch gerne Heimstätte des Naturparkzentrums im Steigerwald geworden. Aber honorieren die Bürgerinnen und Bürger von Knetzgau diese hochtrabenden Projekte? Nicht unbedingt:

Denn beim Haßberge-Check, jener großen Online-Umfrage von Haßfurter Tagblatt und Bote vom Haßgau, bei der es letzten Endes darum geht, wie zufrieden die Bewohner mit ihrer Gemeinde sind, landet das ehrgeizige Knetzgau nur im oberen Mittelfeld. 5,9 Punkte in der Gesamtwertung liegen zwar über dem Durchschnitt (5,7). Sand, Eltmann und Ebern, Ebelsbach, Zeil und Hofheim schneiden aber besser ab. 

Knetzgau: Ein Paradies für Senioren

Und: Viele "Schelcher" scheinen andere Dinge umzutreiben als irgendwelche Leuchtturmprojekte für den Freistaat. "Wir brauchen kein MIZ, wir wollen unsere Franz-Hofmann-Halle zurück" ist der Tenor zahlreicher Kommentare, die die Umfrageteilnehmer  hinterlassen haben. Noch immer schmerzt sie der Verlust der großen Veranstaltungsstätte, die seit Jahren wegen technischer Mängel geschlossen ist und offenbar nur noch auf ihren Abriss wartet.

Hat sich aller heftiger Diskussionen um den Bedarf und die Lage mitten im Ort als Volltreffer erwiesen: Das Seniorenheim in Knetzgau.
Foto: René Ruprecht | Hat sich aller heftiger Diskussionen um den Bedarf und die Lage mitten im Ort als Volltreffer erwiesen: Das Seniorenheim in Knetzgau.

197 Einwohner von Knetzgau haben sich an der Online-Befragung beteiligt, insgesamt bewerten sie die Lebensqualität ihrer Heimatgemeinde mit 6,9 - das liegt 0,2 Prozentpunkte über dem Landkreisschnitt. Aber doch ein gutes Stück von Spitzenreiter Sand entfernt, das hier mit 8,3 hervorsticht. Zusammen mit Haßfurt ist Knetzgau indes auf einem Terrain unschlagbar: Bei der Seniorenfreundlichkeit gibt es 6,6 Punkte - mehr als einen vollen Zähler über dem Mittelwert. Was zunächst heftig umstritten war, hat sich offenbar als Volltreffer erwiesen: der Bau des AWO-Altenheims bewusst mitten im Altort, neben Rathaus und Schule im Jahr 2015. Schon zehn Jahre gibt es - ebenfalls in Ortsmitte - die St.-Marta-Wohngemeinschaft für Senioren in den Haighöfen.

Die familienfreundlichste Gemeinde scheint Nachholbedarf zu haben

Knetzgau, eine Art Paradies für Senioren? Da war doch noch mehr: Knetzgau darf sich seit 2012 "Familienfreundlichste Gemeinde" im Landkreis Haßberge nennen, zusammen mit Maroldsweisach, das sich den Titel bei den Kommunen unter 5000 Einwohner geholt hat. Entspricht das der Wahrnehmung der Knetzgauer selbst? Nein! Knetzgau schneidet hier genau wie Ebelsbach mit 6,9 zwar überdurchschnittlich ab, muss sich aber Sand (8,0), Eltmann, den Heiligen Ländern und Zeil geschlagen geben. Vielleicht wäre es an der Zeit, den Wettbewerb neu auszuloben.

Denn es fällt auf, dass gleich mehrere Befragte den Zustand der Kinderspielplätze bemängeln, mehr Krippen- und Kitaplätze fordern und erklären, es mangele an Angeboten für Kinder und Jugendliche. Mal sind mehr Freizeitmöglichkeiten für Kindergarten- und Grundschulkinder gewünscht, mal heißt es, den 15- bis 25-Jährigen sei nicht genug geboten. Und das, obwohl die Gemeinde gerade einen Skaterpark baut als Attraktion für die gesamte Region.

In gewissem Widerspruch zu diesen Aussagen steht, dass die Knetzgauer ihrer Gemeinde in Sachen Kinderbetreuung mit 7,2 den zweitbesten Wert überhaupt ausstellen, gleich hinter der Sauberkeit (7,7). Kreisweit gesehen reicht aber auch das nur für Rang 6 hinter Sand, Eltmann, Königsberg, Ebern und Zeil.

Haßberge-Check: Knetzgauer wollen ihre Franz-Hofmann-Halle zurück

Gute Noten geben sich die Knetzgauer selbst beim Einzelhandel. Besonders der Bau des großen Lebensmittelmarktes im Gewerbegebiet "An der Klinge" vor gut zehn Jahren dürfte die Nahversorgung der Menschen nicht nur im Kernort deutlich verbessert haben, nachdem der Dorfladen beim Rathaus aufgegeben hatte. Das bedeutet aber keine Rundum-Zufriedenheit. Dass man im Hauptort den Großeinkauf erledigen kann, ist eine Seite der Medaille. Dass es zum Beispiel in Westheim nicht einmal mehr einen Bäcker oder Metzger gibt, die andere. Wer sich da Brötchen oder ein Viertelpfund Wurst holen will, braucht ein Fahrzeug.

Dass es sich in Knetzgau insgesamt gut leben lässt, wissen nicht nur die Einheimischen. Das sorgt allerdings für einen angespannten Wohnungsmarkt.
Foto: René Ruprecht | Dass es sich in Knetzgau insgesamt gut leben lässt, wissen nicht nur die Einheimischen. Das sorgt allerdings für einen angespannten Wohnungsmarkt.

Womit man beim Nahverkehr wäre, der Kategorie, die mit 3,9 landkreisweit am schlechtesten bewertet wurde. Mit 3,7 Punkten liegt Knetzgau sogar noch darunter - ein Makel, der in erster Linie der unbefriedigenden ÖPNV-Anbindung der Ortsteile geschuldet sein dürfte. Denn der Hauptort ist mit dem Bus von Bamberg oder Schweinfurt aus - beide Routen führen jeweils über Haßfurt - recht ordentlich zu erreichen. Umgekehrt fühlen sich die Knetzgauer besonders stark durch den Verkehr belastet - die Mautflüchtlinge der A70 dürften daran großen Anteil haben.

Ein weiterer bescheidener Wert hat eigentlich einen positiven Hintergrund: Knetzgau wird dank ordentlicher Rundumversorgung und günstiger Lage im Maintal als Wohnort immer attraktiver. Das macht es jedoch auch manchem Einheimischen schwer, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Ihren Immobilienmarkt bewerten die Knetzgauer mit 4,7 bei einem Landkreisdurchschnitt von 5,1.

Fazit: Knetzgau wird sicher von Leuchtturmprojekten wie MIZ und Skaterpark profitieren, muss nebenher aber auch seine normalen Hausaufgaben machen.

Haßberge-Check: Knetzgauer wollen ihre Franz-Hofmann-Halle zurück

Der Haßberge-Check: Alle bisher erschienenen Artikel zu unserer großen Online-Befragung finden Sie hier!

Die Auswertung des Haßberge-Checks

Die Redaktion berichtet seit Mitte September über die Ergebnisse der Online-Umfrage in den einzelnen Gemeinden des Landkreises Haßberge. Dabei wurden folgende Kommunen zu Teilregionen zusammengefasst:
Der Norden: Bundorf, Ermershausen, Maroldsweisach;
Eberner Umland: Pfarrweisach, Rentweinsdorf, Untermerzbach;
Hofheimer Umland: Aidhausen, Burgpreppach, Riedbach;
Westliches Maintal: Gädheim, Theres, Wonfurt;
Der Süden: Oberaurach, Rauhenebrach;
Heilige Länder: Breitbrunn, Kirchlauter.
Die Haßberge-Check-Daten liegen aber für alle 26 Landkreiskommunen auch einzeln vor.
Quelle: Main-Post
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Knetzgau
Martin Sage
Betreuung von Kindern
Bote vom Haßgau
Bürger
Grundschulkinder
Haßberge-Check
Haßfurter Tagblatt
Kinder und Jugendliche
Kinderspielplätze
Lebensmittelmarkt
Lebensqualität
Senioren
Technische Probleme
Verkehr
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top