
Wenn Ministerpräsident Markus Söder bei Knetzgau im Main auf einem SUP-Board paddelt, dann muss es Frühling 2020 sein und die Gemeinde ihren Umwelttag begehen. Sicher ist: Der Umwelttag wird kommen, wohl im Mai. Und der Ministerpräsident wird dazu eingeladen. Das mit Söder als Stand-up-Paddler bleibt trotzdem vermutlich bloß das symbolträchtige Traumbild aller, die sich die tatkräftige Unterstützung der Initiative "geMAINsam" seitens der Staatsregierung erhoffen. Und den Bau des Maininformationszentrum (MIZ 359) nahe dem Mainufer in Knetzgau, dort , wo jetzt noch die dem Abriss geweihte Franz-Hofmann-Halle steht.
An jenem Umwelttag, zumindest aber nicht deutlich später, möchte Bürgermeister Stefan Paulus in jedem Fall die Gewissheit haben, ob das MIZ Wirklichkeit wird. Und, genauso wichtig: Ob im Falle des Falles sein Knetzgau auch als Standortkommune auserkoren ist. Das hat der Rathauschef am Sonntag gegenüber dieser Redaktion noch einmal bekräftigt.
Erst Koordinierungsstelle, dann MIZ
Am Freitag hatte Paulus beim2. Bayerischen Wasserstraßen- und Schifffahrtstag in Bamberg vom Freistaat eine Koordinierungsstelle für die von Knetzgau ausgehende Initiative "geMAINsam" zur Vernetzung aller Akteure am Bayerischen Main gefordert. Hinter ihm stehen inzwischen gut 130 Landkreise und Kommunen mit fast einer Million Menschen und viele weitere starke Partner. Die Chancen auf die Verwirklichung der für das Umweltministerium angedachten "Stabsstelle" scheint also groß - zumal der Ministerpräsident höchstpersönlich Untersützung signalisiert hat. Was diesbezüglich möglich ist, sollte noch in diesem Jahr feststehen.
Aber Knetzgau möchte auch das MIZ, das hat Paulus jetzt noch einmal deutlich gemacht. Es würde einer von Knetzgau in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie zufolge auf mehreren Hundert Quadratmetern Platz für Dauer- und Sonderausstellungen rund um das Thema Main bieten, darüber hinaus über Säle für Tagungen und sonstige Veranstaltungen verfügen, Raum für Wissenschaft, Forschung und Lehre schaffen und Gastronomie beherbergen. Ein Freigelände soll das Erlebnis des Fließgewässers mit allen Sinnen ermöglichen.
Zweistelliger Millionenbetrag für den Bau
Aber eines ist auch klar: Knetzgau kann das MIZ weder bauen noch unterhalten. Es müsste eine staatliche Einrichtung werden. In der Tat sieht Paulus den Freistaat in der Pflicht, genauso wie beim Haus der Berge in Berchtesgaden oder dem Ludwig-Erhard-Haus in Fürth. Sollte die Staatsregierung beim MIZ mitmachen und dann auch noch den Plänen Knetzgaus für das Zentrum in etwa folgen, rechnet der Bürgermeister mit Baukosten zwischen 12 und 15 Millionen Euro und einem jährlichen Unterhalt von einer halben Million Euro, wobei in die letztere Zahl die Einnahmen aus Besucherzahlen und Gastronomie nicht eingerechnet sind.
Leuchtturmprojekt für ganz Nordbayern
Seine Befürworter stellen gerne heraus, dass das MIZ ein Leuchtturmprojekt für ganz Nordbayern wäre, also der gesamten Region entlang des Mains zugute käme. Was aber auch bedeuten würde, dass es viele potenzielle Standorte gäbe. Eine andere Standortwahl fände man in Knetzgau aber unfair: Die Idee von "geMAINsam" und "MIZ" wurde hier geboren und mit "mit einem Elan vorangetrieben, der weit über das hinaus geht, was Kommunalpolitik eigentlich leisten kann", wie zum Beispiel der Sander Bürgermeister Bernhard Ruß am Freitag in Bamberg anerkannte.
Bloß nicht in die großen Städte
Gerade da das Maininformationszentrum auch architektonisch herausstechen soll - seine Bauform würde nach einem Entwurf sogar den Verlauf des Mains wiederspiegeln - soll es wie eine einzigartige Perle behandelt werden, waren sich viele Beobachter des Wasserstraßentages einig. "In den Städten gibt es doch so viele Highlights. Da wäre es bloß eines unter vielen", meinte eine Besucherin, und zog die Schlussfolgerung daraus: "Das MIZ gehört aufs Land". Knetzgau wäre da nicht nur wegen seiner Initiative, sondern auch wegen seiner Lage prädestiniert: Die Ortschaft liegt an Flusskilometer 359 des 527 Kilometer langen Gewässers.