Die Nachricht erwischte im November nicht nur viele Knetzgauer, sondern auch überörtliche Veranstalter eiskalt: Wegen Brandgefahr musste die Franz-Hofmann-Halle („FHH“) unverzüglich gesperrt werden. An diesem Donnerstag folgte für alle Nutzer des Veranstaltungstempels ein neuer Schlag: Sie erfuhren, dass es für die nach dem langjährigen Knetzgauer Gemeindeoberhaupt (1972 - 1990) benannte Halle nur eine Lösung gibt: Abriss!
Diese Hiobsbotschaft überbrachte Bürgermeister Stefan Paulus am Donnerstag bei der Bürgerversammlung im Pfarrsaal. Im Herbst bereits hatten Experten festgestellt, dass tragende Bauteile keine feuerhemmenden Eigenschaften besitzen und dass die Verkleidung von Decken und Wänden leicht entflammbar sei. Der Zustand der Holzpaneele, mit dennen Decken und Wände verkleidet sind, stelle eine massive Brandlast dar, begründete die Gemeinde damals nach einer ersten Untersuchung die sofortige Schließung des 35 Jahre alten Gebäudes.
Seit kurzem liegt ein umfassendes Brandschutzgutachten vor. Und darin stehe, dass 40 von 60 Bauteilen nicht den Anforderungen genügen, sagte Paulus am Freitag im Gespräch mit unserer Zeitung. Wären es nur die Paneele gewesen oder die Küche oder die zu schmalen Zu- und Ausgänge, dann hätte man Abhilfe schaffen können. Betroffen seien auch die komplette Bühne, die elektrischen Anlagen und der Bereich Heizung und Sanitär. „Selbst das wäre sanierbar – aber wenn dann auch die Stahlträger den aktuellen Anforderungen nicht mehr genügen, dann kann man nichts mehr tun als sich Gedanken über einen Neubau zu machen.“
Die Schließung hätte man weder durch Investitionen in der Vergangenheit verhindern können noch gebe es irgendwelche Versäumnisse der Gemeinde, stellte Paulus in der Bürgerversammlung heraus. Er wiederholte, dass die Nebenräume der FHH weiter als Klassenzimmer genutzt werden können, weil sie aus Stein und Beton errichtet sind und über Fluchttüren verfügen.
1980, anlässlich der 1200-Jahr-Feier, weihte Knetzgau die Frankenlandhalle, wie sie ursprünglich hieß, ein. Sie war und ist außergewöhnlich groß für eine 6500-Seelengemeinde: Mit Tischen und Stühlen passen 800 Personen in die Halle, ohne Bestuhlung 1200. Dass Hofmann Duzfreund von Ministerpräsident Strauß war, mag ein Grund für die Überdimensionierung sein; ein anderer ist der, dass die FFH als Versorgungs- und Betreuungszentrum für Einsatzkräfte im Katastrophenfall vorgehalten wurde. In jedem Falle konnten sich die örtlichen Vereine über einen riesigen Veranstaltungsraum freuen und nutzten ihn in der Anfangszeit auch rege.
Weil Bürgermeister Paulus aber beobachtet hat, dass seine Knetzgauer mit den Jahren immer weniger in die FHH gekommen sind, stellt er sich die Frage, wie es nach dem Abriss weitergeht. Soll Knetzgau für Millionen Euro eine neue Veranstaltungshalle errichten, wenn die Gefahr besteht, dass sie von der Bevölkerung kaum angenommen wird? Die Auswertung von Fragebögen, die er an die Nutzer verteilt hat, und ein Workshop der Vereine haben ergeben, dass sich die Bürger am selben Standort eine neue Halle mit ähnlichen Ausmaßen wünschen. Paulus muss aber davon ausgehen, dass wie bisher nur überregionale Veranstalter den kompletten Raum brauchen. Zu den großen Events in Knetzgau gehörten beispielsweise die Bälle des Kreiscaritasverbandes und der CSU Haßberge – auch die Landfrauen hielten hier ihre Landfrauentage ab und die kreisweite Genussmesse Kulinea hatte hier 2013 Auftakt. Der Bamberger Veranstaltungsservice oder das Kulturamt Haßfurt nutzten die FHH als Außenposten, wenn echte Hochkaräter wie Erwin Pelzig, Monika Gruber oder die Cuba-Boarischen im Haßbergkreis auftraten.
Bevor Knetzgau also Geld für einen Neubau in die Hand nimmt – drei Millionen Euro sind laut Paulus hierfür in den Haushalt eingestellt – will der Bürgermeister nicht nur wissen, wie seine Knetzgauer in letzter Konsequenz zu einem Nachfolger für die FHH stehen. Wenn jeder Verein weiterhin hauptsächlich im eigenen Vereinsheim feiert, braucht die Gemeinde den großen zentralen Veranstaltungsraum nicht. Und auch dann nicht, wenn zwar Auswärtige zu den großen Konzerten oder Kabaretts kommen, aber die Einheimischen nicht.
Paulus möchte daher ferner klären, inwieweit sich Nachbarkommunen oder der Landkreis insgesamt engagieren, um den Bau der neuen Veranstaltungshalle zu einem gemeinsamen Anliegen zu machen. „Man könnte zum Beispiel ein Leader-Projekt kreieren und an entsprechende Fördertöpfe herankommen“, blickt der Bürgermeister nach vorne.
Bevor aus Gedankenspielen wie diesen konkrete Planungen werden, muss Knetzgau klären, ob nach heutigen Hochwasserschutzrichtlinien eine Neubaumaßnahme am alten Standort überhaupt möglich ist – Paulus vermutet ja, aber sicher ist das nicht. In absehbarer Zeit will er mit Verwaltung, Gemeinderat und Vereinsvertretern Exkursionen zu Veranstaltungshallen in der Region unternehmen – aber eines machte der Rathauschef am Freitag auch klar: Vor 2018 wird nicht mit dem Bau einer neuen Halle begonnen.