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Haßfurt
Haßbergler: Runter von der Couch und ab ins Paradies!
Walken, Joggen, Spazieren gehen - mitten im Winter und in Pandemie-Zeiten? Auf alle Fälle, erklären die Laufparadies-Initiatoren und legen eine neue Broschüre vor.
Laufen wie im Siebten Himmel: Die Laufparadies-Initiatoren Hubert Karl (links) und Marco Depner (Mitte) haben den Main-Post-Redakteur Martin Sage mit auf eine Strecke zwischen Knetzgau und Sand genommen.
Foto: René Ruprecht | Laufen wie im Siebten Himmel: Die Laufparadies-Initiatoren Hubert Karl (links) und Marco Depner (Mitte) haben den Main-Post-Redakteur Martin Sage mit auf eine Strecke zwischen Knetzgau und Sand genommen.
Martin Sage
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:09 Uhr

Na, etwas Speck um die Hüften bekommen über die Weihnachtsfeiertage? Oder ein wenig in den Winterblues geraten, weil gerade Corona so ziemlich jeden Spaß verdirbt? Dann raus an die frische Luft, denn fürs Stubenhocken gibt es keinen Grund: Einfach die neue kostenlose Broschüre "Laufparadies" geschnappt und eine Strecke für einen Spaziergang (gerne mit Kindern), eine Walking- oder Joggingrunde ausgewählt. Ausreden gelten nicht: Eine Strecke liegt bestimmt "vor der eigenen Haustüre". 

Das Laufparadies Haßberge -Maintal-Steigerwald: Das sind 68 beschilderte Laufstrecken mit einer Gesamtlänge von 845 Kilometer quer durch den Landkreis und 25 seiner Gemeinden. Mithin "die größte zusammenhängende Laufregion Deutschlands", wie die Broschüre wirbt. Nur Rentweinsdorf macht nicht mit. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ab sofort viel bessere Karten

Das Laufparadies gibt es seit 2014. Das dazugehörige Heft mit Beschreibung aller Strecken, erschienen in einer Auflage von 10 000 Exemplaren, war seit einem Jahr vergriffen. Nun haben der Landkreis Haßberge und die federführende Gemeinde Knetzgau den gut 150 Seiten langen Prospekt neu herausgegeben. Die Strecken sind fast identisch, aber es gibt vor allem eine Verbesserung: Das bis dato arg schematische Kartenmaterial ist nun viel detailreicher. Das erleichtert das Studium der Route im Vorhinein und die Orientierung im Gelände, wenn man der Wegmarkierung allein nicht traut und sich nicht vom Smartphone leiten lassen will.

So sieht die typische Streckenkennzeichnung im Laufparadies Haßberge aus: Unter einem stilisierten Läufer befindet sich die Streckenkennzeichnung - hier KNE1 - und darunter der Richtungspfeil. 
Foto: René Ruprecht | So sieht die typische Streckenkennzeichnung im Laufparadies Haßberge aus: Unter einem stilisierten Läufer befindet sich die Streckenkennzeichnung - hier KNE1 - und darunter der Richtungspfeil. 

Auch das ist neu: Jede Streckenbeschreibung lässt sich aus dem Heftchen heraustrennen. Weswegen Marco Depner (Knetzgau), der Erfinder des Laufparadieses glaubt, dass die neue Auflage von wiederum 10 000 Stück noch schneller vergriffen sein dürfte: "Weil dann jeder gleich zwei Exemplare will: Eins für den Überblick und eins zum Ausschlachten".

Die Redaktion hat Strecken getestet, eine davon mit Marco Depner (49) und seinem Laufparadies-Mitstreiter Hubert Karl aus Zeil. Karl (62) gehört zu den besten Extremläufern der Welt, er hält zum Beispiel mit 22 Zieleinläufen den Teilnahme-Rekord beim Spartathlon, einem 242 Kilometer langen Höllentrip von Athen nach Sparta. Auch Depner lässt sich so schnell nicht ausbremsen: Passend zu seinem 49. Geburtstag ist er heuer "einfach mal so" 49 Kilometer gerannt. Man könnte vermuten, dass sich die beiden viele Quälereien für die Paradiesläufer ausgedacht haben.

Ein Paradies für Anfänger ebenso wie für routinierte und ambitionierte Athleten

Aber falsch: Das Laufparadies bietet Strecken von 4 bis knapp 30 Kilometern für alle Läufer-Typen, für Anfänger ebenso wie für ambitionierte Athleten. Und es will ja gerade Menschen zu körperlicher Aktivität anzuregen, die sonst lieber auf der Couch liegen. Als Trainer und Lauftherapeut arbeitet Hubert Karl eng mit der Gesundheitsregion plus im Landkreis Haßberge zusammen. Da ist es ihm wichtig, Menschen im Sinne ihrer Gesundheit Freude an der Bewegung zu vermitteln.

Die Strecke "KNE.1" etwa, die die Redaktion mit ihren beiden "Erfindern" läuft, ist als "leichte Strecke für Hobbyläufer" eingestuft, was der Test bestätigt. Ihr Motto lautet: "Idylle einatmen". Vom "Dorf am Fluss" in Knetzgau (daher "KNE") ausgehend zieht sie, fast ohne Höhenmeter,  eine 8,4 Kilometer lange Schleife bis zum Sander Altmainsee und durch die Mainaue, wo es teilsweise etwas matschig ist, zurück zum Ausgangspunkt. Karl und Depner kommen kein bisschen außer Atem und können ausgiebig erklären, dass das Laufparadies nicht alleine darauf abzielt, Walker und Läufer ins Schwitzen zu bringen. Sie sollen beim Laufen auch die Besonderheiten an der Strecke wahrnehmen, sei es ein Panoramablick, ein Naturdenkmal oder eine Burgruine.  All diese Besonderheiten sind in der neuen Broschüre aufgeführt, ebenso die Anschlussmöglichkeiten der jeweiligen Strecke an Nachbarstrecken oder bekannte Wander- und Radwege. 

Wer hat es erfunden? Er: Marco Depner aus Knetzgau zeigt vor dem Drucktermin einen Coverseiten-Dummy der neuen Broschüre 'Laufparadies'.
Foto: René Ruprecht | Wer hat es erfunden? Er: Marco Depner aus Knetzgau zeigt vor dem Drucktermin einen Coverseiten-Dummy der neuen Broschüre "Laufparadies".

Den Ernstfall erprobt die Redaktion alleine. Zum Beispiel die "BRB.1" (BRB für Breitbrunn), eine "idyllische Trainingsstrecke" von Lußberg und um Rudendorf herum auf den Veitenstein hinauf und zurück nach Lußberg. Wegen ihrer drei markanten Anstiege sollten die Läufer geübt sein. Der Blick in die Broschüre zeigt das Höhenprofil und verrät, wie weit Läufer hier auf Asphalt, auf Wald- und Feldwegen oder Trails zurücklegen müssen. Aber auch, dass 2,9 Kilometer durch Wald, 5,8 Kilometer über freie Flur und 1,1 Kilometer durch Ortschaften führen.

Blick in die neue Broschüre: Die KNE.1 - Eine von 64 Strecken des Laufparadieses. Zu jeder Strecke gibt es ausführliche Informationen und Kartenmaterial.
Foto: Martin Sage | Blick in die neue Broschüre: Die KNE.1 - Eine von 64 Strecken des Laufparadieses. Zu jeder Strecke gibt es ausführliche Informationen und Kartenmaterial.

Ein Walker soll 1:39 Stunden brauchen, ein gemütlicher Läufer 1:07 Stunden,  ein schnellerer 49 Minuten. Aber aufgepasst: Schon beim langsameren Tempo ist ein Schnitt von flotten 10 Kilometern die Stunde angesetzt! Dann ist da noch die deutlich verbesserte Karte mit dem Vermerk der Sehenswürdigkeiten und Streckenanschlüsse, mehr muss man in Vorbereitung auf die Tour nicht wissen, nur eines noch: Wo genau ist der Ausgangspunkt? Kein Problem, denn es gibt für Ortsfremde auch die Angaben für's Navi: Höhlensteig, 96151 Breitbrunn. 

Nicht überall funktioniert die Streckenführung via Smartphone

Dann aber ein Rückschlag: Das Smartphone scannt zwar brav den QR-Code der Strecke, schafft es aber nicht, Karte und Laufdaten zu laden. Das Netz in den Heiligen Ländern ist offenbar zu schwach. Also keine digitale Navigation mit interaktiven Kartensystem. Macht nichts, so lässt sich feststellen, wie gut die Streckenmarkierung ist. Sie ist vor allem eins: gewöhnungsbedürftig. Wanderer hierzulande oder Bergsteiger in den bekannten Alpenregionen finden praktisch an jedem Baum oder Felsvorsprung eine Markierung.

Ein Paradies mit "Goldener Regel"

Das Laufparadies hingegen folgt strikt der "Goldenen Regel", wonach nur dort ein Hinweisschild steht, wo ein Läufer abbiegen muss. Ansonsten heißt es immer gerade aus. Dieser Minimalismus lässt sich verinnerlichen, aber er birgt die Gefahr, dass dort, wo ein Pfeil übersehen oder mutwillig entfernt wurde, der Wegsuchende die Orientierung verliert. Nicht ohne Grund ist Hubert Karl im Herbst innerhalb weniger Wochen alle Strecken zu Kontrollzwecken noch einmal abgelaufen. Auch, wenn die "BRB.1"  von Anfang bis Ende konsequent und logisch gekennzeichnet ist, empfiehlt es sich doch, auf allen unbekannten Strecken Kartenmaterial mitzunehmen oder das Handy zur Navigation einzuspannen. Ansonsten hält die Strecke alles, was sie verspricht: die angekündigten Bergauf-Anstrengungen ebenso wie atemberaubende Panoramablicke.

Nichts spricht dagegen, im Winter die Laufschuhe zu schnüren. Das ist die Überzeugung des Zeiler Ultraläufers Hubert Karl, der hier für den nötigen Halt seines Schuhwerks sorgt.
Foto: René Ruprecht | Nichts spricht dagegen, im Winter die Laufschuhe zu schnüren. Das ist die Überzeugung des Zeiler Ultraläufers Hubert Karl, der hier für den nötigen Halt seines Schuhwerks sorgt.

Anderswo funktioniert es wunderbar mit der Streckenführung via Smartphone. Etwa in Eltmann beim 5,1 Kilometer langen "perfekten Anfängerkurs" vom Hundeplatz zur Staustufe Limbach. Kaum ist der QR-Code gescannt und "Elt.4 Eltmann - Nah am Wasser" gewählt, erscheint als dicker grüner Punkt der aktuelle Standort - nun muss der Läufer nur darauf achten, dass sich der grüne Punkt entlang der rot markierten Route bewegt. Nur ins Stolpern geraten sollte man nicht beim Blick auf den Touchscreen - und sich dabei nicht die Schönheit der Wege entgehen lassen. Dann ist das Laufparadies viel mehr als ein Trainingsgelände für Ausdauer- und Outdoor-Freaks: Es bietet die großartige Gelegenheit für die ganze Familie, den Landkreis Haßberge neu zu entdecken.

Das Laufparadies in den Haßbergen ist ein Projekt des Landkreises Haßberge und 25 seiner Kommunen unter Federführung der Gemeinde Knetzgau. Kofinanziert wird das Projekt von der Europäischen Union im Rahmen von LEADER. Die Geschäftsstelle ist im Knetzgauer Rathaus angesiedelt.

Die Broschüre ist in Rathäusern und bei den bekannten touristischen Anlaufstellen im Landkreis erhältlich, kann aber auch via Email (info@laufparadies.info) angefordert werden.

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Laufen im Winter? Klar, warum denn nicht: Zehn Tipps von Laufexerte Hubert Karl

Der Ultraläufer Hubert Karl läuft zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter. Aber sollen auch weniger ambitionierte Sportler im Winter laufen? Auf jeden Fall, sagt Karl, und gibt dazu folgende Tipps:
1. Mütze nicht vergessen, der Energieverlust über die Kopfhaut ist bei tiefen Temperaturen enorm.
2. Bei starker Kälte Atemwege mit einem Schal oder einem Headtuch schützen.
3. Nicht zu warm anziehen, lieber die ersten Minuten leicht frösteln.
4. Lieber entspannt laufen als zu versuchen, Rekorde zu brechen.
5. Lein Dehnen im Freien wegen der Erkältungsgefahr.
6. Ausreichend trinken, auch wenn kein großes Durstgefühl entsteht. Gerade bei trocken-kaltem Winterwetter ist der Flüssigkeitsverlust groß.
7. Bei Schnee und Glätte auf eine gute Laufsohle achten und eventuell Spikes benutzen.
8. Reflektoren und Stirnlampen einsetzen, um bei Dämmerung und Dunkelheit zu sehen und gesehen zu werden.
9. Nach dem Laufen sofort raus aus der Laufkleidung und rein in die Dusche.
10. Grundsätzlich gilt: Raus bei jedem Wetter, das fördert die Körperabwehr, stärkt das Herz-Kreislauf-System, regt bei Helligkeit die Vitamin-D-Produktion an (schützt zum Beispiel vor Osteoporose) und sorgt für Stressabbau.
Quelle: Hubert Karl, Zeil am Main
 
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