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Burgpreppach
Günstige Alternative zur klassischen Wärmepumpe? Dieser Rentner heizt und kühlt mit einer Klimaanlage - und ist begeistert
Georg Pannek kühlt sein Haus nicht nur mit einer Klimaanlage, sondern beheizt es auch damit. Eine Alternative für die breite Masse? Was Energieexperten dazu sagen.
Georg Pannek aus Burgpreppach kühlt und heizt sein Haus mit einer Split-Klimaanlage. Er ist davon überzeugt.
Foto: Johanna Heim | Georg Pannek aus Burgpreppach kühlt und heizt sein Haus mit einer Split-Klimaanlage. Er ist davon überzeugt.
Johanna Heim
 |  aktualisiert: 15.07.2024 14:56 Uhr

Bei Georg Pannek ist es kühl. Während an diesem Augusttag draußen rund 30 Grad Celsius herrschen, liegt die Temperatur in seinem Esszimmer bei knapp 20 Grad. An der Wand oberhalb des Esstischs hängt eine Klimaanlage, die nahezu lautlos läuft. Aus ihr strömt angenehm kühle Luft. Der Burgpreppacher hat sich vergangenes Jahr sogenannte Split-Klimaanlagen angeschafft. Der 68-Jährige schlägt dadurch zwei Fliegen mit einer Klappe. Im Sommer kühlt er mit den Geräten seine Wohnräume, in den kalten Monaten beheizt er sie damit.

Georg Pannek ist von den Split-Klimaanlagen, auch Luft-Luft-Wärmepumpe genannt, überzeugt. Gerade auch, weil sie seiner Meinung nach entgegen der klassischen Luft-Wasser-Wärmepumpe, die gerade in aller Munde ist, viel günstiger sei. Bei ihm funktioniere das Gerät gut. Der Burgpreppacher lebt mit seiner Frau in einem Haus mit rund 140 Quadratmetern Wohnfläche auf drei Etagen, Baujahr 1904, die Innenwände sind gedämmt.

Split-Klimaanlage im Internet bestellt

Die Split-Klimaanlage besteht aus zwei Einheiten, einer Außen- und einer Inneneinheit. Panneks Außeneinheiten hängen an der Fassade, knapp oberhalb der beiden Esszimmerfenster. Die Gegenstücke, die sogenannten Konvektoren, hat der Rentner an den Innenwänden montiert. Pannek hat drei dieser Konvektoren eingebaut. Seine Ölheizung im Keller nutze er nur noch für Warmwasser.

"Warum viel Geld für eine Heizung ausgeben, wenn es mit einem Bruchteil der Kosten auch funktioniert?"
Georg Pannek

Für den Rentner war die Entscheidung simpel: "Warum viel Geld für eine Heizung ausgeben, wenn es mit einem Bruchteil der Kosten auch funktioniert?" Rund 2400 Euro habe er für seine Geräte gezahlt. Bestellt habe er sie im Internet. Eine fast lachhafte Summe, findet er, im Vergleich zu den aktuellen Preisen für die Luft-Wasser-Wärmepumpen.

An der Fassade von Geork Panneks Haus hängen die beiden Außeneinheiten.
Foto: Johanna Heim | An der Fassade von Geork Panneks Haus hängen die beiden Außeneinheiten.

Die liegen derzeit, mit Montage und komplettem Heizungsaustausch, zwischen 30.000 und 35.000 Euro. Außerdem braucht man Geduld – knapp ein Jahr beträgt die Wartezeit auf eine Luft-Wasser-Wärmepumpe momentan. Keine Wartezeiten für Lieferung und Montage hatte Pannek. Seitdem hat er seiner Aussage nach "für wenig Geld ein Paradies."

Ein Konvektor reiche bei ihm für die Temperierung von rund 60 Quadratmetern, berichtet Pannek. Im vergangenen Jahr habe er rund 900 Kilowattstunden Strom zukaufen müssen. Etwa 2000 Euro habe er summa summarum an Stromkosten gezahlt – zwischen 600 und 700 Euro davon seien durch den Betrieb der Anlage entstanden. 

Pannek reguliert die Temperatur entweder per Fernbedienung oder per App auf dem Smartphone.
Foto: Johanna Heim | Pannek reguliert die Temperatur entweder per Fernbedienung oder per App auf dem Smartphone.

Für dieses Jahr rechnet er mit Betriebskosten von knapp 500 Euro, da sein Stromtarif gesunken sei. Allerdings produziert der Rentner auch selbst Strom. Auf dem Dach hat er bereits seit einigen Jahren eine Photovoltaik-Anlage installiert. Mittlerweile habe sich die Anlage amortisiert, berichtet er. Für ihn rentiere sich die Split-Klimaanlage also.

Die Split-Klimaanlagen laufen je nach Bedarf

Freilich sei der Wirkungsgrad im Winter nicht so hoch wie im Frühjahr, Sommer oder im Herbst, gibt Pannek zu. Und auch: "Wir heizen natürlich nicht überall und nicht die ganze Zeit." Vergangenen Dezember, als die Temperaturen im Haßbergkreis bis auf bis zu Minus zehn Grad Celsius fielen, schafften es die Split-Klimaanlagen dennoch, die Wohnräume zu beheizen, berichtet er. Er schalte die Geräte aber erst ein, wenn er die jeweiligen Zimmer betritt.

Das Gerät an der Wand im Esszimmer reicht laut Pannek für 60 Quadratmeter Wohnfläche - und sorgt für die passende Temperatur in Küche, Essbereich und Sportzimmer.
Foto: Johanna Heim | Das Gerät an der Wand im Esszimmer reicht laut Pannek für 60 Quadratmeter Wohnfläche - und sorgt für die passende Temperatur in Küche, Essbereich und Sportzimmer.

Vor kurzem hat der Burgpreppacher an einem Energie-Infoabend in Schweinfurt teilgenommen und dort über seine Erfahrungen mit der Split-Klimaanlage gesprochen. "Die meisten Leute waren total ungläubig", sagt Pannek. Dass noch nicht mehr Menschen in der Region auf die Luft-Luft-Wärmepumpen setzen, verstehe er nicht. In anderen Länder, wie beispielsweise in Schweden, werde schon länger auf solche Geräte gesetzt, erklärt er. "Das Öl war bei uns früher natürlich immer billig", stellt der 68-Jährige klar. Für ihn steht aber auch fest: "Wir hängen in Deutschland mit dieser Technologie hinterher."

Doch so überzeugt von den Split-Klimaanlagen als alternative Heizungsmöglichkeit wie Pannek es ist, ist nicht jeder. Zwar sei eine solche Anlage sicherlich erst einmal eine kostengünstige Alternative für Gebäude, in denen kein offizielles Heizsystem – wie Heizkörper oder eine Fußbodenheizung – vorhanden ist, da dafür keine wasserführende Hydraulik notwendig sei, erklärt Georg Knetzger, Energieberater am Ubiz Oberschleichach, auf Nachfrage der Redaktion.

Günstige Alternative zur klassischen Wärmepumpe? Dieser Rentner heizt und kühlt mit einer Klimaanlage - und ist begeistert

Schnell warm – und schnell wieder kalt

Doch das sei in Deutschland normalerweise nicht der Fall, informiert auch Installateur und Heizungsbaumeister Michael Baltruschat aus Reutersbrunn. Zwar sei der Aufwand, ein Split-Klimagerät zu installieren, wesentlich geringer, als eine Zentralheizung einzubauen. "Bei uns in Deutschland ist der Ausbau der Häuser aber so, dass schätzungsweise 98 Prozent bereits eine Zentralheizung haben", sagt der 30-Jährige.

Wer eine Hausstauballergie hat, der sollte besser nicht mit einer Split-Klimaanlage heizen, rät Energieberater Georg Knetzger. 
Foto: Johanna Heim | Wer eine Hausstauballergie hat, der sollte besser nicht mit einer Split-Klimaanlage heizen, rät Energieberater Georg Knetzger. 

Wer mit Luft heizt, der hat es zwar schnell warm im Innenraum, erklärt er, aber eben auch genauso schnell wieder kalt, sobald das Gerät aus ist: "Weil kein Speichermedium dahintersteckt. Luft hat wenig Speichermasse." Dazu kommt: Ein Split-Klimagerät kann für warme Luft im Wohnraum sorgen, nicht aber für warmes Wasser zum Duschen oder Baden. Ganz ohne eine weitere Heizlösung gehe es also nicht.

Strahlungswärme für den Menschen angenehmer

Ein weiterer Knackpunkt: Strahlungswärme, die beispielsweise von einem Festkörper wie einer Fußbodenheizung erzeugt wird, sei für den Menschen angenehmer, als die erhitzte, sich bewegende Luft, die durch die Konvektionswärme einer Klimaanlage erzeugt wird, sagt Knetzger. Auch wer eine Hausstauballergie hat, wird mit einer solchen Anlage nicht glücklich, ist der Energieberater überzeugt. Denn der Luftstrom wirbele den Staub fortwährend auf. 

Rentabler wird es den beiden Experten zufolge außerdem erst, wenn eine Split-Klimaanlage durch selbst produzierten Strom betreiben wird. Denn: Wer keine Photovoltaik-Anlage besitzt, muss den Strom gänzlich zukaufen. Dazu kommt, dass die Photovoltaik-Anlage gerade im Winter, wenn mehr Heizleistung benötigt wird, weniger Strom erzeugt. Die Folge: Weiterer Strom ist nötig, da der Wirkungsgrad, der sogenannte COP, der Luft-Luft-Wärmepumpe abnimmt.

Keine Alternative für die breite Masse

Eine klassische Luft-Wasser-Wärmepumpe schlage sich hier viel besser, sagt Baltruschat. Als Einzellösung könne eine solche Split-Klimaanlage schon funktionieren, findet Knetzger. Sowohl er als auch Baltruschat empfehlen sie aber nicht als alternative Heizmöglichkeit für die breite Masse. Generell gelte: Welche Variante in welchem Wohnraum am besten funktioniert, müsse immer im Einzelfall betrachtet werden.

 
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Kommentare
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  • Ralf Eberhardt
    Zeigt auf jeden Fall, dass das Überstülpen von staatlichen Vorschriften nicht die einzige - vermeintliche - Lösung für uns ist. Zumal bei den hier geschilderten Stromkosten pro Monat von 50,- - 60,- Euro.
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  • Helga Scherendorn
    warum einfach, wenn es auch kompliziert gehen kann? Wir halten es genauso und für Warmwasser haben wir einen Durchlauferhitzer angeschlossen an einer 11 Kg Gasflasche die nur zweimal im Jahr gewechselt werden muss.
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