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Schweinfurt
Wärmepumpen: Youtuber und Energieberater Carsten Herbert erklärt, wann sie im Altbau eingebaut werden können
Welche Gebäude sind für eine Wärmepumpe geeignet, wie kann man sie auf diese Heizungsart vorbereiten und warum kann auch eine Klimaanlage heizen?
Youtuber und Energieberater Carsten Herbert erklärte in der Schweinfurter Stadthalle, wie Wärmepumpen auch in Altbauten genutzt werden können.
Foto: Josef Lamber | Youtuber und Energieberater Carsten Herbert erklärte in der Schweinfurter Stadthalle, wie Wärmepumpen auch in Altbauten genutzt werden können.
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Julia Rüther
 |  aktualisiert: 29.07.2023 04:33 Uhr

Es geht um ein Thema, das vielen Hausbesitzern derzeit auf den Nägeln brennt: Funktionieren Wärmepumpen auch im Altbau? Kein Wunder also, dass Schweinfurter Stadthalle voll besetzt ist, als der Youtuber Carsten Herbert auf Einladung der Lokalen Agenda 2030 über das Thema spricht. Unter dem Namen "Energiesparkommissar" macht der gelernte Bauingenieur Videos, in denen er unter anderem zeigt, wie man im Eigenheim Energie sparen oder eine Wärmepumpe effektiv einsetzen kann.

Zu Beginn seines Vortrags erklärt Herbert, warum das Thema so aktuell geworden ist: "Wir müssen auch im Bereich der Wärmeversorgung möglichst klimaneutral werden." Dieses Ziel sei jedoch mit den herkömmlichen Gas- und Ölheizungen, die mit fossilen Brennstoffen laufen, nicht zu erreichen. Die beste Alternative sei eine elektrische Wärmepumpe. 

Da sie jedoch nicht in jedem Gebäude wirtschaftlich rentabel sei, möchte er den Besucherinnen und Besuchern zeigen, wo sie sich lohnt, wie man ein Gebäude dafür nachrüsten kann und welche Alternative es gibt. Anschließend erzählen fünf Hausbesitzer von ihren Erfahrungen mit Wärmepumpen und deren Finanzierung.

Welche Voraussetzungen muss ein Gebäude erfüllen, um eine Wärmepumpe installieren zu können?

Laut Herbert sollte es einen möglichst geringen Heizenergiebedarf haben, denn sonst würde eine Wärmepumpe enorme Kosten verursachen. Deshalb sei es wichtig, sich erst einmal mit dem Wärmeschutz eines Gebäudes vertraut zu machen und den Energiebedarf zu ermitteln. Dabei sei der Energieausweis jedoch keine große Hilfe, da ihn kaum jemand verstehe, erläutert er. Anschließend zeigt er, wie man selbst den Energiebedarf ermitteln kann.

Carsten Herbert erklärt den Besucherinnen und Besuchern, wie man selbst den Energiebedarf des Eigenheims ausrechnen kann.
Foto: Josef Lamber | Carsten Herbert erklärt den Besucherinnen und Besuchern, wie man selbst den Energiebedarf des Eigenheims ausrechnen kann.

Die Rechnung sei einfach: Man teile den Wärmeenergieverbrauch pro Jahr (zu finden auf der Öl- oder Gasabrechnung) durch die beheizte Wohnfläche.  Das Ergebnis liege zwischen 50 und 200 Kilowattstunden (kWh) pro Quadratmeter und Jahr. 

Welche Gebäude eignen sich für eine Wärmepumpe und welche nicht?

Herbert erklärt: "Häuser, die nach 1995 gebaut worden sind, haben in der Regel einen Verbrauch von 120 kWh pro Quadratmeter im Jahr und schon so einen hohen Wärmeschutz, dass eine Wärmepumpe ohne Probleme effizient arbeiten kann." Zum Vergleich: Neubauten hätten einen Verbrauch zwischen 50 und 70 kWh pro Quadratmeter im Jahr.

Häuser, die zwischen 1978 und 1994 gebaut worden sind, seien nicht immer ausreichend gedämmt, deshalb könnte zum Beispiel ein Fenstertausch notwendig sein.

Wurde ein Haus vor 1978 gebaut und nie saniert, habe es einen hohen Heizenergiebedarf und liege im Bereich von 200 kWh pro Quadratmeter im Jahr. Um hier eine Wärmepumpe nutzen zu können, müsse man mit hoher Wahrscheinlichkeit größere Arbeiten an der Gebäudehülle, wie eine Dach- oder Außendämmung, vornehmen.

Wie kann man selbst den Energiebedarf eines Hauses reduzieren?

Ist der Heizenergiebedarf eines Gebäudes zwar gering, aber noch nicht niedrig genug, um eine Wärmepumpe einbauen zu können, gibt es einige Dinge, mit denen man den Energieverbrauch effektiv reduzieren kann.

Die kostengünstigste Maßnahme sei, die Einstellung der Heizungssteuerung zu optimieren. "Um sicherzustellen, dass ein Haus auch wirklich warm wird, ist die Steuerung nach dem Einbau nämlich oft höher eingestellt, als eigentlich erforderlich", erläutert Herbert. Um sie auf den persönlichen Bedarf anzupassen reiche es, die Bedienungsanleitung zu studieren oder verschiedene Einstellungen auszuprobieren. 

Auch mit der Umstellung von einer Standardduschbrause auf eine Sparbrause könne man richtig Geld sparen. Denn eine Sparbrause verbrauche nicht nur weniger Wasser, sondern auch weniger Energie, um das Wasser zu erhitzen. 

Anzeige für den Anbieter YouTube über den Consent-Anbieter verweigert

Weitere effiziente Maßnahmen seien die Dämmung und Dichtung von Rollladenkästen, Rohrleitungen, ausklappbaren Dachbodentreppen und Treppenaufgängen zum Dach. Die Dämmung des Dachbodens hätte den größten Effekt und den geringsten Kostenaufwand. Denn indem man ihn mit Dämmflocken ausblase oder mit Dämmmatten auslege, könne man bis zu 20 Prozent des Wärmebedarfs reduzieren. 

Vor allem in Dachgeschosse mit einer Holz-Innenverkleidung sollte eine Luftdichtheitsebene eingebaut werden. Ansonsten könne die Dämmwolle zwischen den Ziegeln und Holzlamellen ihre Wirkung, warme Luft im Gebäude zu halten, nicht entfalten.

Welche Alternative gibt es zu einer Wärmepumpe?

Manchmal reichten die Maßnahmen jedoch nicht aus, um den Heizenergiebedarf eines Gebäudes soweit zu reduzieren, dass eine Wärmepumpe wirtschaftlich rentabel ist. Oder die finanzielle Lage erlaube keine Installation einer Wärmepumpe. Für die Menschen, die dennoch fossile Brennstoffe reduzieren möchten, hat Herbert eine günstige Alternative: die Klimaanlage.

Denn auch dabei handele es sich um eine Wärmepumpe. Sie gibt die Wärme jedoch nicht an die Heizkörper ab, sondern an die Luft. Die Installation einer Klimaanlage sei in jede Art von Gebäude möglich und kein aufwändiger Prozess. Mit zwei Geräten könne man gut 65 Prozent des Wärmebedarfs eines Einfamilienhauses abdecken, den Rest erzeuge die vorhandene Heizungsanlage.

Somit würde man auch der Vorgabe des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) gerecht werden, 65 Prozent des Wärmebedarfs mit erneuerbaren Energien zu erzeugen. Einziges Problem: das GEG setze voraus, dass beide Anlagen miteinander kommunizieren müssen. In diesem Fall ginge das aber nicht. "Ich mache gerade Lobby, dass diese Vorgabe aus dem GEG rausgenommen wird und alle Menschen, die keine Wärmepumpe installieren können, eine Lösung haben, die im GEG akzeptiert wird", erklärt Herbert.

Den Vortrag von Youtuber und Energieberater Carsten Herbert hat die Lokale Agenda 2030 organisiert. Manfred Röder, Sprecher der Arbeitsgruppe Klimafreundliche Mobilität, eröffnete die Veranstaltung.
Foto: Josef Lamber | Den Vortrag von Youtuber und Energieberater Carsten Herbert hat die Lokale Agenda 2030 organisiert. Manfred Röder, Sprecher der Arbeitsgruppe Klimafreundliche Mobilität, eröffnete die Veranstaltung.

Wer mehr vom Profi erfahren möchte, findet auf seinem youtube-Kanal und in seinem kürzlich erschienen Buch "Alles, was Sie über Energiesparen wissen müssen" noch mehr Infos und Tipps.

 
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Kommentare
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  • Klaus Krug
    Das war der beste Vortrag, den ich seit langem zu diesem Thema gehört habe. Sachlich und praxisorientiert, basierend auf den physikalischen Tatsachen und frei von Heizungsideologien.
    Er zeigte vor allem auf, dass es keine Patentlösungen gibt, sondern man sich im Detail mit den Gebäuden beschäftigen muss.

    Wer den Vortrag verpasst hat, dem sei der Youtube-Kanal oder das Taschenbuch von Herrn Herbert empfohlen.

    Danke der MP für diesen ausführlichen Bericht, der hoffentlich dazu beiträgt, die aktuell unsäglich politisch eingefärbte Diskussion über das Heizen und das seit 2020 (!!) existierende, also noch aus der Merkel-Zeit stammende Gebäudeenergiegesetz (GEG) wieder auf eine sachlichere Ebene zu bringen.
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  • Harald Bach
    In letzter Zeit waren mehrere Berichte von „Fachleuten „ über die verschiedensten Heizungsarten ( auch immer in Kombi mit Wärmepumpe) in der MP. Selbst die Meinungen der sog. Fachleute gehen da weit auseinander. Wie soll der Laie da noch durchblicken???

    Es ist nicht für jeden alles mach/bezahlbar, was ökologisch sinnvoll wäre. Der Otto Normalbürger braucht eine vernünftige Lösung für sein älteres nicht komplett gedämmtes Häuschen.
    Das ist ein absoluter Schwachsinn und völlige Verunsicherung der Bürger, was hier grad betrieben wird.
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  • Fred Reinshagen
    "Wurde ein Haus vor 1978 gebaut und nie saniert ... müsse man mit hoher Wahrscheinlichkeit größere Arbeiten an der Gebäudehülle, wie eine Dach- oder Außendämmung, vornehmen....Häuser, die zwischen 1978 und 1994 gebaut worden sind, seien nicht immer ausreichend gedämmt, deshalb könnte zum Beispiel ein Fenstertausch notwendig sein."

    Die diffusionsoffenen Häuser werden dann diffusionsdicht - ein Eingriff in die Bauphysik mit weitreichenden Folgen: Schimmel, Algen, mit Zerstörung der gesamten Bausubstanz: überall im Land kann man diese Totsanierungen heute sehen: die Fassaden sind grün & grau, insbesondere über den Fenstern - Schimmel ist krebserregend! Was, wenn die Häuser unter Denkmalschutz stehen - z.B. Gründerzeitviertel mit historistischen oder Jugendstil-Stuckfassaden (in Ostdeutschland weit verbreitet) - darauf dann Wärmedämmung?

    Neubauten mit Gasbeton & Styropor haben eine viel kürzere Lebensdauer als massive Ziegelwände - der Lebensyklus eines Hauses bleibt leider außer Acht!
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  • Matthias Braun
    Das Thema mit den Wärmepumpen wurde völlig zerredet. Dadurch wurde einiges verdreht. Wärmepumpen sind keine neue Erfindung sondern haben sich seit mehr als 20 Jahren bewährt. Gut dass es diese Berichte in der MP gibt welche ausgiebig informieren und einige Fehlinformation wieder relativieren.
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