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Bad Kissingen
Streit um Sperrung der Fränkischen Saale im Landkreis Bad Kissingen: Seidl nährt leichte Hoffnung für den Sommer
Der stellvertretende Leiter des Wasserwirtschaftsamtes erklärt im Interview, wie die Behörde an einer Lösung arbeitet und wann die Saale wieder befahren werden könnte.
Uwe Seidl, stellvertretender Leiter des Wasserwirtschaftsamtes, an der Saale in Bad Kissingen.
Foto: Simon Snaschel | Uwe Seidl, stellvertretender Leiter des Wasserwirtschaftsamtes, an der Saale in Bad Kissingen.
Simon Snaschel
 |  aktualisiert: 12.04.2024 02:43 Uhr

Im Zoff um das Paddelverbot auf der Fränkischen Saale im Landkreis Bad Kissingen heißt es oft: Das Wasserwirtschaftsamt hat seinen Job nicht gemacht und die Uferpflege vernachlässigt. Vor allem deshalb habe das Landratsamt keine andere Wahl gehabt, als den Fluss mittels Allgemeinverfügung für Wassersportlerinnen und -sportler zu sperren.

Im Gespräch mit dieser Redaktion erklärt nun Uwe Seidl, stellvertretender Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Bad Kissingen, warum er den Vorwurf der Untätigkeit klar von sich weist. Außerdem zeigt der 61-Jährige Verständnis für Ärger über bürokratische Hürden und zeigt auf, wie seine Behörde an einer Lösung arbeitet.

Frage: Herr Seidl, wie nehmen Sie in Ihrer Funktion die Diskussionen um die Sperrung der Fränkischen Saale derzeit wahr?

Uwe Seidl: Für uns ist das Thema nicht neu. Wir haben ja schon in früheren Jahren auf die zunehmende Gefährdung hingewiesen und insofern ist es für mich keine Überraschung, dass die Allgemeinverfügung erlassen wurde.

Sowohl Ihre Behörde als auch das Landratsamt bekommen deshalb viel Kritik ab.

Seidl: Uns ist klar, dass die Artikel und Kommentare meistens gegen uns gerichtet sind. Das ist für meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ärgerlich, aber an sich nachvollziehbar.

Häufig liest man: Das Wasserwirtschaftsamt hat seinen Job nicht gemacht.

Seidl: Wir sind davon überzeugt, dass wir die Aufgaben, die uns gesetzlich vorgeschrieben sind, auch pflichtbewusst erledigen. Man muss klar herausstellen: Grundsätzlich sind wir für die Unterhaltung des Gewässers zuständig. Wie die auszusehen hat, beschreibt das Wassergesetz. Primär betrifft das den Hochwasserabfluss und die ökologische Entwicklung des Ufers. Es wird nicht gefordert, die Saale so herzurichten, dass jeder dort Kanu fahren kann. Es ist nicht unsere Aufgabe, eine Bootsstrecke zu präparieren und den Tourismus zu fördern, das muss man klipp und klar sagen.

Konzept ist es ja, die Saale möglichst naturbelassen zu erhalten. Beißt sich das nicht mit der Absicht, sie sicher und attraktiv für das Bootswandern zu machen?

Seidl: Grundsätzlich sind wir bei der Bewerbung als Kanu-Strecke außen vor. Wie gesagt: Im Bayerischen Wassergesetz ist festgelegt, wie die Unterhaltung der Gewässer auszusehen hat.

Das heißt, Sie hätten auch im Rückblick nicht anders gehandelt in Sachen Uferpflege?

Seidl: Das konnten wir gar nicht. Unser Personal und unsere finanziellen Mittel wurden über die Jahre nicht aufgestockt, allerdings sind Kriterien wie Klimawandel oder Biberfraß dazugekommen. Das haben wir auch so kommuniziert. Insofern hat sich die Situation mit der Zeit verändert, auch was die Überalterung der Bäume am Ufer angeht.

Die Fränkische Saale im Landkreis Bad Kissingen bei Großenbrach.
Foto: Simon Snaschel | Die Fränkische Saale im Landkreis Bad Kissingen bei Großenbrach.
Also hätten Sie sich größere Unterstützung aus dem Bayerischen Umweltministerium gewünscht?

Seidl: Die wurde aktuell ja auch von Herrn Landrat Bold angefragt.

Warum erst jetzt?

Seidl: Noch einmal: Es gab über Jahre eine finanzielle Zuweisung aus München, mit der wir unsere Aufgaben erledigen konnten und das auch pflichtbewusst getan haben.

Gefühlt schiebt jede Behörde den Schwarzen Peter in dieser Sache weiter zur nächsten. Können Sie als Privatperson nachfühlen, dass vor allem finanziell betroffenen Menschen bei dieser Bürokratie und den unterschiedlichen Zuständigkeiten der Kamm schwillt?

Seidl: Ich habe Verständnis dafür, dass Bürger, die finanzielle Nachteile erleiden müssen oder deren Hobby das Kanufahren ist, verärgert sind. Und es ihnen sicherlich schwerfällt, die Entscheidung zu akzeptieren.

Seit die Allgemeinverfügung vom Landratsamt erlassen wurde, hat sich viel bewegt. So sollen unter anderem Streckenabschnitte benannt werden, die priorisiert hergerichtet werden sollen. Wie ist hier der Stand?

Seidl: Der Kanu-Verband hat die Strecken benannt. Die wichtigste ist die von Hammelburg nach Diebach, dann von Diebach weiter nach Morlesau. Außerdem von Euerdorf nach Aura und Lindesmühle nach Euerdorf. In diesen Abschnitten sind wir bereits aktiv.

Streit um Sperrung der Fränkischen Saale im Landkreis Bad Kissingen: Seidl nährt leichte Hoffnung für den Sommer
Wie sieht das konkret aus?

Seidl: Wenn Bäume gefällt werden, ist auch immer der Naturschutz involviert. Deshalb haben wir gemeinsam, auch mit dem Landratsamt, eine Bestandsaufnahme durchgeführt und Bäume in zwei Kategorien markiert: Die, die dieses Jahr noch gefällt werden sollen und die, die nächstes Jahr dran sind.

Gibt es für diese Abschnitte einen Zeitplan, bis wann sie wieder gefahrlos befahren werden könnten?

Seidl: Wir reden auch bei diesen Abschnitten teilweise von mehr als 100 Bäumen, am Tag schaffen wir fünf bis sechs. Insofern wird es nicht von heute auf morgen gehen. Ich möchte aber auch nicht ausschließen, dass gewisse Bereiche bei Hammelburg bis zum Sommer geschafft sein könnten. Das ist zumindest ein realistisches Ziel.

Landwirte wie Albrecht Leurer (rechts) und Edgar Thomas haben jüngst ihre Unterstützung bei den Uferarbeiten angeboten.
Foto: Wolfgang Dünnebier | Landwirte wie Albrecht Leurer (rechts) und Edgar Thomas haben jüngst ihre Unterstützung bei den Uferarbeiten angeboten.
Es tut sich also etwas. Passend dazu kam ja von Forst- und Landwirten sowie Maschinenring im Landkreis der Vorschlag, sich an den Arbeiten zu beteiligen. Wie haben Sie das aufgenommen und wie realistisch ist eine Zusammenarbeit?

Seidl: Ich habe direkt, als ich davon erfahren habe, Kontakt zu Herrn Thomas und Frau Eid aufgenommen (Edgar Thomas ist Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes im Landkreis Bad Kissingen, Anna-Maria Eid Geschäftsführerin des Maschinenrings Saale-Rhön; Anm. d. Red.) und wir haben einen Termin vereinbart, in dem wir das besprechen. Grundsätzlich halte ich es für eine coole Idee, weil wir auch wissen, dass die genannten Personen über das entsprechende Knowhow und Equipment verfügen. Wir sind offen, ohne etwas versprechen zu können.

Der Haken an dem Vorschlag: Die Rede ist von einem benötigten Budget von 1,5 Millionen Euro.

Seidl: Das ist natürlich utopisch. Mit unseren derzeitigen finanziellen Mitteln können wir nur stundenweise beauftragen und sind dafür mit verschiedenen Fremdfirmen in Gesprächen. Wir haben eine Kombi-Lösung mit unseren Leuten zusammen im Blick. Herr Bold hat ja auch initiiert, dass die betroffenen Kommunen sich an den Arbeiten beteiligen. Da haben wir mit Hammelburg zum Beispiel schon Verbindung aufgenommen. Uns ist wichtig: Es ist Bewegung in der Sache und die Bevölkerung soll nicht den Eindruck haben, dass wir nichts unternehmen.

 
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  • Roland Albert
    Ich möchte mal wissen, wie das WWA denn die Sicherung die ganze Zeit durchgeführt haben will.
    Ich würde wetten, dass da sich einige verletzen würden, sollten sie Werkzeug in die Hand nehmen müssen…
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  • Peter Koch
    Was sagt eigentlich die Leiterin des WWA zum Thema?
    Auf der Homepage des WWA (Verantwortlich laut Impressum Herr Seidl) sollte es eigentlich Informationen zum Wasserwandern geben, klicken Sie mal auf Wasserwandern...
    https://www.wwa-kg.bayern.de/wasser_erleben/mit_dem_boot/index.htm
    Auch dann, wenn es kein Geld kostet funktioniert nix.
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  • franz-peter potratzki
    In dem Bericht von Herr Snaschel kann man deutlich erkennen, dass Herr Seidl merkt, dass auch das Wasserwirtschaftsamt nicht ganz unschuldig an dem Kanuverbot ist. Ja man hat, so wie er sagt, vielleicht zu wenig Personal um der Sache dienlich zu sein. Es liegt daran, das keiner mehr eingestellt wird. Wer hat da nun zu wenig unternommen ? Das Kissingen WWA oder der Freistaat. Damit könnte man Seiten füllen. Einfacher wäre es , wenn Landratsamt und das WWA endlich und Gängen kämen und die Saale auf ganzer Länge wieder befahrbar zu machen. Damit wäre allen bestens geholfen. Nicht reden, machen. Also LA und WWA kommt endlich in die Gänge!!

    Ich mich auf diese Weise bei Herrn Snaschel für die Berichte zu diesem Thema bedanken, die von ihm auch in der Saale Zeitung stehen. Auch die MainPost Kollegen Frau Krapf und Herr Dünnebier suchen sich oft heikle, interessante und aktuelle Themen auf, die jeder gerne liest. Danke dafür!
    Von den Redakteuren der SZ ist davon leider wenig zu finden.
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  • Ich kenne die Strecke von Bad Kissingen bis Morlesau gut und bin leider wieder einmal überrascht, wie wurst Behörden die Chancen sind, das "Frankens Saalestück " (So wirbt man auf Autobahnschildern und auf einer gleichnamigen Homepage vertreten durch Armin Warmuth, Erster Bürgermeister der Stadt Hammelburg ) auf diese Art touristisch zu nutzen. Egal, ob es um Schulen, Infrastruktur, Wohnbau und Starßen geht: Kein Personal, kein Geld. Traurig.
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