Im Streit um die Sperrung der Fränkischen Saale für Wassersportler kehrt nicht wirklich Ruhe ein. Zwar gab es jüngst im Landratsamt ein Treffen zwischen Kreisverwaltung und Betroffenen, doch die Diskussionen reißen trotz erster Lösungsansätze nicht ab.
Es bleiben offene Fragen: Sind die angedrohten, horrenden Strafen überhaupt realistisch? Wie soll die Überwachung des Flusses funktionieren? Und gibt es Hoffnung für die Paddelsaison 2024? Der aktuelle Stand im Überblick.
Wie ist der Stand der Dinge im Zoff um die Sperrung der Saale?
Am Mittwoch, 28. Februar, gab es im Landratsamt von Bad Kissingen einen "Runden Tisch" zwischen Kreisverwaltung und Vertretern des Bayerischen Kanu-Verbands sowie betroffenen Bootsverleihern. Dabei wurden Lösungsansätze gesucht und die gegenseitigen Positionen ausgetauscht. Das Ergebnis: Ansässige Verleiher sowie Kanu-Verband sollen Strecken an das Landratsamt melden, welche sie als wichtigste Abschnitte ansehen. Diese sollen dann priorisiert angegangen werden.
In der jüngsten Bürgermeister-Dienstbesprechung am Freitag, 1. März, appellierte Bad Kissingens Landrat Thomas Bold außerdem an die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Landkreis, die Pflegearbeiten auf gemeindeeigenen Grundstücken zu unterstützen. Was die Kostenübernahme für diese Maßnahmen angeht, mache man sich laut Bold im Wasserwirtschaftsamt Gedanken über eine mögliche Kooperation.
Der Bayerische Kanu-Verband ist mit den Ergebnissen der Gespräche offenbar nicht komplett zufrieden. Am Freitag, 1. März, schrieb Susanne Patzelt, Vorsitzende im Bezirk Unterfranken, in einer Pressemitteilung zwar: "Alle Seiten haben sich angenähert und ein kleiner Kompromiss steht im Raum." Doch in der Mitteilung wird deutlich ersichtlich, dass die Aufhebung des Erlasses nach wie vor Ziel des Verbandes ist. Man erwäge eine juristische Vorgehensweise, schon allein, um die Klagefrist nicht zu versäumen. Dennoch hoffe man auf eine einvernehmliche Lösung.
Welche sollen priorisierte Streckenabschnitte für die Aufbereitung sein?
Der Ball liegt hier beim Kanu-Verband, der in Abstimmung mit den Bootsverleihern die touristisch gesehen wichtigsten Streckenabschnitte ermittelt. Dem Landratsamt wurde dazu noch keine Meldung erstattet, heißt es auf Nachfrage der Redaktion aus der Pressestelle des Landratsamtes.
Gibt es einen konkreten Zeitplan, bis wann die Saale wieder befahrbar sein soll?
Zum Zeitplan könne man derzeit noch keine Angaben machen, heißt es aus dem Landratsamt. Aber: "Landrat Thomas Bold hat in der vergangenen Woche das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz angeschrieben und um Unterstützung und Bereitstellung außerplanmäßiger Mittel gebeten, damit das Wasserwirtschaftsamt Gehölzpflegemaßnahmen an der Fränkischen Saale zusätzlich vergeben kann", so Pressesprecherin Nathalie Bachmann.
Wie realistisch sind Strafen von bis zu 50.000 Euro überhaupt?
In der Allgemeinverfügung des Landratsamtes heißt es, dass Zuwiderhandlungen mit einer Geldbuße von bis zu 50.000 Euro geahndet werden können. Das Landratsamt überwache die Einhaltung der Verfügung. Nur wie realistisch ist das?
Die Überwachung, heißt es aus der Pressestelle des Landratsamtes dazu, erfolge üblicherweise mit Unterstützung der Wasserschutzpolizei. Der Bußgeldrahmen ist im Bayerischen Wasserschutzgesetz festgelegt. "Die jeweilige Höhe hängt von den Umständen des Einzelfalls ab. Allgemein gültige Aussagen hierzu sind vorab nicht möglich", so Bachmann.
Erhalten die betroffenen Bootsverleiher eine Form der Unterstützung?
Zwar ist der Kreisverwaltung bewusst, dass durch das Verbot auch die Bootsverleiher betroffen sind, heißt es auf entsprechende Anfrage dieser Redaktion aus der Pressestelle. Allerdings seien gesetzlich für solche Fälle keine Ausgleichszahlungen vorgesehen.
Gibt es auch Befürworter der Saale-Sperrung?
Die große Mehrheit der Bevölkerung hält die Verfügung ganz offenbar für überzogen. Eine Petition gegen die Sperrung der Saale, die am 23. Februar online ins Leben gerufen wurde, haben bis zum Montag, 4. März, mehr als 9500 Menschen digital unterzeichnet.
An einer Umfrage dieser Redaktion haben sich bis zum 4. März mehr als 600 Menschen beteiligt. Rund 85 Prozent davon haben sich gegen den Erlass aus dem Landratsamt positioniert. Elf Prozent befürworten die Entscheidung, während vier Prozent keine klare Meinung haben.
Ludwig Werner aus Reichenbach gehört zu denen, die eine Befahrung der Saale durch Wassersportler kritisch sehen. Als Angler und Fliegenfischer sei er schon mehrmals in Konflikt mit Hobbysportlern geraten. Er beobachte immer wieder unvorsichtiges Verhalten von Bootsfahrerinnen und Bootsfahrern, die zum Beispiel die Brutplätze von Eisvögeln an großen Wurzeln oder Steilufern mit stochernden Paddeln stören würden. Die Rücksichtnahme auf Angler oder Natur lasse zu wünschen übrig, kritisiert der Reichenbacher, der einen Streckenabschnitt bei Steinach als Angelrevier nutzt.