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Bad Kissingen
Das Paddelverbot auf der Saale trifft den Heiligenhof in Bad Kissingen schwer: 500 Stornierungen alleine im Mai
Die Sperrung der Saale für Freizeitsportler ist hart für viele Beherbergungsbetriebe. Jetzt schlägt der Bad Kissinger Stiftungsdirektor Steffen Hörtler Alarm.
In der Kinder-und Jugendarbeit hat das Bootfahren auf der Saale einen großen Stellenwert.
Foto: Melf Hauck | In der Kinder-und Jugendarbeit hat das Bootfahren auf der Saale einen großen Stellenwert.
Wolfgang Dünnebier
 |  aktualisiert: 25.03.2024 02:46 Uhr

Eine Hiobsbotschaft für das Gastgewerbe entlang der Saale ist die Sperrung für Kanufahrer im Landkreis Bad Kissingen. Ende Februar hatte es deshalb einen Runden Tisch am Landratsamt gegeben. Besonders trifft die Allgemeinverfügung des Landratsamtes auch die Bildungs- und Begegnungsstätte Heiligenhof.

Stiftungsdirektor Steffen Hörtler spürt die Auswirkungen mit voller Wucht. "Eine Großgruppe hat einen geplanten Aufenthalt in den Pfingstferien mit über 500 Übernachtungen bereits storniert", sagt Hörtler im Gespräch mit dieser Redaktion.

Stiftungsdirektor Steffen Hörtler sorgt sich um die Bildungsstätte Heiligenhof.
Foto: Isolde Krapf (Archivfoto) | Stiftungsdirektor Steffen Hörtler sorgt sich um die Bildungsstätte Heiligenhof.

Doch es könnte noch dicker kommen. So haben laut Hörtler 71 Schulklassen und weitere 19 Großgruppen für dieses Jahr einen freizeitpädagogischen Aufenthalt mit Kanutour gebucht. Sollten alle diese Buchungen storniert werden, würde der Heiligenhof, dessen Träger die Stiftung Sudetendeutsches Sozial- und Bildungswerk ist, in gewaltige wirtschaftliche Schwierigkeiten kommen, befürchtet der Stiftungsdirektor.

Baukosten fast verdoppelt: hohe Investitionen für die Bildungsstätte Heiligenhof

In diesem Zusammenhang verweist Hörtler auf den aktuell laufenden Erweiterungsbau mit Investitionen von sieben Millionen Euro. "Kommen nun erhebliche Umsatzausfälle durch das Wegbrechen des Kanutourismus auf uns zu, sind diese Kosten für unsere Einrichtung nicht mehr zu stemmen", warnt Hörtler. Aufgrund der enormen Baukostensteigerungen in den letzten zwei Jahren stehen erhebliche Belastungen für die Einrichtungen an.

Denn statt vier Millionen Euro, wie vor Corona geplant, werde der Bau nach seinen Aussagen nahezu doppelt so teuer. Das Tagungs- und Seminarhaus mit Jugendherberge und Schullandheim ist mit jährlich über 40.000 Übernachtungen und 220 Betten einer der größeren Beherbergungsbetriebe in der Region, der zudem eine soziale Ausrichtung hat. Angeboten werden niedrigpreisige und damit auch für sozial schwächere Gruppen angemessene Beherbergungsangebote, auch für Schulen und Vereine.

Einige Gruppen würden zwei bis drei Jahre im Voraus buchen. "In allen unseren Prospekten und Werbemaßnahmen werden Kanutouren beworben", sagt Hörtler und verweist auf die Betroffenheit der gesamten Gastronomiebranche im Saaletal.

Die Bildungsstätte Heiligenhof in Bad Kissingen setzt auch auf das Kanufahren.
Foto: Isolde Krapf | Die Bildungsstätte Heiligenhof in Bad Kissingen setzt auch auf das Kanufahren.

Viele der Unternehmen seien durch die Coronapandemie 2020 und 2021 lahmgelegt worden. Erst im Laufe des Jahres 2022 starteten der Tourismus sowie die Klassen- und Schulfahrten und Landschulaufenthalte mit steigender Tendenz, um im Jahr 2023 ein Niveau wie vor der Pandemie zu erreichen.

Mit jeder Buchung fallen 50 Euro weg: Hörtler spricht von drohender Insolvenz

Jede wegfallende Übernachtung bedeutet einen Umsatzverlust von 50 Euro, die bei Begleichung der Betriebskosten fehle. Das Problem dabei: Bei Lücken in der Belegung und in den Einnahmen entstehen bis auf den Lebensmitteleinkauf die gleichen Kosten. Auf Dauer führe ein solches Wirtschaften in die Insolvenz, wird Hörtler deutlich.

Die Fränkische Saale im Landkreis Bad Kissingen bei Großenbrach. Bäume versperren den Fluss stellenweise.
Foto: Simon Snaschel | Die Fränkische Saale im Landkreis Bad Kissingen bei Großenbrach. Bäume versperren den Fluss stellenweise.

Dabei diene der Heiligenhof der Allgemeinheit ohne öffentliche Förderung, so Hörtler. Er biete Bildungs-, Jugendherbergs- und Schullandaufenthalte zu Preisen, wie sie öffentlich in hohem Maße geförderte Einrichtungen auch anbieten. Es sei für die öffentliche Hand ein Glücksfall, eine solche Einrichtung zu haben, die von gemeinwohlorientierten Aufgaben entlasten, argumentiert der Stiftungsdirektor.

"Priorisierung bei der Pflege sinnvoll": Maßnahmen zur Wiederaufnahme werden unterstützt

Gleichzeitig äußert Hörtler Verständnis dafür, dass durch die Hochwasserlagen des letzten Winters und die Biberaktivitäten an der Saale Gefahren durch mögliche Baumstürze aufgetreten sind, die in kurzer Zeit nicht durch das Wasserwirtschaftsamt beseitigt werden können. Sinnvoll sei auch die angekündigte Priorisierung bei Pflege und Baumfällungen an gewissen Streckenabschnitten.

Für die Gäste des Heiligenhofes sei die Strecke Lindesmühle bis Euerdorf absolut prioritär und notwendig. Hörtler bittet, man möge nicht "hypothetische Gefahrenlagen heraufzubeschwören und sozial engagierte Unternehmen in den wirtschaftlichen Ruin zu treiben".

 
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  • Peter Havel
    ... versteh ich nicht, angeln ist erlaubt, ein Baum kann doch auch nach rechts oder links umfallen und da sitzen die Angler ???
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  • Josef Seufert
    Man müßte nun die ganzen Wälder sperren,es könnte ja ein Ast abfallen.Heiliger
    Bürokratius Amen.
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  • Peter Koch
    Der Landkreis Bad Kissingen verweist in Sachen Freizeit sogar direkt auf die Saale und das Bootswandern https://www.frankens-saalestueck.de/aktivitaeten/bootswandern
    Da kann ja nun kein Bürokrat behaupten, dass die touristische Nutzung der Saale keine Priorität gehabt hätte. Man kann doch nicht erst Werbung machen und dann zu faul sein sich um das beworbene Produkt zu kümmern. Wann ist Landratswahl?
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  • Roland Albert
    Leider verstößt die Wortwahl im Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Elvira von Falkenstein
    Manchmal kann man nurnoch mit dem Kopf schütteln, was sich manche Superbürokraten ausdenken!
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  • Thorsten Koslowski
    Unglaublich, mit welcher Fahrlässigkeit Ämter hier agieren. Bei Privatpersonen gilt doch das Gebot der Verkehrssicherungspflicht - sonst kommt das Amt und kümmert sich. .... und hier? Konsequenzen - Fehlanzeige!
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  • Peter Bartosch
    Das war immer schon so und wird sich leider nicht ändern. Die gehen jeden Monat mit viel Geld nach Hause ohne eine persönliche Verantwortung für ihr Versäumnisse oder Fehler gerade stehen zu müssen. Da gehört schon längst was geändert.
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  • Josef Schlusche
    Was würde passieren wenn man den Verantwortlichen für das Verbot privat in die Haftung nimmt und Schadenersatz einfordert? Vermutlich wird das Verbot schnell wieder aufgehoben.
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  • Thomas Diener
    Lieber hat man wieder mal nur Statistiken erstellt und ausgewertet und ahrelang nichts getan ! Was ist uns eigentlich auf Dauer wichtiger :
    Das die Kinder die Natur und ihre Umgebung kennen lernen , das Biber usw. alles zerstören dürfen und was passiert mit den Anglern , Naturschützer und Wanderer .
    Man redet in den Behörden immer nur von Szenarien , aber man handelt einfach nicht
    und schafft praktische und sinnvolle Abhilfe !
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  • Hubertus Kiesel
    Es würde genug Holzmacher geben, die das machen würden gegen kostenfreies Holz. Das Wasserwirtschaftsamt müsste nur die Bäume, die entfernt werden sollen, mit Farbe markieren.
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  • Rolf Tillmann
    Man hatte ja auch "nur" 10 Jahre Zeit, sich um schräg stehende Baumäste mit einem entprechenden Durchmesser zu kümmern. Durch das Regenwetter konnte natürlich in den letzten 5 Monaten nichts unternommen werden, was zu akzeptieren ist.
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  • Oliver Feuerstein
    man hätte schon längstens sich um das Problem kümmern können und morsche Bäume fällen können, aber man müsste ja was tun !!!!
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