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Bad Kissingen
Landrat Bold zu den Bürgermeistern: "Das Bootswandern ist für den Landkreis Bad Kissingen touristisch wichtig"
Auch in der Versammlung der Bürgermeister ging's ums Paddelverbot auf der Saale. Eine Lösung ist im Gespräch. Welcher Appel an Gemeindechefs und -chefinnen ergeht.
Mit Booten oder Kajaks auf der Saale (im Bild an der Wandelhalle) dahinzugleiten, macht nicht nur Spaß, sondern ist auch für Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe einträglich.
Foto: Isolde Krapf (Archiv) | Mit Booten oder Kajaks auf der Saale (im Bild an der Wandelhalle) dahinzugleiten, macht nicht nur Spaß, sondern ist auch für Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe einträglich.
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 16.03.2024 02:43 Uhr

Das Bootswandern auf der Saale ist saisonal seit Jahrzehnten Streitthema. Naturschützer und Angler zum Beispiel hatten sich einst öffentlich gegen das Bootsfahren zu bestimmten Jahreszeiten ausgesprochen, um Tiere und Pflanzen zu schützen. Jetzt läuft der Bezirksverband Unterfranken im Bayerische Kanuverband Sturm, weil der Landkreis Bad Kissingen am 9. Februar 2024 das Befahren mit Booten auf der Saale per Allgemeinverfügung "bis auf Weiteres" verboten hat. Auch bei der Bürgermeister-Dienstbesprechung am 1. März kam das Thema aufs Tapet.

Nicht nur die Kanuten sind sauer. Auch für den Tourismus, das heißt Beherbergungsbetriebe und Gastronomie im Landkreis Bad Kissingen, sind die Besuchergruppen mit ihren Kajaks, Kanus, Schlauchbooten und Stand-Up-Paddle-Boards sehr wichtig. 2007 wurde das Bootswandern im Landkreis Bad Kissingen sogar mit Leader-Mitteln gefördert.

Strecken priorisieren und pflegen

Nun hieß es also, Lösungen zu finden. Am Mittwoch, 28. Februar, hatten sich Verantwortliche von Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt (Bad Kissingen) sowie Bootsverleiher, Betroffene und Vertreter des Bezirksverbands der bayerischen Kanuten (Aschaffenburg) an den Runden Tisch gesetzt – und einen Kompromiss  gefunden: Man wolle darauf hinarbeiten, die Saale zunächst zumindest streckenweise wieder zu öffnen, hieß es vonseiten der Behörden. Zuvor müssten jedoch, wie es hieß, Strecken priorisiert und so gepflegt werden, dass für Bootsfahrer keine Gefahren bestehen.

Der Kanuverband fordert eine Ertüchtigung der Saale, sagte Landrat Thomas Bold am Freitag in der Bürgermeister-Dienstbesprechung. "Dafür ist das Wasserwirtschaftsamt zuständig", formulierte er im Hinblick auf die angedachte Priorisierung der Saale-Strecken, in denen Pflegemaßnahmen stattfinden sollen.

Appell an die Bürgermeister und Bürgermeisterinnen

"Bitte unterstützen Sie das mit Pflegearbeiten auf gemeindeeigenen Grundstücken", richtete Bold den Appell an die Bürgermeister. Er signalisierte, dass man vonseiten der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt darauf hinwirken werde, dass bestimmte Abschnitte "wiederhergestellt" werden. Wichtig sei zudem, dass diese Abschnitte zusammenhängend sind. Auch der Landschaftspflegeverband soll eingebunden werden. Bold: "Das Bootswandern ist für den Landkreis Bad Kissingen touristisch wichtig."

"Wenn wir das machen, übernimmt dann das Amt für Wasserwirtschaft die Kosten?", fragte der Euerdorfer Bürgermeister Peter Bergel. In seiner Kommune habe man bereits im vergangenen Jahr erstmals an der Saale Pflegearbeiten vorgenommen, so Bergel weiter, habe aber dabei "kaum Unterstützung" erfahren.

Vom Warnhinweis 2023 zur Allgemeinverfügung 2024

Beim Wasserwirtschaftsamt mache man sich Gedanken über eine solche mögliche Kooperation, wusste Landrat Bold. Regierungsdirektor Thomas Schoenwald wies auf die Komplexität des Themas hin: Man könne möglicherweise kaputte Bäume an der Saale entnehmen, andererseits sei "kein Kahlschlag" an den Ufern dort möglich, da die Beschattung des Gewässers aus ökologischer Sicht wichtig sei.

Im Januar 2024 hatte das Hochwasser an der Saale noch die Oberhand, wie hier in Westheim. Pflegearbeiten an den Ufern seien, laut Wasserwirtschaftsamt, wegen der stark durchfeuchteten Ufer bisher kaum möglich gewesen. 
Foto: Wolfgang Dünnebier (Archiv) | Im Januar 2024 hatte das Hochwasser an der Saale noch die Oberhand, wie hier in Westheim. Pflegearbeiten an den Ufern seien, laut Wasserwirtschaftsamt, wegen der stark durchfeuchteten Ufer bisher kaum möglich ...

"Wir müssen sehen, wie wir damit umgehen", sagte Schoenwald und wies darauf hin, dass in der vergangenen Saison 2023 Warnhinweise an die Bootswanderer noch genügt hätten. Heuer sei die Situation eine andere: Wegen des anhaltenden Hochwassers habe man an den Saaleufern bislang kaum Pflegearbeiten vornehmen können.

Risiken gegeneinander abwägen

Zahlreiche Bäume seien jedoch inzwischen, infolge der Klimaveränderungen, sehr geschwächt – ja marode. So habe das Wasserwirtschaftsamt Gefahr im Verzug gesehen und beim Landratsamt die Allgemeinverfügung angestoßen, sagte Schoenwald.

Jetzt müsse man die Risiken zum einen für die Natur und zum andern für die Kanuten gegeneinander abwägen – und dabei bedenken, dass der Klimawandel weiter um sich greife und Bäume immer stärker geschädigt würden, so der Regierungsdirektor weiter. Gewisse Maßnahmen müssten an der Saale nun aber durchgeführt werden, dafür seien finanzielle Mittel notwendig. Das Wasserwirtschaftsamt suche derzeit nach Lösungen. "Die Saale soll in absehbarer Zeit wieder befahrbar sein."

Demnächst soll es eine weitere Gesprächsrunde geben, bei der sich Landratsamt, Wasserwirtschaftsamt und die Bürgermeister und Bürgermeisterinnen zu diesem Thema austauschen.

 
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  • Helmut Vierneusel
    Ich habe diese Geschichte von Anfang an in der MP mitverfolgt. Was ,mir persönlich, so in den Sinn kommt , ist doch daß das das WWA 5m Streifen gekauft hat, aber sich um die Pflege dieser nicht kümmert. Jetzt wird wieder die deutsche Vollkaskomentalität in den Vordergrund gestellt. Solche Behörden aber auch andere haben doch, mit solch überbordenten Regeln/Verordnungen, zu diesen Umständen beigetragen. Da in D ja immer irgendwo immer einer die Schuld tragen muß. Die Eigenverantwortung und Einschätzung des Restrisikos wird seit Jahren daher immer mehr "ABTRAINIERT". Komisch an solchen Amtsverordnung sind auch, wenn ich auf meinem Grundstück Hecken oder Bäume habe, die über den Zaun wachsen, werden die Kommunen meist mehr oder weniger aktiv. Da ich im privaten Bereich ja auch die Verpflichtung habe. Aber bei Ämtern und Behörden ist dieses Handeln immer etwas anders zu sehen wie eben im Privatbereich.
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  • Klaus Krug
    Das Leben ist voller Risiken und endet auch bei allumfassender Vorsorge mit dem Tode. Zu diesen Risiken gehört es m.E. auch, dass einem beim Paddeln auf der Saale mal ein morscher Ast auf den Kopf fallen kann, so wie das auch in jedem öffentlich zugänglichen Wald passieren kann.

    Das fällt halt dann unter die Kategorie "dumm gelaufen" bzw. allgemeines Lebensrisiko. Und jeder kann schließlich selbst abwägen und entscheiden, ob er solche Risiken in Kauf nehmen will. An zum Klettern geeigneten Berghängen wird seitens des Staates ja auch nicht geprüft, ob da jedes Steinchen noch fest sitzt. Die Maßnahme des Landkreises ist völlig überzogen. Stellt an den Einsetzstellen ein paar Schilder mit "Paddeln auf eigene Gefahr" auf und gut ist es.

    Und falls aus Naturschutzgründen nicht gepaddelt werden soll (Flußkrebs?), dann sollte man das auch sagen.
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