Das Bootswandern auf der Saale ist saisonal seit Jahrzehnten Streitthema. Naturschützer und Angler zum Beispiel hatten sich einst öffentlich gegen das Bootsfahren zu bestimmten Jahreszeiten ausgesprochen, um Tiere und Pflanzen zu schützen. Jetzt läuft der Bezirksverband Unterfranken im Bayerische Kanuverband Sturm, weil der Landkreis Bad Kissingen am 9. Februar 2024 das Befahren mit Booten auf der Saale per Allgemeinverfügung "bis auf Weiteres" verboten hat. Auch bei der Bürgermeister-Dienstbesprechung am 1. März kam das Thema aufs Tapet.
Nicht nur die Kanuten sind sauer. Auch für den Tourismus, das heißt Beherbergungsbetriebe und Gastronomie im Landkreis Bad Kissingen, sind die Besuchergruppen mit ihren Kajaks, Kanus, Schlauchbooten und Stand-Up-Paddle-Boards sehr wichtig. 2007 wurde das Bootswandern im Landkreis Bad Kissingen sogar mit Leader-Mitteln gefördert.
Strecken priorisieren und pflegen
Nun hieß es also, Lösungen zu finden. Am Mittwoch, 28. Februar, hatten sich Verantwortliche von Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt (Bad Kissingen) sowie Bootsverleiher, Betroffene und Vertreter des Bezirksverbands der bayerischen Kanuten (Aschaffenburg) an den Runden Tisch gesetzt – und einen Kompromiss gefunden: Man wolle darauf hinarbeiten, die Saale zunächst zumindest streckenweise wieder zu öffnen, hieß es vonseiten der Behörden. Zuvor müssten jedoch, wie es hieß, Strecken priorisiert und so gepflegt werden, dass für Bootsfahrer keine Gefahren bestehen.
Der Kanuverband fordert eine Ertüchtigung der Saale, sagte Landrat Thomas Bold am Freitag in der Bürgermeister-Dienstbesprechung. "Dafür ist das Wasserwirtschaftsamt zuständig", formulierte er im Hinblick auf die angedachte Priorisierung der Saale-Strecken, in denen Pflegemaßnahmen stattfinden sollen.
Appell an die Bürgermeister und Bürgermeisterinnen
"Bitte unterstützen Sie das mit Pflegearbeiten auf gemeindeeigenen Grundstücken", richtete Bold den Appell an die Bürgermeister. Er signalisierte, dass man vonseiten der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt darauf hinwirken werde, dass bestimmte Abschnitte "wiederhergestellt" werden. Wichtig sei zudem, dass diese Abschnitte zusammenhängend sind. Auch der Landschaftspflegeverband soll eingebunden werden. Bold: "Das Bootswandern ist für den Landkreis Bad Kissingen touristisch wichtig."
"Wenn wir das machen, übernimmt dann das Amt für Wasserwirtschaft die Kosten?", fragte der Euerdorfer Bürgermeister Peter Bergel. In seiner Kommune habe man bereits im vergangenen Jahr erstmals an der Saale Pflegearbeiten vorgenommen, so Bergel weiter, habe aber dabei "kaum Unterstützung" erfahren.
Vom Warnhinweis 2023 zur Allgemeinverfügung 2024
Beim Wasserwirtschaftsamt mache man sich Gedanken über eine solche mögliche Kooperation, wusste Landrat Bold. Regierungsdirektor Thomas Schoenwald wies auf die Komplexität des Themas hin: Man könne möglicherweise kaputte Bäume an der Saale entnehmen, andererseits sei "kein Kahlschlag" an den Ufern dort möglich, da die Beschattung des Gewässers aus ökologischer Sicht wichtig sei.
"Wir müssen sehen, wie wir damit umgehen", sagte Schoenwald und wies darauf hin, dass in der vergangenen Saison 2023 Warnhinweise an die Bootswanderer noch genügt hätten. Heuer sei die Situation eine andere: Wegen des anhaltenden Hochwassers habe man an den Saaleufern bislang kaum Pflegearbeiten vornehmen können.
Risiken gegeneinander abwägen
Zahlreiche Bäume seien jedoch inzwischen, infolge der Klimaveränderungen, sehr geschwächt – ja marode. So habe das Wasserwirtschaftsamt Gefahr im Verzug gesehen und beim Landratsamt die Allgemeinverfügung angestoßen, sagte Schoenwald.
Jetzt müsse man die Risiken zum einen für die Natur und zum andern für die Kanuten gegeneinander abwägen – und dabei bedenken, dass der Klimawandel weiter um sich greife und Bäume immer stärker geschädigt würden, so der Regierungsdirektor weiter. Gewisse Maßnahmen müssten an der Saale nun aber durchgeführt werden, dafür seien finanzielle Mittel notwendig. Das Wasserwirtschaftsamt suche derzeit nach Lösungen. "Die Saale soll in absehbarer Zeit wieder befahrbar sein."
Demnächst soll es eine weitere Gesprächsrunde geben, bei der sich Landratsamt, Wasserwirtschaftsamt und die Bürgermeister und Bürgermeisterinnen zu diesem Thema austauschen.
Das fällt halt dann unter die Kategorie "dumm gelaufen" bzw. allgemeines Lebensrisiko. Und jeder kann schließlich selbst abwägen und entscheiden, ob er solche Risiken in Kauf nehmen will. An zum Klettern geeigneten Berghängen wird seitens des Staates ja auch nicht geprüft, ob da jedes Steinchen noch fest sitzt. Die Maßnahme des Landkreises ist völlig überzogen. Stellt an den Einsetzstellen ein paar Schilder mit "Paddeln auf eigene Gefahr" auf und gut ist es.
Und falls aus Naturschutzgründen nicht gepaddelt werden soll (Flußkrebs?), dann sollte man das auch sagen.