
In einem Jahr, am Sonntag, 15. März 2020, finden in Bayern Kommunalwahlen statt. In 71 Landkreisen und 2056 Städten, Märkten und Gemeinden werden die Kreistage, Stadt- und Gemeinderäte für sechs Jahre neu gewählt, in den meisten Kreisen auch die Landräte, Oberbürgermeister und Ersten Bürgermeister. Die Redaktion hat sich für eine Übersicht in den neun Kreisen und den wichtigsten Städten in Unterfranken umgehört.
Kitzingen
Der dienstälteste Landrat in Unterfranken ist die einzige Frau: Tamara Bischof, die Landrätin von den Freien Wählern, sitzt seit 2000 auf dem Chefsessel im Landratsamt Kitzingen. Ihre Absicht, erneut zu kandidieren, hat die 55-Jährige kürzlich erklärt. Gegenkandidaten sind aktuell noch nicht in Sicht. Sie dürften es, da muss man kein Prophet sein, auch schwer haben.
Offen ist die Lage in der Stadt Kitzingen. Oberbürgermeister Siegfried Müller (63) von der Unabhängigen sozialen Wählergruppe (UsW) sagt, er habe sich noch nicht festgelegt. Ob er für eine dritte Amtsperiode kandidiert, hänge von "vielen Faktoren" ab. Bis Mitte des Jahres werde er seine Entscheidung bekanntgeben. Derweil hat mit SPD-Chef Manfred Paul (60) ein erster Bewerber seine Ambitionen für das OB-Amt bekundet.
Würzburg
Nebenan in Würzburg peilt Christian Schuchardt, der einzige Rathauschef in Bayern, der der CDU angehört, weitere sechs Jahre als Oberbürgermeister an. Mit dem Amtsbonus geht der 50-Jährige als Favorit in die Wahl, sicheres Pflaster für die Union ist die Universitätsstadt aber nicht. Gegenkandidaten haben sich bislang noch nicht aus der Deckung getraut. Interesse am OB-Amt werden SPD-Stadtrat Alexander Kolbow und dem Grünen-Vorsitzenden Martin Heilig nachgesagt.
Als Landrat von Würzburg hört Eberhard Nuß nach zwölf Jahren auf, obwohl der 65-Jährige noch einmal hätte antreten können. Dass der Kürnacher Bürgermeister Thomas Eberth seine Nachfolge zumindest als CSU-Bewerber antritt, gilt seit Jahren als ausgemacht. Die Nominierung steht noch aus. Gegenkandidaten haben sich bis dato nicht gemeldet. Es heißt, die Nuß-Stellvertreter Christine Haupt-Kreutzer (SPD) und Karen Heußner (Grüne) stünden in den Startlöchern.

Main-Spessart
Noch ein paar Wochen Zeit um zu überlegen, braucht Main-Spessart-Landrat Thomas Schiebel (60) seinen eigenen Angaben zufolge. Der Freie-Wähler-Politiker amtiert seit 2008. Entsprechend zurückhaltend sind auch die Personal-Diskussionen in den anderen Parteien. Deren Chancen sind vermutlich besser, falls Schiebel verzichten würde.
In der Kreisstadt Karlstadt hat Bürgermeister Paul Kruck (Freie Wähler) seine grundsätzliche Bereitschaft bekundet, noch einmal anzutreten, falls es seinen Parteifreunden nicht gelinge, "eine überzeugende Alternative zu präsentieren". Aktuell liefen entsprechende Gespräche, sagt der 64-Jährige, der seit 2008 an der Spitze der Stadt steht.
Schweinfurt
Sebastian Remelé (49), seit 2010 CSU-Oberbürgermeister von Schweinfurt, beabsichtigt im März 2020 sich einmal mehr den Wählern zu stellen. Mit Gegenkandidaten ist zu rechnen, konkrete Namen sind in Schweinfurt aber noch nicht bekannt.
Spannung verspricht das Rennen im Landkreis Schweinfurt. Florian Töpper (SPD), der 2013 sensationell den 18 Jahre lang amtierenden CSU-Landrat Harald Leitherer aus dem Amt bugsierte, stellt sich zur Wiederwahl. Der 39-jährige Landrat hat seine Sache bislang gut gemacht, heißt es quer durch die Parteien, gleichwohl ist die CSU entschlossen, den Chefsessel im Landratsamt zurückzugewinnen. Schon früh im Jahr hat sie Lothar Zachmann, seit 23 Jahren Bürgermeister der Kreisgemeinde Dingolshausen, als Herausforderer nominiert.
Bad Kissingen
Fest im Sattel sitzt CSU-Landrat Thomas Bold in Bad Kissingen. Seit 17 Jahren Kreischef, hat der 58-Jährige sein Weitermachen zwar noch nicht offiziell erklärt, er wartet auf ein Votum des Kreisvorstands seiner Partei. Große Zweifel, dass er erneut antritt, gibt es aber nicht. Über Gegenkandidaten wird spekuliert, konkret ist die Konkurrenz indes noch nicht geworden.
In der Stadt Bad Kissingen möchte SPD-Oberbürgermeister Kay Blankenburg gerne weiter an vorderster Stelle Politik gestalten. Der 61-Jährige, seit 2008 im Amt, hat sich frühzeitig erklärt, Mitbewerber haben sich noch nicht gemeldet.
Rhön-Grabfeld
Rhön-Grabfeld-Landrat Thomas Habermann hängt auch noch eine Amtsperiode dran. Am Donnerstag sagte der 62-Jährige vor dem versammelten CSU-Kreisvorstand endgültig ja. Die Aussichten für andere Bewerber, den CSU-Mann, der seit 2003 amtiert, zu gefährden, stehen schlecht.
In der Kreisstadt Bad Neustadt setzt sich Bruno Altrichter (Freie Wähler) nach 24 Bürgermeister-Jahren zur Ruhe. Dabei hätte der 65-Jährige noch einmal antreten können, nachdem die Altersgrenze für hauptamtliche Bürgermeister und Landräte angehoben wurde. Wer vor dem 30. April 2020 noch nicht das 67. Lebensjahr vollendet hat, darf am 15. März 2020 kandidieren. Wer Altrichter nachfolgt, ist völlig offen. In der Kurstadt kursieren viele Namen, konkret ist noch nichts.
Haßberge
Traditionell fest in CSU-Hand ist das Landratsamt Haßberge. Wilhelm Schneider kandidiert denn auch als großer Favorit für eine zweite Amtszeit. Das Votum des CSU-Kreisvorstands hat der 60-Jährige bereits.
In der Kreisstadt Haßfurt will es Günther Werner von der Wählergemeinschaft noch einmal wissen. Die Arbeit mache ihm weiter Spaß, er wolle sein 2014 begonnenes Werk gerne vollenden, so der 58-Jährige im Gespräch mit der Redaktion.
Miltenberg
Mit einem klaren Ja antwortet Jens Marco Scherf auf die Frage, ob er sich für eine zweite Amtszeit als Landrat von Miltenberg bewirbt. Der Mittelschulrektor war einer der Überraschungssieger von 2014. Erstmals stellten die Grünen in Bayern Landräte, zwei an der Zahl, einen davon mit Scherf in Unterfranken. Der 44-Jährige gilt mittlerweile als über die Parteigrenzen hinweg etabliert, Gegenkandidaten sind bis jetzt noch nicht nominiert.
In der Kreisstadt Miltenberg muss FDP-Mann Helmut Demel (65) das Bürgermeister-Amt aus Altersgründen aufgeben. Für seine Nachfolge hat sich bereits ein prominenter Unternehmer ins Gespräch gebracht: Cornelius Faust (54), Mitinhaber der Familienbrauerei Faust, hat ebenfalls ein FDP-Parteibuch.
Aschaffenburg
In Aschaffenburg verlassen zwei lang gediente kommunalpolitische Schwergewichte die Bühne. Klaus Herzog (67) von der SPD, der seit 2000 an der Stadt-Spitze stand, muss aus Altersgründen aufhören. Bei der Nachfolge rechnen sich die Grünen in einer ihrer unterfränkischen Hochburgen mit Stefan Wagener (47) ernsthafte Chancen aus. Der Chef der Stadtratsfraktion ist bereits nominiert. Bei CSU und SPD gelten die Herzog-Stellvertreter Jessica Euler und Jürgen Herzing als Favoriten. Keine Ambitionen mehr hat der frühere bayerische Justizminister Winfried Bausback (CSU), der 2012 klar gegen Herzog verloren hatte.
Derweil will sich Ulrich Reuter, der CSU-Landrat von Aschaffenburg, nach 18 Jahren im Amt, beruflich verändern. Auf Wunsch der kommunalen Spitzenverbände in Bayern soll Reuter 2021 Präsident des einflussreichen bayerischen Sparkassenverbandes werden. Deshalb verzichtet der 56-Jährige auf eine erneute Kandidatur als Landrat. Als Favorit für die Nachfolge gilt in der CSU dem Vernehmen nach Alexander Legler. Der 41-Jährige ist seit 2011 Bürgermeister von Alzenau, der größten Kommune im Landkreis.
Wo sind die Frauen?
Auffällig beim Blick in die Übersicht ist, dass die kommunalen Spitzenämter in der Region fest in der Hand von Männern sind. Einzige Ausnahme ist die Kitzinger Landrätin Tamara Bischof. Vor einigen Jahren gab es zumindest in den Metropolen Schweinfurt und Würzburg mit Gudrun Grieser (1992 bis 2010) und Pia Beckmann (2002 bis 2008) Oberbürgermeisterinnen von der CSU. Es sieht nicht so aus, dass sich an der männlichen Dominanz an der Spitze von Rathäusern und Landratsämtern bei der Kommunalwahl in einem Jahr viel ändert.
(Mit Informationen aus den Lokalredaktionen)