
Es sind noch zwei Jahre bis zur Wahl des Bürgermeisters in Karlstadt und der neue Bürgermeister könnte der alte sein. Bürgermeister Paul Kruck hat auf der Jahresversammlung der Freien Wähler gesagt, dass er sich vorstellen könnte, noch einmal anzutreten. Wir sprachen mit ihm über seine Ziele für eine dritte Amtszeit und über die Frage, warum er natürlich nicht in Pension geht, obwohl er dies abschlagsfrei tun könnte.
Frage: Herr Kruck, Sie wollen es noch einmal wissen und treten für eine dritte Amtszeit an.
Paul Kruck: Ich fühle mich geistig und körperlich fit und kann mir daher eine weitere Amtszeit vorstellen. Endgültig entschieden wird dies in einem Jahr. 2020 wollen wir Freien Wähler wieder mit einer starken Liste mit überzeugenden Kandidaten, auch für den Bürgermeister antreten. Sollte es aus unseren Reihen einen anderen attraktiven Kandidaten geben, würde mir das bei meiner Entscheidung helfen.
Laut Gemeindewahlgesetz dürfen berufsmäßig erste Bürgermeister nicht älter als 67 sein. Die nächste Bürgermeisterwahl in Karlstadt ist im Frühjahr 2020. Wie alt werden Sie dann sein?
Kruck: Dann bin ich 65. Früher hätte ich mit 65 nicht mehr kandidieren dürfen, aber jetzt geht das. Die Altersgrenze wurde 2011 auf 67 gehoben, aber die Staatsregierung hat dies erst für die Kommunalwahl 2020 in Kraft gesetzt. Böse Zungen behaupten, um eine weitere Amtsperiode des Münchner Oberbürgermeisters Christian Ude zu verhindern.
Das heißt Sie dürfen kandidieren, müssen es aber nicht. Sie könnten auch ein anderes Leben führen, bräuchten sich nicht über den Stadtrat oder die Presse ärgern, könnten ihre Rente genießen, reisen, sich um die Enkelkinder kümmern? Reizt das nicht?
Kruck: Enkelkinder habe ich noch keine, aber das, was Sie sagen, beschäftigt mich schon. Ich war jetzt vier Wochen in Australien und habe die Zeit sehr genossen. Gäbe es die Möglichkeit, für drei Jahre anzutreten, ich würde es ohne Zögern tun. Aber das geht nicht. Es gibt auch keinen Halbtagsbürgermeister in einer Stadt wie Karlstadt. Oder wie Bayerntrainer Heynckes – ich hänge noch eine Saison dran. Nein, wenn ich antrete, dann für sechs weitere Jahre.
Es ist schwer loszulassen? Das beobachtet man oft bei Politikern. Reizt die Macht?
Kruck: Ich würde nicht von Macht sprechen, das klingt mir zu sehr nach Hierarchie. So groß ist meine mittelbare Macht nicht, der eigentliche Souverän ist der Stadtrat. Ich selbst habe nur einen geringen Bürgermeister-Etat von 5000 Euro, alles andere muss von den Gremien abgesegnet werden. Ich habe im Rathaus ein prima Team, die Arbeit macht mir wirklich Spaß, daher würde ich gerne weitermachen. Wobei ich mich nicht für unersetzlich halte. Daher müssen auch die Freien Wähler der Überzeugung sein, dass ich für eine weitere Amtszeit der Richtige bin. Und dann muss noch der Wähler entscheiden. 2014 sind einige Bürgermeister im Landkreis abgewählt worden. Es gab schwierige Entscheidungen. Nehmen Sie nur das Krankenhaus. Da werfen mir viele vor, ich habe mich zu wenig für den Standort Karlstadt eingesetzt. Aber wie soll ich gegenüber den anderen Standorten für Karlstadt kämpfen, wenn die Karlstadter selbst nicht in ihr Krankenhaus gehen?
Damit sind wir bei den Inhalten. Das Krankenhaus und seine Nachnutzung werden sicher ein Schwerpunkt der nächsten Amtszeit bleiben.
Kruck: Da brauchen wir eine dauerhafte Lösung. Die beiden Konzepte, die derzeit auf dem Tisch liegen, sind ja nicht soweit von einander entfernt. Ein Investor bringt aus meiner Sicht ein deutliches Pfund mit. Er muss zeitnah handeln, um sich zu refinanzieren. Das ist bei dem anderen Konzept nicht unbedingt zu erwarten, zumal der Landkreis mit der Planung des Zentralklinikums sehr viel zu tun hat. Der Nachteil eines Verkaufs an die Investorengruppe ist, dass man ein Filetstück aus der Hand gibt und keinen Einfluss mehr hat.
Ein weiterer Schwerpunkt wird der Bau der B 26 n sein.
Kruck: Auch hier brauchen wir eine verträgliche Lösung. Der Bundesverkehrswegeplan sieht eine Anbindung über den Saupurzel an die B 26 bei Karlstadt-Ost vor. Ich hatte im letzten Jahr eine Anbindung am Luftsportclub direkt auf die B 27 ins Gespräch gebracht. Dafür werden wir auch kämpfen, aber erst einmal muss das Linienbestimmungsverfahren abgeschlossen werden. Wir haben im Planfeststellungsverfahren ein institutionalisiertes Mitspracherecht.
Auch die Altstadtsanierung wird ein Thema bleiben.
Kruck: Ja, und zwar immer weniger mit Blick auf die Sanierung der baulichen Substanz, sondern mit Blick auf ihre Vitalisierung. Wie schaffen wir es, Leben in die Altstadt zu bringen beziehungsweise die Altstadt lebendig zu erhalten? Dazu brauchen wir Frequenzbringer. Die Märkte Kupsch und das Turmkaufhaus sind weggebrochen. Das Programm ISEK wird da Vorschläge machen. Ich freue mich auf das neue Museum in der Hauptstraße 9 mit der Stiftung von Jürgen Lenssen. Das ist ein Segen für die Stadt. Die Räume im oberen Stock haben aufgrund der Wandmalereien von sich aus eine enorme Wirkung. Ein solches Museum könnte ein Frequenzbringer sein.
Was ist mit Wohnbau für junge Familien?
Kruck: Wir brauchen ein Gesamtkonzept für Familien. Wenn es eine Überschrift braucht für die nächste Amtszeit, dann könnte es diese sein: „Familie und Beruf müssen noch leichter vereinbar sein“. Dazu bedarf es die beste Versorgung von der Krippe, Kindergarten, Hort bis zur Ganztagsschule. Dazu gehört auch die Bereitstellung von Baugrundstücken. Soweit die Stadt hier Möglichkeiten hat, wird sie das in ihre Macht befindliche tun. Dazu zählen neue Baugrundstücke beispielsweise im Wurzgrund, aber auch Nahverdichtung, um Baulücken zu nutzen.