
An diesem Freitag feiert Thomas Habermann 60. Geburtstag. Seit 2003 steht er als Landrat an der Spitze des Landkreises Rhön-Grabfeld. Aus Anlass des Festes nahm er sich Zeit für ein Gespräch mit dieser Redaktion. Eine gute Zeit für ein Gespräch, denn kurz vor Weihnachten lässt der normale Stress langsam nach. Dann wird es auch im Landratsamt ruhiger, sagt Habermann.
Thomas Habermann: Da bin ich eigentlich nie zu kurz gekommen. Als Kind war das sogar ganz angenehm, weil es Geschenke am Geburtstag und gleich noch mal an Weihnachten gab. Später, als die Geburtstagsfeier manchmal bis in die Nacht dauerte und nachts noch der Christbaum für die Kinder für Heiligabend angehängt werden musste, da konnte es allerdings schon ein langer Tag werden bis zur Bescherung.
Habermann: Überhaupt nicht. Ich fühle mich sowieso noch viel jünger als ich bin, eher wie ein 30-Jähriger. Nur so lange feiern wie früher, das hat etwas nachgelassen. Wenn ich natürlich darüber nachdenke, dass es jetzt Richtung 70 geht, dann erschrecke ich schon ein bisschen.
Habermann: Eigentlich wollte ich ja überhaupt nicht groß feiern. Man hat mich dann aber doch davon überzeugt, dass das nicht geht, wenn man so ein Amt inne hat. Doch dann wollte ich wenigstens keine geschlossene Feier mit geladenen Gästen, sondern eine Fete mit den Bürgern. Deshalb sind an diesem Freitag alle Bürger von 10 bis 14 Uhr eingeladen, auf den Platz vor dem Landratsamt zu kommen, eine Bratwurst zu essen, oder einen Glühwein oder ein Bier zu trinken. Wer gerade in der Stadt ist, kann vorbeikommen. Jeder ist eingeladen. Die Familie kommt dann am Abend dran bei einer privaten Feier mit Freunden und Bekannten.
Habermann: Ich bin tatsächlich erst seit 1990 politisch aktiv, als ich Stadtrat und CSU-Fraktionssprecher im Bad Neustädter Stadtrat wurde. Schüler- oder Studentensprecher war ich nie. Um für den Stadtrat zu kandidieren, war ich von der CSU angesprochen worden. Aber obwohl man mich damals sogar zum Fraktionssprecher bestimmte, war ich nicht einmal Parteimitglied. Das fiel aber ein Jahr später Eduard Lintner auf. Als der mich darauf ansprach, bin ich Mitglied in der CSU geworden.
Habermann: Na ja, eins ist mal sicher angesichts des Wahlausgangs in Amerika: Da wäre wohl ein anderer Präsident nötig. Papst Franziskus dagegen ist für mich ein ganz großes Vorbild. Aber es gibt natürlich auch andere interessante Tätigkeiten. Für mich ist es durchaus vorstellbar, noch einmal etwas ganz Neues zu machen – möglicherweise sogar außerhalb der Politik. Auch wenn ich die Arbeit als Landrat natürlich sehr gerne mache.
Habermann: Den Bürgern Mut und Zuversicht zu geben. Bescheidenheit führt nicht zum Erfolg. Selbstbewusstsein zu vermitteln, schlägt sich in konkreten Projekten nieder. Man muss weg von der Jammerrolle und selbstbewusst sein. Und das muss in München genauso wahrzunehmen sein, wie bei uns.
Habermann: Wir müssen uns in den Gemeinden noch professioneller aufstellen und stärker zusammenarbeiten, um mehr zu erreichen. Die Gemeindeallianzen sind da ein sehr guter Weg. Wir brauchen konkreten Gestaltungswillen und müssen mehr in Projekten denken. Da gibt es bei uns noch viel Potenzial.
Habermann: Macht ist nicht das richtige Wort, sagen wir lieber Verantwortung. Als Richter ist man da eher in einem Reparaturbetrieb. Ein Richter wird erst dann aktiv wenn es nicht mehr anders funktioniert, wenn nichts mehr geht. Als Landrat ist das ganz anders. Da ist man quasi in der Entwicklungsabteilung für neue Projekte. Das ist zwar manchmal mühsam, aber auch sehr interessant. Man muss dabei denken wie ein Unternehmer, um auf Dauer Erfolg für den Landkreis und seine Bürger zu haben.
Habermann: Die Arbeit als Landrat steht natürlich immer im Vordergrund. Um die mit all den anderen Aufgaben in Einklang zu bekommen, braucht es aber gute Mitarbeiter nötig. Und die habe ich. Dafür muss ich ihnen ein großes Kompliment machen. Außerdem sollte man selbst gut strukturiert sein und wie ich ein gutes Terminmanagement im Vorzimmer haben. Grundlegend ist auf jeden Fall, dass man in der Lage ist, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden.
Habermann: Sicher gibt es Menschen, die beim Golf oder bei der Jagd ihre Netzwerke pflegen. Da gehöre ich aber nicht dazu. Ich bin ein Land- und Naturmensch. Auf der Jagd genieße ich es, die Natur zu beobachten, ich liebe die Ruhe und die Stille. Die Jagd ist für mich ein Biosphärenreservat im Kleinen, die Pflege des Lebensraums für die Kreaturen. Außerdem mag ich die Partnerschaft mit meinem Hund – dieses Zusammenspiel, wenn wir uns auf der Jagd ergänzen. Dazu gehört natürlich auch der Abschuss, aber der steht nicht im Vordergrund.
Habermann: Das geht für mich am besten in der Familie, wenn wir etwas gemeinsam unternehmen oder aber zusammen mit guten Freunden.
Habermann: Mit dem Auftritt wird es nichts werden. Ein bisschen für mich geübt habe ich mit dem Instrument natürlich schon. Aber ich habe schnell gemerkt, dass man dafür einen Lehrer braucht. Ich muss zugeben, dass das Ziehharmonikaspielen für mich noch ein Projekt für die Zukunft ist.
Habermann: Das ist völlig offen. Da kann ich heute überhaupt noch nichts dazu sagen. Das ist zu früh. Da muss man sehen, ob man sich das selber oder ob einem andere eine erneute Kandidatur noch zutrauen.
Dann hängt es natürlich auch davon ab, ob ein geeigneter Nachfolger in Sicht ist. Ich kann mir jedenfalls auch gut vorstellen, noch einmal etwas ganz anderes zu machen.
Zur Person
Thomas Habermann machte 1976 Abitur am Rhön-Gymnasium Bad Neustadt. Anschließend studierte er bis 1981 Rechtswissenschaften in Augsburg und Erlangen. Von 1981 bis 1984 folgte das Referendariat im Bereich des Oberlandesgerichts Nürnberg und der Regierung von Mittelfranken. Von 1984 bis 2002 war Habermann Richter und Staatsanwalt in Nürnberg, Mellrichstadt, Schweinfurt, Bad Neustadt und Meiningen. Von 2002 bis 2003 war er Richter am Oberlandesgericht Bamberg. 2003 wählten ihn die Rhön-Grabfelder zum Landrat ihres Landkreises. Seither wurde er zweimal wiedergewählt.
Thomas Habermann ist verheiratet mit Ehefrau Ruth und hat zwei Söhne. HUHE